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ab, um die unbekannten Gegenden Abrssynirn» zu erforschen. Könitz, 10. Nov. Die Geschworenen bejahten die erste Schuldfrage betreffend den Angeklagten Mahlow und beide Schuldfragen in betreff der An geklagten Roß. Bezüglich beider wird al» Straf milderung angenommen, daß, wenn sie di« Wahr- hrit gesagt hätten, sie strafrechtliche Verfolgung zu befürchten gehabt hätten. Der Staatsanwalt beantragt gegen Mahlow 7 Jahre, gegen Frau Roh 9 Jahre Zuchthaus, auherdem gegen Mah low 5 Jahre, gegen Frau Roh 10 Jahre Ehr- Verlust und ferner gegen Letztere auf dauernde EideSunfähigkeit zu erkennen. * Rom, 11. November. Au» Anlab seine heutigen Geburtstage» unterzeichnete der König Dekrete, durch welche eine Amnestie für gemeine Vergehen, Uebertretungen der Steuergesetze und militärische Verbrechen erlassen wird, soweit auf nicht mehr al» 6 Monate Gesängniß erkannt ist. * Pari», 11. November. Reichskommissar Geheimrath Richter veranstaltete gestern Abend im „Spatenbräu" auf dem MarSfeld zu Ehren der deutschen Aussteller und ihrer Vertreter, sowie der Ausstellungsbeamten und -Bediensteten einen geselligen Abend, dem über 600 Personen beiwohnten. Im Verlauf des Festes hielt der Reichskommissar eine Rede, in welcher er sagte, daß die an die Ausstellung geknüpften Hoffnungen durchaus erfüllt, theilwrise weit übertroffen worden seien. Der Dank dafür gebühre der Re gierung und der selbstlosen Hingebung der deutschen Aussteller, ganz besonders aber dem werkthätigen Interesse Sr. Majestät des Kaisers, der dem Redner gegenüber vor einiger Zeit seine An erkennung und seine Freude über den Erfolg der deutschen Ausstellung persönlich ausgedrückt habe. Der Reichskommissar schloß mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, den erhabenen Schirmherr» der deutschen Arbeit. Unter den Klängen der Nationalhymne stimmte die Versammlung jubelnd in daS Hoch ein. Sodann hob Geheimrath Richter daS ungetrübte gute Einvernehmen hervor, das zwischen den deutschen und französischen Ausstellern und Aus stellungsbeamten geherrscht und sicher zur Förderung der freundlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten beigetragen habe. Er schloß mit einem Hoch auf den Präsidenten Loubet, worauf die Marseillaise gespielt wurde. Der bayerische Geschäftsträger Freiherr von der Tann brachte hierauf einen Trinkspruch auf den ReichS- kommissar Richter aus, und gedachte der Ver dienste, welche dieser sich um die Ausstellung er worben. Sodann wurde ein HuldigungStele- gramm an Se. Majestät den Kaiser abgesandt, welches lautet: „Die zum Schluß der Aus stellung in dem deutschen Restaurant auf dem MarSfelde gesellig versammelten Deutschen bringen in Rücksicht auf die hier im friedlichen Wettstreit der Völker errungenen Erfolge Euerer Majestät, dem unermüdlichen Förderer heimischen Gewerbe- fleißeS, dem mächtigen Schirmherrn der Arbeit im In- und Auslande begeisterte und ehrfurcht vollste HuldiguNgSgrüße dar. gez. Richter." * Madrid, 11. Nov. Die republikanischen Blätter veröffentlichen ein Schreiben des Don Carlos an den Carlistrngeneral More, in dem er diesen zum Widerstand gegen die geheimen Umtriebe der schlechten Carlisten auffordert, deren Berrath die letzte Bewegung hrrvorge« rufen habe. Er fügte hinzu, er werde