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ür und wider vorgebracht und erörtert, schließ- Msbe der Schutztruppe sei die Verhinderung ^WMüpft mit den Tingebpnnen. Die Absicht ' M« dort arbeitenden deutsch« Gesellschaft, ihr Gebiet an Fremde -u veräußern, habe bisher nicht die Zustimmung der Reichsregierung ge funden ; er glaube, eS liege nicht im Ginne der Mehrheit des Hause», dem Berkaus von Lände reien an Fremde beizustimmev. (Beifall.) Abg. Bamberger ist gegen die Schutztruppe. Staat»« secretär Graf BiSMarck tritt nochmals für die Vorlage ein, worauf die DiScussion geschloffen wird. — Fortsetzung Morgen 1 Ubr. Berlin, 28. November. (Reichstag.) Die zweite Berathung des Etats wird mit dem Titel .Gesandtschaften, Cousulate und Schutzge biete" fortgesetzt. Abg. v. Kardorf: Die Pflicht und der Beruf des Staates sei, für die Colonial politik einzutreten, sobald eS seine Machtstellung erlaube. Abg. Barth behauptet, der Nutzen der Colonialpolitik sei nicht nachgewiesen und be mängelt die statistischen Angaben bezüglich deS Imports und Exports der Schutzgebiete. Gerade Südwestafrika sei von allen deutschen Schutz gebieten das werthloseste. Abg. Woermann: ES sei aller Grund vorhanden, mit dem Colonial verkehr zufrieden zu sein. Der Titel „Südwest afrika" wird bewilligt, ebenso die Schutztrnppe deS Extraordinariums. Bei dem Titel „Neu guinea" spricht Abg. Bamberger gegen die Be willigung, während Abg. Hammacher dafür ist. Die Beamten würden ihres Amtes erfolgreich walten, wenn dieselben vom Reiche oder von einzelnen Staaten angestellt würden. Abg. Richter wendet sich gegen die Neuguinea-Com pagnie; dieselbe habe keine Zukunft, weil die Arbeiterfrage dort große Schwierigkeiten mache. Nachdem die Abgg. Hammacher und Bamberger an der weiteren Debatte sich noch betheiligt, wird der Titel bewilligt. Im klebrige« wird der Etat des Auswärtigen Amtes ohne erhebliche Er örterungen bewilligt. Bei der Berathung des Nachtrags-EtatS für die Expedition des ReichS- commissarS Wißmann weißt der StaatSsecretär Graf Bismarck rühmend auf die große Ent schlossenheit, Vorsicht und Tapferkeit Wißmanns bei der Erreichung der vorgesteckten Zwecke hin und kündigt die Veröffentlichung weiterer, erst kürzlich eingegangener Berichte an. Die Forde rungen des Nachtrags-Etats seien theilweise schon verwendet; für ein weiteres Vorgehen sei die bisherige Politik des Zusammengehens mit den Engländern, welche sich durchaus bewährt hat, zu befolgen, eS wäre unmöglich gewesen, ohne die legale Unterstützung Englands größere Er folge zu erreichen. Man sei bereits ein gutes Stück vorwärts gekommen. Die Regierung werde mit der Ostafrikanischen Gesellschaft in Verbindung treten, um ein weiteres Vorgehen zu vereinbaren; ein weiterer Erfolg sei die Theil- nahmeDeutschlands an der Antisclavereibewegung. Die Brüsseler Conferrnz werde sehr viel Material beibringen: hoffentlich werden bindende Abma chungen erzielt. Wißmann wurde überall von den Eingeborenen als Befreier begrüßt. Die nächste Aufgabe werde die Sicherung der südlich gelegenen Küste sein. Major Liebert erklärt, die für Ostafrika früher bewilligte Summe war nicht ausreichend, da man hierfür noch keine Erfahrungen gemacht hatte. Die Ausgaben waren zu gering veranschlagt. Redner weist dies