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»» haben. Durch srine Verwundung steht sich in« dessen der Kaiser an der Ausführung dieses Vor habens leider gehindert. Dagegen wird am DirnSlag der Kaiser Franz Josef mit kleinem Befolge in München eintrrffen, um den Prinz- Regenten Luitpold persönlich zu seinem 80. Ge burtstage zu beglückwünschen. (Freiherr v. Stumm f.) Aus Saar brücken kommt die Trauerbotschaft, daß der be kannte Großindustrielle Frhr. v. Stumm-Halbrrg in der Nacht zum Sonnabend um 11^/, Uhr entschlafen ist. Die Traurrkunde kommt nicht unvorbereitet, seit längerer Zeit bereits war man darauf gefaßt, weil das KrebSleiden, von dem der Verstorbene erfaßt wurde, der ärztlichen Kunst spottete. Mit dem Freiherrn v. Stumm scheidet eine der mar kantesten Persönlichkeiten aus dem Leben. Fast ununterbrochen hatte er dem Reichstage seit dem Jahre 1868 angehört, und er zählte bis in die letzte Zeit hinein zu den fleißigsten und rede gewandtesten Mitgliedern desselben. Allerdings galt er als einer der schärfsten Gegner der Sozialdemokratie, fast in keiner Rede kehlten An- griffe gegen diese, weil er sie nicht als eine be rufene Vertreterin der Interessen der Arbeiterschaft anerkannte. Bor der Bahre verstummt der Streit der Parteien und so werden denn alle Parteien des Reichstages ohne Unterschied ihres Partei standpunktes ihrem verstorbenen Kollegen ein ehren volles Andenken bewahren. Karl Ferdinand Frhr. v. Stumm-Halberq war geboren zu Saarbrücken am 30. März 1836, evangelischer Konfession, be suchte die Universitäten Bonn und Berlin, war preußischer Geheimer Kommerzienrath, und Major der Landwehr-Kavallerie a. D., Mitglied deS StaatSrathS seit 1890, des Herrenhauses seit 1882, des Abgeordnetenhauses 1867—1870, deS Reichstages von 1867—1881 und dann wieder seit 1889; Eisenhüttenbesitzer, Präsident der Saar brücker Handelskammer rc. Der Verstorbene war vermählt seit 1860 mit Ida Charlotte Bücking und hinterläßt vier verheiratete Töchter. Im Kriege 1870/71 führte Frhr. v. Stumm eine Schwadron schwerer Reiter. Der Freiherrnstand wurde ihm im Jahre 1888 verliehen. Im preußischen Abtzeordnetenhause verlas Präsident v. Kröcher am Eingänge der Freitagssitzung daS ärztliche Bulletin vom Morgen deS 8. März über das Befinden des Kaisers und theilte dann mit, er werde sich mit dem Ober hofmarschall wegen einer etwaigen genehmen Kund gebung des Abgeordnetenhauses anläßlich des Anschlages aus den Kaiser in Verbindung setzen. Im weiteren Fortgänge der Sitzung genehmigte das HauS den Titel „Höhere Lehranstalten" des Cullusetats. Das österreichische Abgeordneten haus vollzog am Freitag die definitive Wahl des Präsidiums; wie zu erwarten stand, wurde das bisherige provisorische Präsidium: Graf Vetter (Mittelpart. Großgrundbesitz) Präs., Prade (deutsch-liberal) 1. Vicepräs., vr. Zazek (Czeche) 2. Vicepräs., bestätigt. Der Umstand, daß hierbei Di. Zazek mehr Stimmen erhielt, wie der Präsi dent selbst, und ebenso wie Prade, wurde von den Czechen und Slovenen mit demonstrativen Bei fallskundgebungen ausgenommen, vr. Zazek er hielt indessen nur dadurch die größte Stimmen zahl, daß die deutschen Großgrundbesitzer und die Christlich-Sozialen mit für ihn gestimmt hatten, während im Gegensatz hierzu die Czechen und Slovenen bei der Wahl des Präsidenten und deS ersten Vicepräsidenten „streikten". DaS Ministerium Waldeck-Rousseau in Frankreich kann ein neues parlamentari sches Vertrauensvotum verzeichnen. Im Verlaufe der am Freitag in der französischen Deputirten- kammer stattgesundenen Debatte über den Berg- arbeiterauSstand in Montceau-les - MineS stellte Ministerpräsident Waldeck-Rousseau die Vertrauens frage, worauf die Kammer «ine das Vertrauen zur Regierung aussprechende Tagesordnung mit 308 gegen 240 Stimmen annahm. Das macedonische Centralcomitö in Sofia scheint irgendeinen Schlag zu planen; wenigstens hat eS die sämmtlichen Provinzial- comitör zu einem außerordentlichen makedonischen Delegirten - Congreß in Sofia am 31. März ein geladen. Vermuthlich stehen die von den türkischen Behörden vorgenommrnen Verhaftungen zahlreicher politisch verdächtiger Bulgaren in Macedonien mit den Operationen deS macedonischen CrntralcomitSS tn Zusammenhang. Ueber die Frage der englischen HeereS- reform, welche durch den südafrikanischen