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Der sächsisch« Erzätzter. Grit« G IVVL Die jetzt bekannt wird, hatten die Mächte kürzlich eine gemeinsame diplomatische Aktion io Sofia wie in Konstantinopel zur Sicherung der Ruhe in Mocedonien unter« nommen; e» heißt, daß diese Aktion auch Erfolg verspreche! Rußland. In dem entstandenen Zollconflikt zwischen Rußland und Nordamerika wird russischer« seit» bereit- wieder abgewiegelt. Die offiziöse „Handels« und Industrie-Zeitung- in Petersburg bringt eine offenbar vom dortigen Auswärtigen Amte inspirirte Kundgebung zu dem russisch amerikanischen Zollstreit, in welcher auf die langen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Rußland und den Bereinigten Staaten hingewirsen und ver sichert wird, die russische Regierung habe sich nur mit äußerstem Widerstreben zu der Erhöhung de» Einfuhrzolles auf amerikanische Maschinen u. s. w. infolge des amerikanischen CompensationSzolleS auf russischen Zucker entschlossen. Schließlich ver leiht die Kundgebung der Zuversicht auf Wieder beseitigung der ausgetauchten zollpolirischen Diffe renzen zwischen Rußland und bec Union Ausdruck. In den Washingtoner Regierungskreisen thut man freilich dafür um so kampflustiger. Der Finanz minister Tage hat erklärt, er werde seine jetzige Wirtschaftspolitik gegenüber Rußland nicht ändern; er behauptet, Rußland könne die amerikanischen Maschinen nicht entbehren und werde die sich auS der russischen Zollerhöhung sich ergebende Preis steigerung derselben zu tragen haben. Italien. DaS neue italienische Ministerium Zrnardelli hat durch die erfolgte Ernennung der UnterstaatSsekretäre seine Ergänzung erfahren. Hierbei wurden der bisherige Unterstaatssekretär deS Kriegsministeriums Zanelli, und der bisherige UnterstaatSsekretär deS Marineministeriums, Serra, in ihren Stellungen bestätigt. Spanien. In Spanien herrscht gegenwärtig wieder Ruhe. Den Leitern der Madrider Blättern wurde vom Generalkapitän Wehler mitgetheilt, die Präventivcensur sei wieder aufgehoben, unter der Bedingung, daß die Blätter keine Besprechung der letzten Ereignisse in Madrid brächten und sich auch bei der Erörterung der Vorfälle in der Provinz Zurückhaltung auferlegtrn. England. London, 19. Februar. König Eduard reist Sonnabend Abend nach Deutschland ab. Im englischen Unterhause wogt die Adreßdebatte noch immer breit einher. Im Ver lause der Montagsdebatte gab der UnterstaatS- sekcetär Cranboure eine längere Erklärung über Vie Lage in China, während sich der Kolonial minister Chamberlain über das südafrikanische Thema vernehmen ließ. Er versicherte hierbei, die britische Regierung habe ihre südafrikanische Politik in keinem Punkte geändert, auch nicht, was die zukünftige Regierung von Transvaal und deS OranjefreistaateS anbelangt. Ein englisches Blaubuch über die chinesischen An gelegenheiten ist erschienen; seine Veröffentlich ungen betreffen indessen meistens schon bekannte Dinge. — Bei dem kürzlichen Zusammensein deS Kaisers Wilhelm, de» Königs Eduard und deS Königs von Portugal in London sollte zwischen diesen drei Herrschern eine Verständigung über die gestimmte Zukunst Südafrikas erzielt worden sein. Diese aus portugiesischer Quelle stammende Sen. sationSmeldung stellt sich aber jetzt als ganz un begründet heraus. Vom Burenkrieg. Nicht übel ist eine in der Fastnachtsnummer der „Münchener Neuesten Nachrichten- enthaltene angebliche Depesche aus London, 15. Februar: „KitchenerS Siegesnachricht. Das KriegSamt hat an allen Straßenecken KitchenerS neueste SiegeSnachricht anschlagen lassen, die in ihrer Kürze so unendlich vielsagend ist: „Krieg so gut wie beendet, muß nur erst noch die Buren be siegen.- Der Jubel ist unbeschreiblich, die Freudenkundgebungen sind imposant. Banden be trunkener RowdirS durchziehen die Stadt unter dem Ruse „Hoch Kitchenrrl- und schlagen den Passanten die Schädel rin. Mehrere Magazine sind geplündert worden, rin Mann, der zufällig Krüger hieß, wurde von der begeisterten Volks menge buchstäblich in Stück« zerrissen. Lord Robert- wurde von einem Schwarm ehemaliger City-Freiwilliger, die wegen Disziplinlosigkeit heimaeschickt waren, durch die Stadt getragen, und in de« Villenvierteln bereiteten sie ihm eine sinnige Ehrung: sie zündeten Häuser an, raubten «sie au» «ad mißhandelten Frauen «ad Kinder. Die Augen des alten Helden leuchteten aus bei den schönen Erinnerungen, die in ihm rrwachtrn.