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äbgtfandt: :„Ew. Kaisrrvchen Majestät gestatten wir nn» ehrerbietigst den soeben erfolgten Stapel lauf unsere» neuen Schnelldampfer» zu melden, der, nach Ew. Majestät huldvoller Bestimmung den glückverheißenden Namen Sr. Kaiserlichen Hoheit de» Kronprinzen Wilhelm führend, Zeugniß oblegen soll, Vie Deutschland» Söhne unter Ew. Majestät weitblickender Führung indem gewaltigen Wettkampf um die Herrschaft der Meere mit stet» sich erneuernder Thatkraft nach dem Lorbeer de» Siege» ringen. Ew. Majestät glückliche Genesung von den Folgen eine» gefahrvollen Augenblicke», in welchem Gotte» Hand sichtbar schirmend über Ew. Majestät Leben gewaltet, läßt unsere Herzen in den Feststunden de» heutigen Tage» höher schlagen und bestätigt in un» die unerschütterte Zuversicht, daß wie vor dem Bug unsere» Schiffes die Wogen und Stürme de» Ozean» ihre gefähr dende Kraft verlieren werden, so auch Ew. Majestät vorwärts drängender Lebensweg, umschützt von der Liebe de» deutschen Volke», die großen Auf gaben zu sicherer Vollendung führen wird, auf deren Lösung durch Ew. Majestät Weisheit und Thatkraft die Zukunft unsere» Vaterlandes ruht." Hierauf ist folgende» Telegramm Sr. Majestät des Kaiser» eingegangen: „Für den wohlthuenden Ausdruck Ihrer treuen vaterländischen Gesin nung spreche Ich Ihnen Meinen kaiserlichen Dank aus und verbinde hiermit gern die besten Glück wünsche zu der glücklichen Vollendung des neuen Schnelldampfers. Möge das stolze Schiff, da» auf seinen Fahrten den Namen Meine» geliebten Sohne» über die Meere tragen soll, allzeit der Welt verkünden, daß im deutschen Volk Thatkraft und Unternehmungsgeist nie erschlaffen, sondern von Geschlecht zu Geschlecht in immer höher« Fluge sich forterben, dem Baterlande zum Segen." (Vom Hause Bismarck.) Dem Fürsten BiSmarck ist am Freitag früh 5 Uhr ein gesunder Sohn geboren worden. DaS Befinden der Fürstin ist ein durchaus befriedigendes. Der älteste Sohn, geboren am 25. September 1897, hat sich seit dem in erfreulichster Weise entwickelt. Berlin, 28. März. (Absage.) Der Stadt rath zu Gotha, an dessen Spitze bekanntlich der freisinnige Landtagsabgeordnete Lirbetrau steht, der mit sozialdemokratischer Hilfe zum Präsidenten des Landtages gewählt worden ist, hat dem BiS- marck-Denkmal-Komitöe mitgetheilt, daß der Stadt rath sich vn sagen müsse, der Einladung zur Ent hüllung des Bismarck-Denkmals am 31. März Folge zu leisten. Dem Andenken an den alten Kanzler und der Feier selbst wird das keinen Ab bruch thun. Berlin, 28. März. Die Reichstagsersatz- wähl im Kreise Greifswald-Grimmen ist auf den 21. Mai festgesetzt. Der Kandidat des „Bundes der Landwirthe" und der konservativen Partei ist bekanntlich Landrath v. Behr. Metz, 30. März. Da» Oberkriegsgericht ver- urthrilte den Oberleutnant Rüger wegen eine» thätlichen Angriffs auf seinen Vorgesetzten mit der Waffe, wodurch der Tod herbeigesührt wurde, gemäß Paragraph 97 des Militär - Strafgesetz buches zu 6 Jahren Zuchthaus und Ausstoßung aus dem Heere. Sechs Wochen der Untersuchungs haft wurden auf die Strafe in Anrechnung gebracht. Metz, 30. März. Oberleutnant Rüger hat gegen das Urtheil des Ober-KriegSgerichtes Revision angemeldet. Wien, 30. März. Die Ankunft Sr. Kaiser lichen und Königlichen Hoheit des deutschen Kron prinzen erfolgt am 14. April um 8 Uhr 30Min. Vormittags. Der Kronprinz wird als Gast des Kaiser» in der Hofburg wohnen. Am 14. um 10 Uhr Vormittag» wohnt der Kronprinz dem Gottesdienst in der evang. Kirche bei. Nachm. 