Krieg aufgerollt worden ist, machte Kriegsminister Bro- drick in der Freitagssitzung de» Unterhauses bei Einbringung des HeereSbudget» einige nähere Mittheilungen. Denselben zufolge soll England Der sächsische Erzähler. Sette » in lech» ArmeecorpSbezirkr ringrtbeilt werden; drei dieser ArmercorpS würden in Aldershot, in der Ebene von Salzburg und in Irland, die drei anderen ArmercorpS, mit Einschluß von Miliz und Freiwilligen, in Jork, Colchester und Edin- bürg stationiert werden. Zwischen den Engländern und den Buren wird zweifellos unterhandelt. Wie dir Londoner Blätter au« Pretoria melden, sand am 8. März früh eine neue Zusammenkunft Lord KitchenerS mit Loui» Botha statt, die einige Zeit dauerte; über daS Ergrbniß der Unterredung ist noch nicht» Näheres bekannt; auch der Ort derselben wird noch nicht genannt. Die Engländer haben mit dem NeguS von Abessynien ein Bündniß gegen die auf- rührerischen Somalis in Ostasrika abgeschlossen. Wie e» heißt, stellt der NeguS Menelik zu diesem Unternehmen 20,000 Mann; die Somalis sollen von zwei Punkten auS gleichzeitig angegriffen werden. Das chilenischeMinisterium hat infolge der durch die bevorstehende Präsidentenwahl hervorgerusenen Wirren seine Entlassung gegeben. Die liberale Convention stellte am Freitag Jrrman RieSco definitiv als ihren Gegenkandidaten gegen den jetzigen Präsidenten Montt auf. Die Russen scheinen zur Mandschurei auch das benachbarte Korea gleich mit einstecken zu wollen. In Masampo auf Korea landeten 600 Russen mit 10 Geschützen. — In Japan ist der drohende Konflikt zwischen Regierung und Ober haus wegen der Steuervorlage durch die Nach giebigkeit des letzteren verhindert worden. Dagegen soll eine finanzielle Krisis im Lande bevorstehen. — In China soll die Boxerbewegung wieder auiflammen; überhaupt treten die Chinesen wieder frecher aus. Berlin, 10. März. Bei Sr. Majestät dem Kaiser vollzieht sich der Wundverlaus in normaler Weise, die Schwellungen der Augenlider sind geringer. Schlas und Allgemeinbefinden gut. Berlin, 10. März. Seine Majestät der Kaiser haben den gestrigen Tag zumeist im Schlaf zimmer zugebracht. Mittags empfingen Seine Majestät den Reichskanzler Grasen v. Bülow. Berlin, 9. März. Die Budgetcommission des Reichstages lehnte die Forderung von 2,000,000 Mark für den Bahnbau von Dar-es-Salaam nach Mrogoro ab und nahm eine Resolution an, durch die die Reichsregierung ausgefordert wird, mit Privatunternehmern über diesen Bahnbau zu unter handeln und sodann die Vorlage auf einer annehm baren Grundlage dem Reichstage zugehen zu lassen. Damit ist die Berathung deS Colonialetats beendigt. Bremen, 9. März. „Boesmann'S Telegra phisches Burean" veröffentlicht solgendes der Handelskammer zugegangene Telegramm Seiner Majestät des KaiserS: Berlin, Schloß, 9. März 1901. Der Bremer Kaufmannschaft spreche Ich für die Kundgebung treuer Anhänglichkeit anläßlich deS Gott sei Dank gnädig verlaufenen schmerz lichen Vorfalls Meinen wärmsten Dank aus. München, 9. März. Wie die Abendblätter melden, wird an Stelle Seiner Majestät des Kaisers Seine Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz zum 80. Geburtstage deS Prinzregenten nach München kommen. München, 9. März. Der Prinzregent hat aus Anlaß seines 80. Geburtstages ein besonderes Ehrenzeichen für freiwillige Krankenpflege und ferner ein Feuerwehr - Berdienstkreuz gestiftet für solche Personen, welche sich besondere Verdienste um die freiwillige Krankenpflege bezw. um die Ent wickelung der baierischen Feuerwehren erworben haben. Darmstadt, 8.März. Gestern fand hier ein vom Kammerpräsidenten Haas veranstalteter par lamentarischer Abend statt, an dem zum ersten Male sozialdemokratische Abgeordnete theilnahmen. Der ebenfalls anwesende Großherzog zog Abge ordnete sämmtlicher Parteien inS Gespräch und unterhielt sich längere Zeit mit dem sozialdemo kratischen Abgeordneten Ulrich-Offenbach. Pest, 9. März. Die Polizei in Jassy wurde von der holländischen Polizei ersucht, auf zwei Individuen zu fahnden, welche ein Attentat gegen die Königin Wilhelmina beabsichtigen. Marseille, 10. März. Die Lage ist unver ändert. Etwa 60 Au-ständische versuchten heute früh die Löschung der Ladung de» spanischen Dampfers „Sagunro" zu verhindern, die von der Besatzung vorgrnommen wurde. Polizei und