Volltext Seite (XML)
4» Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberförstern August Max Lehmann in Elterlein und Gehre in CarlSfeld den Titel und Rang eines Forstmeisters zu verleihen. ^iV. Bischofswerda, 9. April. Für die „Blinden in Palästina" sind außer der Kirchencollekte am Charfreitag in Höhe von 21 Mk. noch folgende schöne Gaben eingegangen: 5 Mk. von Herrn Stadtrath o.D. S., 5 Mk. von Frau H., 4 Mk. „von drei Kindern, die für gute Cen- furen je 1 Mk. erhalten, die sie den armen Blinden im Morgenlande zukommen lassen möchten", 3 Mk. von Frau Senator B., 2 Mk. von Frau P., 2 Mk. von Frau v. S., 2 Mk. von einem Halberblindeten in Demitz-Thumitz, 1 Mk. von einer armen Frau, „die aber doch wenigstens sehen kann", 1 Mk. von N. N. in Schönbrunn, 1 Mk. von Herrn L., 50 Pf. von Frau B. in Geiß- mannSdorf, 20 Pf. von Frau verw. H., 50 Pf. von Frau verw. K., so daß im Ganzen 50 Mk. an Herrn Pastor Ludwig Schneller abgesendet werden konnten. Die Kirchenkollekte für die Ge meindepflege am Palmsonntag hat 32 Mk., die Osterkollekte für die Sachs. Bibelgesellschaft 40 Mk. ergeben, so daß vom Palmsonntag bis 2. heiligen Osterfeiertag zusammen 122 Mk. für christliche Liebeswerke gesammelt worden sind. Allen Gebern sei dafür der herzlichste Dank gesagt. Nachträglich sind auch noch 5 Mk. für die Bibelkollekte von Herrn vr. R. gespendet worden. Bischofswerda, 9. April. Abermals sind die Festtage der Osterfeier an uns vorüber gegangen, und mit frischem Muthe gehen wir nun der Zukunft entgegen. Der Frühling bricht mit Macht hervor, schon wollen die Knospen ver Bäume und Sträucher ausbrechen, und die milde Frühlingssonne macht Wiesen und Felder grün. ES waren warme, fruchtbare Osterfeiertage, trotz etwas Regen ließen sich Unzählige nicht abhalten, hinaus in die freie Natur zu wandern, um sich an dem fröhlichen Gesang der Lerchen und an der wiedererwachenden Natur zu erquicken und zu stärken. Leider störte ein weit und breit auftretendes zum Theil recht schweres Gewitter am zweiten Feiertag Nachmittag gegen 5 Uhr das fröhliche Treiben auf Berg und Flur. In der sächsischen Schweiz, insbesondere über der Bastei war das Gewitter besonders heftig, ebenso in Stolpen, Neustadt rc. Alles ist nun wieder in Thätigkeit und wenngleich der Gang in Handel und Gewerbe zu wünschen übrig läßt, so gehen wir dennoch mit froher Hoffnung aus besseren Geschäftsgang der Frühjahrszeit entgegen. * Bischofswerda, 8. April. Zur Vervoll kommnung unserer Notiz in Nr. 41 dieses Blattes, die Landtagswahl betreffend, wird unS von ge schätzter Seite mitgetheilt, daß in einer gegen Ende März in Dresden abgehaltenen Vertrauensmänner- Versammlung, der auch der Präsident der Zweiten Kammer Geh. Hofrath vr. Mehnert beiwohnte, Herr Stadtrath Huste gebeten wurde, wieder zu candidiren. Die Vertreter aller Städte des Wahlkreises gaben einstimmig ihrem diesbezüg lichen Wunsche Ausdruck und der Präsident Mehnert sagte, unter Ausdrücken des höchsten Lobes über die Thätigkeit und Tüchtigkeit unseres bisherigen Vertreters Herrn Huste, daß er einen Abgeordneten von der Befähigung und Arbeits freudigkeit nur sehr ungern im Landtage missen würde, er bäte daher Herrn Huste ebenfalls, die Candidatur doch ja wieder anzunehmen! Herr Stadtrath Huste hatte, diesem Drängen nachgebend, daraufhin zu aller Freude die Candidatur wieder angenommen. Eine kürzlich überstandene Influenza hatte bei Herrn Huste Er scheinungen hinterlassen, welche