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Ueber den Untergang der „Gneisenau" liegt jetzt die Schilderung «ine» Augenzeugen, de» Pastor» Afrrt, eine» geborenen Steglitzer», vor, der al« evangelischer Geistlicher in Malaga thätig ist. In dem Bericht, den er seiner Mutter über die fürchterliche Katastrophe hat zugrhrn lassen, schreibt Herr Pastor Elfert: „Die „Gneisenau" lag unmittelbar vor dem Hafen vor Anker, höchsten» 500 Meter von der Hafenmole entfernt. Gegen V,11 Uhr sprang plötzlich der Wind, der vorher au» Südwest geweht hatte, in Südost um, der gefährlichste Wind für alle in der Nähe der Küste befindlichen Schiffe. Dieser Südost setzte aber gleich mit solcher furchtbaren Stärke ein, daß da» Schiff urplötzlich von dem Ankerplatz getrieben, in die Brandung gerieth, und ehe irgend etwa» von seitrn der Besatzung dagegen geschehen könnte, ge kentert war. Bald nach 11 Uhr schon ragten nur noch die Masten au« dem Wasser heraus. Bon der Brandung kannst Du Dir eine kleine Vorstellung machen, wenn Du hörst, daß die Wellen über die etwa 4 Meter hohe Mole noch etwa ebenso hoch als die Mole selbst ist, mitunter hinwegschlugrn." Die Rettung der etwa fünfzig Personen, die in den Mastspitzen hockten, wird folgendermaßen beschrieben: „ES galt nun vor allen Dingen die Mannschaft aus den Masten zu retten. Gottlob gelang dies vollständig, so schwer r« zunächst war, eine Verbindung mit dem Lande herzustellen; dies geschah so, daß ein findiger Kopf — ich glaube, es war rin Seekadett, der auch dort oben saß — ein seidenes Halstuch an einer langen, dünnen Schnur zur Mole herüber flattern ließ; an dieser Schnur wurde ein starke- Tau befestigt, herübergeholt und an diesem rutschte einer nach dem andern an Land. Nachher konnte das Tau durch eine Rolle oben an den Mast ge legt werden und nun zogen wir einfach baS Tau hin und her und einer nach dem anderen der braven Besatzung wurde so gerettet. Nach elwa dreistündiger strammer Arbeit war der letzte unter dröhnendem Hurrah geborgen. Ich hatte mich denen zugesellt, die das Tau zogen und bin stolz, daß ich zur Zeit zur Stelle war, um auch meinen bescheidenen Antheil an der Rettung zu nehmen. Freilich sahen wir böse aus. Ich war, wie die anderen, naß bis auf die Haut, da die Wellen fortwährend uns mit einer weißen Salzgischt überschütteten. Gott lob, daß wenigstens soviel« gerettet sind. Wer von den im Wasser Treibenden nicht gleich an Land geworfen worden war, ging einfach unter, da die Leinen, Balken, Stangen und was sonst zur Hand war, um den Leuten Halt zu bieten, ziellos auf den Wogen tanzte. Einige hatten loSgerissene Schiffsplanken erfaßt und kamen ganz nahe heran, um sofort von der nächsten Welle wieder mit furchtbarer Gewalt zurückgeschleudert zu werden und bald hernach vor unseren Augen zu versinken. Wir alle stehen vor einem furchtbaren'Räthsel, wie es möglich war, daß direkt vor dem Hafeneingang so plötzlich dies geschehen konnte. Ein heroisches RettungS- werk vollbrachte ein Franzose, der stürzte sich einfach in die Brandung, da in unmittelbarer Nähe der Kopf eines Matrosen vom Schiff auf tauchte, und eS gelang ihm den Mann zu retten. Bride lagen nach