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»er sächsisch« «rMwr. «rstr «. London, 23. Januar. Wie der „Standard" «ui» Tientsin vom IS. Jan. meldet, räumten die russischen Truppen am Sonnabend Tientsin, wurden jedoch gestern plötzlich zurückberufen. Peking, 22. Januar. Die Gesandten traten heute zusammen und beschlossen, auf die geforderten Aufklärungen über die letzte Note dann zu ant worten, wenn die Chinesen durch ihre Maßnahmen und Beschlüsse den Beweis geliefert haben würden, daß sie den angenommenen Bedingungen ent sprechend Genugthuung leisten wollen. Der erste Punkt der Genugthuungen betrifft die Bestrafungen. Die Gesandten haben diese Frage, so weit sie sich auf die Hauptschuldigen bezieht, berathen und sich Vorbehalten, mit den Prinzen Tsching und Li- Hung-Tschang über die Bedingungen zu berathen, unter denen dieser Beschluß auSgrsührt werden soll. Washington, 22. Januar. Sobald die amtliche Bestätigung vom Tode der Königin ein traf, sandte der Präsident seinerseits und im Namen des amerikanischen Volke» ein Beileids telegramm nach London; ebenso sandle der Staatssekretär Hay ein Beileidstelegramm au den englischen Staatssekretär des Auswärtigen, in welchem dem Beileid der Regierung der Vereinigten Staaten Ausdruck gegeben wird. Washington, 22. Jan. Der Senat nahm einen Beschlußantrag an, worin die Theilnahme der Bereinigten Staaten an dem Tode der Königin Victoria ausgesprochen wird. Einen gleichen Beichlußantrag nahm auch das Repräsentanten haus an. Vermischtes. — Folgender Spruch von Felix Dahn findet sich am Schluffe einer Extrabeilage der „Täglichen Rundschau", die sich mit dem KönigS- jubiläum beschäftigt: Wir schrei'» zu viel „Viktoria!", „Hurrah!" und „Kling-Klang-Gloria!", Wir feiern zu viel Feste. Einst trieben anders wir das Spiel: Wir sprachen wenig, thaten viel Und die Art war die beste! — Bentheim, 19. Jan. Im holländischen Grrnzort Enschede brachen 45 Personen auf dem Eise ein, nur vier wurden gerettet. Die meisten Verunglückten sind Kinder. — Groß-Wartenberg, 21. Jan. Im Forstrevier Distelwitz sind zwei erfrorene Frauen aufgefunden worden. — Zu der Konitzer Mordsache wird geschrieben: Am Freitag wurden namentlich die Grundstücke in der Danziger Straße und der be treffenden Hintergaffen durchsucht, und zwar fast ohne Ausnahme sämmtliche Wohn- und Geschäfts räume; zwei bis drei Beamte waren immer zu gleicher Zeit beschäftigt und durchstöberten alle Behälter und Winkel, alle Briefschaften und Papiere. In manchen Räumen dauerte die Durchsuchung drei bis vier Stunden. Ganz be sonder« gründlich soll das Lewy'sche Grundstück durchsucht worden sein; dort wurde auch der Kellerboden aufgegraben, die Rauchsänge wurden unter Zuhilfenahme eines Schornsteinfegers genau durchsucht. Ueber das Ergebniß der Nach forschungen wird natürlich das größte Still schweigen beobachtet. Diejenigen Personen, die Kleidungsstücke fanden, erhielten 1000 Mk. Be lohnung. Die der Staatsanwaltschaft zur Ver fügung stehende Summe zur Belohnung für die Ermittelung de« ThätrrS beträgt 32,000 Mk. — In der Konitzer Morvsache meldet die „Boss. Ztg.", daß in Könitz der Gemeinde schullehrer Weichei unter dem Verdacht der Er mordung Ernst Winters am Sonnabend Abend von dem