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140 daß im Reichstage durch eine Interpellation die Regierung veranlaßt werden muß, dem deutschen Volke die Gründe darzulegen, welche für sie maßgebend gewesen sind, den Präsidenten Krüger amtlich zu ignorirrn. Bon vornherein muß dabei abgelehnt werden, daß irgendwie höfische Gesichtspunkte geltend gemacht werden oder Etikettefragen in den Vordergrund ge schoben werden, die wahrlich hier weniger al» je am Platze sind. Die Regierung muß Farbe be kennen, warum sie den Kaiser in einen so schroffen Gegensatz gegen die Lolttstimmung ge bracht, warum sie da« Deutsche Reich in eine Lage versetzt hat, die ihm da» Ansehen im Au»- lande verscherzen muß. E» ist rin Jrrthum, wenn man annrhmen wollte, daß wir un» durch unser Verhalten dem Präsidenten Krüger gegen- über da» Wohlwollen England» erworben hätten; auch jenseit» de» Kanal» werden nur Gefühle schlecht verhehlter Mißachtung die Folge diese» englandsreundlichen, aber neutralitätswidrigen Verhalten» sein. Möge die deutsche Regierung thun, wa» sie im Interesse der Macht, aber auch der Würde de» Reiche» für nöthig hält. Da» ist ihre Pflicht und ihr Recht. Da» deutsche Volk aber, da» keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen hat, wird frei bekennen, wem e» in diesem Kriege da» Recht und damit seine Sympathien zuspricht. Der „Bosfischen Zeitung" wird au» dem Haag berichtet, daß die Bevölkerung der Niederlande sehr verstimmt ist über die Thatsache, daß Prä- sident Krüger in Berlin vom Kaiser nicht empfangen wurde. Der Besuch Krüger» bei der Königin Wilhelmina trage lediglich einen privaten Charakter, Krüger wünsche bloß der Königin seinen Dank abzustatten für die Ueberlassung de» Kriegsschiffe» .Gelderland", London, 3. Dez. Die Blätter veröffent lichen längere Meldungen über den Empfang Krüger» in Deutschland. Sie verzeichnen eben falls mit großer Genugthuung da» Telegramm Kaiser Wilhelm» an Krüger. Die Mehrzahl bespricht dasselbe in einem Deutschland günstigen Sinne und bringt die Haltung de» Kaiser» mit einer Klausel eine» deutsch-englischen Vertrag» in Verbindung. Ueber die von Krüger beabsichtigten Schritte erfährt der „Fränk. Kurier" von einem in Beziehung zur Transvaalgesandtschaft in Brüssel stehenden Berichterstatter: Noch vor Weihnachten soll ein Rundschreiben an sämmtliche Kabinette aller civilisierten Staaten Europas, Amerika» und Asten» (Japan) ge richtet werden, mit der Bitte, dem Blutvergießen Einhalt zu thun. Sollte da» Rundschreiben an die Kqbinetre fruchtlos bleiben, so soll ungesäumt au» den Staatsarchiven der afrikanischen Republiken eine Menge von Geheimdokumenten zum Druck und öffentlicher Verbreitung gelangen, wodurch nicht blo» Cecil Rhode», vr. Jameson und Chamberlain, sondern auch der Herzog von Fife, Schwiegersohn der Königin von England, der Prinz von Wale» und andere Mitglieder der königlichen Familie bloßgestellt werden. Die gefälschten Depeschen de» Gouverneur» Milnrr vom Kap, womit dieser im Auftrag de» Kolonialamtr» zum Kriege trieb, werden den Reigen der Schriftstücke eröffnen, welche Eng lands völkerrechtlich verdammenSwerthr» Spiel enthüllen. Sollte auch der letzte Aufruf an die Völker Europa» und Amerika» um Erwirkung de» Friedens nutzlos verhallen, so sind Krüger, Fischer, Wolmaran», Wessel» und van Barschsten entschlossen, in» nächsten Herbst in ihr Hrimath- land heimzukehren und mit der Waffe in der Hand den Tod zu suchen. Vom Burenkrieg. Frldmarschall Robert» hat, nachdem er da» Oberkommando über die britischen Truppen in Südafrika an Lord Kitchener abgegeben, sein Tagewerk im „dunkeln Welttheil" vollbracht; am 11. Dezember gedenkt er von Capstadt nach England zurückzureisen. Lord Kitchener soll also dir Besiegung der Buren vollenden, wa» nach dem, da» man über seine Dispositionen hört, allerdings gleichbedeutend mit der systematischen Ausrottung de» Burenstammr» sein würde. Werde» die Mächte dieser barbarischen Krieg führung der Engländer in Südafrika auch ferner hin unthätig zuschaum? Auf dem südafrikanischen Kriegsschauplatz ist die Lage für die Engländer recht unbehaglich. Der amerikanische Militärattache bei der Buren- arme« sagt in seine« Bericht, di, Dauer de» Kriege» hänge nur von den Burr« selbst ab. Sie löunteu weiterkäutpsru, bi» unser« Kinder 1GG0. «MM»« Tschili in die Provinz Scheust getrieben. — Die Leiche Aork» ist in Peking eingrtroffea. Die vorläufige Beisetzung findet am Mittwoch statt. London, 4. Dezember. Der „Standard" meldet au» Tientsin vom 2. d.: In ganz China soll di« Bildung von Freiwilligencorp« im Gang« sein, die von der chinesischen Regierung mit Waffen und Munition versehen würden, sich aber im Uebrigen selbst unterhalten sollen. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Dresden, 5. Dezbr. Se. Maj. der König und Se. König!. Hoheit Prinz Georg reisen heute Abend nach Leipzig und nehmen im dortigen Palais Wohnung. Morgen findet auf dem Ehrenberger Revier Jagd statt. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt morgen Abend. Breslau, 5. Dezember. Die „Schles. Ztg." meldet: Ein orkanartiger Sturm, der gestern Nachmittag das Eulengebirge heimsuchte, richtete besonders in den Forsten erheblichen Schaden an. Vielfach werden Verletzungen von Menschen gemeldet. Köln, 4. Dezbr., Nachm. Das Domhotel wird fortdauernd von einer großen Menschen menge umlagert. Heute Abend um 6 Uhr werden aus dem Haag Wolmarans, Grobler, Debruyn und Schütte eintreffen. Fischer traf heute Mittag ein. Köln, 5. Dezember. Gestern Abend wurde dem Präsidenten Krüger auf dem Platze vor dem Domhotel eine Serenade dargebracht, zu der sich eine zahlreiche Menschenmenge einge funden hatte. Krüger erschien auf dem Balkon, um zu danken; er wurde von der Menge mit lebhaften Zurufen begrüßt. Paris, 4. Dez. Senat. Zur Berathung steht die Vorlage betr. die Vermehrung der Flotte. Combes hält die Vorlage für unzu reichend , da sie der Marine keine Kraft zur Offensive verleihen werde. General Mercier spricht sich gleichfalls für die Nothwendigkeit der Offensive sowohl im Land- wie im Seekriege aus. Redner meint, bei der übrigens wenig wünschenswerthen Möglichkeit eines Konfliktes mit England müsse man an die Landung von Truppen jenseits des Kanals denkn. Er be antragt, die Regierung möge aufgefordert werden, alles für die Ausschiffung eines Landungskorps vorzubereiten (Lebhafte Unterbrechungen). Der Präsident läßt den Antrag nicht zu. (Beifall). Hierauf wird die Sitzung geschlossen. Brüssel, 4. Dez Die Polizei verhaftete Abends ein Individuum, das sich in das Palais eingeschlichen hatte unter der falschen Angabe, Gasarbeiten vornehmen zu wollen. London, 5. Dezember. „Morningpost" und „Standard" melden aus Shanghai vom 4.: Ein kaiserliches Edikt erklärt Tungfuhsian seines Ranges und seiner Titel verlustig, doch werde es ihm gestattet, auf seinem Posten als Befehlshaber der Truppen von Kansu zu bleiben. Es sind Befehle gegeben worden zur Entlassung von 5000 Mann seiner Truppen. Tungfuhsian selbst ist angewiesen worden, sich mit den übrigen Truppen nach Kansu zurückzuziehen. Der Korrespondent des „Standard" fügt hinzu, es gehe hieraus klar hervor, daß die Kaiserin nicht beabsichtige, Tungfuhsian ernstlich zu bestrafen; sie wolle offenbar einzig und allein ihn von Singanfu entfernen, selbst für den Fall, daß ihm dies ermögliche, einen Aufstand herbeizuführen wenn er einen solchen beabsichtigen sollte. — Wie der „Standard" aus Tientsin vom 3. meldet, versuchten zwei Chinesen, das Arsenal in die Luft zu sprengen. Der Versuch mißlang; ein Mann wurde getödtet. — Die „Times" erfährt aus Shanghai vom 3., daß die Russen in Niutschwang den Postdienst übernommen und daß sie auch bekannt gegeben haben, daß sie auch die Einzieh ung der Grundsteuer besorgen. London, 5. Dezember. Die „Daily News" melden aus Shanghai vom 3.: Die chinesische Presse ist der Ansicht, daß der Hof Vorbereitungen zu seiner Rückkehr nach Peking treffe. Man glaubt, daß die Bemühungen Liukunji» u. a , die Berurtheilung Tuan» und Tungfuhsian» durchzusetzen, wahrscheinlich erfolgreich sein werden. — Dasselbe Blatt meldet au» Tientsin vom 3.: Hier laufen fortwährend Nachrichten ein über kleine Zusammenstöße mit Boxern an verschiedenen Punkten außerhalb der Stadt. Durban, 4. Dezember (Reutermeldung.) In Cundyleugh bei Ladysmith tauchte am 29. November ein Burenkommando von 50 bewaff neten Berittenen auf. Ein ähnliche» Kommando soll sich in der Nachbarschaft befinden. Washington, 4. D^. VEM stfiae Der sächsisch« sikrziihler. G«tS« 