nie seines Rechts entsagen, aber er wolle den Ruin Spaniens nicht. Eine längere Aufständische Be wegung würde eine Gefahr für die Unversehrt heit drS spanischen Gebiete» sein, denn sie würde die Begier der anderen Mächte wecken. Er nehme kein Kompromiß an, sondern behalte sich die Freiheit seiner Handlungen vor. Warschau, 10. November. SO Hörer de» Polytechnikum» wurden wegen politischer Um« triebe verhaftet. Der Rektor gab seine Demission. Vom Burenkrieg. Vom südafrikanischen Kriegsschauplätze gehen fortwährend Nachrichten über Ereignisse ein, die vielleicht nicht von sonderlichem Belang sind, auch den Buren keinen sonderlichen Borthril bringen, aber immerhin von großer Rührigkeit und Schneidigleit, der heutigen vurenführer zeugen und i« In- und LuSlande einen sür die Engländer wenig günstigen Eindruck machen. Nach englischen Blättern sagen auch ruhig urtheilendr Soldaten, e» sei ein Glück zu neunen, daß di« Buren kurz «ach Anfang de» Feldzüge», al» die Engländer bei Weite« die schwächer« au Zahl waren, nicht so viel Unternehmungsgeist zeigten, wie heute. Manch« zerbricht sich ver geblich den Kopf darüber, wie e» nur «ögltch ist, daß dieselben Leut« Berlin, 10. Nov. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgende» Dankschreiben der Kaiserin: „Neues Palais, 8. Nov. Die Glückwunschadressen, welche Mir von vielen tausenden Bürgern Berlins aller Kreise und Stände und zahlreichen Vereinen verschiedenster Art zu Meinem Geburtstage in so freundlicher Weise zugegangen sind, haben Mich in so ernster Zeit besonders herzlicherfreut. Mir ist die darin ausgesprochene königstreue Gesinnung weiter Kreise der Reichshauptstadt bekannt und wenn Mir von so vielen Seiten innige Dankbar keit dargebracht wird für die Werke, welche Ich im vergangenen Jahrzehnt mit GotteS Hilfe unter Meinem Schutz und Meiner Mitwirkung ge fördert habe, so erkenne Ich mit innigem Danke und aufrichtiger Freude an, daß die Berliner Bürger, ihre Frauen und Jungfrauen durch an dauernde und opferwillige Unterstützung großen Antheil an den schönen, sich auch über Berlin hinaus erstreckenden Erfolgen genommen haben. So weiß und hoffe Ich, daß wie bisher auch fernerhin weite Kreise der Berliner Bürgerschaft treu in Leid und Freud zum KönigShaule stehen und bitte, den Komitees und den Unterzeichnern der Adressen Meinen Dank bekannt zu geben." Berlin, 10. Nov. Die Blätter melden: Dem Bundesrathe ging der Etat der Post- und Telegraphenverwaltung zu. Die Einnahmen sind auf 420,162,950 Mk. veranschlagt, 28,953,020 Mk. mehr als im Vorjahre. Im Ordinarium werden für Neubauten von Postgebäuden mehrere Posten gefordert. Ferner gingen dem Bundes rathe die Etats der Schutzgebiete von Togo mit 1,448,000 Mk. (der Reichszuschuß beträgt 884,000 Mk.), von Kamerun mit 3,788,800 Mk. (Reichs zuschuß 2,182,800 Mk.), von Neu-Guinea mit 800,700 Mk. (ReichSzuschuß 709,700 Mk.) zu. Berlin, 10. Nov. Wie die Blätter melden, werden im Extraordinarium deS Etat» derPost- und Telegraphenverwaltung für Neubauten u. a. gefordert für Meerane erste Rate 80,000 Mk. (im Ganzen 260,000 Mk.), für Leipzig (Ver größerung am AugustuSplatz) erste Rate 59,038 Mk., für Reichenbach i. B. (Vergrößerung) 217,154 Mk. Berlin, 10. Novbr. DaS Oberkommando meldet aus Peking vom 7. Nov.: Die Ruhr nimmt allgemein ab. In Peking