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' !»'» Emin erwiderte, er würde dem keinen WjhpHmt^ entgegensetzen. Schließlich aber obsiegte der Ge danke an das Schicksal seiner Getreuen und Emin übernahm ihr« Führung und Rettung. Stanley war vor dem Rückmarsch nach der Küste einen Monat schwer krank. Deutsches Reich. Se. Majestät der König hat dem bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch tigten Minister am Kaiserlich und Königlich Oestcrreichisch - Ungarischen Hofe, Kammerherrn von Helldorff, die aus Gesundheitsrücksichten er betene Entlassung aus seiner Stellung bez. aus dem Staatsdienste gewährt. Dresden, 25. November. Die Zweite Kamiyer verwies in ihrer heute Abend abge haltenen Sitzung den Rechenschaftsbericht der Brandversicherungskammer über die Verwaltung der LandeSbrandversicherungSanstalt in den Jahren 1887 und 1888 nach kurzer Debatte, in welcher Abg. Opitz eine Abänderung der freiwilligen Ab teilung der Versicherung wegen der großen Gefahr, die der Landesversicherungsanstalt drohe, anregte, Abg. Stolle (Gesau) die Wieder holung des früher abgelehnten Antrags auf Verstaatlichung der Mobiliarversicherung ankün digte und Regicrungscommissar Geh. Regierungs rath Schwedler erklärte, daß man zunächst auf dem Wege der Rückversicherung die Landesanstalt gegen Verluste, die aus der Maschinenversicherung ihr erwachsen könnten, schützen wolle, an die Rechenschaftsdepntation, ebenso ohne Debatte das Königl. Decret, betreffend den Stand der Alters rentenbank. Ein Antrag des Abg. Starke, bctr. die Errichtung einer Landesanstalt zum Zwecke der Versicherung der Grundstücke des Landes gegen Wasserschäden, wurde, nachdem Vicepräsi dent Georgi und StaatSministcr von Nostitz- Wallwitz erhebliche Bedenken dagegen geltend gemacht hatten, der Beschwerde- und Petitions deputation, ein Antrag des Abg. Philipp auf Aufhebung der Schlachtsteucr und der Ueber- gangsabgabe für vercinsländisches Fleischwerk nach kurzer Begründung durch den Antragsteller der Finanzdeputation überwiesen. Zum Schluß ließ die Kammer eine Petition des Gärtnerei besitzers Hauckc in Gablenz und Genossen um Freigabe der Jagd auf Wild, insbesondere Hasen rc., innerhalb der eingefriedigten Grundstücke ohne Debatte aus sich beruhen. Dresden, 26. November. Die Erste Kammer erledigte in ihrer heute Mittags 12 Uhr begonnenen Sitzung, welcher am Regierungs tische der Staatsminister vr. v. Abeken beiwohnte, nach Vortrag der äußerst umfänglichen Registrande^ und Entgegennahme einer directoriellen Mit theilung, betr. die stenographischen Niederschriften der Kammerreden, das Königl. Decret Nr. 17 durch Wahl der Herren v. Trützschler und Pcltz zu Mitgliedern des ständischen Ausschusses für das Plenum der Brandversicherungskammer, sowie der Herren Bürgermeister Heinrich und Thiele zu Stellvertretern derselben. Die Gewählten nahmen die Wahl an. Schluß der Sitzung nach V«2 Uhr. Dresden, 27. November. Die Zweite Kammer verwies in ihrer heutigen Sitzung, nachdem sie das Andenken des verstorbenen Abg. Clauß durch Erheben von den Plätzen geehrt hatte, den Bericht Mer die Verwaltung und Vermehrung der Kgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1886/87 an die Rechenschaftsdcputation und ging sodann über zu der allgemeinen Vorberathung zweier von den socialdcmokratischen Abgeordneten, Bebel und