im Einzelnen nach. Die Unterbringung der Sclaven verursachte große Mehrkosten. Wißmann habe seine Auf gabe mit großem Geschick gelöst. Der Sklaven handel an der 700 Kilometer langen Küste sei fast unmöglich gemacht. Der NachtragS-Credit reiche jedenfalls bis zum 1. April 1890 aus. Abg. Richter spricht gegen die Ausführungen deS CommissarS und bemängelt die Bedeutung des Brüsseler CongresseS. Die Abgg. Windthorst und Hobrccht sind für die Vorlage und sprechen die höchste Anerkennung für Wißmann aus. Der Nachttagsetat wird mit sehr großer Mehrheit bewilligt. Berlin, 28. November. An die Mann schaften de» GardecorpS erging eine Aufforderung zur Meldung für eine freiwillige Dienstleistung in Afrika. Zahlreiche Bewerber haben sich darauf gemeldet. Die Absendung erfolgt erst nach Neujahr. Wie den „Hamb. Nachr." auf» Bestimmteste versichert wird, ist dir Zuneigung des russischen Thronfolger» zur Prinzessin Margarethe von Preußen so ernst, daß man bezüglich einer bevor- stehenden Verlobung von einem Gerücht kaum noch sprechen kann. In dieser Meinung begegnen sich in Berlin« in der Regel wohl unterrichteten Kreis« die Mittheilungen au« dem russischen und dem deutschen Lager. RoM> 28. Rovbr. Die Deputirtenkammer «ahm RWHünglichftit für den GefetzeSvorschlag, betreffend die Abschaffung der Differentialzölle, an. Jmbriaui reichte ein« Interpellation in Bei. zug auf die Auflösung de» Römischen ComitbeS der „Jrredenta" eip. — Die „Opinione", ein durchaus gemäßigte» Blatt, wendet sich heftig gegen die Berliner „Post", die in der kommer ziellen Annäherung Italien» an Frankreich eine Gefahr für die BundeStreue Italiens erblickt. Die „Opinione" meint, e» sei unsinnig, zu glauben, die Tripelallianz könne Italien an der Herstellung, guter Handelsbeziehungen zu Frank reich hindern. Konstantinopel, 27. November. Der kaiserliche Ferman, betreffend die Amnestie für Kreta, wird durch den Admiral Achmed Ratib Pascha überbracht werden. — General Hobe Pascha begiebt sich morgen nach Berlin, um im Auftrage deS Sultans 6 edle arabische Pferde nach dort zu bringen, von denen 2 für Se. Majestät den Kaiser Wilhelm, und je 1 für Ihre Majestät die Kaiserin, Se. K. Hoheit den Prinzen Heinrich, den Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg und den Staatsminister Grafen Herbert Bismarck bestimmt sind. Vermischtes. — Ein sehr später und schwacher Winter wird auch von den Königsberger Hafffischern, bekanntlich von den besten Wetterpropheten, vor- auSgesagt, indem die Haffmöwe noch in großen Schaaren über das ganze Haff streicht und die Fische noch gar nicht daran denken, ihre Winter quartiere zu beziehen. Sobald die Möwe, was ein untrügliches Zeichen sein soll, sich mehr an den Ufern hält und ihr Schreien einstellt, die Fische mehr nach der Mitte des Haffes ziehen, wo sie alljährlich an ziemlich denselben Stellen ihre Lager aufschlagen, ist in spätestens 14 Tagen der volle Winter zu erwarten. — Halle, 28. November. Privatnachrichten aus Jena zufolge ist Geh. Rath v. Nolkmann heute Morgen 8^/, Uhr in der Binswangerschen Heilanstalt gestorben. (Richard v. Volkmann, einer unserer hervorragendsten Chirurgen, ist als Sohn des bekannten, im Jahre 1877 verstorbenen Physiologen Alfred Wilhelm Volkmann am 17. August 1830 zu Leipzig geboren. Er