5 Uhr findet im großen Redouten-Saale der Hofburg zu Ehren Sr. Kaiser!. Hoheit Galatafel statt. Um 7V, Uhr Abends wird sich der Kron prinz in der Hofburg zur Theater-xarö-Borsiellung einfindrn. Am 1b. wird der hohe Gast den Vor mittag Besichtigungen widmen; sodann findet um ü V, Uhr Nach«. Allerhöchste Tafel statt. Abend» wohnt der Kronprinz in der Jncognito-Loge der Vorstellung im Hofburg-Theater bei. Am 16. Borm. findet die Frühjahrs-Parade auf der Schmelz statt. Nachmittag» nimmt der Kronprinz an einem Diner bei dem Erzherzog Franz Ferdi- nand theil und besucht am Abend desselben Tage» den Ball bet Hofe. Am Vormittag de» 17. April wird der Kronprinz neuerdings Besichtigungen vornehmen und Nachmittag» an der Tafel bet dem Erzherzog Otto thrilnehmen. Abends findet eine Ballfestlichkeit bei dem deutschen Botschafter Fürsten zu Eulenburg statt. Die Abreise Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit nach Berlin erfolgt dann am Bormittag de» 18. April. L« sächsisch« G»ztchl«r. Seit* ». Lo» von Röm. An vielen Orten Oester- reich» haben große Versammlungen stattgrsuuden. In Wrl» hielt am 1b. März Pf. Stöckl vor 400 Personen unter stürmischem Beifall einen Vortrag über Luther» Leben, in Reichenberg sprach am 14. März über Christenthum und BolkSkirche Pf. Wehrrnpfennig au» Pilsen vor einer sehr großen Versammlung. In Arnau konnte Pf. Stiller am 17. März den ersten evang. Gottesdienst halten; obgleich die Gegner an Verdächtigungen und Beschimpfungen da» Erdenkliche geleistet hatten, waren 800 Personen erschienen. Auf allgemeinen Wunsch wird am Ostermontag wieder Predigt ge halten werden. Große Entrüstung hat in ganz Oesterreich der klerikale Versuch erregt, an den Mittelschulen österliche geistliche Exerzitien einzu richten. Der Rcichrnberger Stadtrath hat sich gegen diese Zumuthung auf» Entschiedenste ver wahrt, und der ReichSrathSabgeordnete Böhrim in Linz ist mit seiner ganzen Familie evangelisch geworden, um seine Kinder diesen Exerzitien zu entziehen. Monza, 30. März. Ein Theil der aus ständigen Hutmacher nahm heute die Arbeit wieder aus; die Uebrigen werden am Montag folgen. Pari», 30. März. Ministerpräsident Waldeck- Rousseau, welcher während der Kammer-Verhand lungen über das BereinSgesetz erkrankte, ist augen blicklich so erschöpft, daß man zweifelt, ob er im Stande sein werde, den Präsidenten Loubrt nach Nizza und Toulon zu begleiten. Paris, 31. März. Die Aerzte riethen dem Ministerpräsidenten unbedingte Ruhe an und ver ordneten, daß er Pari» verlasse. Infolgedessen wird Waldeck-Rousseau sich einige Tage fern von den Geschäften halten und Donnerstag voraus sichtlich sich nach Venedig begeben. Marseille, 30. März. Die Maschinen bauer und die Kesselschmiede haben die Arbeit wieder ausgenommen. An dem Ausstande der Hafenarbeiter hat sich nichts geändert. 