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14» Der Kampf um den neuen deutschen Zolltarif. Der ununterbrochene Kampf um die Gestaltung des künftigen deutschen Zolltarif» dreht sich jetzt um die Frage, ob in Deutschland «in Doppel tarif in der Form eine» Maximal- und Minimal tarif» eingeführt wrrden soll. Stellt man sich auf den Standpunkt, bah r» die wichtigste Auf gabe der deutschen auswärtigen Politik sein mutz, gute oder doch den Verhältnissen entsprechende Handelsverträge mit den fremden Staaten abzu schließen, so kann man in dem Plane eine» Maximal- und Minimaltarif» nur eine praktische Maßregel erblicken, die darin zu gipfeln hat, daß diejenigen Staaten, welche Deutschland» Aus fuhr mit hohen Zöllen belasten, nach dem Maximal tarif behandelt werden, und daß diejenigen Länder, die Deutschland in der Zollsrage entgegenkommen, den Vorzug de» Minimaltarifs empfangen. Leider kann von dieser scheinbar so leichten Anwendung des Maximal- und Minimaltarifs in der handels politischen Praxi» sehr wenig Gebrauch gemacht werden, weil überall da, wo die deutsche Regie rung den Abschluß eine» neuen Handelsvertrages erstrebt, doch von Fall zu Fall verhandelt werden muß, also ein Tarif da nur noch den Werth einer veränderlichen Vorlage hat. ES heißt daher auch, daß das Auswärtige Amt in Berlin gegen die Einführung eines Doppeltarifs sei, und zur Erleichterung der HandelSvertragSorrhandlungen «inen einheitlichen Zolltarif wünschen. Hrndel«. geschichtlich muß erwähnt werden, daß der Doppel tarif im Jahre 1890 von den Franzosen zuerst eingeführt wurde, daß aber Frankreich seinem Doppeltarif eine vorzugsweise schutzzöllnerische Anwendung gab, und daß dirsrrhalb der franzö sische Handel in den letzten zehn Jahren ganz bedeutend zurückgegangen ist. Dies tritt am deutlichsten durch einen Vergleich deS deutschen und französischen Ausfuhrhandels hervor. Die deutsche GesammtauSfuhr ist von 16,548 Mill. Mark in 1887—1891 auf 19,Z98 Mill. Mark in 1894—1899 gestiegen, während Frankreichs Ausfuhren in den gleichen Jahren von 17,520 Millionen auf 16,214 Millionen Francs gesunken ist. Dem Zuwachs Deutschlands um 2850 Mill. Mark steht somit die Abnahme Frankreichs von 1306 Mill. Francs gegenüber. An diesem Miß erfolge deS französischen Handels ist aber sicher nicht nur der Doppeltarif, sondern auch der Mangel an Unternehmungsgeist in der französi schen Industrie und Technik Schuld. Jedenfalls ist die Frage, ob in Deutschland der Doppel tarif oder Einheitstarif Gesetz werden soll, noch lange nicht entschieden. In Deutschland ist der Bund der Landwirthe für den Doppeltarif. Seine Körperschaften und Vertretungen haben eine rege Agitation zu Gunsten der Einführung desselben entfaltet, es verlautet dann, daß ein großer Theil vom Centralverbande deutscher Industrieller sich für denselben erklärt habe, und im wirthschast- lichen Ausschuß ist der Vorschlag gemacht worden, den kommenden Handelsvertragsverhandlungen den Doppeltarif zu Grunde zu legen. Für den Einheitstarif hat sich dagegen in erster Linie der Bund der Industriellen erklärt, auch die Central stelle für Vorbereitung von Handelsverträgen hat sich gegen den Doppeltarif entschieden; die Handels vertretungen, daS heißt, ein großer Theil der