eine eingehende ärztliche Untersuchung nöthig machten und auf Grund derer der Arzt ferner von der Wieder annahme des Landtagsmandates wegen der damit verbundenen unausbleiblichen Aufregungen und Anstrengungen, abrieth. Herr Stadtrath Huste sah sich daraufhin gewiß zum größten Leidwesen aller seiner Wähler genöthigt, von der schon an genommenen Candidatur zurückzutreten. Wie wir hören, hat Herr Huste aus gleichem Anlaß auch beim hiesigen Stadtrath einen längeren Urlaub, vorläufig bis 30. September, nachgesucht und er halten. ES ist nunmehr Herr Weinhändler Knobloch in Radeberg gebeten worden, die Candidatur zu übernehmen und wenn dies, wie zu hoffen ist, geschieht, so dürfte ein ausgezeichneter Nachfolger für unseren bisherigen Abgeordneten gefunden sein. ^V-r. Bischofswerda, 10. April. Die Bestimmung in § 1684 in Verbindung mit 8 1649 deS Bürgerliche» Gesetz-Buche», die Urbertragung der elterlichen Gewalt auf die Mütter und die ihr zustrhendr Nutznießung am vermögen der Kinder betr., hat durch da» neue Einkommensteuer- Gesetz vom 24. Juli 1900 auch eia« Arnderung in steuerlicher Beziehung zur Folge gehabt, indem Wittwen nicht mehr, wie bisher, mit den Erträg nissen au» dem eigenen, sondern auch denjenigen aus dem Vermögen der unmündigen Kinder zur Einkommen-Steuer heranzuziehen sind. Dir dieses Jahr erfolgten erhöhten Einschätzungen derartiger Personen gegenüber den Vorjahren sind, insoweit sie sich in den tatsächlichen Grenzen bewegen, also durchaus gesetzlich und erscheint eS daher im eigenen Interesse aller derjenigen Steuerpflichtigen, deren Einschätzung auf Grund dieser Bestimmungen eine Erhöhung erfahren hat, rathsam zur Ver meidung aller Weiterungen an competenter Stelle die nöthigen Informationen einzuholen. — (Apfelsinen.) Die Apfelsinen sind die allerersten Frühlingsboten, die mit ihrem angenehmen Dufte an die warme Jahreszeit erinnern. Sie er scheinen vor den Zugvögeln in Menge bei uns und zwar ebenfalls von Süden her, im milden Klima Norditaliens, das durch die gewaltig hohe Alpenmauer vor rauhen Winden geschützt ist und in Sicilien sind sie während der Winterszeit ge reist, ihr Preis stellt sich immer billiger und darum seien auch die weniger Bemittelten aus die Nütz lichkeit dieser Frucht hingewiesen. Gerade in der jetzigen Zeit ist sie umso beachtenswerther, da Gemüse und Obst am rarsten sind, und für den Magen neben Fleischkost Früchte als verdauungs befördernd besonders für Kinder den größten Werth haben. Da die Apfelsinen in ihrer Heimath wegen des Transportes unreif vom Baume genommen werden, ist es nöthig, die möglichst reisen zu kaufen. Im Uebrigcn wird diese Frucht bei uns noch nicht im gehörigen Maße ausgenützt. Das aus ihrem Safte, Zucker und Wasser hergestellte „Orangeade" ist außerordentlich erfrischend und magenstärkend und bildet in Frankreich einen Handelsartikel, der viel Absatz findet. Der Orangenpunsch und der Likör aus ihren Schalen ist in Italic« nicht minder beliebt. Limonade, aus ihrem Saite bereitet, wird bei uns noch viel zu wenig beachtet. *** Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 10. April. Durch Feuer wurden vernichtet: 9 Gebäude von 4 Besitzern in Skaska; die Pianofortefabrik zu Köttewitz. — Der Schneidermeister Neumann in Zittau ist an Blutvergistung gestorben. — Furcht bar verbrannt hat sich in Weißwasser ein Glas schleifergehilfe, der in einen Bottich mit siedend heißem Wasser gefallen. — In der Heynitzer