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4» und diese Provinz dann an China zurück-eben will ! DrrCzar hat den ehemaligen Kriegsminister v. WannowSki zum Unterricht-Minister an Stelle des an den Folgen des gegen ihn begangenen Attentats gestorbenen Ministers Bogolepow er nannt. Ein General als Unterrichtsminister — da- ist wohl nur im „heiligen" Rußland möglich; aber vermutlich ist der Umstand, daß General WannowSki dir Reorganisation des russischen Armee- »esenS erfolgreich durchführte, für Kaiser RicolauS bestimmend gewesen, diesem energischen Mann nun auch die geplante Reform des russischen Schul wesens zu übertragen; das kaiserliche Rescript an WannowSki anläßlich seiner Ernennung zum Unter- richtSminister läßt dies zwischen den Zeilen wenig sten- deutlich genug erkennen. Im Stillen Ozean droht sich ein Konflikt zwischen Frankreich und England zu er heben. Laut einer „Times"-Meldung au» Wellington (Neuseeland) hat Frankreich eine Martnestation für den Stillen Ozean errichtet und die Zahl seiner dort stationirten Kriegsschiffe innerhalb weniger Wochen aus fünf erhöht; jetzt ist eS dabei, dort — der Platz der Marinestatiyn wird in dieser Meldung allerdings nicht näher be zeichnet — die Landbefestigungen zu verstärken. Dieses Borgehen Frankreichs wird in Wellington, wie die erwähnte Nachricht der „Times" weiter versichert, als eine Bedrohung der britischen Interessen im südlichen Theile des Stillen Ozean betrachtet. Es kommt nun zunächst darauf an, wie man in London dies Auftreten Frankreichs im Stillen Ozean, durch welches die britischen Interessen im südlichen Theile desselben angeblich bedroht werden, ausfaßt. Der nach Kairo geflüchtete Schwager deS Sultans, Mahmud Damad Pascha will am 10. April angeblich freiwillig nach Consiantinopel zu rückkehren. Hoffentlich verrechnet sich Mahmud Damad Pascha bei diesem Schritt nicht. Die größte Polenstadt des europäischen Festlandes ist, wie das „Berliner Tageblatt" feststellt, nächst Warschau die deutsche Reichshaupt stadt. Berlin überragt mit seinen 70,000 Polen Lemberg, Krakau und Posen. Es giebt in Berlin annähernd ein halbes Hundert polnischer Vereine. In Berlin hat man Uebrigens ein Beispiel, daß selbst die Germanisierung die Polen noch nicht zu wirklichen Deutschen macht. Die 70,000 Berliner Polen, unter zwei Millionen Deutschen lebend, sprechen natürlich alle gut deutsch, da sie selten in die Lage kommen, polnisch sprechen zu können. Trotzdem fühlen sie sich ebensowenig als Deutsche, wie die Irländer sich als Engländer fühlen. Schwerin i. M., 9. April. DaS Re gierungsblatt veröffentlicht anläßlich deS Regierungs antritts des GroßherzogS Friedrich Franz IV. einen Gnadenerlaß. Allen Personen, gegen die bis zum heutigen Tage wegen Uebertretungen auf Haft oder Geldstrafen oder wegen Vergehen aus Freiheitsstrafen von nicht mehr als sechs Wochen oder auf Geldstrafen von nicht mehr als 150 Mk. erkannt wurde, ist die Strafe, soweit sie noch nicht vollstreckt ist, erlassen worden. Schwerin, 9. April. Zu Ehren des Herzog-Regenten Johann Albrecht, der heute die Regierung dem Großherzog Friedrich Franz IV. übergiebt, fand gestern Abend ein Fackelzug von 2500 Personen statt. Der imposante Zug machte vor dem Schloßportal Halt. Auf dem Balkon waren der Herzog-Regent und die Herzogin er