einiger Zeit, steif wie ein Brett, am Land und wurden wohlbehalten in die Stadt geschafft. geschuldigten in ihren Schanklokalro zur allge meinen Benutzung ausgestellt hatten. Bei diese« Automaten wird noch Einwurf eine» Zweipfennig stücke« auf eine Stange gedrückt, wodurch mehrere Kugeln in die Höh« schnellen. Fällt «in« der Kugeln aus den in der Mitte stehenden kleinen Kelch und bleibt darin liegen, so gewinnt der Spieler und erhält gewöhnlich 2 Cigarren, andern falls hat er verloren. DaS Spiel mit diesem Automaten wurde von der Strafkammer als Glücksspiel angesehen und die angrklagten Wirthe in Geldstrafen von 15 bez. 5 Mk. genommen auf Grund von 8 286 deS Reichsstrafgesetzbuchs. — Mit Anfang des Jahres 1901 ist bei unS in Sachsen das neugegründete Oberver waltungsgericht, bestehend aus zwei Senaten mit je fünf Mitgliedern, zusammengetreten, um die oberste RechtS-Kontrollinstanz der Verwaltung zu bilden. Durch die Errichtung des Oberver waltungsgerichts erlangen wir erst eine wirkliche BerwaltungSrechtsprechung. Erst jetzt voll zieht sich auch bei uns die Trennung der reinen BerwaltungSsachrn von Pen Verwaltung« st reit- fachen und die Ausbildung einer besonderen Ber- waltungSgerichtLbarkeit. — Ueber die kleinsten Schulen des Landes schreibt man: Unter den dem königlichen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts unterstellten 2350 Volksschulen des Lande befinden sich nach dem neuesten Handbuch der Schulstatistik, deren Herstellung auf statistischen Erhebungen vom 1. Mai 1900 beruht, 52 länd liche Volksschulen, die nur 40 Schüler und darunter zählen. An jenem Tage zählte: Kotten haide 7, Leutewitz bei Riesa 14, Lossa b. Wurzen 15, VoiterSreuth 15, Zeißholz b. Königsbrück 16, Sobriau b. Dresden und Gottscheina b. Taucha je 18, Niebra b. Werdau 19, Hirschfeld b. Leipzig 21, Mettelwitz bei Meißen 22, Blattersleben bei Großenhain 23, Gürth bei Adorf 23, Bonitzsch bei Meißen 24, Radgendorf b. Zittau 25, Zenne witz bei Leisnig und Eschenbach bei Schöneck je 26, Bärenburg bei Dippoldiswalde, HubertuSburg b. Oschatz und Drausendorf b. Zittau je 27, Lübau b. Dresden 28, Rohrbach b. Laustgk, Weißig b. Großenhain und Arnsgrün b. Adorf je 29, Kreudnitz bei Borna, Dürrweitzschen b. LeiSnig und Wohlbach b. Adorf je 30, Zschockau bei LeiSnig, Klotzsche» b. Colbitz, Wasewitz bei Wurzen und Rüßdorf bei Crimmitschau je 32, Frauwolde und Kleinbardau bei Grimma, je 33, Merkwitz bei Leipzig, Pröda bei Lommatzsch und Tellerhäuser bei Schwarzenberg je 34, Stockheim b. Borna und Nauhain bei Döbeln je 35, Pönitz bei Leipzig, HermSgrün, Saalig und Rohrbach bei Adorf, Bubendorf bei Borna und KleinbernS- dorf bei Zwickau je 36, EtzoldShain b. Grimma und Mittelbach bei Kamenz je 37, Wallbach bei LeiSnig, Braunsdorf bei Flöha und Penna bei Rochlitz je 38, Sdier bei Bautzen, SeiferSdorf b. Döbeln und Wagelwitz b. Grimma je 39, Sohra bei Freiberg und Zweenfurth bei Grimma je 40 Schulkinder. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 4. Januar. Durch Feuer wurde vernichtet: Die gefüllte Scheune deS Gutsbesitzers Waurick in Breitendorf und eine große Strohfeime. — Schwere Brandwunden hat sich ein 7jähriger Knabe in Weißenberg, am Ofen sitzend zugezogen. — Bei einem Besuche in seinem Vaterorte Seifhennersdorf brach vr. Kneschke aus Görlitz ein Bein. — Auf dem Teiche bei HainSpach b. Sebnitz ist der 18jährige Qurißer eingrbrochen und ertrunken. — Der Grünzeug händler Bombach in Seifhennersdorf verletzte die Mitbewohnerin Olbrich so am Kopfe, daß sie nach wenigen Tagen starb. — Ein Herr I. H. au» W. hat der Baukasse des wendischen Hause» in Bautzen 100 Mk. gespendet und ist die heurige Sammlung auf 1996,13 Mk. gestiegen. — Da» Bauburrau der Eisenbahn zu Reichenberg ist aufgehoben und nach Zittau verlegt worden. — Der Herr Ober lehrer Büchel in Kamenz feierte da« 25jährige Jubiläum. y Bautzen, 3. Januar. Beim Kaufmann Zetsch auf der hiesigen Reichenstraße entstand gestern Abend in der sechsten Stunde infolge Auftauen» der eingefrorenen Ga»leitung eine Gasexplosion, die «inen Theil der im Schaufenster Kommunikanten (352 «ehr al»- im Vorjahre), aufgebotro wurden 193 Paare (11 weniger at» im Vorjahre), getraut wurden 143 Päare (9 weniger al» im Vorjahre), geboren wurden 675 Kinder (16 mehr al« i« Vorjahre), gestorben find 414 Personen (67 weniger al» im Vorjahre). In der hiesigen Micharlisparochi« waren io» ver gangenen Jahre 10,662 Kommunikanten (307 mehr al» im Vorjahre), ousgrboten wurden 90 Paa« (12 weniger al» im Vorjahre), getraut wurden 66 Paare (5 mehr al» im Vorjahre), geboren wurden 251 Paare (13 weniger al» im Vorjahre), gestorben find 183 Paare (25 weniger al» im Vorjahre). — Beim hies. Kaiserlichen Postamte werden demnächst im Telegraphen- und Fernsprech dienste auch weibliche Personen zur Verwendung kommen. Tadelloser Ruf, gute Schulbildung und Gesundheit, sowie ein Leben-alter von 18 bis 30 Jahren werden zur Bedingung gemacht. Löbau, 2. Januar. Eine recht effektvolle Sylvrsterfeier fand auf Anregung eine» hiesigen Bürgers auf dem eisernen Thurme de» Löbauer Berge» statt. Bon dessen oberster Plattform stiegen um 12 Uhr Raketen auf und prächtige» Buntfeuer und Magnestumblitzlichk erleuchtete in wunderbarster Farbenpracht den herrlich modellierte» Thurm und dessen Umgebung weithin in die Nacht hinaus. Bon der nahen Landerkrone und der Lausche leuchteten ebenfalls Flammengrüßr zur Jahrhundertwende um die mitternächtliche Stunde herüber. T Dresden, 2. Jan. Di« ökonomische Ge sellschaft im Königreich Sachsen theilt ihren Mit gliedern mit, daß der Vortrag des Herrn Geh. Hofrath Prof. vr. Kirchner-Leipzig nicht am 4. Januar, sondern erst Freitag, den 18. Jan. dieses Jahre», stattfindet, da der Herr Vor tragende wegen Todesfälle» abgrhalten ist. Dresden. Die im Löbtauer Krawall-Prozeß am 5. Februar 1899 vom hiesigen Schwurgericht zu je 6 Jahren Zuchthaus vrrurtheilten Bauarbeiter Pfeifer und Leiber sind am Freitag von Sr. Maj. dem König begnadkgt und au» dem WaldHeimer, Zuchthause entlassen worden. Bon den in dem Prozeß damals Berurtheilten befinden sich nun noch internirt die Arbeiter Wobst und Grdlich, die zu 7 Jahren Zuchthaus und lOjährigem Ehren« rechtSverlust verurtheilt wurden, ferner Moritz, der als Rädelsführer wegen schweren LandfriedrnS- brucheS 8 Jahre Zuchthaus erhielt, sowie Zwahr und Friedrich, die 