Genossen, eingebrachtcn Anträge. Der erste der selben bezweckte in der Hauptsache eine Abschaffung des Schulgeldes in den Volksschulen und wurde von dem Abg. Geyer begründet, wogegen die Abgg. v. Trebra-Lindenau, Vicepräsident Georgi und Starke zum Theil schwerwiegende Bedenken gegen denselben erhoben. Den zweiten Antrag, welcher die EinkommenSclasscn bis 600 M. von der Einkommensteuer befreien, dafür aber die Classen von 20,000 bis 60,000 M. Jahres einkommen mit !U/z, diejenigen von 60,000 bis 200,000 M. mit 4 und diejenigen über 200,000 M. mit 5 Proc. zur Einkommensteuer heranziehen will, begründete Abg. Stolle (Gesau), anderer seits erhoben die Abgg. Hähnel, Bieepräsident Georgi, Bieepräsident Streit, Fritzsche und vr. Mehnert Einwendungen gegen Einzelheiten theil» des Antrag», theils der Begründung. RcgiernngS- commissar Geh. Rath Meusel erklärte, daß die Regierung di« Nothwcndigkrit einer stärkeren Heranziehung der höl>rrw Gakommenrlassen MM anerkennen könne, auch rin« Befreiuug der FsttvW Classen nicht für dringlich holte, sich aMMLi eingehenden Prüfung der Frga^M Stanleys letzter Zug zu Emin. Wie dem „Berliner Tageblatt" apS London telegraphisch mitgetheilr wurde, veröffentlichte dort daS britische Emin Paschq-ComitS einen aus Kafura (westlich vom Viktoria Nyanza) vom. k August datirteu Brief StanMs, Mchcr M- llärung über dessen zweiten Matsch vom Aru- wimi zu Emin Pascha brachte. Hr Bericht beginnt mit der Schilderung, wie Stanley am Aruwimi seine dort zurückgrlassene Nachhut ab holte. Mit derselben brach er im September 1888 yon Benalya nach dem Seeaebiet auf, um sich wieder mit Emin und dem bei diesem zurück gelassenen Jephson zu vereinigen. Auf Kanoes wurde die Strecke nach Ugarrowa von der etwa 400 Personen zählenden Expedition ziemlich rasch zurückgelegt. Die Eingeborenen zwangen die Expedition zu wiederholten Kämpfen, wobei Stanley die besten seiner wehrhaften Männer verlor. Am 30. October entschied er sich dafür, die Wasserfahrt aufzugeben und den Marsch zu Lande anzutreten. Aber statt, wie bei der ersten Reise zu Emin, auf dem linken Ufer des Jturi zu marschiren, entschied sich Stanley für das rechte Ufer, wo er weniger Schwierigkeiten er wartete. Schon nach zwei Tagen stieß die Ex pedition auf eine Bananen-Plantage, man war in dem aus den Schilderungen über die erste Reise wohlbekannten Reich der Zwerge einge troffen. Stanley'» Leute verproviantirten sich. Nach zehn Tagen wurde eine andere Plantage erreicht; auf dem Wege dahin brachen aber die Blattern aus, und die Sterblichkeit unter den ungeimpften Manyema - Trägern war entsetzlich. Mit den heimtückischen Zwergen hatte Stanley beständige Kämpfe zu bestehen. Die Expedition verlor auf dieser kurzen Strecke mehr Leute als von Banalya nach Ugarrowa. Von der zweiten Plantage aus in vier Tagereisen stieß die Expe dition oberhalb des Zusammenflusses des Jturi und Thurn auf daö größte Dorf des ganzen Distrikts, Andikumu; dasselbe ist von Manyemas bewohnt und von ausgezeichneten Plantagen umgeben. Hier fand Stanley freundliche Auf nahme, aber seine Leute gaben sich solcher Völlerei hin, daß viele starben. Nach weiteren vier Tage märschen setzte Stanley vermittelst einer Nach drücke auf das rechte Ufer des Thurn über und gelangte nun in's Reich der Wambntti-Zwerge, die sich feindlich erwiesen. Stanley wurde