schienen. Nach einer Serenade der Gesangvereine sprach Rechtsanwalt Kolbow dem Regenten den Dank für seine kraftvolle Regierung aus. Hierauf wurde das Komitee zum Herzog-Regenten be- schieden. Er beauftragte dasselbe, seinen Dank für den schönen AbschirdSgruß allen Mitwirkenden auSzusprrchen. Marseille, 7. April. Die Hafen- und Dock arbeiter beschlossen, den Ausstand zu beenden und die Arbeit wieder aufzunrhmen. New-Jork, 4. April. Die hiesige Handels kammer hat in einer Resolution die Hoffnung ausgesprochen, daß zwischen Amerika und Ruß land ein Einvernehmen erzielt werden möge, durch welches die kommerziellen Meinungsverschieden heiten beseitigt würden und eine ungestörte Ent wickelung des Handels der beiden Länder ermög licht würde. Vom Burenkrieg. DaS Kesseltreiben der Engländer gegen die Buren im östlichen Transvaal nimmt für die ersteren einen günstigen Fortgang, wenn man den hierüber vor liegenden neueren englischen Berichten glauben darf. Nach einer Depesche Kitchener'S au» Pretoria besetzte Oberst Plumer ungehindert PietpotgietrrSrust. General French erbeutete noch 4 er tachftsch« Wrzckhiur Mette G. ein Pompomgeichütz, da» letzte, welche» die Buren im südöstlichen Transvaal noch hatten, weiter viele Wagen und Vieh. Er machte außerdem zahlreiche Gefangene. Ein Theil der noch in der Capkolonie befindlich gewesenen Burentrupp» zog, den Oranjefluß überschreitend, in die Oranjefluß- Colonie zurück. Mitten in der Kapkolonie stehen Buren und machen sich dort sehr bemerklich, so daß selbst dir Time« nicht umhin kann, nachstehende Depesche au» Kapstadt bekannt zu geben: ScheeperS Kommando von Burrntruppen nahm am 6 April 20 Meilen nördlich von Aberdeen eine Abtheilung englischer Reiterei gefangen. Wie dasselbe Blatt vom 6. April au» Kroon- stadt meldet, steht eS nunmehr lest, daß Botha und Dewet sich bei Brede vereinigt haben. Brede liegt an der Nordostgrenze de» OranjestaatrS. Die Buren im Norden des Oranje-Freistaate» legen eine große Thätigkeit an den Tag. Die Eisenbahn wurde an drei verschiedenen Stellen von ihnen zerstört. Mehrere kleinere Gefechte haben stattgefunden, deren Ergrbniß die Engländer nicht bekannt geben. Beim Vorrücken der Briten nach Norden wollen die Buren nach einer Meldung der „Daily Mail" aus Pretoria vom 5. April wahrscheinlich bis zur Annäherung der Kolonne Plumers PieterS- burg räumen, HarnertSburg in den Zoutpansbergen befestigen und zwei große Kanonen dort auspflanzen. Wenn sie hart bedrängt werden sollten, dürften sie sich ins Gebirge zurückziehen, wo Lebensmittel vollauf vorhanden sind. Präsident Krüger hat Utrecht verlassen, um sich nach Hilversum zu begeben. Er wurde vom Bürgermeister nach dem Bahnhofe geleitet unter lauten Begrüßungen der zahlreichen Menge. Voreilig ist man in England mit Beschaffung der Südafrika-KriegSmedaillen gewesAi. Diese KriegSmebaillen zur Erinnerung an den südafri kanischen Krieg, welche an die Offiziere und Mann schaften bei dem Ende des Krieges vertheiit werden sollten, waren von der englischen Regierung schon im Jahre 1900 bestellt und auSgesührt worden, weil man Lord Roberts Botschaft Glauben ge schenkt hatte, daß wirklich »tko ^var c>vsr«, der Krieg vorüber wäre. Demgemäß trugen die Medaillen die Jahreszahl 1900. Nun hat der Krieg den Jahrhundert-Wechsel schon lange über dauert, und