Kriminalkommissar v. Kracht verhaftet worden ist. Wie im Reichstage am Montag er zählt wurde, soll ein hoher kommunaler Beamter in Berlin auS Könitz ein Telegramm des Inhalts erhalten haben, daß der Gemrindrschullehrer W. vor der Polizeibehörde ein Geständniß abgelegt habe. — Frankfurt a. d. Oder, 21. Januar. In vergangener Nacht brach in dem Dorfe Rade- witsch (Züllichau) Feuer aus, durch welche» vier Bauernwirthschaftrn und 6 weitere Wirtschafts gebäude ringeäschert wurden. — Köln, 21. Januar. Unsere Stadt erlebt gleichfalls einen Sternberg-Skandal. Die hiesige Kriminalpolizei verhaftete einen hiesigen reichen Kaufmann, der gerade von einer Reise zurückkehrt«, am Bahnhose, al» er sich nach Hause begeben wollte. Bereit« 14 schulpflichtige Kinder sind in dieser Sache vernommen. Weitere Verhaftungen stehen bevor. — Hamburg, 21. Jan. Die bacteriologische Untersuchung der an Bord de» Dampfer» ^Pergamon" zwischen der Ladung gefundenen todten Ratten ergab, daß sie an der Pest verendet sind. Die Besatzung de» Dampfer» und di« Arbeiter, die mit der Ladung in Berührung ge kommen sind, befinden sich unter ärztlicher Be obachtung. Alle sind gesund. Da» Schiff wird i« Jndiahafen isolirt gehalten. Die Löschung geschieht mit allen Vorsichtsmaßregeln unter polizeilicher Aussicht und hafenärztlicher Eontrolle. Nach erfolgter Löschung wird der Dampfer gründlich deSinficirt. — Da» Magdeburger Sauerkraut wird theurer. Ein Sauerkrautring soll in Magdeburg ge gründet worden sein. Der Ring wurde gebildet zu dem Zwecke einer Preiserhöhung und eS wurde auch sofort beschlossen, den Preis des Oxhofte» von 14 Mk. auf 17 Mk. zu erhöhen. — (Vermischte Nachrichten.) Durch Entziehung von Nahrung hatte das Ehepaar Rütschi-Wigrt in Niederuzwil (Schweiz) sein eigenes Kind, einen mehreren Wochen alten Säugling, langsam getödtet. Vom KantonSgericht in St. Gallen ist jetzt die Mutter zu lebenslänglichem, der Vater zu 15 Jahren Zuchthaus vrrurtheilt worden. — In Niesky rannte, al» am Sonntag Nachmittag auf dem Mohrtrich eine große Zahl von Schlittschuhläufern sich ihrem Vergnügen hingab, ein junger Schloffergesrlle, Friedrich Gühler, mit einem Schüler des Pädagogium» zu sammen. Beim Sturz erlitt der Erstgenannte einen Schädelbruch, der dem jungen Leben ein jähes Ende bereitete. — Ueber ein Verbrechen auS verschmähter Liebe wird au» Kolmar i. E. depeschiert: In der außerhalb de» Dorfe» Heilig kreuz gelegenen sogenannten „Teufrlsmühle" erschoß ein Müllerknecht in Gegenwart der ge- sammten Familie die älteste Tochter des Müller», die seine Werbung zurückgewiesen und hierauf sich selbst mittels eines Jagdgewehres. — Ein Klub geschiedener Frauen hat sich in Wien gebildet. ES hatten sich zur Vorbesprechung etwa 38 Frauen eingefunden. Eine der Einberuferinnen eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, die über die Ziele des Klubs Aufklärung gab: Ge- selligkeitSpflege, festliche Veranstaltungen, ArbeitS- und Stellenvermittelung und DarlehnSgewährung. ES folgt die Debatte. Zum Schluffe stellt eine Rednerin die Frage, ob auch die „verlassenen" Frauen, die nicht geschieden sind, in den Verein eintreten können. Sie erhielt die Antwort, daß die verlassenen Frauen dem Verein al» „Ehren mitglieder" beitreten