10 bezw. 9 Jahre Zuchthaus wegen versuchten Todtschlag» und schweren Land friedensbruch» zuerkannt bekamen. Die zu 4 Jahren Gefängniß wegen einfachen Landfriedensbruchs Ber- urthrilten, Geißler und Hecht, wurden ebenfalls vor einiger Zeit begnadigt und au» der Straf anstalt entlassen. Dresden. Der hiesige Baukrach hat viele Existenzen bereit» vernichtet und viele Mittelstands familien ein trübe» Weihnachten verleben lassen. DaS hiesige Amtsblatt veröffentlicht noch immer täglich eine große Anzahl Bekanntmachungen von zwangs weisen Grundstücks-Versteigerungen. Al» „Besitzer" kommen zumeist Bauunternehmer, Baugevrrke und Zimmerpolire in Betracht. Dresden, 2. Jan. Au» der Vorunter suchung in der Strafsache gegen den einstige» Millionär Boden und Genossen wegen betrügerische» Bankerott« und Wucher« erfährt man, daß nun mehr die Fäden der komplizirten finanzielle« Machenschaften und der übrigen Persönlichkeiten bloßgelegt find, sodaß die Erhebung der Anklage bevorsteht. Dresden. Die bereit» erwähnten Be strebungen der Herrn Baumeister Hartwig nahe stehenden Kreise im Stadtverordnrtm-Kollegium, diesen zu einem freiwilligen Bersicht auf «ine Wiederwahl zum Bicevorsteher zu bestimm«», find von Erfolg gewesen: Herr Baumeister Hartwig hat diesen Verzicht ausgesprochen. Weiter ist be stimmt anzunrhmen, daß aus denselben Kreise« heraus an seine Stelle für da» Amt des erste« Vicevorstehers Herr Rechtsanwalt vr. Häckel vor» geschlagen werden wird, dessen Wahl auch kaum zweifelhaft sein dürste. Leipzig. Auf Grund der vom Verein für Feuerbestattung zu Leipzig an da» evang. Lande»- konflstoriu« gerichteten Eingabe hatte dies«», wie seinerzeit mitgetheilt, beschlossen, nicht weiter z« verwehren, daß Gefäße mit de« Ueberresten durch Feuer bestatteter Leiche« auf Gottesäckern (kirch lichen Begräbnißplätzen) unter die Erde gebracht . «erden, wenn e» ohne jede Feierlichkeit und un auffällig, auch ohne nachmalige äußere Krnazrtch» Anlage zu Ar. 3 des sächsischen Lrzählers. Btschof-tverd«, de« 5. Jarrrrar LVVt. Sachsen. Bischofswerda, 4. Januar 1900. — Die plötzlich ringetretene Kälte verbreitet sich über ganz Deutschland. Aus den Wetter berichten ist zu ersehen, daß am 2. Januar früh 8 Uhr Memel über 16, München über 14 Grad Celsiu» Kälte hatte. (5 Grad Celsius — 4 Grad R.) Die alten Wetterdächer haben wieder einmal recht behalten. Nach ihnen giebt e«, wenn der 15. Novbr. mild vorübergegangen ist, keinen Winter vor dem 12. Dezbr., und wenn auch dieser mild verläuft, nicht vor dem 28. Dez.; dann aber soll er jedesmal mit voller Sicherheit in aller Stärke zu erwarten sein. — Eine für Gastwirt he bemerkenbwerthe Entscheid»«« fällte die Strafkammer in Zwickau. — Achtzehn Vastwirthe au» her Umgegend waren j ausgestellten Waaren vernichtete. Durch einen angrklagt, öffentliche Ausspielungen beweglicher » zufällig hiazugrkommenen Schlosser wurde der Sachen ohne obrigkeitliche Erlaubniß veranstaltet , Brand unterdrückt und die schadhafte Leitung zu haben. ES handelte sich um den sogenannten f auSgebeffert. — In der hiesigen Petriparochir Schleuder-Automaten „Bravo", welchen die An- j (evang.-lujh.) waren im verflossenen Jahre 9624 '