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Verstärkung vom 31. August bi» 31. Oktober 1900 starbeo 2 Mann (beide durch Unfall). In Ostasten stad bi» zum 1. November 1900 verstorben 3 (darunter ein Offizier), nach einem Telegramm de» Korpskommando» vom 4. Nov. starb bi» zu diesem Termin noch rin Offizier, ein weiteres Telegramm de» Korpskommando» kündet am selben Tage den Verlust von 27 Todtrn, 1 Vermißten. Bi» zum 11. November werden vom Korpskommando 10 Mann todt, 1 vermißt, bi» zum 21. November weitere 15 Man» todt gemeldet. Am 29. November tele graphiert Traf Waldersee den Tod eine» Offi zier». JnSgesammt starben in der Zeit vom 27. Juli bi» 29. November 3 Offiziere 60 Mann, al» vermißt galten 3 Mann. Admiral Thomsen gab folgenden kaiserlichen Befehl bekannt: Sämmtliche mit der „Köln" aus China zurückgekrhrtrn Offiziere, Ingenieure, Deckosfizirre und Mannschaften haben am 16. Dezember, Nachmittag mit dem Musikchor der 2. Matrosen-Division aus dem Lehrter Bahnhof in Berlin einzutreffrn zur Urbergabe der mit gebrachten Fahnen an das Zeughaus. Eine Kompagnie eine» Garde-Regiment» wird sie zum Zeughaus geleiten, wo der Kaiser sie erwartet. Wilhelmshaven. Bei dem FestkommerS, den die Stadt Wilhelmshaven zu Ehren der Chinakämpser veranstaltet hatte, wurden 660 Mann bewirthet. DaS ganze OifizierkorpS und die städtischen Behörden erschienen. Admiral Thomsen feierte die Kämpfer von Toku, Peking und Tientsin in begeisterter Rede. Die Marine sei durch die Thaten der Chinakämpfer die eben bürtige Schwester der Armee geworden; das sei die Schule de- Kaisers. Thomsen schloß mit einem enthusiastisch ausgenommenen Hurrah aus den Kaiser. Er verlas sodann eine Depesche des Marinekabinetts, worin mitgetheilt wird, daß auf Befehl deS Kaisers die Flaggen am Sonntag von sämmtliche» gesunden Mannschaften nach Berlin gebracht werden sollen, wo am Lehrter Bahnhof feierlicher Empfang stattfindet. Die auS China mit dem TranSport- dampser „Köln" zurückgekehrten Mannschaften sind in Wilhelmshaven ouSgeschifft und in die Stammkompagnien eingereiht worden. Neben der Fahne der Kaiserlich deutschen Marine wehte in den Reihen der Krieger eine Boxersahne. Der Eroberer derselben ist wegen einer Ver wundung noch in China geblieben. Die Ent lassung der Mannschaften erfolgt nach zwei Tagen, während Offiziere, Deckoffiziere und Unteroffiziere einen 45tägigen Urlaub antreten. 48 Schwerverwundete sind in daS Garnison lazarett überführt worden. Acht Arrestanten wurden dem Stationsgericht überliefert. Zwei derselben haben wegen Insubordination eine 15- tägige FestungSstrase verwirkt. An Bord der „Köln" befinden sich mehrere eroberte Geschütze auS den Taku-FortS. Die noch brauchbaren eroberten Geschütze sind in Tsintau untergebracht. Für die in China kämpfenden deutschen Marinetruppen hat die französische Champagner- Firma Doyen L Co. in Reims 1000 halbe Flaschen Champagner zur Verfügung gestellt, und da» Reichs-Marineamt hat mittel- Schreibens vom 29. November an den Hamburger General vertreter der gedachten Firma die patriotische Spende dankend angenommen. ES ist dies das erste französische HauS, das an derartigen Gaben für die deutschen Truppen sich betheiligt. Entlassen hat die Eisenbahndirektion in Magdeburg 37 Eisenbahnarbeiter, welche sich an den Bestrebungen des sozialdemokratischen Eisen- bahnarbeiter-VerbandeS betheiligt haben. ES ist leider Thatsachr, daß die Wühlerei des Verbandes in diesem Herbst wieder außerordentlich kräftig eingesetzt hat; namentlich in Mitteldeutschland sind die Agenten deS Verbandes sehr rührig gewesen. Oesterreich. In Pest ist am Mittwoch von Arbeitslosen eine Versammlung veranstaltet worden, die von 5000 Personen besucht war. Die Versammlung in welcher auch mehrere Abgeordnete erschienen waren, nahm einen ruhigen Verlaus. Erst aus der Straße kam es zu Unruhen und Skandalen, so daß die Polizei mit der blanken Waffe rin- greisen mußte. Rußland. Petersburg, 12. Dezember. Infolge deS Zeugnisse» der den Kaiser behandelnden Aerzte, daß der KrankheitSprozeß seinen Lauf beendet habe,, und die Genesung-Periode, die mehr al» zwei Wochen dauere, vollkommen regelmäßig