können. — In Kaba (Ungarn) hat der 34jährige Bauernbursche Anton Racz, der von den Almosen lebte, die sein 70jähriger Vater zusammenbettelte, seinen Vater, weil derselbe nicht mehr betteln gehen wollte, mit einem Knüttel er schlagen. Der Vatermörder holte dann vom Ge- meindrhause einen Sarg, in den er die Leiche des Greises legte, worauf er entfloh. — Ein wahre» Scheusal in Menschengestalt ist der 31 Jähre alte Dienstknecht Albert Schumann au» dem weimarischen Orte Dielsdorf, welcher sich am Sonnabend vor dem Schwurgericht in Erfurt zu verantworten hatte. Schumann hatte bei Essen an der Ruhr ein 8jährige» Mädchen in den Wald gelockt, geknebelt und vergewaltigt und dann in Frienstedt bei Erfurt versucht, seine frühere Geliebte zu ermorden. Da» Schwurgericht hielt eS für angemessen, auf 14 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust zu erkennen. — In der Grube „Florentine" bei Beuthen sind durch schlagende Wetter drei Bergleute erstickt. — Aus Böhmen, 20. Jan. Der frühere Fremdenlegionär Robert Priebsch, der seinerzeit mit dem Raubmörder Joses Kügler in Afrika diente und diesen anzrigte, versuchte am 16. Jan. in Grenzrndorf seine Geliebte Antonie Peukert zu erschießen, verletzte sie aber nur leicht, alsdann jagte er sich eine Kugel in den Kopf, die ihn tödtete. — Es scheint jetzt wieder, al» ob einzelne Grubenverwaltungen eine neuerliche Preissteigerung der Kohle herbeiführen wollten. Auf dem Franz Josef-Schachte in Zickmande! wurde der Preis der Kohle um 5 Prozent erhöht. — Der Konkurs wegen Verpachtung de» Mineralwasserversandte» in Karlsbad ist nun beendet. Der frühere Pächter K. Schottländer dürfte wieder Berücksichtigung finden. Angebote sind von sechs Bewerbern ein gelaufen, und zwar: SiemenS-DreSden 550,000 Kronen, S. Ungar-Wien 510,000, Felix Wilhelm Stein-Wien 512,000, Ollendorf-Berlin 550,000, Pauli-Ohlau 560,000 und K. Schottländer Karls bad 560,000 Kronen. — In der Strinkohlengrube ZrleniewSk bei Orel ist ein Brand entstanden, durch den 23 Menschen umgrkommen sind. Die Urbrigen wurden gerettet, doch sind sehr Biel« verwundet. — Wie au» Odessa trlegrophirt wird, wurden dort und in der Umgebung bei den letzten kolossalen Schnerstürmrn 32 Personen vom Schnee — 1GGL verschüttet. Eine volle Woche «ar Odessa von jedem Verkehr abgeschnitten; 18 Bahnzüge war«» »m Schnee stecken geblieben. — Charkow, 20. Januar. Lin furchtbarer Brand hat da» große Panoptikum von Gtationso» vollständig eingeäschert. Da» Feuer zeigte sich plötzlich während der Vorstellung, so daß eine große Panik unter dem Publikum entstand. Bet dem Gedränge wurden fünf Personen zu Tode er drückt und mehrere schwer verletzt. Der materielle Schaden ist sehr bedeutend, da da» ganze drei stöckige Gebäude sammt dem Inventar ein Rauö der Flammen wurde. — Schlimme Einquartierung hat da stattliche oberaargauische Dorf MadiSwyl (Schweiz). Seit einem vollen Jahre grasstrt dort die Diph- theriti». Al« wahrer Würgengel trat diese gefürchtete Seuche namentlich im verflossenen Sommer auf, in welchem nur während neun Wochen Schule gehalten werden konnte, während vom 22. Jult bi» 12. November sämmtliche Schulklassen unfrei willige Ferien machen mußten. Die Ursachen der Hartnäckigkeit der Seuche konnten