500 bis 600 Ausständige begaben sich von der Arbeits börse nach der Mairie unter den Rufen: „Wir verlangen einen achtstündigen Arbeitstag!" Die Manifestanten wurden von der Kavallerie zerstreut. Marseille, 31. März. Auf den Quais herrscht vollständige Ruhe. Nur 700 Arbeiter arbeiten in den verschiedenen Wersten, die nur die für dringende Arbeiten nothwendige Zahl von Leuten anstellen. Marseille, 31. März. In einer heute Mittag abgehaltenen Versammlung beschlossen 2000 Hafenarbeiter, nachdem sie den Bericht der von Paris zurückgekehrten Delegirten entgegen genommen hatten, einstimmig, den Ausstand so lange fortzusetzen, bis der achtstündige Arbeitstag erreicht sei. Die Kohlenarbeiter beschlossen eine gleiche Resolution. Montceau le» MineS, 31. März. Die nichtausständigen Bergarbeiter fuhren heute ein, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignete. Die Ausständigen ließen die Arbeiter vorbeiziehen, ohne eine Kundgebung zu veranstalten. Messina, 29. März. Im Dome kam es zu argen Tumulten. Ein Student hatte einen Fasten prediger verhöhnt und wurde hierauf von der Menge halb tobt geschlagen. Die Polizei rettete den Unbesonnenen. Petersburg, 30. März. Die Petersburger Gerichtskammer verurtheilte heute den Kleinbürger Karpowitsch wegen vorsätzlicher Ermordung de» Unterrichtsminister« Bogoliepow zu 20 Jahren Zwangsarbeit und dem Verlust aller Rechte. Petersburg, 31. März. Der Kaiser bestätigte das Budget von 12,886,400 Mk., das die finlSn« dischen Landstände für die Zwecke der Volksschulen bestimmt haben. London, 31. März. Wie „Weekly Dispatch" hört, fei in der Krankheit Lord Salisbury» eine so ungünstige Wendung eingetreten, baß die beab sichtigte l ise nach Süd-Frankreich so gut wie ufgeg r. sei. ES könne angenommen werden, daß sein Rücktritt vom Präsidium de» Kabinetts und sein Ausscheiden au» dem politischen Leben schon vor Ende April stattfinden werde. Vom Burenkrieg. Der gemeldet« Uebergang Dewet», der vor Kurzem erst bei Srnekal (nahe Bethlehem) stand, nach Transvaal zeigt an, daß er noch so beweglich wie früher ist. - Allgemein ist man erstaunt, daß da» Gefecht, da» Babtngton gegen Delarry gehabt hat, sich al» ein kleine» Schar mützel entpuppt, in dem auf beiden Seiten nur wenig Leute geblieben sind; nach den ersten eng lischen Berichten mußte die Welt an eine ernste Niederlage Delarry» glauben. Im Kapland haben die Burenführer Kritzinger, Scherper» und van Neenrn ihre Streit- IGG1. kräste vereinigt und rücken nun auf der Straß von Benterstadt (südlich von Bethulie) gegen de» Oranjefluß vor. Verloren haben die Engländer nach der mit Ende Februar abschließenden amt lichen Verlustliste in Südafrika 13,801 Todte, darunter 664 Offiziere. Gefallen sind davon nur 3824; an den Wunden nachträglich gestorben 1248, an Krankheiten gestorben 8375 usw. Die Zahl der Kranken und Verwundeten beträgt 142,357. Die englischen Verluste in dem am 22. März stattgesundenen Treffen der Imperial Light Harfe oder kaiserlichen leichten Reiterei mit Mannschaften Delarry'» bei Hartbrestfontein werden erst jetzt in einer Johannesburger „Reuter"- Meldung al» schwere bezeichnet. Sie betrugen 2 Offiziere und 5 Mann todt, 3 Offiziere und 13 Mann verwundet. Die Buren, welche angeblich ebenfalls starke Verluste hatten, zogen sich nach dem Eintreffen von Verstärkungen zurück. — Zwischen Balmoral und Wilge River (Transvaal) wurde von den Buren wieder einmal ein Eisrn- bahnzug zum Entgleisen gebracht. Der angebliche Sieg über Delarey wird von Tag zu Tag kleiner, je mehr englische Nachrichten über den Vorgang einlaufen, desto mehr schrumpft der Erfolg zusammen und vielleicht