habilitirte sich 1857 in Halle und wurde 1867 zum ersten Professor der Chirurgie und Director der chirur gischen Klinik daselbst ernannt. Am deutsch französischen Kriege 1870—71 nahm er als consultirender Generalarzt des 4. Armeecorps, später der Maas- zuletzt der Südarmee Theil. Volkmann hat sich große Verdienste um die Einführung und Vervollkommnung der antisep tischen Wundbehandlung erworben. Hohe Aner kennungen von allen Seiten blieben auch nicht aus; so wurde ihm im Jahre 1885 der Adel verliehen. Unter dem Pseudonym Richard Leander hat er „Träumereien an französischen Kaminen", die seinem Ruhmeskranze ein neues Blatt zusügten, und ein Bändchen „Gedichte" veröffentlicht. — Halle, 28. November. Im Walde bei Schkeuditz hat zwischen dem hiesigen Studirenden der Landwirthschaft Otto aus Ungarn und einem Leipziger Studenten ein Pistolenduell stattgefunden. Letzterem wurde der Arm zerschmettert. — (Ein schrecklicher Tod.) Am 18. d. wurde in Klausen in Tirol ein alter Mann beerdigt, der einen seltsamen Tod gefunden hatte. Am letzten Sonntag machten Leute mit Kindern auf den Hügel oberhalb der Stadt, wo die be kannte Thurmruine Branzoll mit der Gedenk tafel Leuthold'S von Säben steht, einen Spazier gang. Neugierig, wie die Kinder sind, schlüpften sie in den Thurm und bemerkten da in der Tiefe einen Menschen. Nach erstatteter Anzeige fand man die Leiche des 83 Jahre alten Bauers vom Untergostner-Hof, den man seit zwei Wochen vermißte. Der Arme wollte vor vierzehn Tagen von Klausen nach Hause gehen, da es aber stark regnete, scheint er in der Ruine Unterstand ge sucht zu hab« und dabei in die Tiefe gestürzt zu sein. Man fand neben der Leiche noch Tabak und Zündhölzchen, deren Phosphorspuren man an der Wand bemerkte. Schreien und alle Anstrengungen hatten nicht» gefruchtet, und so sHeint der arme Grei» in der Tiefe de» Thurme« hilflo» verschmachtet, ja geradezu verhungert zu fein. — New-Uork, 18. Novbr. Die Stettiner Bark „Germania" scheiterte in einem furchtbaren Sturm bei Longbranch. Da» Schiff brach unter dem Anprall der Wellen in Stücke, Capitän Windhorst unk zehn Mattosen kamen um, der Steuermann, der Segelmacher und zwei Schiffs jung« sind gerettet; sie schreiben die Schuld an dem Unglück dem Umstand zu, daß der Capitän betrunken war. May eine Tochter; den 21. Rovbr. dem birs. Ligarrrw macher Otto rin Sohn; den 2b. Rovbr. dem hies Schuhmacher Krause ein Sohn; dem SutSbefitz« Berger in BelmSdorf eine Tochter. Gestorben: den 22. Rov. der 1 Mo«. 20 Lage Ät: Sohn de» dies. Glasmacher» König; de« 2«. Rov^dm Leinweber Hrntzschr au» HauSwalbe, b7 Jahr 8 Mor 8 Tage alt; den 2«. Rov. «ine Tochter, der Tag« arbeilerin Wachter hier, 2 Jahr b Mo«. 2 La««S^ den 27. Rov. der Taaearbeiter Dat«MM Rov. der Fürber Reichhmbt «HMD Mon. 12 Tage alt. . - (Acht Mensche« vetSVMWMl New Uork meldet man unter« SV. Novembet: In einer großen Irrenanstalt zu Blackfovt^ Jdeho, brach Feuer au», infolge dessen, trotz aller Rettungsanstrengungen, acht Insassen in den Flammen umkamen. Da» Gebäude orannte- gänzlich nieder. Der angerichtete Schaden wirk auf 60,000 Dollar» geschätzt. — Boston, 28. November. Heute brach im hiesigen Geschäftsviertel eine große Feuers brunst au», welche da» Schuh- und Lederlag« der Firma Jordan, Marsch und