gehe, wird mit Allerhöchster Grnehmiguug da» Erscheinen von Bulletin» aufgehoben. Le» sLchßsch« Grzühler. Wett« L. Schweiz. Bern, 13. Dez. Die Bundesversammlung wählte zum Bundespräsidenten für 1901 Brenner au» Basel (radikal), zum Vizepräsidenten de» BundeSrathe» Zemp-Luzern (ultramontan). Italien. Die deutsche Sprache in Italien. Bei der Berathung de» Budget» des Unterrichts ministerium» sprach Bacelli sein Bedauern au» über chie Abschaffung de» Unterricht» de» Deutschen, der von ihm in den Lyceen eingrsührt wurde. Der NnterrichtSminister Gallo erklärte, er habe diesen Unterricht aufgehoben, da für dessen Ab haltung keine gesetzliche Grundlage vorhanden war; er habe sich indessen vorgenommrn, den Unterricht im Deutschen mittels Gesetze» einzu führen. Frankreich. Paris, 13. Dez. Der Matin berichtet au» Amsterdam: Präsident Krüger dürfte vom Czaren empfangen werden, sobald der Großfürst Wladimir und andere den Buren günstig gesinnte Personen eingetroffen sind. England. London, 13. Dezember. Morningpost berichtet au» New-Jork, Mac Kinley habe be- schloffen, seine Politik betreff» der Philippinen vollständig umzuändrrn, weil er überzeugt sei, daß eine vollständige Niederwerfung de» Aus stande» unendlich lange dauern würde. Im englischen Kap lande ist die überwältigende Mehrzahl der Bevölkerung hol ländischen Geblüt» der Meinung, daß dir Politik Englands ungerecht, brutal und verderblich sei, denn sie werde nur dahin führen, eine unüber- steigliche Schranke zwischen beiden Nationen aufzurichten. ES ist ganz direkt gesagt worden, daß, wenn die Väter unterliegen sollten, die Söhne und Enkel zu gelegener Zeit den Kamps wieder aufnehmen würden. Das letztere ist mit Sicherheit zu erwarten und eben deshalb erscheint daS Vorgehen Englands als rin verhängnißvoller Fehler, der sich am britischen Reiche strafen wird. Schweden. DaS Befinden des 72 Jahre alten König- Oskar giebt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. ES heißt, er leide an Schlaganfällen mit geistiger Ermüdung. Präsident Krüger. Präsident Krüger hat ein Telegramm von Studenten der Kaiserlichen Universität Peters burg erhalten, worin eS heißt: „Wir bitten Euer Excellenz, Rußland zu besuchen. Die ganze Nation ist mit Ihnen und Ihrer heiligen Sache." Präsident Krüger wird, wie verlautet, demnächst nach einer Billa in der Nähe von Harlem über siedeln, die ihm von einem Bankier zur Verfügung gestellt worden ist. Haag, 13. Dezember. In der Umgebung KrügerS verlautet, daß ein allgemeiner Aufstand der Kapholländer unmittelbar bevorstehe. Vom Burenkrieg. Die Nachrichten über Dewet verfolgt man in England mit steigender Spannung. Heute meldet man au» London: Nach den neuesten Berichten befinden sich die Truppen de» General» Knox und Dewet» noch immer im Kampfe. DaS verzögerte Eintreffen von Nachrichten rührt daher, daß keine telegraphische Verbindung mit General Knox besteht. ES wird unaufhörlich gekämpft und dabei fortwährend der Kampfplatz gewechselt. Feldmarschall Roberts hat eine Denkschrift über daS Niederbrennen der Farmen veröffentlicht. Dieselbe besagt, daß er zuerst, al» die britischen Truppen da» Land de» Feindes betraten, die strengsten Befehle gegeben habe, daß Privateigenthum nicht zerstört werden dürfe. Die Zerstörung der Eisenbahnen und von Privateigenthum feiten der Buren habe ihn aber gezwungen, am 16. Juni eine Proklamation zu erlassen, in welcher er in völliger Ueberein- stimmung mit den Kriegsgebräuchen cioilisierter Völker Strafmaßregeln androhte und, um den Ausschreitungen der Buren Einhalt zu thun, be fahl, dasjenige HauS nirderzubrennen, welche» der Stelle, wo Verwüstungen vorkommen würden, am nächsten liegt. Ja einer weiteren Proklamation vom 28. September wurde e» gestattet, di« Häuser aller Führer von Streifkolonnen nieder zubrennen, wenn diese nach einer vorhrrgegangrnra Warnung von ihren Streikzügen keinen Abstand nehmen. Robert» glaubt, daß da» Niederbreauen von Häusern weniger nothwrndig sein «erde, wenn erst eia« Polizeiverwaltung eingesetzt sei. ,, ' 1 Feldmarschall Lord Robert» lst «ach England abgereist. Bezeichnend für die öffentliche Meinuna Englands vom Kriege ist die