Handelskammern sind auch für den Einheitstarif. die Frauenstände einer entsprechenden Reparatur unterworfen worden. Im Laufe der Jahre ist durch den hiesigen Kirchschullrhrer unter gütiger Mitwirkung de» Männer- und gemischten Gr- fangvereine» eine Gamm« von nahezu 400 MI. gespart worden. Davon sollen einerseit» Chor- mäntel, audererfeit» eine HeizungSaalage für hiesige Kirche geschaffen werden. Eine Kinder- Weihnachtsfeier wird zu selbigem Zweck in nächster Zeit veranstaltet werden. Neukirch. Nach der Zusammenstellung der Volkszählung vom 1, ds». Mt». hat unser Ort 5483 Seelen, und zwar 2645 männliche und 2838 weibliche. Im Jahre 1895 zählte Neu kirch 5192 Einwohner, demnach sind jetzt 291 Personen mehr. Bautzen. Dem Vernehmen nach ist Herr Amtsrichter Arnold hier zum LandgerichtSrath und Herr Amtsrichter von Zezschwitz zum Land richter beim hiesigen Kgl. Landgericht ernannt worden. Dafür sind Herr Assessor vr. jur. Emil Paul Walter in Stolpen und Herr Assessor vr. jur. Loui» Alex Großmann in Döhlen zu Amtsrichtern beim hiesigen König!. Amtsgericht berufen worden. Kamenz, 10. Dezember. Gestern Abend kurz noch 10 Uhr war in einer der Tuch- fabrikationSfirma Gebr. Noßke L Co. gehörigen Scheune Feuer entstanden, welche» bereit» Bretter und Stroh erfaßt hatte. Glücklicherweise gelang es Hinzurilendrn bald, die Flammen zu unter drücken, so daß die Feuerwehr nicht erst einzu greifen brauchte. Wie sich hrrauSstrllte, liegt böswillige Brandstiftung vor, denn der Scheunen boden war an mehreren Stellen mit Petroleum ge tränkt, während eine Petroleumflasche daneben lag. Ostritz, 10. Dezember. Der von einigen Bürgern der Stadt gegen die letzte Stadt verordnetenwahl eingelegte Protest — die Wahl kommissare hatten den abgegebenen Stimmzettel des nicht wahlberechtigten TodtengräberS wieder aus der Urne entfernt — hat Erfolg gehabt. Die königliche AmtShauptmaonschaft hat die Wahl für ungiltig erklärt. Ost ritz. An Stelle der für ungiltig er klärten Stadtverordneten-ErgänzungSwahl finden Neuwahlen am Sonnabend, 15. Dezember, Vor mittag» 10—2 Uhr Nachmittags statt. , Radeberg, 10. Dezbr. Einer der Ein brecher, welche in der Nacht zum 29. v. M. bei dem Uhren- und Goldwaarenhändler Richter Hierselbst 80 goldene Ketten, 60 Armbänder, 25 Paar Ohrringe, 12 Halsketten, 71 Ringe, 30 goldene Uhren und 57 silberne Uhren ge stohlen hatten, ist in Prag verhaftet worden; ein Theil der gestohlenen Uhren und Schmuckgegen stände wurde bei ihm vorgrfunden. Er hatte im Jahre 1898 einige Tage hier gewohnt und sich somit Ortskenntnisse verschafft. Leipzig. Soeben ist daS Perfonalverzeich- niß der Universität sür da» Wintersemester 1900/1901 erschienen. Danach besteht die Ver sammlung der ordentlichen Professoren au» 68 Mitgliedern gegen 66 im letzten Sommersemester. Eingeschrieben sind indiesemHalbjahr3587 Studen ten gegen 3269 im Sommersemester 1900. Außer dem haben noch 329 Personen, ohne inskribiert zu sein, in diesem Wintersemester die Grlaubniß zum Besuche der Vorlesungen erhalten; daher die Gesammtsumme der Hörer 3916. Da» ist bei Weitem die größte Besuchsziffer, die die Universität Leipzig in einem Semester je ge habt hat. Meerane. Ein gewaltige» Feuer, da bedeutenden Schaden verursacht hat, wüthete in