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haben an» heutig«« zweite« BerhaadlungStagr bereit» ihre Anziehungskraft eingrbüßt, Hau» S^A-St ? s Z 'rr ks Z' AZ ts' »«Srs ZW'"S 3 » Z « »- M L« kl« Z§ I s A» Z- NsffS s Zs" !.N?- ' s » eG Z: iS IwÄe Aeitage zu Ar. 135 des sächsischen Lrzählers. E -. ^ .. Btfchof-wertza, de« L4. November 1«vo. Deutscher Reichstag. L Deutscher Reichstag. S. Sitzung vom IS. Novbr., Nachm. 2 Uhr. Am Bunde». rathStisch: Reichskanzler Graf v. Bülow. Graf v. PosadowSly, Freiherr v. Richthofen, v. Tirpitz, von Boßler, zahlreiche BundeSbevollmächtigte, preußische Minister u. s. w. Der Reichstag hatte heute seinen ersten großen Tag. Lange vor der festgesetzten Zeit waren die Tribünen ein schließlich der Hosloge dicht gedrängt voll. Hunderte hielten die Außenportale besetzt in der Hoffnung, durch die Güte eine» Abgeordneten oder eine» Beamten Zutritt zu jener Stätte zu gewinnen, in der endlich die langen, .vielleicht zu lange zurückgehaltrnen China-Debatten ihren Anfang nehmen sollten. Der BundrSrathStisch war gleichfalls dicht besetzt; mit dem Reichs kanzler erschienen sämmtliche Staatssekretäre, fast iämmtliche preußische Minister und ziemlich alle Vertreter der deutschen Bundesstaaten. DaS Hau» selbst war nur mäßig besucht. Der erste Gegenstand der Tagesordnung, die Interpellation Albrecht und Genoffen (Soziald.), brtr. die zum Uebeifluß durchgekaute 12,000 Mark-Affäre, wurde abgesrtzt, nachdem der Reichskanzler sich bereit erklärt hatte, sie am Donnerstag zu br- antworten. Unter allgemeiner Spannung nahm sodann der neue Reichskanzler Graf v. Bülow das Wort zur Einbringung der Chinavorlage. Er sprach ruhig, sicher und wirksam. Fortgesetzt begleitete die große Mehrheit des Hauses seine Darlegungen mit Beifall, während der sich An fangs bemerkbar machende Widerspruch der äußersten Linken allmählich verstummte. Der Reichskanzler warf einen Rückblick aus die Vor geschichte der chinesischen Wirren und gedachte dabei unseres Gesandten, der für das Vaterland gestorben sei. Er legte dar, weshalb die Re gierung schnell handeln mußte und nicht erst den Reichstag zusammenberusen konnte. Bei der Ge legenheit sprach er rückhaltlos aus, daß er niemals das verfassungsmäßige Recht des Reichs tages beeinträchtigen werde, bat um Indemnität und erklärte sich bereit, dieses Wort in die Vor lage aufzunehmen. (Beifall recht». Unruhe links.) Der Reichskanzler erörterte sodann in großen Zügen die Ziele der Ehinapolitik. Er wie» den Gedanken zurück, als ob die Hohen- zollern die Wege Bonapartes gehen könnten und erklärte, daß die Reichsregierung ihren Stützpunkt stets in Europa suchen und sich rS sehr an gelegen sein lassen werde, die deutschen ReichS- interessen im AvSlande zu schützen. Unter dem Beifall der Rechten und der Mitte schloß der Reichskanzler mit der Bitte, der Reichstag möge möglichst einmüthig Indemnität gewähren. AuS dem Hause nahm zunächst der Vertreter der größten Partei vr. Lieber das Wort, dem übereifrige Freünde den Namen des „Reichs regenten" gegeben haben. Er gab Namen» seiner Partei die Erklärung ab, daß dir Ausführungen des Reichskanzlers im Anschluß an die