Thatsache, daß gerade jetzt die Anklagen gegen den Haupt urheber des Kriege», Kolonialminister Chamber lain, in verschärfter Form ouftreten. Abgesehen von den linksstehenden Zeitungen haben die Liberalen Chamberlain soeben im Parlament sehr bittere Augenblicke bereitet, ihn fast wie einen AuSwurs der Gesellschaft behandelt. So weit war man bisher noch nicht gegangen, man weiß eben, welchen Rückhalt man bei einer großen, de« Krieges und vor Allem der barbarische» Methode seiner Führung überdrüssigen Menge hat. Als Chamberlain nach längerer Erwiderung auf di« gegen ihn gerichteten wuchtigen Angriffe zu einem Punkte erklärte: „Jetzt werde ich die ganze Wahrheit sagen!" rief rin Abgeordneter ihm zu: „DaS wird da» erste Mal in Ihrem Leben sein!" Mr. Joe ließ sich dazu hinreißen, dem betreffenden Abgeordneten da» Wort „Schurke" zuzurufen. Da entstand rin Sturm im Hause. Chamberlain mußte seine Aeußerung zurücknehme«. In der Presse hat, wie bekannt, die Agitation gegen Chamberlain wegen seiner PluSmacherei al» Theilhaber einer Anzahl durch KriegSliekerungen begünstigter Aktiengesellschaften kräftig wieder eingesetzt. Chamberlain hat jetzt indirekt Anklage gegen einzelne Blätter erhoben. Man kann sich vorstellen, in welcher Stimmung der Koloniolminister ist. Um so bemerken»- werther ist eS deshalb, wenn eben derselbe Mann jetzt nicht erst recht gegen die Buren tobt, sondern im Gegenthril von den verachteten, sonst so gehässig beurthrilten Buren erklärt, daß keinerlei Haß gegen dieselben bestehe, sie seien tapfere Feinde und verdienten als solche Aner kennung; jedenfalls solle kein Mittel unversucht gelassen werden, durch daS man vielleicht die noch im Felde stehenden Buren davon über zeugen könnte, daß eine großmüthige und freund liche Politik gegen sie eingeschlagrn «erden solle, sobald sie die Waffen niedergelegt hätten. Auch Chamberlain scheint diesen Augenblick sehnlich zu erwarten. Die Spannung in England wuchs aufs Höchste; von Tag zu Tag wartete man auf die Nachricht, daß Dewet sich habe ergeben müssen, da er in einem gefährlichen Dreieck ohne Schlupfloch, nämlich zwischen dem Oranje- Strom, dem hochgehenden Flusse Caledon und dem Gebirge zu kämpfen hat. Da kommt heute folgende Depesche von Lord Kitchener au» Pretoria vom 12. Dezember: „General Knox bedrängt Dewet fortwährend aus seinem Marsche. Der Feind bewegt sich in der Richtung nach RedderSburg, wo eine englische Kolonne bereit steht, um Knox Beihilfe zu leisten." London, 13. Dezember. Dewet durch brach nach viertägigen siegreichen Kämpfen die Linien der ihn „einkreisenden" sechs englischen Korps, nachdem zwei Versuche, den Oranjefluß zu überschreiten, durch daS eingetretene Hoch- wasser vereitelt wurden. Er schlug den von Aliwalnorth ihn angreifenden General Macdonald zurück, ebenso Williams Kavallerie diesseits von Rouxoille. Er wies alle Versuche deS Generals Knox, ihn gegen den Caledonfluß abzudrängrn, ab und erreichte ungehindert mit den gesammten schweren Transportwagen, wie mit der ganzen Artillerie RedderSburg. London, 13. Dez. Daily Expreß meldet: Ein Burenkommando von 300 bis 400 Mann mit zwei Geschützen hat bei Nrlspruit Ausstellung genommen. Die telegraphische Verbindung und die Eisenbahnlinie sind auf-eine Länge von 12 Meilen zerstört. Der Krieg mit China. Nach Mitteilung de» deutschen Oberkommando» in Peking hat der amerikanische General Chaffee schriftlich sein Bedauern wegen seine» (ungezogenen) Briefe» an den Grafen Waldersee, betreffend die astronomischen Instrumente de» dortigen Observatorium», ausgesprochen, wodurch der Zwischenfall für erledigt angesehen wird. Soeben bringt der Telegraph die Nachricht, daß der Lloyddampfer „Köln" in Wilhelmshaven eingetroffen ist. Er hat die ersten Krieg», trophäen an Bord, bestehend au» einer größeren Anzahl erbeuteter chinesischer moderner und ver alteter Kanonen, Waffen aller Art, Fahnen, Flaggen, Tempelschilder «sw. Außerdem bringt der Dampfer di« abgrlösten Mannschaften der Schiffe de» Kreuzrrgeschwader», und zwar 5 Offiziere, 35 Deckoffiziere und 945 Man« in di« tzrinmth zurück. Diese Braven haben an sämmüichen Schlachten «ad Gefechten um Taku und Tientsin,