vergangener Nacht in unserer Stadt. ES brannte da» zwischen der Poststraße und der Mühlgasse gelegene große dreistöckige Betriebs gebäude der Lederfabrik der Herren Gebrüder Brumm. Der Schaden, den die Firma erlitten, beträgt 300,000 Mk., der jedoch durch Versiche rungen gedeckt ist. In Folge einer Aufforderung zum Beitritt, welche der Verfasser, wie viele andere, von dem Vorstände de» „Evangelischen Bunde»", erhalten, hat Freiherr v. Friesen auf Rötha (Rötha, v. Apitz' Buchdrucker«) sich zu einer Antwort veranlaßt gesehen. Er macht zunächst dem Ev. Bund« den Vorwurf, die Angelegenheit wegen de» Prinzen sMax unnöthig aufgebauscht zu haben. „Wir halten dies," schreibt die kgl. „Leipz. Ztg.", „insofern für thatsächlich un richtig, al» die Erregung darüber auch in solch« Kreisen eine hochgradige geworden war, «st denen der Ev. Bund loevig oder -ar nicht» zu thun hat. Wenn ferner behauptet wird, daß der Uebertritt einflußreicher Familie« zu« Katholizismus Prtvatsache sei, so ist dies Mar für den einzelnen Fall vallkommm. richD, Deutsches Reich. Bischofswerda, 12. Dezember. Die am 1. Dezember so. vorgenommene Viehzählung ergab für hiesigen Stadtbezirk 141 Pferde, 80 Rinder, 9 Schafe, 119 Schweine, 82 Ziegen, 454 Gänse, 28 Enten, 1199 Hühner, 4 Trut hühner, 8 Perlhühner und 25 Bienenstöcke. Am 1. Dezember 1892 wurden gezählt 117 Pferde, 74 Rinder, 11 Schafe, 109 Schweine, 97 Ziegen, 242 Gänse, 44 Enten, 862 Hühner und 47 Bienenstöcke. * Bischofswerda, 12. Dezember. Seit 1. Oktober d. I. verkehren auch zwischen Dresden und Görlitz, wie bereit» vorher aus den westlichen Linien unserer StaatSeisenbahn Stückgüterzüge, und zwar in jeder Richtung einer, die an allen BerkehrSstellen der Linie halten und diese be dienen. Diese Züge haben den Zweck, Fracht stückgüter ihren Bestimmungsorten schneller zu zuführen, indem man Umladungen unterwegs möglichst zu vermeiden oder doch zu vermindern sucht. Um da» zu erreichen, führen sie eine Anzahl Sammelwagen, deren jeder nur Güter nach einer bestimmten Station enthalten darf, z. v. ein Zug von Görlitz Wagen nach Arns dorf, Dresden -N., Dresden-A., Dresden-Fr., Meißen, Leipzig, Ehemnitz, Reichenbach i. v. rc. Lrr sächsische Erzähler. Gotte ». In diese Wagen werden die Güter von den AuSgang»- und UnterwrgSstationen verthrilt. In Bischofswerda geht der Stückgüterzug nach Görlitz Nachmittag 12 Uhr 38 Min. und der nach Dresden Nachmittag 1 Uhr 55 Min. ab. Mit beiden Zügen werden alle Sendungen befördert, die bi» spätesten» vormittag 9 Uhr auf dem Bahnhofe angeliefert stad, worauf wir die Interessenten ganz besonder« aufmerksam machen. Bischofswerda, 12. Dezbr. Mit dem morgenden Tage, den 13. Dezember, sind 40 Jahre verflossen, daß da» Rittergut Groß- Harthau in anderen Besitz überging. Der „sächsische Erzähler" schreibt in Nr. 100 vom 19. Dezember 1860 darüber wie folgt: „Bischofswerda, 14. Dezember. Die den Erben des am 18. August v. I. verstorbenen Rittergutsbesitzers Hautzner gehörigen, in unserer Niihe gelegenen Ritter güter Harthau und Goldbach mit Zubehör sind gestem um einen Kaufpreis von 235,000 Thlr. an den Kirsten von Schwarzburg-Rudolstadt verkauft worden, welcher dieselben zum Weihnachtsgeschenke für seine Zwillings kinder zweiter Ehe bestimmt