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Liste Anlage zu Ar. 35 des sächsischen Lrzählers. Bischofswerda, de« SS. März 1VV1. Abonnements-Einladung. Zum Quartalwechsel erinnern wir unsere geehrten Leser an die rechtzeitige Erneuerung des Abonnements, damit in der Zusendung unseres Blattes keine Unterbrechung eintritt. Auch die neu hinzutretenden Abonnenten ersuchen wir ergebenst um zeitige Anmeldung, da eine Nachlieferung von Exemplaren nur ausnahmsweise geschehen kann. Der MM" wird auch fernerhin seine gemäßigte und objektive Haltung beobachten und den Lesern von allen interessanten Ereignissen des In« und Auslandes so schnell wie möglich, zum Theile durch telegraphische Berichterstattung Kenntniß verschaffen. Die besonders wichtigen Tagesfragen werden wie bisher in den regelmäßigen Leitartikel« eingehende sachliche Besprechung finden. Bei den Nachrichten aus dem Königreich Sachsen sollen hauptsächlich die Ortschaften des Landgerichts- und amtshauptmannschaftlichen Bezirks Bautzen, sowie insbesondere die der Meißner Grblande berücksichtigt werden. Um auch den unterhaltenden Theil unseres Blattes möglichst interessant und mannigfach zu gestalten, bringt die belletristische Sonntags beilage nur gediegene Neuheiten anerkannt tüchtiger Schriftsteller. Der vierteljährliche AbonnementSpreiS beträgt 1 Mark 50 Pfg. Inserate, die gespaltene Zeile 10 Pfennige, finden bei der großen Auflage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Bestellungen nehmen sämmtlichc kaiserliche Postanstalten, sowie die bekannten Blatiboten entgegen. Die Redaktion und Expedition des „sächsischen Erzählers". Ist auf dem Papiermarkte Überproduktion und Sinken der Preise in Aussicht? Nicht nur zum Nachtheile der VerlagSbuch- händler und Zeitungsverlegcr, sondern gewisser maßen zum Schaden der gesammten mit der Presse und dem Buchhandel eng verknüpften Ge schäftswelt sind bekanntlich seit vorigem Jahre die Papierpreise bedeutend gestiegen. Diesem Zustande gegenüber hat es wenig praktischen Werth, fest zustellen, ob die Ursache der Papiervertheuerung an der Steigerung der Arbeitslöhne und Holz stoffpreise liegt, oder ob der Grund dafür in den Maßnahmen zu erblicken ist, die der Ring der Papierfabrikanten zur Erzielung neuer Einnahmen getroffen hat. Wichtig ist allein die Frage, ob die Verhältnisse in der Papierfabrikation und auf dem Papiermarkte sich allmählich fo entwickeln werden, daß daraus eine Uebcrproduktion und ein Sinken der Preise entstehen muß. Zunächst ist wohl klar, daß die hohen Papierpreise den Papier verbrauch nicht gesteigert haben, für neue Buch verlags- und Zeitungsunternehmungen wirkt das theure Papier wgar abschreckend. Nun haben sich aber mehrfach sehr große Papierabnehmer genöthigt gesehen, durch besondere Verträge mit bedeutenden Papierfabriken ihren Bedarf auf lange Jahre hin aus zu decke». Dadurch wird die Papierfabrika tion in den größten Papierfabriken ganz bedeutend gesteigert, und die übrigen Fabriken werden unter dieser Massenproduktion zu leiden hoben. So ist am 9. März zwischen der Verlagsfirma August Scherl, G. m. b. H., in Berlin und der Papier fabrik Sebnitz ein Vertrag abgeschlossen worden, nach welchem diese Fabrik vom 1. Januar 1901 ab auf die Dauer von 10 Jahren die Lieferung von jährlich 12 Mill. Kilogramm Rotationsdruck papier für den „Berl. Lokal-Anzeiger" übernimmt. Zur Erzeugung dieser Quantität stellt sich die Firma zwei neue amerikanische Druckpapiermaschinen aus, zu welchen bereits der Austrag ertheilt wor den ist. Ferner schrieb die „Chemn. Allg. Ztg.": „Wir veröffentlichten erst vor Kurzem einige statistische Notizen über die Bewegung auf den Druckpapiermarkte, aus welchem hervorging, daß für 1902 die Erzeugung des Druckpapiers den Bedarf wesentlich überschreiten wird. Durch die heute zu verzeichnende