- Die Zeitungsnachricht, der Oberkommissar sür Südafrika, Sir Alfred Milnrr, habe dem deutschen Generalkonsul v. Lindequist in Kapstadt die Thür gewiesen, als derselbe sich über die brutale Behandlung eine- deutschen Reich-angehörigen in Kapland durch dir Engländer bei Milnrr beschwert habe, erweist sich glück licher Weise als vollständig erfunden. Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg - bedauert hierbei die kritiklose Äeitervrrbrritung von ZeitungSlügrn über deutsch englische Zwischenfälle und erklärt, die deutsche Regierung würde bei englischen Eingriffen in deutsche Rechte immer ihre Pflicht thun, wie sie die» auch durch ihr Verhalten bei der Beschlag nahme deutscher Schiffe durch englische Kriegs schiffe bekundet habe, seitdem aber seien in den amtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und England keine Störungen mehr vorgrkommrn. Zuletzt weist da» osfiziösr Organ daraus hin, daß die alldeutsche Ortsgruppe Johannesburg dem deutschen Konsul NelS in Johannesburg, welcher der Vernachlässigung seiner Pflichten aus Hin neigung zu den Engländern beschuldigt worden war, eine nachträgliche Ehrenerklärung abgegeben habe. Bei dem großen Kesseltreiben der Engländer auf den in die Kopkolonie eingedrungenen berühmten Burrnführer Dewet wollen sie ihm seinen ge- sammten TranSportwageu und viele Patronen, angeblich 100,000, „abgeknöpst- haben; eS bleibt aber einstweilen abzuwartrn, waS eS mit diesem behaupteten englischen Erfolg aus sich hat. Ueber die englischen Operationen gegen die Buren- str-itkräfte unter Botha im östlichen TranSoaal schweigt sich die englische KriegSbrrichterstattung gänzlich aus. Unter dem Eindrücke der schwerwiegenden Miß erfolge macht in England sich mehr und mehr der Wunsch nach Frieden gelten d. „ Daily NewS - schrieb vor wenigen Tagen: „Unsere Truppen sind dem Namen nach eine Okkupationsarmee, in Wirklich keit aber sind sie die Belagerten-. Nun, solche Erkenntniß verdient Anerkennung und wird, so wollen wir hoffen, mit den ungeheuren Kosten — wöchentlich 50 Millionen Mk.! —, die der Krieg verursacht, vielleicht eher zu einer Beendigung deS unheilvollen Streites führe», als diese mit den Waffen in der Hand herbeizusühren den Briten möglich sein wird. Auch der Konservative Sir Edward Clarke hat sich neuerdings dafür ausge sprochen, den Buren günstige Bedingungen zu stellen — vielleicht läßt man sich schließlich auch dazu herbei, selbst solche Bedingungen anzunehmen. Der Kriegsschauplatz in Südafrika bietet da« Bild lebhafter Thätigkeit. Daß die am Sonn abend Abend eingetroffenen Depeschen auS de Aar von Lord Kitchener selbst gezeichnet sind, beweist, daß der oberste Führer der Briten die Lage im Kaplande doch sür so schwerwiegend gehalten hat, um selbst nach jenem wichtigen Orr zu eilen. In Kapstadt sind drei neue Pestsälle vorgekommen. London, 19. Februar. Der „Standard- be richtet aus Kapstadt unter dem 18. Febr.: Von 2000 Kaffern, die die Arbeit niederlegten, sind nur 150 an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Der oberste SanitätSbeamte der Kapkolonie erklärte, man habe Grund zu der Befürchtung, daß die Kaffern eine Anzahl Pestsälle, die unter ihnen vorgrkommrn sind, verheimlichen. Der Krieg mit China. Noch rin Hunnenbries! Die „Neiffer Zeitg.- veröffentlicht folgenden Brief eines deutschen Sol daten auS dem Lager von Shanghai vom 30. Dezember v. I: „Lieber Großvater, Onkel und Tante! Eben habe ich Euren lieben Brief erhalten und will ihn Eurem Wunsche gemäß auch gleich beantworten. Bei unS ist hier alles noch ziemlich beim Alten, eS ist kein Frieden, aber auch kein richtiger Krieg, man weiß eigentlich gar »licht, woran man ist. WaS die Zeitungen dort schreiben, von den Mißhandlungen Unschuldigen gegenüber, ist ja alle» Schwindel. Bon deutscher Seite au» ist jedenfalls nicht» Unrechte» geschehen, und wo» die Truppen anderer Mächte thun, dafür sind wir doch nicht verantwortlich. Hier wenigsten» ist un» Deutschen immer nur Lob ausgesprochen worden sür strenge Manneszucht und Disziplin, und wenn dort eia radaulustigrr Reporter schreibt, daß wir un» an unschuldigen Weibern und Kindern vergessen haben, so verdient der Schuft dafür an den Salgen gehängt zu «erden. Bi» jetzt haben wir Deutschen un» immer noch von den Ausschrei tungen anderer Truppen ferngehalten, und weuu auch hin und wieder eia räudige» Schaf darunter war, so