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letzt ihre befriedigende Beilegung gefunden, dem m außerordentlicher Mission au» Tanger am Hofe de» Sultan» in Marakesch (Marokko) eingetroffenen deutschen Gesandten Frriherrn von Mentzingen ist es gelungen, säwmtliche im Namen der kaiserlichen Regierung erhobenen GenugthuungSforderungen durchzusrtzen. Zur Stunde dürfte sich Freiherr von Mentzingen mit seinen Begleiter« bereit» wieder auf der Rückreise von Marakesch nach der Stadt Mogador an der Westküste Marokko'» be finden, von wo au» da» Schulschiff „Charlotte" die Herren wieder nach Tanger bringt * Tanger, 6. Jan. Da» deutsche Kadetten schulschiff „Charlotte" ist hier mit der außerordent lichen deutschen Gesandtschaft, die von ihrer Mission beim Sultan von Marokko zurückkehrt, eingetroffrn. Die am 3. Januar in Oesterreich voll zogenen 54 weiteren Wahlen zum ReichSrath sind einerseits durch die Niederlagen der Sozialdemo kraten, anderseits durch diejenigen der christlich-sozialen Partei bemerkenSwrrth. Die Sozialdemokraten verloren die allermeisten ihrer böhmischen Mandate, sowie da» Mandat für Graz, und müssen andere Mandate noch in der Stichwahl verthridigen. Die Christlich-Sozialen ihrerseits büßten da» Mandat für Wiener-Neustadt und zwei Mandate der Reich-Hauptstadt Wien — diese drei an die Sozialdemokraten — ein, während sie ein dritte» Wiener Mandat möglicherweise im Stichwahl kampfe erobern werden. Im Allgemeinen haben die Deutsch-Radicalen die meisten positiven Wahl erfolge aufzuweisen. Der russische Botschafter in Pari», Fürst Urussow, sollte nach einer Meldung de» „Siöcle" einen längeren Urlaub von unbestimmter Dauer an getreten haben. Eine halbamtliche Pariser Nachricht bezeichnet indessen jetzt diese Mittheilung de» SiScle al» unbegründet, infolgedessen auch die mancherlei sensationellen Gerüchte über die Ursachen de» angeblichen Urlaube» de» russischen Botschafters bei der Republik wohl nur al- müßiger politischer Klatsch zu betrachten sind. Rußland hat mit China ein Abkommen betreffs der Mandschurei geschlossen, welche- im Großen und Tanzen die Errichtung einer russischen Schutzherrschaft in diesem von den Russen er oberten ausgedehnten chinesischen GebietStheile be deuten würde. Man darf daher gespannt darauf sein, wie sich die übrigen in China interesstrten Mächte zu diesem russisch-chinesischen Abkommen stellen werden. Ein blutiger türkisch-bulgarischer Zwischenfall macht von sich reden. In dem Orte Stiplje im Bilajet Kossowo kam eS zu einem erbitterten Zusammenstöße zwischen den bulgarischen Einwohnern einerseits, türkischen Gendarmen und Truppen anderseits, wobei es Todte und Ver wundete gab; eS wurden zahlreiche Personen ver haftet. AuS UeSküb trafen der Generalgouverneur und mehrere andere Beamte mit Truppenver stärkungen in Stiplje ein; wie behauptet, hätten Mitglieder des berüchtigten makedonischen ComitSs durch ihre Hetzereien den gesammten Vorgang verschuldet. England behandelt die Burenrepubliken schon ganz als englisches Kolonialgebiet. Der bisherige Gouverneur der Kapkolonie, Sir Alfred Milnrr, wurde zum Gouverneur von Transvaal und Major Grood-Adams, britischer Resident-Kom missar in Betschuanaland, zum stellvertretenden Gouverneur des Oranjefreistaates ernannt; eigent licher Gouverneur deS letzteren ist Sir Alfred Milner ebenfalls, der außerdem noch den Posten eine» britischen Oberkommissar» von Südafrika bekleidet. Zum neuen Gouverneur von Kapland wurde Hutchison, bisher Gouverneur von Natal, ernannt, zu seinem Nachfolger auf letzterem Posten erhielt er den Gouverneur von Neufund land, Mc. Callum. — Die Londoner Admiralität bezeichnet die Nachricht von einer schweren Meuterei an Bord de» britischen Kriegsschiffes „Barfleur" in den chinesischen Gewässern al« be deutend übertrieben, eS hätten sich lediglich einige Mann einer unerheblichen Unordnung schuldig ge macht. Die Ueberstedrlung de- Kieler Marinemuseum» nach Berlin hat begonnen, r» ist bereit- Alle» verpackt. Da- neue Museum dürste thrilweise «och la diesem Jahre der Oeffrntlichkeit übergeben werd«,. * Weimar, 6. Januar. Der Troßherzoglichr Hof legt auf S Monate Trauer an. * Weimar, 6.Januar. Heute Abend S Uhr findet tm Schloßpartrrre Hau-andacht statt. Montag Abend 10 Uhr wird die Leiche in die Hoskirche überführt, wo die Leiche bi» zur