und Tientsin ist noch Typhu» vorhanden. Zwei japanische Compagnien von Peking und Tungtschau sind gegen Boxeransammlungen bei Shunihsien ent sandt worden. Eine russische Kolonne hatte am 31. Oktober ein glückliche» Gefecht nördlich von Tsunhwafu. Todt sind 2 Mann, verwundet 4 Offiziere und 12 Mann. Eine gemischte Kolonne von Russen, Franzosen und Engländern geht von Tangschau über Föagjunhsten nach Norden. * Berlin, 11. Novbr. Unter Vorsitz d« Gemahlin de» Reichskanzler», Gräfin von Bülow hat sich ein KomitS gebildet, welche» ein Konzert zu Gunsten der deutschen Krieger in Ostastrn veranstalten wird, daß am 10. Dezbr. im Neuen Königlichen Opernhause (Kroll) statt finden soll. Di« Vorlegung de» Gesammtetat» an den Reichstag ist nach dm „Verl. Politischen Nachrichten" nicht ganz bestimmt schon am 14. November zu erwarten, da die zeitige Fertig- stellung aller Einzelheiten «icht ganz sich« ist. * Berlin, 11. Novbr. Bon Kopenhagen ging, wie dem „Lokalanzeiger" gemeldet wird, «ne dänische Expedition unter Oberleutnant Philips« L«r sächsische Erzähler. Sette » hob nochmal» hervor, daß dasselbe, namentlich die Sicherung deS Einvernehmen» unter den Mächten wegen China» und die Aufrecht erhaltung der „offenen Thür" erstrebe; wenn dir anderen Mächte diese Grundprincipien acceptirten, sei kein Anlaß vorhanden, sich über die chinesische Frage besonder» zu beunruhigen. Doch bezeichnete eS der englische Staatsmann dann direkt für nöthig, daß sich die anderen Mächte den Vereinbarungen zwischen Deutsch land und England hinzugesellten, damit der Ge danke, al» ob jetzt der Moment zur Verletzung der Integrität China» gekommen sei, vereitelt werden könne. Schließlich gedachte Lord Salis bury der Bertheidigung»mittel England», be merkend, man müsse da» Vaterland in seinen Arbeiten de» Frieden» und der sozialen Reformen sichern. Der gewesene Präsidentschaftskandidat der Demokraten Nordamerika», Bryan, scheint infolge seiner abermaligen Wahlniederlage die Lust, noch ferner eine hervorragende politische Rolle zu spielen, verloren zu haben. Er soll wenigsten» Freunden gegenüber seinen Entschluß erklärt haben, nunmehr unter die Journalisten gehen zu wollen. de» Reichskanzlers Grasen Bülow. Letzter« überreichte seinem Amtsvorgänger, eine längere Ansprache an denselben richtend, eich "Adresse de» Bundesrathe», in welch« letztere Körperschaft in warmen Worten ihre lebhafte Anerkennung de» Wirken» de» Fürsten Hohenlohe im Reichskanzler amte niederlegt und dem Fürsten ihren tief gefühlten Dank ausspricht. Ueber eine Erwide rung de» Fürsten Hohenlohe ist noch nicht» ge- meldet worden. Dem Reichskanzler, Trafen Bülow ist von den Deutschen Canton» die tele graphische Versicherung zugegangen, daß auch sie in dem deutsch-englischen Abkommen vom 16. Oktober eine Vortheilhafte Wahrung der deutschen Handelsinteressen in China erblickten. Der deutsche Reichstagsabgeordnete Dr. Lieber und dessen Tochter sind vom Papst in Privataudienz empfangen worden. Zum Prozeß Sternberg schreibt die „Münchener Allgemeine Zeitung": „Daß Graf Bülow in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident sich beeilt hat einzugreifen, wird allgemein mit Befriedigung begrüßt werden. Denn da» Fehlen eine» „starken Mannes" an der Spitze der preußischen SiaatSregierung hat sicherlich