Compagnie, ein Manufacturwaarenlager und zahlreiche andere Gebäude eingeäschert hat. Der Schaden wird auf 5 Millionen Dollar» geschätzt. — Ein Millionendieb, Namen» AndrS,. wurde in Genua auf Ersuchen der Polizei von Buenos AyreS verhaftet, während er im Begriff stand, sich mit seiner Familie dort einzuschiffen- Andrü ist Chef einer internationalen Diebes bande, welche feit Jahren die neue Welt heim suchte. In Buenos AyreS soll dieselbe eine^ Million Francs gestohlen haben. In Andrös Koffern wurden viele Schmucksachen und Brillan ten vorgefunden. Der Verhaftete wird an die argentinische Republik ausgeliefert werden. Sachsen und Vermischtes befindet sich auch in der 3. Beilage. Verhandlungen der Stadtverordneten. Oeffeutl. Sitzung am SV November 188V. Zuerst wird dem Beschlüsse des Stadtrathes, dem Stadtmusikdirector Franke für das Jahr 1890 wieder einen Gehalt von 400 Mark zu gewähren, einstimmig beigetreten. — Hierauf wird dem Anträge des Stadtrathes, im Jahre 1890 von jeder Mark Einkommensteuer 10 Pf. und von den Forensern von jeder Steuer-Ein heit 1 Pf. zur Serviscaffe zu erheben, zuge- stimmt. — Vom unterzeichneten Vorsteher wird ein Decret der Königs. Kreishauptmannschaft zu Bautzen, die Revision des neu aufgestellten Stadt-Bermögens-Verzeichnisses bett., vorgetragen und wird entsprechend dem Rathsbeschluß von den nöthig gewordenen Abänderungen Kenntniß genommen. — Zur Stadtbauplan-Revision werden die bisherigen Acten vorgetragcn und nach längerer Debatte nach Antrag des Herrn May mit 6 gegen 5 Stimmen dem RathSbeschluß, Herrn Ingenieur Kindervater in Dresden unter Hinzu ziehung des Königl. Wasserbauinspectors Grabner in Bautzen mit Durchsicht des Stadtbauplanes zu beauftragen, beigetreten. — Nach eingehendem Vortrag der Herrmann'schen Stiftsrechnungen werden dieselben, da Erinnerungen nicht zu ziehen gewesen, richtig gesprochen. — Hierauf beantragt Herr May, das Collegium wolle beschließen, den Stadtrath zu ersuchen, Voruntersuchungen an stellen zu lassen, ob die Anlage einer Hochdruck wasserleitung für unsere Stadt möglich und welche Kosten eine solche Anlage verursachen würde, und den nöthigen Betrag für diese Maß regeln in den Haushaltplan für 1890 aufnehmen zu wollen; diesem Anträge fügt Herr May eine christliche Begründung bei, hierüber entspinnt ich eiste sehr lebhafte Debatte, es werden Gründe ür und wider vorgebracht und erörtert, schließ- ich entscheidet sich das Collegium mit 10 gegen 1 Stimme, dem Anträge des Herrn May bei zutreten. — Im letzten Bericht über die Stadt- verördneten-Verhandlungen ist irrthümlich der Anschaffungspreis eines Schlauchwagens anstatt mit 150 Mk. mit nur 50 Mark angegeben, wa» berichtigt wird. Gmtt BSHmer, Vorsteher. Rlechllche Nachvichte» Sonntag, 1. Advent. Anfang des neuen Kirchenjahre». V,8 Uhr: Beichte und Eommunion. ' / Herr Archid. Gerisch. I S Uhr: Hauptgottesdienst. Röm. 13, 11—14. I Herr Pf. vr. Wetzel. j V,11 bi» V,t Uhr: Kirchrnvorstand»wahl auf dem Rath-t 1 Ur*'Betstunde. I S Uhr: MissionSvortrag im Saale der Herberge z. Heimath( Herr Pastor Graul: Die Mission im heiligen And«, i Abend» 8 Uhr: Jüngling-verein in d. Herb. z. Httmath.^ Freitag 10 Uhr: Beistunde. Advent»gotte»dienst. I Herr Pf. vr. Wetzel. / Geboren: den 18. November dem hies. Böckermeist«