so mußte sich die englische Regierung dazu bequemen, die Münzen in die Fabrik zurück zusenden, um die Jahreszahl auSkratzen zu lassen. An der Pest gestorben sind in Kapstadt bis jetzt nach den englischen Berichten 22 Europäer und 108 Eingeborene. Die Vorgänge in China. Der bekannte chinesische General Tungsuhsiang soll die Fahne der Empörung erhoben haben und gegen Kalgan marschiren. Eine Bestätigung diese- in Peking verbreiteten Gerücht- liegt zwar noch nicht vor, doch wissen auch sonst noch Nach richten von einer in der Mongolei unter Führung Tungfuhsiang's und de- Prinzen Tuan auS- grbrochenen Empörung zu berichten. Nun, vielleicht trägt dieselbe dazu bei, die chinesische Regierung endlich völlig gefügig gegenüber de» Forderungen der Mächte zu machen. Andrerseits indessen gilt die Ernennung des fremdenfeindlichen bisherigen Gouverneurs von Hupeh, Jüjinlin's, zum Gouver neur von Kwangst al- ein Zeichen, daß die reactio- näre Partei am Hofe von Singanfu bestrebt sei, der Boxerbewegung in den Südprovinzen China- Eingang zu verschaffen. Die alarmirenden Meldungen über eine drohende Haltung Japan- gegen Rußland wegen der mandschurischen Ange legenheit werden al- durchaus unbegründet be zeichnet. Zum Ueberfluß wird jetzt eine amtliche Petersburger Nachricht- verbreitet, der zufolge Rußland keines auf den formellen Abschluß de» Mandschurri-AbkommrnS mit China bestehen, ja wonach Rußland sogar gewillt sein soll, auf alle weiteren Berhandlungeu über diesen Gegenstand zu verzichten. Wozu dann der ganze Lärm? Peking, 9. April. Nach Mitthrilungen, die Li-Hung-Tschang und Prinz Ching erhielten, ist der Hof durch den Ausbruch eine» durch Tung- suhsian geleiteten Aufstande» in den Provinzen Mongolei und Scheust ernstlich beunruhigt. Nach den letzten Berichten steht Tungfuhsian an der Spitze von 11,000 Mann gutgeschulter Truppen und befindet sich 150 Meilen von Singanfu. Seneralfeldmarschall Graf Waldersee meldet au» Peking: Nach Zersprengung der Räuberbande nordöstlich von Tientsin, wobei etwa 20 Räuber grtödtrt und rin Geschütz, sowie 29 Wagen mit Munition und Waffen erbeutet wurden, sind die Truppen in ihre Standorte zurückgekehrt. Wer von China Entschädigung zu fordern hat, beeile sich, seine Ansprüche geltend zu machen. Der „ReichSanzriger" theilt mit: Diejenigen Deutschen, die au» Anlaß der Wirren in China Entschädigung»forderungen gegen die chinesische Regierung erheben zu können glauben, haben ihre Ansprüche, soweit sie diese nicht durch die kaiserliche Gesandtschaft in Peking unmittelbar unterbreitet haben, bi» zum 1. Mai dem Aus wärtigen Amte anzumrlden. Diese» wird für schleunige Mittheilung der betreffenden Eingaben an die kaiserliche Gesandtschaft in Peking Sorge tragen, die mit der Prüfung und Feststellung der Ansprüche nach Maßgabe der von den Vertretern der Mächte vereinbarten Grundsätze beauftragt ist. Nach dem 1. Mai angrmrldete Forderungen werden nur in besonderen AuSnahmrfällen noch berücksichtigt werden können. Die amerikanischen Truppen in China rüsten sich zu ihrem Abzüge au» dem Reiche der Mitte. Am 30. Mai erfolgt ihre Einschiffung in Taku; nur die Wache für die amerikanische Gesandtschaft in Peking bleibt zurück. Die Amerikaner heißen, wie eine „TimeS"-Depesche au» New-Jork be hauptet, die Weigerung der chinesischen