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rudtenfometunl verblühen, verwelken, sterbe« — da« ist da» Gepräge der Jahreszeit, in der wir jetzt stehen. lieber die »den Fluren stretcht der Wind — sonst ist es still qeworden draußen, ganz still. Die Sänger de» Sommer» find verstummt, nur schwarze Bügel, hungrige Krähen durchstreifen den Wald. Und still ward e» in den Stätten der Lebenden. De» Tage» Lärm verhallte. Ernst und feierlich läuten die Glocken — zum Todtenfrst«! In den Botte»« Häusern und in den Bärten der Entschlafenen sammeln sich die Menschen, Derer zu gedenken, die «inst waren und abberusen wurden zur ewigen Ruhe. Da rinnen die Thränen und vor unseren inneren Blicken ziehen die Bestatten Derer vorüber, die vor un» hinabgrsunkrn sind in da» Reich der Schatten. Da» tiefe Leid der Trennung steigt in un» wieder auf. Mildernd breitet sich da« dämmernde Licht der Erinnerung darüber. Stunden der Andacht — Stunden der Weihe an jedem Brabe-Hügrl! Wie sie so sanft ruh'n, alle die Seligen! Die lärmende Welt ist hinter ihnen versunken, die Leidenschaften schweigen. Geschlossen sind die Augen, deren Blick« liebend aus un« ruhten. Die Hände, die sich für un» gemüht, sind erkaltet, und da» Herz, da» un« in warmer Liebe entgegrnschlug, pocht längst nicht mehr. Wa» wir sind, waren sie auch, wohl noch vor kurzer Zeit, und nun — sind sie schlafe« gegangen! Ja, der Beist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit. Die Natur ist jetzt auch schlafen gegangen, aber e» kommt die Zeit, wo die Erde wieder erwachen wird zu neuem Leben, wo da« Gestorbene auf« erstehen wird zu neuer Herrlichkeit. De« wollen wir un» getrösten. Die Hoffnung trägt den grünenden Wald in die Wohnungen der Menschen. Freudig blickt der Glaube empor zum Urquell de» Licht», und die Liebe zündet die Kerzen an, da» Dunkel zu lichten, da» un» umhüllen will. In da» Glockengeläut de» ernsten Todtenfeste» mischen sich die ersten Klänge kindlicher Weih« nachtSlieder, und unter Thränen lächelt die Liebe. Ja, wir wollen un» trösten und erheben lassen. Unsere Herzen sollen sich nicht verhärten und verschließen im starren Schmerz. Die Liebe lehrt un» weinen, aber sie lehrt un» auch hoffen, glauben und emporringrn zu neuer Kraft und neuem Schaffen. Noch blüht un» da» Leben, noch ist e» Zeit, Gute« zu thun und Liebe zu üben. Nicht umsonst haben wir un» versenkt in schmerzliche» Erinnern. Angesicht» de» Tode» sind wir un» der Pflichten de» Leben» bewußt geworden, die un» rufen, denen wir folgen, bi» der Mund de» Ewigen auch zu un» sprechen wird: „Kommt wieder, Menschen kinder!" So kehren wir am Todtensonntag vom Friedhöfe zurück in die geräuschvolle Welt, ge tröstet, gestärkt und voll freudiger Hoffnung! Bischofswerda. Die Kirchenkollekte am Bußtage betrug in 1020 Geldstücken doch nur 34 Mk. 62 Pfg., nämlich 5 Mk. 50 Pfg. in Silber, 18 Mk. 50 Pfg. in Nickel, 9 Mk. 62 Pfg. in Kupfer. Glücklicherweise war bereit» vorher von einem ungenannten Temeindeglied 50 Mk. zu dieser Kollekte gegeben worden, so daß unter Hinzunahme von 1 Mk. von L., die nachträglich einging, die Grsammtsumme der für die kirchliche Armenpflege bestimmte Kollekte 85 Mk. beträgt. Allen Gebern, besonder» dem ungenannten Gemeindeglirde, sei im Namen unserer Gemrindepflege der