Fabrik feierten 5 Arbeiter das 25jährige Dienst jubiläum. Desgleichen die Herren Spinnmeister Kulpka und die Prokuristen Brauny und Lorenz. — Dem Herrn Briefträger Müller in Zittau wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — In der Realschule zu Bautzen erhielten nach der Osterprüfung 10 Schüler werthvolle Bücherprämien. — Zum Organisten von Seifhennersdorf wurde Herr Lehrer Ludwig in SpitzkunnerSdorf erwählt. — An den landwirthschaftlichen KceiSverein für die Lausitz haben sich 2 neue Vereine angeschlossen, nämlich der zu Großdrebnitz mit 33 Mitgliedern (Vorstand Herr Barthel) und zu Prietitz bei Elstra mit 12 Mitgliedern (Vorst. Herr Gutsbes. Hantzsch). Am Sonnabend früh gegen 6 Uhr ist nach längerem Leiden im 90. Lebensjahre in Zittau der vormalige Bürgermeister von Zittau, Herr Geh. Rath vr. jur. Ludwig Haberkorn gestorben. Daniel Ferd. Ludwig Haberkorn wurde am 2. September 1811 in Kamenz geboren, studirte 1830—1833 in Halle und Leipzig die Rechte, wurde 1838 Advokat in Kamenz, später Gerichts direktor daselbst und war 1846—1856 Bürger meister der Stadt. Seit 1857 bekleidete er das Bürgermeisteramt in Zittau bis zu seiner Pensio- nirung 1887. In die Zweite Kammer der Stände versammlung trat er 1849 ein, mit einigen Unter brechungen war er von 1859—1890 Präsident der Kammer. 1867 gehörte «r auch dem konstituirrn- den Norddeutschen Reichstag als Mitglied an. Haberkorn veröffentlichte „Die Kirchenvorstands- und Synodalordnung für die evangelisch-lutherische Kirche des Königreichs Sachsen vom 30. März 1868", „Die BerfassungSurkunde des Königreich- Sachsen vom 4. September 1831 sonst und jetzt" u. A. m. Se. Majestät der König zeichnete ihn 1881 durch Verleihung de» GroßkreuzeS vom Verdienstorden au«. Der Sohn de» Verstorbenen ist Direktor der Brandversicherungskammer. Dresden, 8. April. Se. Maj. der König wohnte heute Nachmittag dem Pferderennen in Seidnitz bei. Ein Offizier stürzte und wurde be sinnungslos vom Platze getragen. Sein Pferd mußte erschossen werden. In der nrurrbauten Tarnisonkirche zu Dresden fand am Charfreitag 11 Uhr Vormittag» zum ersten Male eine Abendmahlsfeier für die Mitglieder de» Kriegsministeriums und deren Angehörig« statt. Der Kriegsminister mit Familie nahm daran theil. Herr Militär-Oberpfarrer Zschucke, welcher zugleich Garnisonpfarrer von Dresden ist, hielt die Beicht- rede und spendete da» heilige Abendmahl in Gemein schaft mit dem Divisionspfarrer Otto. Es hatten sich über 70 Kommunikanten eingrfunden. Dresden, 9. April. Bon den in vvanxsliois beauftragten Staatsministern sind auf Grund von 8 33 und 35 der KirchrnvorstandS- und Syno dalordnung für die bevorstehende VII. evangelisch lutherische LandeSsynobe berufen worden als geistliche Mitglieder: Geh. Kirchenrath Keller in Bautzen, Konsistorialrath Superintendent v. tbool. Benz in Dresden, Prof. v. tkool. Heinrici in Leipzig, Superintendent v. tbeol. Nobbe in LeiSnig und Pfarrer Vie. tbool. Lehmann in Zwenkau; als weltliche Mitglieder: Hauptmann a. D. Graf Otto Vitzthum v. Eckstädt in Dresden, Wirkt. Geh. Rath vr. Graf v. Könneritz auf Lsssa, Landesältester v. Zezschwitz in Bautzen, Ritterguts besitzer Justizrath Opitz auf Treuen o. Th. und Ministerialdirektor a. D. Wirkt. Geh. Rath Meusel in Dresden. Dresden. Der aus Jena stammende Re gierungsbaumeister Hugo Hartung in Berlin nahm einen Ruf als ordentlicher Professor an der technischen Hochschule in Dresden an. Pirna, 9. April. Ein