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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Ostl. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptumnnschast, der Kgl. Schulins-ettion u. des Kgl. Hauptsteueramtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichtesund des Stadtrathes zu Bischosswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal. MMwochS und Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage vierteljiihrlich 1 Mark 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dienstag und Freitag früh 9 Uhr angenommen u. kostet die dreigespaltene EorpuSzrile 10 Ps., unter „Eingesandt" 20Pf. GeringsterJnsrratenbetragSLPf. Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blattes angenommen. Bierü»dvtergigster Jahrgang Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Kreishauptmannschaft die Statuten der OrtSkrankencasse für die gewerblichen, sowie land- und forstwirthschaftlichcn Arbeiter in der Gemeinde Burkau und den selbstständigen Gutsbezirkcn Ober-, Nieder-, Klein- und Klösterlich Burkau mit Dominialwaldnng Demitz genehmigt hat, soll nunmehr zu der Wahl des Cassenvorstandes — welcher aus 6 Mitgliedern (2 Arbeitgebern und 4 Arbeitnehmern) zu bestehen hat — verschütten werden. Die Wahl, welche durch einen Vertreter der unterzeichneten Behörde abgehaltcn werden wird, soll am Mittwoch, den 27. dieses Monats, Bormittags Li Uhr, LU Lurlruu vorgenommen werden. Alle großjährigen (21 Jahre alt gewesenen), im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindlichen und in obgedachten Bezirken versicherungs pflichtigen gewerblichen, sowie land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter, ingleichen deren Arbeitgeber, werden hierzu eingeladcn. Königliche Amtshauptmannschaft Bautzen, am 9. Februar 1889. v. Boxberg. Naß- und Viehmarkt zu b. St. in Sachsen Mittwoch, den 27. Februar 1889. hau» da» Wehrgefetz Die kleineren Belagerungszustandes bestehenden Aus- weisungsbefugniß keinen Gebrauch mehr zu machen, hat sich nicht bestätigt; von wohlunterrichteter Seite wird aber versichert, daß der Nachfolger des Herrn von Pnttkamer Bedenken gegen die weitere Anwendung jener Befugniß hegt. Der neue Justizministcr von Schelling beantwortete am 12. Febrnar eine von dem Abg. Hermes im preußischen Abgeordnetenhaus eingebrachte Inter pellation über den Wortlaut der Briefschaften Gcffckens und die Auslassungen der „Köln. Ztg." über Gesfcken, Noggenbach und Stosch dahin, daß das Reichsgericht am 1. Februar die Aus lieferung der Briefe angeordnet habe und daß man ihn doch unmöglich für Aeußerungen der „Köln. Ztg." verantwortlich machen könne. ungegründete Nachricht, daß die Stellung des Finanzministers von Scholz erschüttert sei, ist von der „Neuen Preuß. Ztg." verbreitet worden, nach Ansicht der freiconservativen „Post", um den Fürsten Bismarck als einen Gegner der in der Thronrede angekündigten Vorlage über die Reform der Einkommensteuer hinzustellen. Das erstere Blatt, dessen offenbar dem Reichskanzler gegenüber feindselige Haltung bei einer Audienz des Laudraths Kelch aus Potsdam von dem Kaiser selbst mißbilligt wurde, hat seitdem noch nicht eingelenkt, sondern die kaiserliche Unzufrieden heit mit ihrem Leiter, dem Herrn von Hammer stein, einer Jntriguc zugeschrieben, bei der man den letztgenannten Politiker fälschlich als einen Freund des Centrumsführers Wiudthorst hin stellte. Der entschieden regierungsfreundliche Theil der conservativen Partei scheint sich aber dabei nicht beruhigen zu wollen und hat sich um so rückhaltloser von Herrn v. Hammerstein los gesagt, als die scharfen Erklärungen der „Nordd. Allg. Ztg." in dem Streit der beiden Amts brüder Stöcker und Witte auf die steigende Un geduld des Fürsten Bismarck deuteten. Dem Letzteren ist jetzt um so mehr an einem festen Zusammenhalten der regierungsfreundlichen Par teien gelegen, als das Ccntrum die Absicht zu hegen scheint, wieder eine Kampfstellung einzu nehmen. Nur so läßt es sich erklären, daß diese Partei den bereits im vorigen Jahre im preußischen Abgeordnetenhause gestellten Schulantrag, betr. die Freigebung de» Religionsunterrichte» in den Volksschulen an die einzelnen Religionsgemein schaften, abermals einbrachte, obschon eS ihr hin reichend bekannt ist, daß die Regierung auf den- r-lhen nicht eingehen will. Während da» österreichische Abgeordneten ziemlich glatt erledigt«, ist Politische Weltschau. Die meisten deutschen Volksvertreter waren am vorletzten Sonntag bereits in der angenehme» Lage, nach der Heimath zurückzukehren und sich dort nach einer angestrengten parlamentarischen Arbeit der wohlverdienten