ProduktionSstrigerung um weitere 12 Mill. Kilogramm verschlechtert sich jenes Verhältniß der deutschen Druckpapierbranche um so mehr, als die deutschen Fabriken in Folge solcher Vergrößerung daS in Deutschland schon seit Jahren nicht mehr in genügender Menge zu beschaffende Holz sich selbst dadurch wesentlich ver- theuern werden. Der Export der bisher zu viel erzeugten Mengen von Druckpapier wird dadurch geradezu zur Unmöglichkeit, so daß den Fabriken nichts Anderes übrig bleibt, als die Produktion wesentlich rinzuschränken. Sachsen. Bischofswerda, am 22. März 1901. — V. (Ein Ruf, kommt zum Turnen!) Die Entlassung auS der Schule steht bevor, die- selbe bildet einen wichtigen Abschnitt für die an dern fast sorgenfreien Schülerlebrn in die ernste berufliche Thätigkeit Uebertrrtenden. Wie mancher der Schule entwachsene -nabe, für den jetzt al» HaudMk-lehrlÄß zunächst «ine dornenvolle Zeit beginnt und dessen Tage»b«schäftiguna seiner körperlichen Entwickelung durchs«» nicht förderlich sein kann, könnte Erholung und Kräftigung des j Leibes finden in der allseitigen turnerischen Be wegung! Wie ost könnte der vielfach einseitigen Thätigkeit, die das Berufsgeschäst vom Jüngling fordert, und ihren sür's ganze Leben schädlichen Folgen ein Gegengewicht gestellt werden, wenn nur die Turnstätte fleißig besucht würde! Das Turnen wirkthier ausgleichend: „neben anstrengen der Berussthätigkeit wird es Erholung sein, bei körperlich nicht anstrengender Beschäftigung wird es in entgegengesetzter Richtung zum Wohlbefinden unbedingt beitragen". Des Jünglings beste und geeignetste Erholungsstätte ist darum der Turn platz. Im Turnen findet der angehende Jüngling neben der Fortbildungsschule die Unterhaltung, Anregung und Geselligkeit, deren der junge Mensch bedarf, um sich die nöthigen Umgangsformen an- zneignen und im öffentlichen Leben einzuführen. Wer einmal eine Jugendschaar nach vollbrachter Tagesarbeit turnen sah, wer sie in ihrer frohen Jugendlust und ihrem regen Wetteifer beobachtet hat, der bedarf keine» Beweise» für diese Be hauptung.- Die feste Leitung de» Turnbetriebes lehrt zugleich dem jugendlichen Turner die Achtung vor dem Gesetz neben der Entwickelung von Gemeinsinn, Kameradschaftlichkeit und Ge selligkeit. Möchte diese Bedeutung des Jugend turnens von Eltern, Vormündern, ganz besonders von Meistern und anderen Arbeitgebern, als eine Ehrenpflicht betrachtet werden, ihre jungen Leute den Turnvereinen zuzusühren, statt, wie dies leider nicht selten geschieht, sie von der Pflege und Förderung leiblicher und geistiger Kräfte fernzuhalten. Wer das thut, versündigt sich geradezu an dem einzelnen Individuum und an der ganzen Nation. DaS Turnen wird denn auch heute in ganz Deutschland in den Schulen ge pflegt, in immer weiteren Kreisen vollauf anerkannt und durch die RegierungSorgane mächtig gefördert. Was in der Schule angefangen, vervollständigen die Turnvereine. Darum nochmal», die Ihr Ostern die Schule verlassen werdet, kommt zum Turnen und tretet ein in die ZöglingSabtheilungen der Turnvereine. Wer in der Jugend tüchtig ge turnt, erwirbt sich damit einen Schatz, der ihm nicht so leicht verloren geht und ihm im späteren Leben reichliche Früchte trägt, denn wer seinen Leib stärkt, stärkt seine Seele. „Gut Heil!" LOL. Bei der Handels- und Sewerbekammer. zu Zittau sind Prospekte eingegangen für die M Juni und Juli 1901 in Berlin stattfindende AuP stellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen. Diese Prospekte liegen auf der Kanzlei der Kammer, Lesstngstraße 2e, für Interessenten zur Einsicht nahme au». Dresden, 20. März. Durch eine heute ver öffentlichte Bekanntmachung des Herr» StaatS- ministerS Schurig wird die diesjährige Lande»- synode der evangelisch-lutherischen Kirche im Königreiche Sachsen zum 24. April rinbrrufeu. — Die mißliche Lage vieler Landgeistlichem, deren Einkommen zum größten Theile au» Ver pachtung von Ländereien de» PfarrlehnS fließt, soll der bevorstehenden Synode zur Kenntniß ge bracht werden in einer Petition, die zunächst von Geistlichen der Ephorie Borna au»geht, aber such außerhalb derselben kräftige Zustimmung gesunde« hat. E» wird geltend gemacht, daß durch un günstige Verpachtung viele Stellen wesentlich iu ihrem Einkommen zurückgehen. Während sonst «in mit fester Besoldung angestellter Beamter mit ve- stinMtheit ans da-^ihm.