nun über die einzuschlagende Richtung irre. In der Wildniß gingen die Nahrungsmittel zu Ende, und es mußte Halt gemacht werden. Stanley sandte 150 bewaffnete Zanzibariten nach einer 15 Meilen rückwärts liegenden Ansiedlung, um Proviant zu holen und schlug mit seinen übrigen 130 Mann ein Lager auf. Tag für Tag ver ging, ohne daß die Ansgesandtcn zurückkehrten. Die Hungcrsnoth griff um sich; die Leute starben wie die Fliegen. Schließlich mußte Stanley aufbrechen, um nach den Zanzibariten zu sehen; 42 Personen, die zu schwach waren, um mitzu ziehen, blieben, anscheinend dem Hungertode ge weiht, zurück. Zum Glück stieß Stanley als bald auf die zu ihm zurückkehrenden Zanzibariten, die geschwelgt und sich Zeit gelassen hatten. Vereinigt erreichten sie das Lager, wo die 42 Kranken zurückgelassen waren, nach 26 Stunden wieder. Stanley war inzwischen von großer Unruhe erfüllt über das Schicksal der unter dem Befehl des Lieutenants Stairs stehenden Garnison, welche er im Mai im Fort Bodo, unweit deS Albert Nyanza zurückgelassen hatte. Er beschloß also, feine Schritte vorerst dorthin zu lenken und erreichte auch glücklich Fort Bodo, nachdem er einige gefangene Zwerge gezwungen hatte, ihm den Weg nach dem Thurn-Fluß zu zeigen. Stanley kam am 20. December 1888 im Fort Bodo an, und, wie er geahnt hatte, war die Garnison nicht abgeholt worden; weder von Emin Pascha, noch von Jephson hatte Stairs seit Mai das Geringste gehört. Was mochte aus ihnen geworden sein? Mit Stairs und dessen 50 Mann vereinigt, zog Stanley am 23. December weiter und erreichte am 9. Januar den Jturi und das Ende der Waldregion. Um rascher vorwärts zu komme», ließ er hier Stairs, Nelson und Vi. Parke mit 124 der Erholung Bedürftigen zurück und zog mit dem Rest weiter. Die wohlgesinnten Stämme des reichen Gras landes erneuerten die vor Jahresfrist geschlossene Blutsfreundschaft, wußten aber nicht» von den weißen Männern am großen See. Am 16. Januar brachte ein Bott aus Kavalli unerwartet Stanley Briefe Jephson», deren In halt Emin mit einigen Zeilen bestätigte. Au» Jephson- von Dufile, den 7. November datirten Bericht ging hervor, daß die Meuterei gegen , Emin von einem Dutzend koptischer Offiziere und Beamten auSging und am 18. Aug. 1868 )n ausbrach. Die Schwäche der Stanley'fchen sie Expedition, welche die Leute gesellen halten, gab ! den Verschwörern die Handhabe, nm Emin zu 5. < di-crcditiren. Sie sagten den Leuten, Stanley ° sei ein Abenteurer, seine Briefe und die Voll machten des Khedive seien gefälscht. Die Be hauptung, daß Khartum gefallen, sei eine Lüge; Stanley und Emin hätten eine Verschwörung geplant, um die egyptischen Soldaten mit ihren Weibern und Kindern aus dem Lande zu führen und die Acquatorial-Provinz dem Mahdi in die Hände zu spielen. Die egyptischen Offiziere fanden Glauben, und als ihr Anhang stark genug war, beriefen sie eine Versammlung nach Dufile ein. Wer hier für Emin Pascha Partei nahm, wurde beschimpft, und schließlich ward sein ganzer Anhang so eingeschüchtert, daß die Versammlung einstimmig beschloß, Emin Pascha abzusetzen und zum Gefangenen zu machen. Zugleich wurden alle seine Anhänger abgesetzt und ihre Posten mit Rebellen besetzt. Die schlimmsten Aufrührer wollten Emin Pascha in Ketten werfen; aber seine Soldaten selbst erklärten, sie würden nicht zugeben, daß Hand an