Regierung, da» Mandschurei-Abkommen zu unterzeichnen, gut; -wie reimt sich die» aber mit der dicken russisch amerikanischen Freundschaft zusammen? Der durch seinen Haß gegen die Ausländer und seine grau samen Handlungen an den in seine Hände ge fallenen Fremden berüchtigte General Tungsuhsiang soll jüngst einen geheimen Besuch in Singanfu, der provisorischen Residenz des Kaiser» und der Kaiserin-Wittwe von China, abgestattrt haben. Es heißt, er habe in einer Audienz bei der Kaiserin-Wittwe gerathen, sie möge nicht nach Peking zurückkehren, so lange sich dort noch die fremden Truppen befänden. London, 9. April. Der „Standard" meldet au- Shanghai vom 8.: Der Präsident der Finanzverwaltung Mandschu Tschinghsin, der sich gegenwärtig auf dem Wege nach Singanfu be findet, führt eine allgemeine Petition der Stadt Peking mit sich, in der der Kaiser gebeten wird, nach Peking zurückzukehren, um im Verein mit den Mächten den Frieden wiederherzustellen. Als Sühne für die Ermordung von 270 Missionaren, die im vorigen Jahre in den Provinzen ihren Tod fanden, verlangten die Ge sandten in einer am 1. April überreichten Note die Todesstrafe für 4 an der Ermordung haupt sächlich betheiligt gewesene Beamte, sowie die Degradierung und Verbannung von 80 anderen Schuldigen. Die chinesischen Bevollmächtigten er klärten, diesem Verlangen willfahren zu wollen. Berlin, 9. April. Nach einer Meldung aus Shanghai ist der Transportdampfer „Stutt gart" am 30. März mit 320 kriegsuntauglich ge wordenen deutschen Soldaten unter Führung des Obersten von Welck nach Deutschland abgegangen. Die Ankunft in Hamburg dürfte am 13. Mat erfolgen. Sachsen. Dresden, 8. April. Se. Majestät der König sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz Friedrich August und der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg wohnten am Sonnabend Abend der Auferstehungsfeier in der katholischen Hofkirche bei. Die prinzlichen Herrschaften nahmen an der feierlichen AuferstehungSprozrsston theil, bei welcher katholische Soldaten der verschiedensten Waffen in den Gängen des Gotteshause» Spalier bildeten und Leibpagen die königlichen Hoheiten begleiteten. Er. Majestät der König verblieb während der Prozession in den Oratorien der Kirche. Am ersten Osterfeiertage sowohl al» auch am zweiten besuchte Se. Majestät der König mit den hier an wesenden Prinzen und Prinzessinnen den Gottes dienst in der katholischen Hofkirche, während Ihre Majestät die Königin, deren Unwohlsein auch die Feiertage über anhielt, die Messe in der Schloß kapelle in Strehlen hörte. Dresden, 9. April. Da» Befinden Ihrer Majestät der Königin hat sich in den letzten Tagen etwas gebessert, sodaß Allerhöchstdiesrlbe gestern Nachmittag kurze Zeit im Garten ver weilen konnte. In Vertretung Sr. Majestät d«S König» wohnt« der Königl. Kreishauptmann v. Schrieben heute Nachmittag V,2 Uhr der Beisetzung de» am 6. April verstorbenen Geh. Rathe» vr. jur. Haber- körn in Zittau bei und legte im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät de» König» einen Kranz am Sarge de» Verschiedenen nieder. Se. Majestät der König haben den Kammer herrn, Rittmeister z. D. Viktor Karl Ka»par Graf v. Rex unter gleichzeitiger Verleihung de» Titel» und Range» eine» Zeremonienmeifter» die Funktion eine» solchen zu übertragen Allrrgnädigst geruht.