vorauf gegangene Thronrede, diese durchaus befriedigt hätten, und daß der Reichskanzler da» nachgeholt habe, wa» die Vorlage versäumte, indem er aus drücklich Indemnität erbeten habe. Dagegen tadelte er, daß der Reichstag nicht seiner Zeit einberusen worden sei. Der geltend gemachte Grund, daß man noch keine rechnerische Vorlage habe machen können, sei hinfällig. Den Fürsten zu Hohenlohe treffe der Borwurf, daß er die Angelegenheit mit Nonchalance behandelt habe. Redner schließt mit dem Anträge auf lieber- Weisung der Vorlage an die Budgrtkommission, für die er sich seine «eiteren Bedenken Vorbehalte. Nach ihm sprach Abg. Bebel, der sich alsbald einen Ordnungsruf zuzog, indem er da» Ver halten der Regierung al» eine dem Reichstage zugefügte Schmach bezeichnete. De» weiteren eiferte er in bekannter Weise gegen die Welt politik. Die Nichteinbrrusuag de» Reichstage» sei ein Verfoffung»bruch gewesen. Erst gegen 7 Uhr schloß «bg. Bebel seine Rede. Rach einer Erwiderung de» Krieg-Minister», der die Angriffe in Bezug ans Hunnrnbriefe und dergl. zurückwie», wurde die Writerberathung auf Dien»tag 1 Uhr vertagt. Schluß 7 Uhr. 5 4. Sitzung vom 20. November. 2 Uhr. Am BundrSrathStisch: Reichskanzler Gras v. Bülow, Graf v. PosadowSkv, von Goßler, v. Tirpitz, v. Richthofen, v. PodbielSki, Rteberding und zahlreiche Kommissar»««. Di« Chinadebattrn Vermischte ». — Da»nächste Deutsche Bunde-sänger- fest findet endgültig im Jahre 1902 in Graz statt. Der Ausschuß de» Deutschen Sänger bünde» hat beschloffen, zu dem Feste SO,000 Mk. beizusteuern. — Berlin, 20. November, lieber ein« Feuersbrunst in der Stadt Valparaiso wird ge meldet, daß die ganze Hafenstadt eingeäschert wurde. Der Schade« soll sich auf mehrere Millionen Dollar» belaufen. Die Zahl der um» Leben gekommenen Personen ist noch nicht fkstgestellt. Man nimmt an, daß sie sich aus über 100 beläuft. Infolge der Zerstörung de» Telegraphennetzr» sind die Verbindungen abge- schnitten, so daß Einzelheiten über den Brand noch fehlen. — (Vermischte Nachrichten.) Die kleinste Schule in Deutschland ist die aus der Führ- inirl bei Anklam. Die dortige Gemeinde zählt in 7 Häusern 48 Einwohner. Sie hat eine eigene Schule mit Lehrerwohnung. Gegenwärtig wird die Schule von einem Schüler besucht. Im ver flossenen Halbjahre waren noch drei Schüler vor handen. Da der bisherige Lehrer versetzt worden ist, an eine Neubesetzung der Stelle aber bei dem jetzigen Lehrermangel ausgeschlossen ist, so wird der Unterricht von dem Lehrer eine» benachbarten Dorfe» ertheilt. Dieser erscheint jeden Nachmittag im Boot aus der Fährinsel, um den einzigen Schüler zu unterrichten. — In Sokolnik bei Kempen habe« jüngst ungefähr 40 Knaben Krieg gespielt. Die eine Partei bildete die Chinesen, die andere die Russen. Letztere siegte und nahm einen der Chinesen gefangen. Dem Gefangenen wurde ein Strick um den Hal» geschlungen. Der Ge fangene wurde hierauf an einen Baum gebracht und heraufgezogen. Dabei streckte er die Zunge heraus. Die Knaben achteten darauf nicht; al» sie den Gehängten aber nach einer Weile herab ließen, war er eine Leiche. — Acht Söhne al» Soldaten in ein und demselben Regiment der