-Ukommend« Einkommen rechnen darf, kann der Geistliche mit zunehmenden I Jahren und wachsenden Ausgaben Ausfälle er leiden. 35 Geistliche der Ephorie Borna haben während ihrer Amtszeit weit über 25,000 Mark an in Aussicht gestellten Einnahmen eingebüßt. E» wird daher um gesetzliche Regelung der Ein kommensverhältnisse in dem Sinne gebeten, daß bei eintretendem Stellenwechsel das Einkommen einer Stelle genau festgestellt und dem neu- antretenden Geistlichen für die Zeit seiner Amts führung auf der betreffenden Stelle gewährleistet werde, daß ferner den bereits im Amte stehende« Geistlichen der Durchschnittsertrag der letzten sechs Jahre für die Zukunft gewährleistet werde, endlich, daß bei Ablauf der Pachtzeit die Verpachtung der Pfarrländereien vom Kirchenvorstande über nommen und der Pacht vierteljährlich und nach träglich durch den Kirchenrechnungssührer aus gezahlt werde. Erhöhen sich im Laufe der Zeit die Pachterträgnisse über den festgesetzten Betrag, so kommt der Urberschuß dem Stelleninhaber zu gute und wird gelegentlich einer Neubesetzung der Stelle bei der Einschätzung der Stelle berücksichtigt. Dresden, 20. März. Heute Morgen hat in der Vorstadt Striesen ein großer Scheunen brand stattgesunden. Dabei ist ein Feuerwehrmann schwer verunglückt. Meerane. Schlimme Erfahrungen mußte der bekannte nationalsoziale Parteiführer Nau mann machen, der am Montag Abend in unserer Stadt über Weltpolitik und Getreidezölle sprach. Schon lange vor Beginn der Versammlung war der Saal überfüllt von Männern und Frauen. Die Sozialdemokraten rissen gleich bei der Bildung eines Bureaus die Gewalt an sich, ließen sich auch den Vortrag halten und nahmen eine Reso lution an, in welcher die Nationalsozialen, obwohl dieselben gegen Erhöhung der Getreidezölle sind, den „Brotwucherern" an die Seite gestellt werden, weil sie für ein starkes Heer und eine starke Flotte eintreten. Frankenberg, 19. März. Eine auf gestern Montag Abend einberufene Versammlung, in welcher der zum Reichstagskandidaten für den hiesigen Wahlkreis von sozialdemokratischer Seite ausgestellte Pastor a. D. Göhrr au» Berlin über „Die geplante Brotvertheurrung" sprechen sollte, wurde vom hies. Stadtrath verboten. Das gleiche Schicksal wurde einer zweiten sofort angemeldeten Versammlung zu Theil. *** Die Klemich'sche Handelsschule zu Dresden hat am 15. März den 10,000. Schüler ausge nommen. — Die Fortbildungsschule de» Verein- Dresdener Gastwirthr kann im Sept. daS 25jähr. Jubiläum de» Bestehen» begehen. Sie Hst gegen wärtig an 200 Schüler, die in 7 Klassen unter richtet werden. — Unter dem Vorsitze de» russ. Kaisers fand in Petersburg eine Hauptversamm lung der russ. historischen Gesellschaft statt. — Dem Oberlehrer vr. Strrzel in Chemnitz wurde der Titel Professor verliehen. — Die deutsche LandwirthschaftSgesellschaft veranstaltet zu Halle ihre große diesjährige Ausstellung für die Tage vom 13.—18. Juni. Auch die Bienenzucht soll vertreten sein. Zu Prämien für dieselben find ausges. 790 Mark baar und 9 PreiSmünzru. Da» Protektorat über den Eentralvrrein M Bienenzucht in Oesterreich hat die Erzherzogin Maria Josefa übernommen. (Früher -stand,.»er Verein unter dem Protektorate der Kaiserin «ifabeth.) - Zu einem Denkmal für Göthe'» Mutter find 15,370 Mk. zosommengekommen.