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LAOO cg. Die Abfahrt Hauptbahnhof« in ! Zugabgang I . . . beim Schlaswagenwärter am ober im Zuge oder um de« Orte eia angemessene» und im Vorverkauf gegen Bezahlung einer vor- I legen«» PostgrbSudr za vrrfchMU„ Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen de» königl. Hause» wohnten heute Freitag Bormittag der Eröffnung Ler Gartenbau- Ausstellung im AuSstellungSpalast bei. Ihre Majestäten der König und die Königin reisen am Montag nach Sibyllenort und treffen Abends gegen 10 Uhr im Schlosse rin. Der Aufenthalt wirb voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Se. Majestät der König nahm anläßlich deS schon mitgetheilten Empfanges dec Abordnung seine» königl. baierischen 15. Infanterie-Regiment» au« deren Händen rin Album von hohem künst lerischem Werthe entgegen, daS eine Anzahl in Wasserfarben auSgesührter Ansichten von Neuburg an der Donau, dem Standort des Regiments enthält. * Bischofswerda. Kommenden Montag, den 30. April d. I., Abends Uhr, ver anstaltet der hiesige Kaufmännische Verein im Hotel zur goldgen Sonne wiederum einen öffent lichen DemonstrationS-Bortrag und wird Herr Richard Laube aus Leipzig über die Reise deS Herrn Dr. Sven Hedin: „Durch Asiens Wüsten sprechen. Auch diesmal wird der Vortrag durch 80 elektrische Bilder veranschaulicht und ver spricht derselbe, gleich wie der letzte — welcher bei allen Anwesenden ungetheilten Beifall ge funden hat — hochinteressant zu werden. Da derselbe öffentlich stattfindet, so ist Jedermann bei einem sehr niedrigen Eintrittspreise Gelegen heit geboten, einen genußreichen Abend verleben zu können. Näheres ist im Jnseratentheile zu ersehen. — Warum in diesem Jahre die Königsparade ausgefallen ist? —darüber haben sich viele Leute den Kops zerbrochen. DeS Räthsels Lösung ist, wie man aus Dresden schreibt, in der großen Güte de» Königs zu suchen. Man weiß welch' angestrengte Vorbereitungen für einen Truppen- theil erwachsen, der die Ehre haben soll, vor dem Kriegsherrn zu erscheinen. Da wird angestrengt exercirt, damit alle Griffe klappen, da giebt e» Uebungen im Parademarsch „bis zur Verdünnung-, ganz abgesehen von der Arbeit, die den Be kleidungskammern der Truppen erwächst. Da nun Ostern dies Jahr nur eine Woche vor Königs Geburtstag fiel, jo hätte mit Rücksicht auf die Parade dec Osterurlaub der Soldaten theil« überhaupt nicht, theilS nur in sehr be schränktem Umfange gewährt werden können. Da aber Se. Majestät der Garnison seiner Haupt stadt die langersehnte Osterurlaubsfreude nicht nehmen oder schmälern wollte, so verzichtete er auf die Parade. — Eine besondere Annehmlichkeit wird von Einführung deS SommersahrplanS ab im Ver kehre mit Baiern geboten durch Einführung von Schlafwagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft in den Nacht D-Zügen zwischen Dresden Hauptbahnhof und München über Hof—Regensburg. Die Abfahrt de» Schlafwagen» erfolgt vom Dresden erstmalig Montag," den 30. April, 11 Uhr 2b Minuten Abend», die Ankunft in München am 1. Mai 10 Uhr Vormittag»; von München au» erfolgt die Abfahrt S Uhr Abend» ünd die Ankunft in Dresden tzauptbs. b Uhr 2 Min. früh. Der Schlafwagen enthält Schlaf plätze I. und II. Klaffe; der Preis einer Bett karte beträgt für die ganze Strecke Dresden- München in I. «lasse 10 Mk., in ll. «lasse 8 Mk. und für die THeilstrecke Dresden—Hof S Mk. bezw. 4,50 Mk. Die Bettkarten sind ent weder in der-letzten Stunde vor ? Der „Weltfeiertag" der Sozialdemokratie. Mit dem ersten Mai ist wiederum jener Tag herangenaht, der nach dem Beschlüsse de» 1889, im Jubiläumsjahre de» Bastillensturme», zu Pari» abgehaltenrn internationalen Sozialisten. congresseS den Eharakter eine» allgemeinen Feier tage» der Arbeiterschaft aller Länder tragen und dessen Begehung sich zu einer gewaltigen Demon stratio« de» „Proletariat»- gegen Staat und Gesellschaft von heute gestalten sollte. Die Väter diese» eigenartigen Gedanken» hatten sich zwrisel- lo» Wunderdinge von dieser internationalen Arbeiterfeier im Sinne einer Stärkung de» SolidaritätSgrsühlS zwischen den Anhängern der sozialdemokratischen Partei beider Hemisphären und «eiter der sozialistischen Propaganda ver sprochen, nicht zum Wenigsten rechneten sie namentlich wohl auch darauf, daß der Sozial demokratie durch eine