deutschen Armee hat der Tabakfabritant I. C. Marten» in Hamburg. Die jungen Vaterland»- vertheidiger dienten der Reihe nach seit dem Jahre 1885 bei dem 2. hanseatischen Infanterie- Regiment Nr. 76. — Au» Berlin meldet man: An Glindow bei Werder erschlug am Sonntag ..... . . , Arbeiter und versuchte, um seine That zu ver wischen, die Leiche in den Ser zu werfen. Der Thäter wurde verhaftet. — London, 20. November. Seit 48 Stunden herrscht hier ein furchtbarer Sturm im Kanal. Der Postdampferverkehr zwischen Eng land und Frankreich ist unterbrochen. Gestern mußten sich die Posidampfrr in den Haken von Boulogne flüchten. ES werden zahlreiche Un- glückssälle befürchtet. Am heftigsten wüthrt der Sturm an der französischen Küste. — Die älteste Frau der Welt, die 112jähr. Nancy Hallisteld in Ellenborough, Nord- Karolina, geht ihrem Ende entgegen. Sie ist fünf Jahre älter al» Frau Margaret Neve, di« ihren 107. Geburtstag im letzten Januar im Arbeit-Hause der Grafschaft Middlesex feierte. — New-Jork, 20. Nov. Gestern Abend hat ein Chklon die Stadt Columbia (Tennessee) heimgrsucht und die im Nordwesten gelegenen Stadttheile vernichtet. Soweit bisher bekannt, sind 15 Personen umS Leben gekommen. — Chinesische» Eisen in Japan wird mehr und mehr ein gefürchteter Konkurrent de» englischen und de» amerikanischen Eisen». Augen blicklich wird dasselbe in Japan bereit» um 20 Mk. pro Tonne billiger verkauft, al» da» englische. Chinesische» Eisenerz wird nach einer Mittheilung de» Patent- und technischen Bureau» von Rich. Lüder» in Görlitz in beträchtlichen Mengen in den staatlichen Eisengießereien und den Walzwerken von Aawata, Mura, Fukuoko» und KinShu ver arbeitet. Der Ausfall, den die Engländer und Amerikaner durch den Import Japan» von China erleiden, wird demnächst um so fühlbarer werden, al» der Verbrauch an Eisen sich mit der Hebung der Kultur gleichmäßig vergrößert. Nächsten Juni soll in den staatlichen Werkstätten mit der Herstellung von kleinen Schienen und Eisenbahnen begonnen werden, und für Ende de» Jahre» ist auch dl« Herstellung großer Eisenbahnschienen vorgesehen. Da» Eisenerz wird vorzugsweise au» Bergwerken bezogen, welche der Regierung gehören. und Tribünen waren nur spärlich besucht, da- grgen bot der stark besetzte BundrSrathStisch in seinem bunten Gemisch von Diplomatenrock und Uniform ein malerische» Bild. Den Reigen der Redner eröffnete heute der derzeitige Führer der Nationalliberalen, Abg. Baffermann, der die gestern vom Abg. Bebel vorgetragenen China- th oriren zerpflückte und die Nothwendigkeit der Erwerbung und Bertheidigung unsere» Stütz punkte» in Ostastrn darzulrgen sich bemühte. Er gab zu, daß manche Vorgänge bei der Entsendung unserer Truppen verstimmend gewirkt hätten, dieser Eindruck sei aber verwischt durch die tapfere Haltung unserer Truppen und da» zielbrwußte Auftreten unserer Diplomatie. Sehr scharf ver- urtheilte Redner da» Verhalten der sozialdemo kratischen Presse, die Veröffentlichung der Hunnen briefe und gewisse Ausfälle auf dem Mainzer Parteitage. Zum Schluß tadelt Redner die nicht rechtzeitige Einberufung de» Reichstag», für die er den Fürsten Hohenlohe verantwortlich