herzlichste Dank gesagt. Bischofswerda, 23. Novbr. In Nieder« ottrndorf wurde am Bußtag Abend kurz nach sieben Uhr gegen die Tochter de» Gutsbesitzer» Rüdiger auf der Straße im Ort in verbrecheri scher Weise rin Ueberfall verübt, indem ein leider noch nicht ermittelte» Subjett derselben mit einem Messer zwei Stiche versetzte. Glücklicherweise soll Lebensgefahr nicht vorhanden sein. — 23. November. Der hier in der Nacht zu Mittwoch eingetretene Südoststurm hielt während der Mittwoch bi» gegen Abend an und richtete namentlich an verschiedenen Dächern nicht unbedeutenden Schaden an. Arg mitgenommen wurden auch vom Sturme die Wälder der Um gegend. —* Der am vergangenen Sonntag i« „ Bürgerkastno " zu Dresden tagende „All gemeine Deutsche JugendbundeStag", der bereit» am Sonnabend im „Eldorado" durch einen Begrüßungsabend eröffnet worden war, hatte eine ungemein rege Betheiligung in den inte« «Istrien Kreisen gesunden. U. L. waren Drle- girte von Vereinen au» Dresden, Ehemnitz, Leipzig, Braunschweig, Löbtau, Bischofswerda, Rade berg erschienen. Die Versammlung wurde durch den Vorsitzenden der vaterländische« Vereinigung „Theodor Körner" mit eine« Hoch auf Seine Leo ftichfisttzu Weicht«. Dutt» G Majestät den König eröffnet, worauf Herr Pastor Warnecke au» Braunschweig da» Wort zu einem längeren vortrage ergriff, um über die durch Freizügigkeit und Grwerbefreiheit gezeitigten Er scheinungen zu sprechen und an der Hand dieser Ausführungen die Aufgabe und Ziele aller Jugendbünde darzulegen, die sich um da» Banner „Deutschthum, Thron und Altar" geschaart hätten. Der Vortrag, der von lebhaftem Bei fall begleitet war und zu wiederholten Malen durch die begeisterte Zustimmung der Hörer unterbrochen wurde, klang au» in einem Appell an die thatkräftige patriotische Besinnung der Anwesenden, die Deutschen Jugendbünde nach Kräften zu fördern und zu unterstützen. Die Beratungen de» Nachmittag» in dem gleichen Lokale beschäftigten sich mit dem Zusammenschluß aller sächsischen, braunschweigischen und der an deren Vereine zu einem großen Erntralverband. An dir Verhandlungen schloß sich rin srohbelebtrr Eommer». — „Wie sie so sanft ruh'n", diese» beliebte Brablied, ist gedichtet von dem Leipziger Professor der Rechte August Corneliu» Stock mann lgeb. 1751 zu Schwickertshain bei Wald- heim, gekrönter Dichter am 4. März 1802, gest. in Leipzig 1821) und componirt von Christian Gottlob Neese, der 1748 in Ehemnitz geboren wurde, sich in Leipzig unter Hiller der Musik widmete, 1776 Musikdirektor bei der Seiler'schen Schauspirlergesellschoft, zuletzt 1797 Konzert meister de» Fürsten Franz von Anhalt-Dessau war und 1798 in Dessau starb, nach Anderen von Friedrich Burchard Benrken. Wie da» „Pulsnitzer Wochenblatt" berichtet, machte in einer am 16. ds». Monat» von Henn Stadtrath Borkhardt in Pulsnitz rinberufenen Versammlung der dastgen Ladeninhaber derselbe die Mittheilung, „daß nach einer Ministerial« Verordnung von einem noch zu bestimmenden Termine ab Sonntag» die Läden schon Nach mittag» 3 Uhr geschloffen werden müßten, wobei jedoch die fünfstündige Verkaufszeit keine Be schränkung finden würde." Die Versammlung beschloß darauf, dem Ministerium eine Petition, in welcher die durch da» Inkrafttreten dieser Verordnung dem Handelsgewerbe erwachsenden