solche demonstrative Fest lichkeit von ausgesprochen politischem Charakter tausende neuer Bekenner gewonnen werden würden. Aber schon damals gab es kühl urtheilende Köpfe in den Reihen der Umsturzpartei, welche vor übertriebenen Hoffnungen hinsichtlich der Maifeier warnten und dieselbe sogar al» ein ziemlich über flüssiges Beiwerk zu dem sonstigen sozialdemokra tischen Programm bezeichneten, und in der Folge hat e» sich gezeigt, daß die skeptischen Meinungen im „rolhen- Lager selber von der Bedeutung und Wirkung der Maiseier im Wesentlichen gerechtfertigt waren. Denn die weitgehenden Erwartungen, welche die Ultras unter den modernen Jacobinern bezüglich des „Weltfeier tages- hegten, sind so gut wie garnicht erfüllt worden. Die Betheiligung an der Festlichkeit des ersten Mai ist in den Arbeiterkreisen der verschiedenen Industrieländer von Anfang an eine verhältnißmäßig geringe gewesen, selbst in den bedeutendsten Jndustrirc ntren konnte von den sozialdemokratischen Coulissenschiebern immer nur ein Bruchtheil der Arbeiterschaft zur Mai feier herangezogen werden; was ober die inter nationale Verbrüderung deS „Proletariats- zum ersten Mai anbelangt, so ist hiervon bislang auch herzlich wenig zu spüren gewesen, abgesehen von den herkömmlichen phrasenhaften Begrüßungs depeschen, welche au« diesem Anlaß zwischen den Hauptsitzen der internationalen Sozialdemokratie ausgetauscht zu werden pflegen. Schließlich wird auch Niemand im Ernst behaupten wollen, daß die Maifeier der sozialdemokratischen Partei massenhaft neue Anhänger zugesührt habe, eS ist da« offenbar weder in Deutschland noch in anderen Ländern der Fall gewesen, wenn speziell im deutschen Reiche seit 1890 die Zahl z. B. der bei allgemeinen Reichstagswahlen abgegebenen sozialistischen Stimmen noch weiter zugenommen hat, so ist hierbei die Comödie des ersten Mai sicher nur von ganz geringem Einfluß gewesen. Kein Wunder, wenn daher auf den letzten Congressen der sozialdemokratischen Partei Deutsch lands ketzerische Stimmen laut geworden sind, welche dafür plädirten, die Maifeier als unge eignetes Rüstzeug der sozialistischen Agitation einfach in die politische Rumpelkammer der Partei zu wersen. Indessen, die Parteigewaltigen wollten von einem Verzicht aus die festliche Begehung des ersten Mai au» verschiedenen Gründen itichtS wissen, wobei vielleicht die Furcht, sich durch einen solchen Schritt vorder breiten Masse der „Genossen - lächerlich zu machen, mit eine hervorragende Rolle gespielt haben mag. Außerdem pflegt ja die Sozialdemokratie an agitatorischen Actionen, von denen sie sich zunächst besonderen Erfolg versprach, mit immerhin anerkennenSwerthrr Zähigkeit frstzuhalten, selbst, wenn den leitenden Größen inzwischen daK.Bewußtsein von der WjrkungSlosigkeit derartiger Demonstrationen, wie eben der Maifeier, aufgrdämmert sein sollte. Gerade die diesjährige Feier de» ersten Mai soll mit besonderem Nachdruck begangen werden, wobei vrrmuthlich der Wunsch dxr maßgebenden Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie vorwiegt, hierdurch da» mehr oder weniger aus gesprochene Fiasko der meisten bisherigen Mai feiern wieder weitzumachen. Seit Wochen ist darum auch in den Kreisen der in sozialdemo kratischen Fahrwasser schwimmenden Gewerkschaften darauf hingearbeitrt worden, alle Mann zur Brthriligung an der diesmaligen allgemeinen De monstration der „zielbewußtrn" Arbeiterschaft am ersten de» Wonnemonat» zu mobilisiren und dadurch endlich einmal da» protzig-trotzige Motto de« „WeltfeiertageS- der Arbeiter: All« Räder stehen still Wenn dein starker Arm e» will, zur möglichsten Geltung zu bringen. Ueberall merkungSgebühr von 50 Pf. bei den Agenturen der Schlafwagengrsellschaft in Dresden (Haupt- bahnhof im Grldwechfeltzeschäft der Gebt. Resst) und München zu entnehmen. Borausbestellungen von Bettkarten vermitteln auch die sächsisch«! und baierischen Eisenbahnstationen. — Unter den Frühlingsblumen erscheint ine April die Waldanemone (Buschwindröschen), auch April- oder weiße Osterblume, an Busch- und Gartenrändern ost in großer Menge. Al» eine der ersten Blumen verlockt sie die Kinder zum Pflücken und «räuzewiaden. Diese sind jedoch darauf aufmerksam zu machen, daß diese» Blümchen zu den giftigen gehört. Aus per Haut erzeugt der Saft, der da» giftige Anemouiu