machte. Redner schloß mit den Worten: Wahrung deutscher Ehre, Wahrung deutschen Rechts, Förderung der deutschen Interessen zur See, aber auch Achtung vor den Rechten der deutschen Volksvertretung. Nach ihm sprach der Führer der konservativen ReichStagSsraktion, Abg. von Levetzow, der aus der Tribüne nur sehr schwer zu verstehen war. Er verhielt sich zur Vorlage im Kern zustimmend, da es sich darum gehandelt habe, die verletzte Ehre de» deutschen NamrnS wiederhrrzuskllen, er tadelte aber die Nichtrinbe- rNfung des Reichstag», die zu große Ruhmredig keit, und schloß mit dem Wunsche, daß in der Budgetkommission die Bedenken beseitigt werden möchten. Gegen 3 Uhr sprach der zweite Führer der Opposition, der Abg. Richter (freis. Bp ), der die Nothwendigkeit de» ersten Trupprnauf« gebot», nicht aber die der weitere« Truppennach schübe anerkannte. Mit beißender Ironie besprach er unter mehrfachem Beifall gewisse Vorgänge bei der Ausreise der Truppen rmt wandte sich dagegen, daß der Reichstag im Sommer ,-er Arbeiter Gustav Reichstem einen anderen nicht einberusen worden ist. Hieran schloß sich eine höchst interessante Szene. Unter fortgesetzter Heiterkeit und sich steigernder Beifallskundgebungen schlug der Reichskanzler Herrn Richter mit seinen eigenen Worten, indem er einen Artikel der „Freisinnigen Zeitung" vom 4. Juli »erlas, also aus jenen kritischen Tagen, in denen die Frage der Reichstagseinberufung zur Entscheidung stand. In diesem Artikel wird die Einberufung de» Reichstags al» überflüssig und unzweckmäßig er klärt. Ich war, so fuhr Herr von Bülow fort, damals der Ansicht, daß viele Gründe dafür sprächen, den Reichstag einzubrrufen; als ich da» aber las, beugte ich mich der Autorität des Abg. Richter. (Stürmische Heiterkeit.) Abgeordneter v. Kardorff (Rp.) polemisiert grgen den Abg. Richter und führt u. a. au», daß dem Fürsten Hohenlohe die deutsche Reich-Verfassung, die eine Einberufung de» Reichstag» erforderlich machte, wohl nicht mehr so recht gegenwärtig gewesen sei, wie sich dir» auch bei den Beamten- maßregelungen in Preußen beider Kanal vorlage gezeigt habe, wo er die preußische Verfassung ignoriert habe. Redner schließt mit der Bemerkung, daß er da» Wort „Indemnität" nicht im Gesetze haben möchte, da dasselbe ein be gangene» Unrecht der Regierung involviere. Abg. Rickert (freis. Bereinig.) schließt sich inbezug auf die Vorlage den Ausführungen de» Abg. Baffermann an. Nach einigen persönlichen Be merkungen wird die Debatte vertagt. Donners tag, 1 Uhr: Schleuniger Antrag brtr. Einstellung de» Strafverfahren» gegen den Abg. Fischer. Sachsen; Fortsetzung der Berathung der China vorlage; Interpellation Albrecht und Genosse« Bueck-Woedtkr-Affaire. Schluß 5'/, Uhr. der EtSdte: Löba« . Dresden »eto»-G»«rk» vom Roggen. I » « r ste. M.Pf. «.Pf. M.Pf. M.Pf. 719bt» 78» 7- b»7dö 142 — - 1»2-1S» — -170- 7«» - 7» 77» - 82» 710 - 700 77» - 8S0 . bi» 22. November 1800. IS» —-14»- 72». 8- 1V-- 18 — «rbfen. « Vf- Hafer Pf. asobi» »so »40 — . 14? - 7— . 780 7 22 . 7»0 VntttQ «.Pf.«. Pf. 2 10 bt» » 80 270 - »80 240 - 270 200 - 2« Setzen. «. Pf. ar. Pf. 7 41 bi» 70» ISS— . 188- 7»0 - 77V 7 40 - 81b