Schäden klargrlegt werden sollen, zu unterbreiten. Dresden, 22. November. Heute Mittag ereignete sich in der Fürstenstraßr ein schwerer Unglücksfall, durch die elektrische Straßenbahn. In der Gegend der Einmündung der Holbein- straße war ein etwa 5 Jahre altes Mädchen unter einen Motorwagen gekommen und eine Strecke geschleift worden. Der schließlich gänz lich zwischen das Räderwerk eingeklemmte Körper konnte erst nach großen Anstrengungen zahlreicher Hilfskräfte hervorgeholt werden. Da» Kind war bereits todt. ES ist der 13. tödtlich verlaufene UnglückSfall in Dresden, der durch die elektrische Straßenbahn herbeigesührt worden ist. Pirna. Herr Kirchenrath Superintendent vr. Blochmann wird mit dem 1. April nächsten Jahre» sein geistliches Amt niederlegen und nach einer langjährigen reichgesegneten Thätigkeit in den wohlverdienten Ruhestand treten. Crimmitschau, 22. November. Jetzt end lich hat man den Leichnam de» seit etwa drei Wochen verschwundenen 13 Jahre alten Schul mädchen» Elisabeth Fritzsche gefunden. Derselbe wurde heute Donnerstag früh in der 7. Stunde am Rechen de» Mühlrade» der Thormühle hängend gesunden. Bekanntlich vermutheten die Eltern de» Mädchens, dasselbe wäre mit einer Schaubudrngesellschast des letzten Jahrmarktes davongegangen. Ehemnitz, 22. November. Der im Jahre 1872 in.Hilbersdorf geborene Hand arbeiter Hennig, der am 18. September d. I. nach Verbüßung einer achtjährigen Zucht hausstrafe entlassen worden war und an dem selben Tage dir 17jährige Tochter de» Gutsbe sitzer» Linke in Glösa zu vergewaltigen versuchte und ihr mit einem Messer da» rechte Auge auSstach, ist heute vom hiesigen Schwurgericht« zu 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Adorf, 20. November. Da» Dorf Görnitz ist in vergangener Nacht von einem verheerenden Schadenfeuer heimgesucht worden. Zerstört wurden die sämmtlichrn Wohn- und Wirtschafts gebäude von drei größeren Gütern. E» liegt zweifellos Brandstiftung vor. Berlin, 20. November. Der Kaiser hat verfügt, daß da» vermögen de» tzauptverbande» deutscher Flottenvereine im Ausland«, da» sein« Bestimmung unterliegt, nach Sicherung einer festen Reserve von 200,000 Mk. zur Beschaffung do« Flußkanonrnbootrn verwendet werd«. Da» »ABO. zuerst srrtiggestellte Flußkanonenboot soll in dm» chinesischen Gewässern verwend««- -finden. Zwar reicht die zur Verfügung stehende Summe nach Abzug der Reserve noch nicht zur Her stellung eine» solchen Boote» au», doch hofft man angesichts der Opfrrwilligkeft der Deutschen im Auslande, daß die zum Bau erforderliche Summe im nächsten Jahre aufgebracht sein wird. Der Reichstag wird um seine Zustimmung zur Annahme der Schenkung durch da» Reich angegangen werden. Au» dem vermöge»» He» genannten Hauptvrrbandr» sind schon vorher vom Kaiser 13,000 Mark der Gesellschaft See- maanShau» für Uaterosfiziere und Mannschaften der Kaiserlichen Marine überwiesen worden. Berlin, 20. November. Die freisinnigen Abgeordneten Müller-Meiningen und Muuckrl brachten im Reichstag einen Antrag aus Ab- ändrrüng der Paragraphen de» RrichSstrafgesrtz« buche», betreffend Beleidigung de» Lande-Herrn und der Bundesfürsten, ein, wonach die Bestrafung nur auf Antrag zu erfolgen hat. Zur Stellung de« Anträge» ist ausschließlich der verantwortliche Vertreter der Landesjustizverwaltung de» Be leidigten berechtigt. Die Zurücknahme de» An trag» ist zulässig. Berlin, 20. November. Die CentrumS« fraktion hat im Reichstage einen Gesetzentwurf eingebracht betreffend Abänderung de» Artikel» 32 der Verfassung, demzufolge die ReichStagSabge ordneten neben freier Fahrt Anwesenheitsgelder erhalten sollen. Berlin, 20. November. Dem „Lok.