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^tk »». Var Mchfttchv Gr,«,»« Lette ». 4»»I -drastischen Vorschlag veranlaIt. Dort ist nämlich vom Abgeordneten Köhler ein Antrag gestellt worden, wonach dem hessischen BundeSrath-de« vollmächtigten die Diäten« und Transportbezüge gekürzt, beziehentlich die Trhaltbezüge de» hessischen Gesandten in Berlin gestrichen werden sollen; allerdings ist aber die Annahme de» Anträge» nicht sehr wahrscheinlich. Da» preußische Abgeordnetenhaus führte am Mittwoch die Berathung de» CultuS- etat» in ruhiger Weise bi» zum Titel «Pflege der Leibesübungen" des Kapitels «Universitäten" weiter. Dir Studienzeit der Mediziner wird in Preußen von 9 Semestern auf 10 verlängert unter Hinzutritt eine» einjährigen praktischen Bor« bereitungSdiensteS an einer Universitätsklinik oder an einem öffentlichen Krankenhause, wenn der Entwurf der neuen ärztlichen Prüfungsordnung angenommen wird. Da diese Neuerung vielfach bekämpft wird, ist daraus hinzuweisen, daß in Oesterreich schon lange 10, in Frankreich, Italien, Holland und in der Schweiz sogar 12 Semester vorgrschrieben sind, und in Belgien beansprucht daS Universitätsstudium der Mediziner fast aus nahmslos 14 Semester. UebrigenS hat auch in Preußen nach der Universitätsstatistik daS Studium der Mediziner im Durchschnitt schon immer 12 Semester beansprucht. München, 5. März AuS Anlaß seines be vorstehenden 80. GeburtSsesteS überwies der Prinz regent 10,000 Mk. an die Münchener Armen« pflege und 20,000 Mk. an den Münchener Verein zur Errichtung eines Denkmals für König Ludwig II. München, 7. März. Der Prinzregent ge währte anläßlich seines 80. Geburtstages etwa 422 Personen, die von bürgerlichen Gerichten zu Strafen verurtheilt worden sind, Begnadigung; davon werden 307 Personen die Strafen ganz erlassen oder gemildert, 115 der Rest der Strafe erlassen. Unter Letzteren sind 5 zum Tode ver- urtheilte Mörder, die zu lebenslänglichem Zucht haus begnadigt sind. Außerdem werden 47 militärgerichtlich Verurtheilten die Strafen erlassen oder gemildert und alle disziplinarisch verurtheilten Militärpersonen die Strafen erlassen, soweit sie bis zum 11. März noch nicht vollstreckt sind. Außerdem steht noch eine große Anzahl von Gnadengesuchen zur Prüfung bei den Behörden und ist Anfang April eine weitere Anzahl von Begnadigungen zu erwarten. O e st e r r e i ch. Brünn, 4. März. DaS «Deutsche Blatt" meldet: Ueber 150 Bewohner der Wischauer deutschen Sprachinsel zeigten ihren Austritt auS der katholischen Kirche an und begründeten diesen Schritt mit der Einwirkung des czechischrn Pfarrers bei der Besetzung der Oberlrhrerstelle. Wien, 4. März. Erzherzog Franz Ferdinand ist gestern auf Schloß Rottenstein bei Meran ein getroffen, wo seine Gemahlin, geborene v. Chotek, ihrer Niederkunft entgeaensteht. Wien, 5. März. Der Beschluß, die Obstruc tiv« rinzustellen, wurde von den Jungczrchen mit 38 gegen 7 Stimmen gefaßt. In politischen Kreisen wird daS Errigniß der gestrigen Nacht sitzung, der Beschluß, die Regierungsvorlagen heute der ersten Lesung zu unterziehen, lebhaft besprochen. Auf deutscher Seite herrscht berechtigtes Mißtrauen, da über die Zugeständnisse der Regierung an die Czechrn keine bestimmten Mitthrilungrn vorliegen; die Czechen beobachten über die Conferenzen mit dem Ministerpräsidenten v. Koerber strengste» Stillschweigen. Wien, 5. März. Während der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses kam eS zu einer regelrechten Prügrlscrne. Der czechisch-radikale Arbeiter Freßl hielt eine lange Rede in czrchischer Sprache, angeblich zum Protocoll. In Folge der Aufforderung der Alldeutschen unterbrach ihn der Bicrpräsident Prade und entzog ihm, da Freßl sich nicht fügen wollte, da» Wort. E» entstand ein großer Lärm. Prade wollte hierauf die Rednerliste für die erste Lesung des RekrutrngrirtzeS bekannt geben. Freßl drang zwischen die Bänke der Minister hindurch zu dem Präsidenten vor und entriß ihm die Liste. Daraufhin eilten All deutsche und Mitglieder der deutschen BolkSpartei zu der Präsidentrntribünr, Freßl wurde gepackt, die Stufen hinunter geschleift und hierbei mit einer ordentlichen Tracht Prügel versehen. Die Sitzung mußte unterbrochen werden. Nach Wieder- aufnahme