ein gut Theil zur Lockerung der Beamtendisziplin beigetragen, die im Prozeß Sternberg aufgedeckt wurde. Vorkommnisse aber, wie die finanziellen Beziehungen des Polizeidirektors v. Meerscheidt- Hüllessem zu einem Finanzmann vom Schlage deS Herrn Sternberg lassen sich auch durch die beste BerwaltungSorganisation nicht verhüten, weil sie ihren Grund in sozial-sittlichen Miß ständen haben. ES wäre nicht möglich, daß ein Mann in der Stellung deS Herrn v. Meerscheidt- Hüllessem zu einem Sternberg gesellschaftliche und pekuniäre Beziehungen unterhält, wenn nicht ganz allgemein der Respekt vor dem Geldsack so groß geworden wäre, daß man sich in nur zu weiten Kreisen daran gewöhnt hat, im einzelnen Falle den Besitzer eines großen Vermögens auf seine moralische Qualität hin ungleich nachsichtiger anzusehen als früher." Die Stellung deS österreichisch-ungarischen Reichsfinanzministers und Ministers für Bosnien, drS BaronS Callay, soll erschüttert sein. Die Sache wird mit dem sür die österreichischen Interessen angeblich ungünstigen Abkommen in Zusammenhang gebracht, welches letzthin in Pest zwischen der österreichischen und der ungarischen Regierung zum Abschluß gelangt ist und das sich auf den Ausbau der bosnischen Bahnen be zieht. Croatischen Blättern zufolge soll der BanuS von Croatien, Graf Khuen - Hedervary, bereit» zum Nachfolger des BaronS Callay aus- ersehen sein. Das ungarische Abgeordneten haus genehmigte am Freitag mit großer Mehr heit den Gesetzentwurf betreffs der morganatischen Ehe deS Erzherzogs Franz Ferdinand. Der Beginn der neuen Parlamentssession in Frankreich hat sich für daS Ministerium Waldeck-Rousseau ziemlich günstig angrlassen, da dasselbe in der Deputirtenkammer am Schluffe der Debatte über die allgemeine Politik der Re gierung ein Vertrauensvotum einheimsen konnte. Immerhin bleibt die Entwickelung der Dinge noch abzuwarten, denn nur dem Umstande, daß die Sozialdemokraten und die meisten Radicalen mit für dir Regierung stimmten, verdankt letzrre diesen ihren parlamentarischen Sieg. Aber beide Parteien sind durchaus keine zuverlässigen Stützen für die Regierung de» Herrn Waldeck-Rousseau, der «eitere Bnlauf der französischen Parlaments session bleibt daher noch sehr abzuwarten. D« englische Premierminister Lord Salisbury hat am Freitag in der Guildhall zu London eine große politische Rede gehalten. In derselben strich er zunächst die britischen Waffenerfolge in Südafrika noch Kräften heraus, wie» auf die Beförderung von Dreihunderttausend Mann englischer Soldaten 6000 Meilen über den Ocean al» eine bewunderungswürdige Thal hin und betonte, wie der südafrikanische Krieg da» herzliche Berhältniß zwischen England und seinen Kolonien all« Welt dargethan und hier durch da« britische Prestige ungemein erhoben habe. Nach dieser nationalen Selbstbeweih räucherung kam Lord Sali-bury auf da« Thema von der englisch - amerikanischen Freund- schäft zu sprechen und bekundete hierbei seine Be friedigung über die Wiederwahl de» Prästdrnten Mae Kinley. Dana liest sich dtr Minister de» Breit«« über die chinesische Frage vt«e-men, obwohl « betonte, « könne nicht frei spreche«, da England zu einer besonderen Gruppe dn Verbünvetm gehöre. Natürlich bilde« da deutsch - englische Abkommm den Mittelpunkt sein« bezüglich« Betrachtungen. Salisbury