bi» jetzt nicht ermittelt werden. Immerhin glaubte man, der Krankheitsstoff habe sich im alten Schulhause derart eingenistet, daß er immer wieder neue An steckungen hervorrief. Man baute deshalb auf de» Einzug in das neue Schulhau» große Hoffnungen, die sich anfangs auch zu erfüllen schienen, da einige Wochen lang alle Schüler vollzählig erschienen. Um die Jahreswende tauchte die Seuche aber auf- Neue auf und jetzt fehlen wieder 27 diphtherie kranke Kinder in der Schule, darunter acht Kinder aus einer und derselben Familie! Der Bevölkerung hat sich eine ganz trostlose Stimmung bemächtigt. — In einem Steinbruche zu Nu ölen im Canton Schwyz haben fünf Familienväter einen jähen Tod gefunden. Beim AuSgraben von Material am Grunde des Steinbruchs löste sich oben eine gewaltige FelSmasse und begrub die Ahnungslosen. 23 Waisenkinder beweinen ihre Ernährer. — (Gefährliches Handwerk.) „Nun, Fritz«, ist denn Drin Meister mit Dir zufrieden?" fragte eine alte Frau ihren Enkel, der bei einem Fleischer in der Lehre war. — „Ei ja, Großmutter, morgen läßt er mir's Fell abziehen und kommende Woche will er mich schlachten lassen." (E ingesandt.) Höchst wichtig für Kranke «nd Gesundes Sonntag Nachmittag punkt 3 Uhr wird im Saale Erbgericht zu Schmölln von Herrn Otto Wagner, Direktor der großen Bilz'schen Naturheilanstalt in Dresden - Radebeul ein öffentlicher Vortrag über: Welche Heilweise macht uns gesund? Medizin oder Naturheilkunde? stattfinden. Immer weiter und weiter dringt die" Naturheilkunde vor, über eine Million Anhänger zählt dieselbe bereit» in Deutschland; eine große Zahl von Vereinen für Naturhrilkunde giebt eg und mehrere hundert Aerzte, zum Thril hohe Autoritäten, haben sich von der Medizinheilkunde abgewandt und wenden in ihrer Praxis nur noch die Naturheilkunde an. Hier und da kommt auch bei un» da» Gespräch auf Naturheilkunde, doch vielfach hat man noch ganz falsche Ansichte» darüber. Um nun ein klares Bild über die neue Natur» hrilweise zu geben, veranstaltet der Naturhrilverei» zu Schmölln dieser Methode einen öffentlichen Vortragsabend und hofft auf recht zahlreichen Besuch. Der Vortragende, welcher in den weiteste» Kreisen der Naturheilanhänger al» ein sehr guter Redner bekannt und di« unter seiner Direktion stehende „Bilz'sche Naturheilanstalt" weit über Deutschland» Grenzen durch da» Werk „Bilz, da» neue Naturhrilverfahren" und viele glänzende Heilerfolge ebenfalls sehr bekannt und besucht ist,, wird nicht nur angrben, wie Krankheiten zu be handeln sind, wie die Aerzte unter sich über medi zinische Behandlung urtheilen usw., sondern vor allen Dingen, wie Krankheiten verhütet werden^ und im Anfang so zu behandeln sind, daß e» nicht zu so schweren Entartungen kommt, wie heute solche» viel zu beobachten ist. E» wird demnach den Zuhörern ein klare» Bild über beide Heil weisen gegeben und manch nutzbringende Aufklärung wird den Zuhörern zu thril werden. Bersäumr daher kein Kranker wie Gesunder, kein Familien vater, ganz besonder» aber keine Mutter, sich den Vortrag anzuhüren. Jeder wird sicher Nutzen davon haben. Möge Niemand den Vortrag ver säume», umsomehr, al» der Reinertrag dem Kirchrn- baufond» zu Schmölln überwiesen wird. Alle» Nähere siehe heutige» Inserat.