birgt, Blasen und Geschwür«, genossen kann tr im Magen und Darmkanal Entzündungen herbei führen. DaS Anemonin bewirkt sogar aus einige Zeit Taubheit der Zunge. Den Saft der gelbtn Osterblume sollen die Kamtschadalen sogar zum Vergiften der Pfeile bei der Robbenjagd benutzen. — (Man reinige die Nistkästem) Ein Einwohner in Bad Elster, der die von ihm auSgehängten Nistkästen reinigte, fand in dem einen Kasten die Gerippe einer ganzen Brut junger Staare (5 Stück) vor, die wahrscheinlich im vorigen Sommer von Mauerschwalben (Thurm seglern getödtet worden waren. In zwei anderen Brutstätten sanden sich daS Gerippe je eine» StaareS ünd in zwei weiteren Staarenkästkn lagen vollständig noch im Federkleid befindliche todte Mauerschwalben. Da wundert sich mancher Naturfreund, weshalb die schon vor Jahren auf gehängten Nistkästen nicht bewohnt werden! Man reinige nur regelmäßig die Nistkästen, dann werden die gefiederten Bewohner nicht auSbleiben. — Der am Mittwoch von der Zweiten Kammer angesichts der Geschäftslage beider Ständekammern gleich in Schlußberathung genommene Gesetz entwurf über WohnungSgetdzuschüsse für die Beamten hat da« Schicksal erfahren, da« mit ziemlicher Sicherheit vorauSzusehrn war. Die Staatsregierung ist von der Kammer ersucht worden, die Vorlage zurückzuziehen und dem nächsten Landtage eine neue Vorlage zugehen zu lassen. Als Ergrbniß der Debatte ist zu ver zeichnen , daß die große Mehrheit der Zweiten Kammer von der Nothwendigkeit einer Aüsbrsse- rung der mittleren und unteren Beamten durch drungen ist.. Im Interesse der Beachten Mag man die augenblickliche Verzögerung beklagen, vielleicht aber hat sie daS Gute, daß bei klarer Uebersicht über die Finanzlage in etwa I V, Jahren die Hilfe reichlicher ausfällt, al» das vielleicht im Augenblick der Fall gewesen wäre. WM- Bestellungen ans den „sächsisch«« ErAhler" für die Monate Mai und Juni, zum Preise von 1 Mark, nehmen alle Post anstalten und Landbriefträger, sowie unsere Zeitungsboten und Austräger entgegen. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 26. April. Die 15jährige Tochter de» NahrungSbesttzerS Glathaar in Buchwald b. Lüben, die seit Ostern verschwunden war, hat man ermordet aufgefunden. Der Mörder ist ermittelt. — Bei Abgabe von Freudenschüssen hat sich ver Fabrikarbeiter Schulze in Wilthen an einer Hand schwer ver letzt. — Der Kretschambesitzer Glathe in Oder witz ist von 4 jungen Menschen durch Messer stiche schwer verletzt worden. — Am 22. d. M. wurde in Zittau ein Missionsfest mit guter Be theiligung abgehalten. Dir Festpredigt hielt Herr Misstonsdirektor Schwarz-Leipzig, den Bericht-Herr Diak. Hardland. Au» Letzterem erfuhr man u. A.: 1889 betrug die Einnahme 305,000 Mk., 1899 sogar 500,000 Mk. — Herr Kluttig, Auszügler in Hainewalde, feierte da» 50jährige Ehejubiläum, auch kirchlich. — Der Tischler Hänsch dort erhielt vom Conststörium eine Anerkennungsurkunde, weil er 43 Jahre lang Leichensänger gewesen. p Oberneukirch, 27. April. Bei der diesjährigen Pserdemusterung wurden im hiesigen OrtSbrzirke 59 Pferde vorgeführt, während 8 Stück wegen Unabkömmlichkeit und Dienst- untaualichkeit bei einem etwaigen Kriege von der Musterung entbunden waren. — Mit all gemeiner Erwartung sieht map hier der Ent scheidung der zuständigen Behörde über die Er richtung eine» separaten Postgebäude» entgegen, da die jetzigen Räume im vahngebände den ge steigerten LerkrhrSverhältnissen nicht Mehr ent sprechen. Große» Verdienst habe» sich m» jetzt diejenigen hiesigen Herren erworben, welche schon verschiedentlich Geld und Zelt geopfert habt» Der sächsische Erzähler. Wette ». sollen die Arbeiter von den Arbeitgebern die Freigabe de» ersten Mai verlangen und bei ablehnenden Bescheid mit einem Streik ant worten, wobei die sozialdemokratischen Festunter nehmer mit darauf rechnen, daß in sehr vielen Betrieben angesichts de» fortdauernd flotten Geschäftsganges größere Arbeitseinstellungen höchst störend von den Arbeitgebern empfunden werden würden. Hoffentlich sind dir Dinge in Deutschland aber noch nicht soweit gediehen, daß die Betriebsunternehmer vor der Coulissenherr- schast der sozialdemokratischen Macher kapituliren müßten, man darf vielmehr erwarten, daß auch am diesmaligen ersten Mai die Festbäume der Umsturzpartei nicht in den Himmel wachsen werden!