bedeutungsvoller Er- innerungStag sowohl für unsere Siadt, wie auch die weiter stromaufwärts im Elbthale gelegenen Städte und Ortschaften war der^6 April: Bor 50 Jahren erfolgte die Betriebseröffnung der damals sogenannten sächsisch-böhmischen Staats eisenbahn, unserer heutigen Bodenbacher Linie. Weigsdorf, 9. April. Am Mittwoch fanden Waldarbeiter beim Suchen nach Hirsch hörnern im gräflichen Rittergutswalde zu Dorn- Hennersdorf nach und nach zehn lebende Kreuzottern, welche sie alle tödteten. Es ist dies ein Beweis, wie häufig diese Reptile bei uns vorkommen. Zum Glockensturz zu Lommatzsch schreibt der „Lommatzscher Anzeiger": Wie sestgestellt ist, ist das Unglück dadurch entstanden, daß von dem oberhalb der Glocke angebrachten Flaschenzug ein Stück Eisen absprang und die scharfe Kante das über dem Flaschenzug laufende Seil bei der Seit wärtsbewegung der Glocke sofort zerschnitt. Bon der herabgestürzten 45 Centner schweren Glocke ist der Hals zerbrochen, sowie der eiserne Bügel über der Glocke in Stücke gegangen. Bis auf Weiteres müssen die alten Glocken wieder Dienst thun. Wie Glockengießer Bierling zusicherte, kommt die Firma für sämmtliche durch den Glockensturz ver ursachte Schäden auf. Herr Bierling wird die. Ersatzglocke bis 2. Juli ds. I. liefern. Bis jetzt hat die Firma wohl gegen 1400 Glocken gegossen, aber ein ähnliches Unglück ist ihr noch nicht widerfahren Freiberg, 9. April. Infolge des starken Niederganges des Silberbergbaues in hies. Gegend hat sich auch die Gewerkschaft Augustus, Vereinigt Feld zu WeigmaunSdorf, veranlaßt gesehen, ihren Betrieb gänzlich einzustcllen. In der letzten Ge werkschaftsversammlung wurde beschlossen, die Ge werkschaft aufzulösen und dem ihr verliehenen Bergbaurechte bedingungslos zu entsagen. Aus demselben Grunde hat ferner die Gewerkschaft Herzog August, Fundgrube bei den Drei Kreuzen, nachdem sie das ihr verliehene Bergbaurecht auf gegeben hat, zu bestehen aufgehört. Leipzig, 6. April. Herrn Oberbürger meister Justizrath vr. Tröndlin wurden 10,000 Mark mit der Bestimmung überwiesen, von den Zinsen einen Alumnus der Thomasschule während seine« Militärjahres zu unterstützen. Leipzig, 5. April. Nachdem heute der Streik von 155 Kassenärzten perfekt geworden ist, wird bekannt, daß auch die zur Zeit in Leipzig anwesen den Direktoren von Universitäts-Instituten (Poli kliniken), die mit der Ortskrankenkasse in einem VertragSverhältaisse stehen, Stellung genommen haben. Sie haben beschlossen, bei der obersten Aufsichtsbehörde der Ortskrankenkasse, dem Ministe rium deS Innern, zu beantragen, „daß der Vorstand der Ortskrankenkasse angewiesen werde, den bisher bestandenen, von ihm widerrechtlich bei Seite gesetzten Vertrag einzuhalten und darnach, wie bisher, mit der Dertraueoskommission der ärztlichen Bezirks vereine zu verkehren und etwaige von der Orts krankenkasse begehrte Aenderungen im ordentlichen Rechtswege durch die höheren Instanzen regeln zu lassen. Kein Vorstand eine» UniversitätS-Jnstitut» werde mit der Ortskrankenkasse in direkte Verhand lung treten." — Die von der königlichen Kreishaupt- Mannschaft vermittelung-halber empfohlene Suspen sion der für heute ausgesprochenen Kündigung ist von den ärztlichen Bezirksvereinen deshalb abgelehnt worden, weil der Kassenvorstand erklärt hat, mit den Bezirksvereinen und ihren derzeitigen (nicht zu den Kassenärzten gehörenden) Vorstände« überhaupt Der sächsische Erzähler. Nette 4.