Gendarmerie zerstreute die Ausständigen. Amsterdam, 9. März. Dem „Handel-blad" wird au» Batavia gemeldet: Die Festung Paja- reube, westlich de» PedirflusseS, ist von den hol- ländischen Truppen genommen worden; 77 Atchiuesen wurden grtödtrt, viele sind ertrunken. Auf hol- ländischer Seite wurden 2 Mann grtödtrt, 1 Kapitän und 7 Mann verwundet. Vom Burenkrieg. Haag, 8. März. Präsident Krüger dementirt die Meldungen von Friede,iSverhondlungen zwischen Botha und Kitchener, da Botha zu solchen Ver handlungen kein Mandat besitze. Es handle sich sicher nur um einen kurzen Waffenstillstand. London, 8. März. Die Zahl der gefangenen Buren beträgt im Ganzen 16,310, von denen 427 auf Ehrenwort sreigelassen worden sind. London, 8. März. Au» Kapstadt wird gemeldet: Die Schulen sind infolge Ausbruch» der Pest geschloffen. Die Hafenarbeiter feiern vollständig. London, 8. März. Dem „Reut. Bur." wird au» Pretoria unter dem 5. März telegraphirt: Lord Kitchener hatte am 27. Februar mit Botha und anderen Burenführern eine Zusammenkunft, um über die Frage zu verhandeln, ob rS möglich sei, die Feindseligkeiten rinzustrllen. — Vom 6. März wird dem genannten Bureau aus Pretoria gemeldet, man empfinde dort und in Johannesburg große Befriedigung über die Zusammenkunft, weil sie zu hoffnungsvollen Schlüffen berechtige. London, 9. März. Die „Times" berichtet aus Pretoria, daß die Unterhandlungen, die in der vergangenen Woche bei Middelburg zwischen Botha und Kitchener begonnen haben, augenblick lich unterbrochen sind, da man die Antwort der englischen Regierung abwarte. London, 9. März. Nach einem Telegramm aus Kapstadt si id gestern zwei Europäer an der Pest gestorben. Sieben neue Pestsälle sind fest gestellt worden. Auf England können wir uns ver lassen; die Engländer, diese treuen Freunde haben uns geschworen, daß sie stets zu uns stehen wollen, wenn sie — »ns brauchen und in Noth sind. Gegenwärtig aber scheint eS ihnen leidlich zu gehen, denn sie benehmen sich nichts weniger als liebenswürdig gegen uns biedre Deutsche. Dem „Reichsboten" wird aus dem Berliner MissionShause geschrieben: „Es ist wirklich kaum noch zu ertragen, wie die Engländer eS treiben. Am meisten wütyen sie gegen die Deutschen. Nachdem unsere Station AdamShoop im Oranjesreistaat geräumt war, d. h. alle Eingeborenen (750) und alles Vieh in daS englische Lager nach JacobSdal abgeführt waren, erhob der deutsche Konsul in Bloemfontein vr. Stollrriter dagegen Protest bei dem englischen Oberstkommandierenden im Freistaat, erhielt aber eine ausweichende Antwort unter der Adresse: „An den gewesenen Konsul." Daß sie ohne ge nügende Gründe jedweden, dessen sie habhaft werden können, gefangen nehmen, um ihn dann auf einem fremden Gebiet wieder in Freiheit zu fetzen und die Rückkehr in die Heimath zu verbieten, ist ja bekannt. Auch Verwandte von mir liegen grundlos im Gesängniß." Die Vorgänge in China. Berlin, 10. März. Wolff's Telegr. Bur. meldet aus Peking vom 9.: Der hiesige russische Gesandte besteht, wie au» chinesischer Quelle verlautet, auf der Unterzeichnung des Mandschurei- Vertrages und stellt Zwangsmaßregeln in Aussicht, falls die Unterzeichnung nicht innerhalb einer be stimmten Frist erfolgt. London, 9. März. Aus Peking wird be richtet: Vicekönig Liukunyi hat den Vertretern Englands, Amerikas und Japan» seine Unter stützung angeboten, damit China gezwungen werde, die russische Konvention über die Mandschurei ab zulehnen. London, 9. März. Ein Telegramm au» Peking meldet. Der Kaiser von China soll die Gutheißung der russischen Konvention abgelrhnt und Li-Hung-Tschang beauftragt haben, Rußland mitzutheilen, eS möge sich an die vereinigten Mächte wenden. Die Kaiserin hat die Degradation Tung- fuhstang» angeordnet. Washington, 9. März. AuS dem zwischen den Bereinigten Staaten und den Mächten ge pflogene» Schriftwechsel, welcher jetzt veröffentlicht ist, ergiebt sich, daß außer der an die Mächte gesandten identischen Note der Bereinigten Staaten vom 16. Febr. d. I. eine weitere Note an Chtua abgrsandt wurde. Ja dieser wird China davon verständigt, daß die Bereinigten Staaten nicht geheime Berhandlungen zwischen China und einer anderen Macht gutheißen könnten, welche auf eine Ab tretung eine» GebtetStheil» hinzirlte. Di« Note sügt hinzu, die vereinigten Staaten hielt« den