Ruhe zu erfreuen. Nicht allen Reichstagsabgeordneten ist aber eine solche behagliche Fcrienpause gegönnt; da Die jenigen, welche gleichzeitig ein Mandat zum preußischen Abgeordnetenhause inne haben, in Berlin bleiben und dort an den jetzt erst recht eifrig betriebenen Landtagsarbeiteu theilnchmen müssen, andere Reichstagsmitglieder, welche den Commissionen für das Alters- und Invaliden versicherungs-Gesetz und für das Genossenschafts gesetz angehörcn, jetzt erst recht mit Arbeiten überlastet sind, deren schleunige Erledigung nöthig ist, um dem im März d. I. wieder zusammen tretenden Reichstag den wichtigsten Arbeitsstoff, genügend vorbereitet, rechtzeitig unterbreiten zu können. Die schwierigste Aufgabe fällt dabei wohl der Commission für das Altersversicherungs- Gesetz zu, welcher u. A. Herr Oberbergrath Mcrbach - Freiberg angehört, weil die ihr über wiesene umfangreiche Vorlage eine sehr hohe Bedeutung für die Volkswohlfahrt und eine so große Tragweite hat, daß sie der eingehendsten Erwägungen bedarf, die am Ende voriger Woche nur bis zur Hälfte des Gesetzentwurfs gediehen waren. Dem deutschen Bundesrath ist die Auf gabe gestellt, eine neue Vorlage über die Ver mehrung der Artillerie schleunigst in Berathnng zu ziehen. Sollte diese Angelegenheit im Bun- desrathe eine rasche Erledigung finden, so würde der Reichstag schon in den ersten Tagen des Märzmonats wieder zusammenberufen werden. In der Zwischenzeit beschäftigen sich die großen Politischen Blätter vielfach mit der Frage, ob nicht in der bevorstehenden Session, also noch vor Ablauf der Giltigkeitsdauer des Socialisten- gesetzes, aus der Mitte des Reichstages Vor schläge zu einer neuen Regelung der Socialisten- frage gemacht werden sollten. Die nationalliberale Partei, welche sich zuerst nicht abgeneigt zeigte, «inen passenden Ersatz für das Socialistengesetz zur Ueberleitung der Ausnahmegesetze in das gemeine Recht vorzuschlagen, sträubt sich jetzt beharrlich gegen die Zumuthung, mit Vorschlägen über die künftig noch als unentbehrlich erscheinen den Abwehrmittel heryorzutreten. Die mehrfach verbreitete Nachricht, daß der Minister" de» nein, tzerchttth, einigen preußischen Behörde, MMWUMUMe, von " diese Vorlage im ungarischen Parlament au größere Hindernisse gestoßen, als sich Anfangs vermuthen ließ. Um nicht das bewährte Cabinet TiSza in die übelste Lage zu bringen, hat sich Kaiser Franz Joseph zu Zugeständnissen in Be zug auf die beiden, den Ungarn besonders bedenk lich erscheinenden 88 14 und 25 entschlossen. Bei diesen beiden Paragraphen hat sich der österreichische Reichsrath mit den erläuternden Bemerkungen Lcr Regierung begnügt, während man ungarischerseits besonderen Werth auf die Einfügung derselben in das Gesetz selbst legte. Am sachlichen Inhalte de» Gesetzes wird in Pest nichts geändert, wohl aber an seiner Fassung, so daß der österreichische Rcichsrath deshalb keines wegs gezwungen sein wird, sich nochmals mit den, Wehrgesetz zu beschäftigen. Bei dem Em pfang der Präsidenten des ungarischen Magnaten hauses und des Abgeordnetenhauses in der Ofener Hofburg sprach Kaiser Franz Joseph die Erwartung aus, „daß das Parlament seine Ab sichten und seine Regierung, welche sein volles Vertrauen besitze, im gemeinsamen Interesse unterstützen werde zum Wohle des Vaterlandes und der Monarchie." Dies veranlaßte den oppositionellen Abg. Ugron in der am Donners tag in Pest abgehaltenen Kammersitznng, dem Ministerpräsidenten Tisza vorzuwerfen, die Krone zu sonst nicht üblichen Kundgebungen veranlaßt und die Trauertage für seine Zwecke ausgebeutet zu haben. Tisza verwahrte sich auf daS Ent schiedenste dagegen, einer noch so lärmenden Minorität oder einem von außerhalb des Hauses kommenden Druck nachzugeben. Die von ihm verlangte Tagesordnung wurde darauf angenom men und nach dem bisherigen Gang der Ver handlungen ist nun an der Annahme des Wehr gesetzes nicht mehr zu zweifeln. Die Aufreizungen der Opposition gegen das Cabinet TiSza, beson ders aber die von einem bekannten Wühler, dem inzwischen verhafteten vr. Takacs gehaltenen . öffentlichen Reden, haben die studentische Jugend in Pest auf's Tiefste erregt und zahlreiche stür mische Kundgebungen, sowie Straßenaufläufe veranlaßt, die sich trotz des Einschreitens der Polizei und des Militär» bisher täglich wieder holten. In der italienischen Hauptstadt wieder holten sich die am 8. d. M. in Prati di castello begonnenen Arbeiterunruhen, bi» am^ ll^ d. M. gebracht wurden und die vornahm. Die Unruhen in Nvnr. begonnenen Arbetterunruhen, bis am 11. v. M. Abend» die Tumultuanten von Militärposten um olizei rei n vonghi»