-Anz." wird au« Petersburg telegraphiert: Laut einer au» vorzüglicher Quelle stammenden Privat nachricht ist Gefahr für da» Leben de» Czaren nicht vorhanden. Die Czarin verläßt nur selten da» Krankenbett ihre» hohen Gemahl» und be währt sich al» aufopfernde Pflegerin. Dagegen besagt eine Depesche de» nämlichen Blatte» au» Kopenhagen: Neuerdings hier eingetroffene Nach richten schildern die Krankheit de» Czaren al» sehr bedenklich. Die russischen amtlichen Tele gramme scheinen demnach den Ernst der Lage zu verheimlichen. Der Kaufmann Spindler in BreSlau, der durch einen merkwürdigen Zufall da» Attentat in dem Augenblicke, al» gerade die Schnapka mit dem Beile zum Wurf auSholte, mit seinem Amateur-Apparat photographisch ausgenommen hat, ist, wie gemeldet wird, von der Polizei er sucht worden, da» Bild nicht in die Oeffentlich« keit zu bringen, und hat sich bereit erklärt, diesem Wunsche nachzukommen. Dem Ersuchen der Polizei liegen theil» persönliche Erwägungen de» Polizeipräsidenten, theil» Arußerungen de» Herrn a. Lucanu» zu Grunde, daß sich der Kaiser durch die Verbreitung de» Bilde» unangenehm berührt fühlen würde. Zum Prozeß der „Harmlosen", der Montag wieder begonnen hat ist der Angeklagte von Kröcher nicht erschienen; der Gerichtshof hat einen BerhaftSbefehl gegen ihn erlassen. Im Prozeß Sternberg gab'» am Montag eine neue Ueberraschung. Der Mitangeklagte und Freund Sternberg», der s. Zt. die Beeinflussungen in großem Stile zu Gunsten Sternberg» geleitet hat, sich aber auf freiem Fuße befindet, erschien zur Verhandlung nicht. ES wurde eia Haft befehl gegen ihn erlassen und die Verhandlung bi» DiraStag 12 Uhr ausgesetzt. Welche unheil vollen Bedeutungen alle diese Vorgänge auf »rite Kreise de» Volke» auSübrn müssen, braucht hier nicht erörtert zu werden. Zu dem Prozeß Sternberg schreibt die „Post": Heute beginnt die vierte Woche nn Revisionsverfahren gegen den Bankier August Sternberg, den Direktor Luppa, Fräulein Auta Wender «nd Frl. Schilding, die sämmtlich ange klagt sind, wegen Vornahme unsittlicher Hand lungen an Minderjährigen oder der Beihilfe dazu. Noch ist die Hälfte der Zeugen, deren jeden Tag neue geladen werden, noch nicht ver nommen; noch hat Frieda Wovda ihr« Lippen nicht zu einem Bekenntniß geöffnet; noch weiß man nicht, ob und wann Margarethe Fischer au» New - York »ur Zeugenaussage hierher kommt, da der Gerichtshof nicht auf all« ihre, sagen wir zum Theil recht sonderbaren, Be dingungen eingegaogen ist. W« seit vochm jeden Tag den 7- und oft mehrstündigen Ver handlungen, von denen ja hei der etgeaarti-ea Beschaffenheit de» Stosst» nur ein gerinaer Theil durch di« Presse «m dir Oefstntlichkeit dringen kann, beiwohnt, der Kan sich leicht e!« Bild von der Persönlichkeit wachen,, mn die sich dieser einzig dastehend« Prozeß bwwß^ (Ist ja nicht nur da» eingehend er-tttrt »orden, »a» vor eine» Jahre grschchen P, «eia, durch di»