Bei- setzung bi» Freitag Mittag 12 Uhr verbleibt. L« MchWcha Mtzichl«. Gs««t»P. Heute ist der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz angekommen, welcher heute Abend wieder abreist. lieber Sternberg» Thätigkeit im Elsaß schreibt die „Straßb. Post", daß er sich schon dort einen Thetl seine» Reichthum» gesammelt habe. Al» nach dem Kriege mehrere Tuchfabriken nach Frankreich verlegt worden seien, habe er zu lächer lich geringen Preisen mehrere Fabriken gekauft und die Aktiengesellschaft „Bereinigte Bischweiler Tuchfabriken" gegründet. Al» diese nach kurzer Zeit verkrachten, habe Sternberg seine Aktien be reit» verkauft gehabt. Der Krach kostete den Aktionären, meist altdeutsche Kapitalisten, etwa 2 Millionen Mark. Sternberg» Privatleben habe schon damals dort große» Aergerniß erregt. * Petersburg, 6. Januar. Der Groß herzog und die Großherzogin von Hessen sind gestern Abend auf der Station Gatschina einge troffen und vom deutschen Botschafter und den Mitgliedern der Botschaft empfangen worden. Vom Burenkrieg. Die Briten sind nicht mehr Herren de» Kaplande». Reutermeldung: Die Lage in der Kap kolonie gestaltet sich düster. Die holländische Bevölkerung hat sich zwar zur Zeit noch nicht erhoben, aber die in die Kolonie eingedrungenen Buren erhalten überall Unterstützung von den dortigen Bewohnern. Man verlangt dringend die Entsendung erheblicher Verstärkungen von England. Die Vorhut der Buren im Osten der Kolonie steht nahe bei MaraiSburg etwa 25 englische Meilen nordöstlich von Cradock. Die Lage in Südafrika verschlechtert sich für die Engländer infolge deS kühnen Einbruch« von Burenschaaren in die Kapkolonie mit jedem Tage. Lord Kitchener schweigt, jedenfalls weil ihm die Buren die Drähte zerschnitten haben. Die Burengefahr in der Kapkolonie veranlaßt die englische Regierung zu den ver zweifeltsten Gegenmaßregeln. In aller Eile werden in Kapland Freikorps organistrt, von den selben sind angeblich bereit- 5000 Mann in die Gefechtslinie vorgeschoben worden. Auch in den australischen Kolonien ist man eifrigst mit Auf stellung neuer HilfSkorpS für Südafrika beschäftigt, in Queensland, Viktoria und auf Neuseeland sind die Werbungen hierzu im vollen Gange. Da zwischen fährt man englischerseit» fort, Be schwichtigung« - Depeschen loszulassen, wozu z. B. die Kapstadter Meldung gehört, 200 Buren seien wieder über den Oranjefluß zurückgegangen. Eine Schlappe holte sich zunächst Oberst William« bei einem am 1. Januar unternommenen Angriff auf eine starke Burenstellung westlich von Middelburg. Angeblich sollen dann aber die Buren während der Nacht abgezogen sein und sich nach BethrSda gewendet haben. Im Uebrigen heißt e-, Buren- abtheilungen seien nur ein paar Tageritte von Kapstadt entfernt; vor einer allgemeinen Erhebung gegen die englische Herrschaft scheinen aber die Kapburen noch immer zurückzuscheuen. England sucht Hilfe bei seinen Kolonien in Australien. In der Kolonie Viktoria werden zur Zeit Leute au-gehoben für da- neue Kontingent, welche- die Kolonie nach Südafrika entsenden will. Bisher sind schon tausend Meldungen eingegangen. Man hofft, daß bi- Ende Januar 400 Mann vollständig ausgerüstet und zur Abreise bereit sein können. In Süd australien haben sich (nach englischen Nach richten) bereits 600 Mann gemeldet und in Neu seeland 2000 Mann. Queensland sei im Stande, jede gewünschte Zahl von Mannschaften zu entsenden. * London, 5. Jan. „Evening Standard" meldet, die von den Buren bei Helvetia am 29. Dezember gefangen genommenen Engländer seien freigelassen worden. Haag, 5. Jan. Der hier eingetroffene Bruder Louis Botha» erklärt den Aufstand der gesammten Kapholländer als sicher. Seine Europa reise habe den Zweck, Geldmittel zur Fortsetzung de« Kriege« zu beschaffen. "Lissabon, 5. Januar. (Reutermeldung.) Neue nach Lourenyo MarqueS bestimmte Truppen verstärkungen sind heute von hier abgegangen. Der Krieg mit China. Die Frieden-au-sichten in China werden immer hoffnungsvoller. Wie ein Telegramm der „Time»" au» Peking vom 2. Januar berichtet, wird wahrscheinlich für die Sühnemission nach Deutschland Prinz Lu, da» Haupt einer der acht «roßen prinzlichen Häuser, der im Range höher steht al» Prinz Tsching, «»«erwählt werde«. Nach einem »eiteren Telegramm au» Peking hat dort eine Versammlung der Gesandten stattgefun- LSS1 den. In derselben wurde mitgetheilt, Li-Huug- Tschang und Tsching seien bereit, da» Friedend abkomme« zu unterzeichnen, sobald dasselbe wirk lich fertig vorliege. Wie der Berliner „Lok.