verkehrt er sich noch in sein Gegentheil. Die englischen „Kaiserl. leichten Reiter" haben, wie die Engländer heute aus Johannesburg melden, „in dem am 22. März stattgehabteu Gefechte mit Delarey bei Haartebest- fontein sehr gelitten." Die Buren, die angeblich gleichfalls große Verluste hatten, zogen sich erst beim Eintreffen der englischen Verstärkungen zurück. Die englischen Verluste werden von den Engländern angegeben aus 2 Offiziere und 5 Mann todt, 3 Offiziere und 13 Mann verwundet. Die Buren im Kapland haben sich zum Theil in den Zuurbergen festgesetzt, die südlich von Bethulie liegen. Der Oranjefluß hat wiederum Hochwasser. Die armen Goldminen-Aktien-Brsttzer! möchte man heute ausrufen, wenn man an die Lage de» früher so ausgedehnten Bergwerksbetriebes in Transvaal denkt. — Wer die Geschichte der letzten hundert Jahre studirt hat, der weiß, daß England in schwieriger Lage stet» eine Macht suchte und fand, die ihm die glühenden Kastanien aus dem Feuer holte. Aber auch die schwerste Last der wirthschaftlichen Opfer hat eS auf fremde Schultern zu wälzen verstanden. Denn die» im KriegSbudget aufgeführten amtlichen Ziffern sind nur ein Kinder spiel im Vergleich zu den ungeheuren Summen, welche durch daS Stillestehen der Transvaal'schen Goldindustrie und die Vernichtung der Werke durch die stille Arbeit des eingedrungenen Wasser» ver loren gehen. Und wer trägt diese Riesenverluste? Nicht England, dessen Großgrundkapitalisten die „Gründungen" besorgten und daran Milliarden verdienten; die Aktien wurden bei Zeiten auf dem Festlande, insbesondere in Süddeutschland und Frankreich, verkauft. Dort werden die wahren Leidtragenden sitzen, dort wird man die eigentlichen Kosten des Krieges zu tragen haben. Es gehört die ganze Leichtgläubigkeit de» festländischen kleinen Rentners dazu, um sich einreden zu lassen, daß die Reinerträge der tranSvaalischen Bergwerke un mittelbar nach einer englischen Annexion de» Landes — die heute unwahrscheinlicher ist denn je — in die Höhe gehen werden. Woher denn? Hat denn Niemand unter diesen überklugen Herren auf dem Kontinent Phantasie genug, um sich da» Bild eines Bergn :kschachte» vorzustellen, in dem feit fast zwei Jahren daS Wasser nicht ausgepumpt wurde? Und nun noch dazu eine» tranSvaalschen Bergwerksschachtes, der wahrhaftig nicht mit der deutschen gesundheitspolizeilichen Vorsicht angelegt ist. Mehr al» ein halbe» Menschenalter dürfte vergehen, bevor die tranSvaalische Goldindustrie sich von den ihr zugesügten Verlusten erholt habe« wird — trotzdem kauft das kontinentale Publikum noch heute die letzten, von England an den Markt gebrachten Goldaktien zu den von der internatio nalen Kapitalistenclique künstlich „fest" gemachten Preisen. Die Dummheit de- kontinentalen Pub likum» holt den Engländern auch hier die Kastanien au» dem Feuer und trägt die Kosten de» Kriege». London, 29. März. Au» Kapstadt wird gemeldet: Gestern sind 11 neue Pestfälle (davon 5 bei Europäern) festgestellt worden; 5 Erkrankte sind gestorben. — Die amtliche Verlustliste der Engländer in Südafrika betrug für gestern: 2 Todte, 11 Verwundete, 6 vermißte, 15 an Krankheit verstorbene. London, 30. März. Wie au» DrwetSdorp gemeldet wird, erklärten die Buren, sie verfügten noch über große Borräthe an Proviant, ohne von dem zu sprechen, den sie für schlimme Zeiten «er-