der Sitzung entstand wieder großer Lärm. Die Jungezechrn nahmen unter allgemeinem Beifall gegen Freßl Stellung. Budapest, 5. März. Dem Präsidium de» Abgeordnetenhauses sind anonyme Drohbriefe zu gegangen, in denen «in Attentat auf da» Hau» angedroht wird. Infolgedessen wird da» Ab geordnetenhaus ständig bewacht. Während der Sitzungen soll die Polizei verstärkt werden. — Die Sozialisten Hugo Großmann und Arnold Wein- berger, die am Freitag Druckschriften in den Saal warfen, sind vom Polizrigericht zu 100 bezw. 50 Kronen Geldstrafe, rv. zu 5 bezw. 3 Tagen Arrest verurtheilt worden. Rußland. Der neue deutsche Botschafter am Peters burger Hose, von AlvenSlrben, wurde am Montag vom Czaren in feierlicher Audienz empfangen. Bulgarien. In Bulgarien ist ein neues Ministerium Karonvelow in die Erscheinung getreten. Erbprinz Boris hat einen TyphuSrücksall erlitten, so daß sein Zustand als ein hochkritischer betrachtet werden muß. Italien. Zwischen der deutschen Regierung und dem Vatikan herrscht zunehmende Ver stimmung; dieselbe tritt u. A. auch dadurch hervor, daß sich unter den neuernannten Cardi- nälen kein Deutscher befindet. Spanien. In Spanien hat sich rin neues Cabinrtt Unter dem Vorsitz Sagasta'S, des bekannten libe ralen Staatsmannes gebildet. Demselben gehört auch General Wcyler, «der Schlächter von Cuba", an und zwar als Kriegsminister. Am Mittwoch leisteten die neuen Minister der Königin Regentin den Eid. Am Donnerstag hielt das Ministerium Sagasta den ersten CabinettSrath ab. Niederlande. Die Königin Wilhelmina der Nieder lande und ihr Gemahl Prinz Heinrich haben noch Beendigung ihrer Flitterwochen im Schlosse Loo zunächst in Amsterdam Aufenthalt genommen. Die dortige Bevölkerung bereitete dem erlauchten jungen Paare eine begeisterte Ausnahme; am Mittwoch sand im Thronsaale des Amsterdamer Schlosses ein großer Ball statt, während zur gleichen Zeit in den Amsterdamer Theatern unent geltliche Vorstellungen für die Mitglieder der Ar beiter- und Kriegervereine gegeben wurden. England. London, 5. März. Das Unterhaus nahm den NachrragSetat zum Marioevoranschlage mit 246 gegen 49 Stimmen an. DaS englische Unterhaus, wo es doch sonst so würdig und gemessen zugeht, war am DienStag der Schauplatz eines unerhörten Skandals. Am Schluffe der sich bis in die erste Stunde des Mittwoch hineinziehenden Sitzung wurden mehrere irische Nationalisten, die sich weigerten, der Ge schäftsordnung nachzukommen, von herbeigrholten Polizisten gewaltsam au» dem Saale entfernt, welche Prozedur unter ungeheurem Lärm vor sich ging, da die betreffenden Abgeordneten ihrer Hinausbeförderung den äußersten Widerstand ent gegensetzten. In den Londoner parlamentarischen und politischen Kreisen hat dieser Vorfall große Erregung hervorgerufen. Amerika Washington, 4. März. Heute fand die feierliche Amtseinführung Mac Kinley» statt. Den Hauptthril de» Feste» bildete eine große Prozession von Beteranen und Truppen, worunter auch ein Eingeborenen-Kontingent von Puertorico sich be fand. Die große Masse der läng» der Feststraße angrsammrlten Zuschauer begrüßte den Zug mit lebhaften Jubelrufen. Präsident Mac Kinley hat am 4. März unter allerhand feierlichem „Klimbim" seine zweite Präsiden tschastSperiode angrtreten. Die bis herigen Mitglieder de« Washingtoner Kabinett» wurden hierbei von Mac Kinley in ihren Aemtrrn bestätigt. Vom Burenkrieg. Köln, 4. März. Die „Köln. Zt." erhielt einen Brief eine« al» britifchea Kriegsgefangenen frstgrhaltenen Deutschen au» Natal, der bei« Ein bruch der Burrn in Natal gezwungen worden war, den Buren Polizridienste zu leisten. Die britische Behörde in Newcastle forderte den Deutschen auf, dorthin zu kommen, um Auskunft zu geben, warf ihn in» Gefängniß und schob ihn nach Ceylon ab, obwohl ihm und den englischen Behörden der deutsche Konsul in Natal durch ein amtliche» Schreiben bestätigt hatte, daß er durch den ihm aufgezwungrnrn Dienst i« Vurenlager die Neu« ttalnät nicht gebrochen habe. Die „Köln. Ztg." meint, der Fall erscheine der besonderen Beachtung der zuständigen Stelle werttz, nachdem die eng lischen Behörden die schriftliche und amtliche Be ¬ kundung de» deutschen Konsul» in einer Weise außer Acht gelassen, die dringend der Aufklärung bedarf. , London, 