hat. Dir Uebergabc findet bereit» am 31. d. M. statt." Diese Kinder sind Prinzessin Helene von Leuten berg, geboren zu Rudolstadt am 2. Juni 1860, vermählt mit Prinz Han» von Schönaich-Karolat h und Prinz Günther Sizzo von Leutenberg, jetzt Erbprinz von Schwarzburg-Rudolstadt und Sondershausen, geboren zu Rudolstadt am 3. Juni 1860, vermählt mit Prinzessin Alexandra von Anhalt. Der Vater der ZwillingSgrschwister, Fürst Friedrich Günther von Schwarzburg- Rudolstadt, ist bereit» am 28. Juni 1867 ver storben. — 11. Dezember. Nach längerer Zeit war zum ersten Male wieder ein schöner Sonntag. Es war daher nicht zu verwundern, daß namentlich die Nachmittagsstunden von vielen hiesigen Einwohnern zu einem Spaziergange benutzt worden sind. So waren die Gast- und Schankwirthschaften der Umgebung gut be sucht, ja zeitweise überfüllt. — Das Lande»-Medizinal-Kollegium für da» Königreich Sachsen hat in seiner letzten Plenarversammlung Stellung zur Frage der Zulassung der Realgymnasiasten zum Studium der Medizin genommen. Man beschloß zu erklären, „daß eine Aenderung der jetzt gültigen Vorbedingungen für daS Studium der Medizin weder im Interesse der Allgemeinheit, noch de» ärztlichen Stande- ge legen ist, daß aber, fall- die Abiturienten der Realgymnasien dennoch zugelassen werden sollten, die Zulassung in demselben Maße und ohne alle Einschränkungen sür alle Fakultäten ausge sprochen werden müsse", wurde zum Beschluß erhoben. — Vorsicht gegenüber Auswanderungs- Agenten! Die Republik Argentinien steht sich genöthigt, amtlich bekannt zu geben, daß die Argentinische Republik in Europa keine Aus- wanderungs-Agenteu hält, und daß dementsprechend alle Personen, die sich für Auswanderungsagenten der Argentinischen Regierung auSgeben, sowie alle von solchen vollzogenen Handlungen von der Argentinischen Regierung nicht anerkannt werden. ' —* Nachdem die Loose der VI. Sächsischen Pferdezucht-Lotterie schon lange vor der Ziehung ausverkauft waren, so daß ein großer Theil auswärtiger Besteller nicht mehr befriedigt werden konnte, fand die Ziehung am Dienstag, den 11. Dezember, von früh 9 Uhr ab im „Hotel Deutscher Herolv", Dresden, unter behördlicher Aussicht vor Notar und Zeugen statt. — Die 10 Hauptgewinne, bestehend in ostpreußischen Gebrauchspferden, die sich zur Zucht eignen, entfielen in angegebener Reihenfolge auf die nachfolgenden Nummern: 3568, 18,206, 55,014, 6734, 57,733, 52,951, 14,522, 13,089, 40,862, 59,765. Die Lotterie-Liste dürste morgen Donnerstag Abend erscheinen. Die Gewinn- AuSgabe erfolgt vom Freitag, den 14. Dezember ab von früh 9V, bi» 12 und Nachmittag» von 3^/, bi» 6 Uhr, ausschließlich Sonn- und Feiertag» in Dresden, Bankstraße Nr. 13, im Laden. — Auswärtige Gewinner wollen die Loose an die Herren Ed. Seucke L Co., Kgl. Sächs. Hosspediteure, Dresden, Ferdinand- Platz einsenden, welche die Gewinne ohne jegliche Anrechnung von BerpackungSspesen unfrankirt übersenden werden. i Großharthau. Donnerstag, 13. Dez.» Norm. 10 Uhr, wird hier Wochenamt abgehalten. — Dienstag, 11. Dezbr., Rachm. 2 Uhr, be sichtigt« Herr Bezirks arzt von Stieglitz au» Bautzen die hies. Schule, sowie den nruerwählten Schulbauplatz. — In unserer Kirche ist nicht pur da» Ehor erweitert worden, sondern e» sind