haben sie auch nach unseren strengen I SriegSgesetzen ihren bittern Lohn dafür erhalten. Hier, wo man stündlich dem Tode au-gesetzt ist, lernt man Recht und Unrecht auch viel klarer unterscheiden, al» zu Hause in geordneten Zu- ständen. Weihnachten hoben wir auch ganz gut verlebt. Am hl. Abend hatten wir in Shanghai in der Arkadiahalle eine Einbescheerung, worin wir reichlich bedacht wurden. An Liebesgaben erhielt jeder eine wollene Unterjacke, ein Paar Unterhosen, ein Hemd und rin Paar Strümpfe; von der Kom pagnie bekam ich «ine Tabakpfeife, und unser Hauptmann schenkte jedem rin seiden«» Taschentuch. Die deutschen Damen von Shanghai hatten auch jedem ein kleine» Packet mit Geschenken verschie dener Art beigelegt. Mein Packet enthielt drei weiße Taschentücher, ein Paar Strümpfe, rin Packet Tabak und sechs Stück Cigarren. Ein Weihnachtsbaum war auS Japan herbeigeschasft worden, da hier Tonnen, Fichten oder Kiefern nicht zu finden sind. Unser vierstimmiger Chor sang mehrere Weihnachtslieder, und wir vergaßen auf einige Zeit ganz, daß wir so weit von der Heimath unser Fest feiern müssen. Nach der Brscherrung fand ein kleine» gemeinschaftliches Essen im Neben saale statt. Unser Kommandeur, Oberstleutnant Gras von Schlippenbach, forderte un» dabei aus, allen unseren Wohlthätern in der Heimath, wie hier, ein tzurrah de» Dankes zu bringen, und freudig stimmten alle 500 deutschen Männer kehlen ein. Um 9 Uhr ging eS dann wieder zurück in unser Feldlager, und mancher Gedanke richtete sich nach der Heimath, wie wohl unsere Lieben daheim Weihnachten feiern.- Grneralsrldmarscholl Graf Walde rse« be reitet für Ende Februar eine neue größere militärische Expedition vor, durch welche die Provinz Petschili endgültig von den chine sischen Soldaten und Boxerhausen gereinigt werden soll. E» ist sogar die Rede von einem Vorstoß in die Provinz Schonst hinein. Eine deutsche Sonderexpedition ist unterdessen von Paotingfu au» unter Kommando des Obersten Hoffmeister in nordwestlicher Richtung auf Jnomakuan am Khouho-Fluste abgesandt worden. Die geplante große militärische Operation soll nicht von statten gehen, wenn China die Forderungen der Mächte, insbesondere diejenigen hinsichtlich der Bestrafung der schuldigen Beamten prompt erfüllt. In seinem Tagesbefehl, worin er die Generale ersucht, die Zahl der Truppen anzugeben, die sie senden können, sagt Graf Waldersee ausdrücklich, daß die Operation nur für den Fall geplant sei, daß China nicht rasch handle. Nach dem früheren Verhalten Tschangtschitung und seiner Sendboten im Süden zu urtheilen, ist es wohl möglich, daß sie der Kaiserin anrathen, Widerstand zu leisten, in welchem Falle eine gleichzeitige Flottenkundgebung in Hankau ihnen wahrscheinlich bald ihren Jrrthum offenbaren würde. In seinen Briefen an die Generale spricht Graf Waldersee von der Schwierig keit des Transportes über die Gebirgsstraßen zwischen Paotingfu und Taiynensu. Nach den Aussagen chinesischer Reisenden soll jeder Bergpaß versperrt sein. Nur Fußgänger sollen diese passieren können. Auch sollen große chinesische Truppenmassen im Gebirge zusammengezogen sein. Solche Zustände würden eine Expedition sehr schwierig machen. Shanghai, 18. Febr. Durch Kaiserliche Edikte werden Beamte bestimmt, welche darüber zu wachen haben, daß Tschwang Selbstmord begeht, Aühsien enthauptet werde, daß ferner Kangyi nach träglich de» Ranges entkleidet werde, den er vor seinem Tode besaß, daß seine Familie der Pension verlustig gehe, und daß alle ihre Ehrenstellen und Titel auf Hsuyungyi und die anderen Mitglieder de» Tiungliyamen noch nachträglich übergehen, welche in Peking hingerichtet sind. E» solle schließlich da» Bedauern darüber ausgesprochen werden, daß sie zu Unrecht bestraft seien, und ihre Familien sollen unterstützt »erden. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Dresden, 20. Februar. Der gestrige letzte Hosball im Ristdenzschloß verlief in glänzender Weise. 700 Personen nahmen daran Theil, darunter Prinz Friedrich August, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg. Punkt 12 Uhr sand der Ball seinen Abschluß. Berlin, 20. Februar. Laut Militärwochen, blatt ist Major v. Hugo vom Seneralstab de» 7. Armeekorps unter Versetzung in den Großen Seneralstab al» MilitärattachS zur Pariser Bot schaft kommandirt worden. Fraukfurt a. M., 20. Februar. Ja der gestrigen Stadtverordneten-Versammlung theilir