4. März. Die Blätter machen sich jetzt keine Illusionen mehr über da» Scheiter» de» Vorgehen» gegen Drwet. Mehrere Tele gramme berichten, daß dieser sich im Freistaat m Sicherheit befindet, und daß r» ihm möglich sei, irische Kräfte zu sammeln, um seine alte Taktik wieder aufzunehmrn. AuS Südafrika fehlt r» augenblicklich schon wieder einmal an militärischen Meldungen. — Der bisherige Gouverneur der Kapkolonie, Sir Alfred Milner, ist in Pretoria ringetroffen und hat leine AmtSobliegrnheiten al» britischer Administrator des Tran-vaal und des OranjesrristaateS über nommen. Drwet soll wieder einmal umzingelt sein. Daß dir Briten damit Erfolg haben werden, glaubt begreiflicher Weise Niemand mehr. Folgen des Telegramm, da» die englische Meldung über mittelt, zeigt, daß Drwet an seiner altbewährten Taktik festhält: «Die Furt bei Lillifontein, über t welche Drwet und Steijn gingen, war unbekannt. Die britischen Truppen halten PhilippoliS und umringen Dewet, welcher wieder, wie üblich, seine Leute in kleine Abthrilungen verthrilt und sie zer streut. — Die Engländer verfolgen auch Kruitzinger, welcher Parston in der Kapkolonie besetzte, aber nicht dort blieb." Die Nachrichten verschiedener englischer Blätter lassen durchschauen, daß die Briten bei ihren Meldungen nicht immer aufrichtig sind, sondern ihre eigenen materiellen Verluste zu ver schweigen pflegen, während sie über die Beute, die sie selbst gemocht haben, in breitester AuS» einandersetzung berichten. So wurde u. A. seiner zeit zwar gemeldet, daß die Buren einen Wagenzug genommen hätten, aber wohlweislich verschwiegen, daß der Zug 46 schwer beladene Wagen enthielt; ebenso, daß die Buren fast in beliebiger Zahl Pferde, Vieh und Munition erbeuten und keines wegs Mangel haben. Die Vorgänge in China. Der chinesischen Friedensliebe ist noch nicht zu trauen. Der deutsche, der französische und der englische Brsrhlshobrr haben Befehle, betreffend Fortsetzung der Vorbereitungen zur raschen Ab sendung einer Expedition, erlassen, wenn der Hof nochmal» sich gegen die Forderungen der Mächte störrisch verhalten sollte. AuS Peking wird amtlich gemeldet, die Ver treter der Mächte hätten sich dahin geeinigt, daß noch zehn Provinzmandarine mit dem Tode, 50 mit Degradation zu bestrafen sind. Eine Pekinger Meldung der „Morning Post" zufolge, erklärten Deutschland, England, Italien, Oesterreich und Japan der chinesischen Regierung, sie würden Schritte gegen China unternehmen, falls eS die Mondschurrikonvention ratifiziere, sie beabsichtigten jedoch nicht, Rußland um Erklärungen seines Schrittes zu ersuchen. General - Frldmarschall Graf Waldersee zieht endlich etwas gelindere Seiten gegenüber den Chinesen auf. Er hat auf einen Antrag Li-Hung- Tschang'S, eS möchte von weiteren militärischen Expeditionen abgesehen werden, entgegenkommend geantwortet, allerdings unter Wahrung vollster Handlungsfreiheit für sich. Die Einstellung weiterer Expeditionen wurde vom Gras Waldersee verheißen, fall» nicht solche durch daS Verhalten der Chinesen erforderlich werden sollten. Graf Waldersee verlangte ferner, daß ihm Stärke und Stellung der chinesischen Truppen stets richtig mitgrthrilt würden und daß dieselben ferner ge halten feien, die für sie gegen die Stellungen der verbündeten Truppen gezogene Demarkationslinie nie zu überschreiten, auch nicht mit Patrouillen. Wa» den Stand der diplomatischen Protestaktion gegen da» russisch-chinesische Abkommen über die Mandschurei anbelangt, so heißt e» jetzt, daß sich Japan derselben aageschlossen habe. Doch handelt e» sich um keinen eigentlichen Protest, sondern nur um Warnungen an China vor solchen besonderen Abmachungen mit einzelnen Mächten. Nur hat »an japanischerseit» die chinesische Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß sie sich eventuell daraus gefaßt machen müßte, auch den übrigen Mächten ähnliche vortheile bewilligen zu müssen, wie Rußland. London, 7. März. Morning Post berichtet au» Peking. England hat China aufgefordert, di« Abschließung de» rufsisch-chinestscheu vertrage» über die Mandschurei zu vertagrn. China hat die übrigen Mächte über die Vertagung um ihre An sicht befragt. Die Austheilung China» sei, wa» man auch immer versichern mag, bevorstehend.