-Anz." angeblich an» bester Quelle erfährt, werden die endgültigen Frieden»verhandlungen in Peking erst be ginnen, nachdem die Antwort der chinesische« Regierung, daß sie die Präliminarien annehme, eine völkerrechtliche Farm erhalten haben wird. Die chinesischen Friedensunterhändler Prinz Tsching und Li-tzung-Dchang richteten an den Frldmarschall Graf Waldrrsee da» schriftliche Ersuchen, er möge die Einstellung der militärischen Expeditionen der verbündeten Truppen anbrfrhle«, da China doch die Friedensbedingungen ange nommen habe. Traf Waldrrsee hat noch nicht geantwortet; vielleicht wird er die chinesischen Be vollmächtigten auffordern, erst die Friedensbe dingungen gefälligst zu unterzeichnen. An angeblich sicherster Quelle' meldet „Reuter- Bureau" au» Shanghai, daß die Franzosen beab sichtigten, au» Tonking auf dem Landwege eine Abtheilung Truppen zu entsenden, fall» der chine sische Hof sich dafür entscheiden sollte, nach Tschengtu zu gehen, wie eS bislang immer ge heißen hat. Laut einer Pekinger Meldung der „Time-" soll Prinz Su, das Haupt eines der acht großen prinzlichen Häuser in China, dazu auS- ersehen sein, die China in den Friedensbedingungen der Mächte mit auferlegte Sühnemisston bei der deutschen Regierung wegen der Ermordung de» Ge sandten v. Ketteler auszuführen. Zugleich bringt aber der Telegraph au» China zum Beginne deS neuen Jahre» auch eine Trauerkunde nach Deutschland. Wie Generalleutnant v. Lefsol auS Tientsin meldet, wurden beim Salutschüßen an läßlich de» Jahreswechsels im Peitangfort von der zweiten schweren Feldhaubitzen-Batterie und von der dritten Pionier - Compagnie 6 Mann ge- tödtet und 15 verwundet; wie dies so schwere Unglück verschuldet wurde, dies wird hoffentlich die Untersuchung ergeben. Die Namen der hierbei Getödteten und Verwundeten sind noch nicht be kanntgegeben worden. In welcher Weise die Entschädigung erfolgen wird, die China sich bereit erklärt hat, den Mächten, Gesellschaften und Privatpersonen zu zahlen, und wie hoch die Summe sich belaufen soll, ist «och nicht Gegenstand der Berathungen der Mächte. Um so eifriger geben Berufene und Unberufene ihr Urtheil über diese Frage ab. Dem „New-Jork Herald" wird au» Washington gemeldet, daß in dortigen Regierungskreisen die Meinung herrsche, die sämmtlichen Expeditionskosten der Mächte könnten keinesfalls von China eingetrieben werden, wenn einige Mächte wie Deutschland z. B. seinen Offizieren „fünffache Bezahlung" geben. (ES wäre sehr leicht gewesen, aus den dem Reichstage vor gelegten amtlichen Tabellen festzustellen, daß die „fünffache Bezahlung" Phantastegebilde ist.) Herr Hay meint, China könne wohl gegen 100 Millionen Pfund bezahlen. In verschiedenen französischen Zeitungen, wie in der „Aurore", der „Düps-e" u. a. m., werden Schreiben französischer Soldaten aus China an ihre Angehörigen veröffentlicht. In einem heißt e» beispielsweise: „In Toho, wo wir ungefähr 50 Mann stark mit einem Leutnant waren, haben wir das Dorf umzingelt. Der Offizier ließ den Einwohnern sagen, daß sie ihm den Boxer-Anführer todt »der lebendig ausliefern müßten; andernfalls würde man das ganze Nest niederbrennen und au», plündern. Deshalb wurde auch alles, «aS durchschlüpfen wollte, einfach nieder geknallt. Am nächsten Tag« zogen wir ein und fingen die ganze HäuptlingSfcnnilie, ausge nommen diesen selbst; denn man brachte un» de« noch blutenden Kops desselben, der von den Ein geborenen abgrschnitten worden war. Sein Vater, seine Mutter, seine Frau, sowie sein vierzehnjähr. Sohn wurden sofort niedergeschossen. Nie habe ich Leute gesehen, die so wenig Furcht vor dem Tode hatten!" Im übrigen ist mehr von Plündern al» von Sengen und Morden die Rede; aber überall wird von Spuren angerichteter Greuel berichtet. Tin Soldat schreibt au» Peking unter dem 17. September: „Du hast ja wohl in den Zeitungen di« Be richte über die stattgehabten Kämpfe gelesen. Glaube nur nicht alle», wa» sie sagen: wen« ße erklären, bei einem Zusammentreffen seien 30 Man« gefallen, so mußt Du mindesten» da» Doppelte ««nehmen, «in der Wahrheit nahe zu komme». Ich habe einen Koffer voll Pel.sach,« Seideagewebe«, Stickereien, fnb«r»»r