ihn gelegt werde. Emin wurde als Gefangener nach Redjaf gebracht und auch Jephson daselbst internirt. Kaum aber war dies geschehen, als die Mahdistcn mit großer Macht ins Gebiet von Lado ein brachen. Ihr General, Omar Solch, sandte drei Derwische an Emin, um Unterwersung zu ver langen. Die aufständischen Offiziere beschlossen Widerstand zu leisten, warfen die drei Derwische in den Kerker und sandten Emin und Jephson als Gefangene nach Dufile zurück. Einige Tage später eroberten die Mahdistcn Redjaf und richteten ein großes Blutbad an. Weiber und Kinder wurden zu Gefangenen gemacht. Die Baris schlossen sich den Derwischen an. Die Soldaten aber verlangten jetzt stürmisch die Frei lassung und die Wiedereinsetzung EminS. Dieies geschah, das Vertrauen kehrte zurück und unter der Führung Emins und seiner ihm treu gebliebenen Offiziere wurden die Derwische ge schlagen; dieselben zogen sich zurück. Die egyp tischen Offiziere waren nun von Furcht erfüllt und wollten das Land verlassen. Ein großer Theil der Truppen war aber dagegen. In dem Briefe Jephson» an Stanley heißt cs: „Wir sind wie in einer Rattenfalle, sic lassen uns weder handeln noch zurückziehen. Die Leute haben jedoch jetzt Vertrauen zu Ihnen und glauben, daß Sie vom Khedive gesandt sind. Dieser Glaube kann uns retten. Sobald Sie Kavalli erreichen, schreiben Sie an den Befehlshaber der Station Msma und erklären Sie ihm, daß Sie Emin und mich im Auftrag deS Khedive zu sehen und zu sprechen wünschen. Sollten Sie zu spät kommen, so grüßen Sie meine Bekannten". In einer Nachschrift sagt Jephson, er sei sich nicht klar darüber, was Emin machen würde; die Situation sei folgende: „Emin sagt: wenn meine Leute ziehen, so ziehe ich auch; Casati sagt: wenn Emin geht, so gehe ich auch; die Getreuen sagen: wohin der Pascha geht, gehen wir auch." — Am 18. Januar war Stanley in Kavalli und sandte Briefe an den Befehlshaber der Station Mswa und an Jephson ab. Stanley schrieb an Jephson: „Ich bin gekommen, um dem Pascha zu helfen; er muß mir aber auch Helsen und mir vertrauen, ich komme, um ihn zu lütten, in seiner eigenen Sache vernünftig zu sein, er ist in allem Anderen weise. Ich will Alles für ihn thun und ein halbes Dutzend Paschas retten, wenn sie sich retten lassen wollen. Ich würde vor Emin niedcrknieen und ihn bitten, aber dies mal darf es kein Schwanken geben, cS heißt: Ja oder nein!" Am 6. Februar hatte Stanley die Freude, Jephson in Kavalli zu begrüßen. Jephson sagte: „Niemand hält Emin zurück, al« Emin selbst!" worauf Stanley bemerkte: „Nur Gordon und Emin würden unter solchen Verhältnissen auf ihrem Posten ausharren und es zurückwcisen, sich durch Abmarsch zu retten." Stanley sandte unterdessen Befehl an seine Arriöregarde, daß diese ihm Nachkommen solle, und schickte gleich zeitig Eilboten an Emin. Am 13. Februar brachte ein Bote einen Brief EminS mit der Alle clectrisirenden Kunde, daß Emin dicht bei Kavalli mit seinen Dampfern vor Anker liege und die erste Abtheilung seiner Leute, die mit ihm aus- ziehen wollten, mitgebracht habe. Emin scheint bis zum letzten Augenblick unschlüssig gewesen zu fein, die Leute zu verlassen, die sich al» Ber- räther an ihm erwiesen hatten. Jephson drohte, ihm einmal mit den Worten: „Wenn Stanley'» Expedition in unsere Nähe kommt, dann lasse ich Sie verhaften und Gezwungen abkühren!"