4. erwachsen seien. — So gefährlich ist die Lage im Freistaat, daß die Hauptstadt Bloemfontein selbst für gefährdet gilt. E» wird mit fieber hafter Eile an den BertheidigungSwerken ge arbeitet. Meldung de» „Reutrrschen Bureau»": Ja halbamtlichen Kreisen verlautet, in Kurzem werde da» Kriegsgericht im englischen Kapland prokla miert werden. Die englische Regierung in Kap stadt lehnte jede Mittheilung über diesen Gegen stand ab. Durban, 4. Dezember. Lord Robert» hat einen Abschiedsbefehl an seine Truppen erlassen, in welchem er diesen für ihre tapferen Leistungen dankt und ihrem Muthe und ihrer Ausdauer und Menschlichkeit da» beste Zeugniß ausstellt. Die von ihnen geleisteten Dienste ständen seiner Ansicht nach einzig in der Geschichte da, denn sie hätten fast ein ganzes Jahr lang ohne Unter brechung Krieg geführt und hätten nicht, wie e» in anderen langen Feldzügen geschah, Winter quartiere ausgesucht. Lord Robert» sagt schließ lich, er habe während des Krieges Biele» gelernt. Die gewonnenen Erfahrungen würde er bei der ihm nunmehr obliegenden Aufgabe der Vervoll kommnung de» britischen Heere» verwrrthen. Kapstadt, 3. Dezbr. Da die antibritische Bewegung energisch fortgesetzt wird, hoffen alle loyalen Bürger, daß wirksame Maßregeln er griffen werden, um dem Schrecken eine» eventuellen Bürgerkriege» in der Kapkolonie vorzubeugen. Kapstadt, 3. Dezember. Jene 11 Mann, die verhaftet worden waren, weil sie eine» Mord- anschlage» gegen Robert» verdächtig waren, sollen weggebracht werden, da die vorhandenen Beweis mittel die Einleitung de» gerichtlichen Verfahren» nicht rechtfertigen. E» find keine Bomben auf gefunden worden. Die Festgenommenen sind größtentheil» Italiener. Der Krieg mit China. Auch heute liegt wieder eine erfreuliche Nachricht vor, deren Glaubwürdigkeit freilich so lange fraglich bleibt, bi» sie in verläßlicherer, Form Bestätigung gefunden hat. Der „Standard" erfährt nämlich, daß über die Note, welche die China zu stellenden Forderungen enthält, nun mehr völliges Einvernehmen zwischen den Mächten erzielt worden sei. Die Note soll von den Vertretern der Mächte den chinesischen Be vollmächtigten in Kurzem überreicht werden. E» wäre erfreulich, wenn die Sache zuträfe. Aber der Umstand, daß in der Botschaft Mac Kinley» die erfolgte Einigung der Mächte über die Forderungen an China nicht erwähnt ist, zwingt zu dem Schluß, daß die Nachricht de» „Standard" verfrüht ist. Feldmarschall Graf Waldersee meldet am 3. d. M. au» Peking: Stärkere reguläre Truppen unter einem General stehen bei Phsang, 95 Kilo meter südlich Tientsin; gegen dieselben gehen von Tientsin zwei Detachements unter Oberst von Rohrscheidt und Major v. Falkenhayn auf beiden Seiten des Kaiserkanals vor. Eine Depesche aus Peking vom 2. Dezbr. besagt: Die Zahl der nach Peking zurück kehrenden Chinesen wächst neuerdings. Ihre Haltung ist augenscheinlich freundlich. Die Feld- richter der verschiedenen Nationen werden täglich über den Verbleib der zurückgekehrten Boxer unterrichtet. Nur diejenigen Boxer werden fest genommen, denen nachgewiesrn werden kann, daß sie chinesische Christen getödtet haben. — Am Freitag ist die erste Lokomotive feit der Be lagerung der Gesandtschaften von Tientsin nach Peking gefahren. Die Bahnlinie wird jedoch vor dem 15. Dezember noch nicht für den allge meinen Verkehr eröffnet. Die Friedensbedingungen sollen nunmehr den chinesischen Bevollmächtigten zuge stellt werden. Nach einer Londoner Mittheilung der „Köln. Ztg." sind dabei die „Nebrnfragen": Züchtigung der chinesischen Beamten und die Möglichkeit einer die chinesischen Entschädigungen deckenden Anleihe al» Vollstreckung-Maßregeln Vorbehalten und „stehen außerhalb de» Pro- gramm» der Bedingungen". Berlin, 3. Dezember. Feldmarschall Graf Waldersee meldet au» Peking vom 2. Dezember: Nach dem Hissen der deutschen Flagge aus den Minggräbern und Bestrafung mehrerer nahe gelegener Dörfer wegen ChristenmordrS kehrt da» Detachement Gayl (bisher Kork) in einzelnen Kolonnen über Aangsang, Shahotschoen, Tangshan, Niulauschaa (sümmtlich etwa einen Tagemarsch nördlich von Peking) nach Peking zurück. Der Zug hatte einen weitgehenden Erfolg. Gr hat mehrer« Tausend Mana regulärer Truppen unter zwei Generalen in wilder Flucht an» der Provinz