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- — - »er sSchfische «v^chter. «Mr« ,li.üi^,up,. des Prinzen Albert allerorten auf die Bewohnerschaft Sachsen» gewirkt hat, da» bewie» insbesondere auch die Teilnahme der Anwohner von Nossen und Umgegend. Tausende waren nach dem etwa 5 km nördlich Nossen» gelegenen kleinen Dorfe Wölkau gekommen, um in stummer Trauer in der Nähe pe» geliebten Tobten zu weilen und Blumenspenden niederzulegen. Schon kurz vor Wölkau bemerkte man an den Straßen bäumen, an den Kilometersteinen Spuren der entsetzlichen Fahrt, welche dem theuren Ent schlafenen da« Leben kosten sollte. An der Unfallstelle selbst sah man noch an der Mauer de« Bretschneiderschen Gute» deutliche Blut spuren. Se. königliche Hoheit Prinz Friedrich August, wich nicht von der Leiche de» geliebten Bruders, mit ihm standen am Sarge der Adjutant de« Verblichenen, Herr Oberleutnant von Pape, und da» grsammte OsfizierScorpS de» Ulanen regiment» Nr. 17. — Der verstorbene Prinz wurde in einen von der Nossener Beerdigungs gesellschaft gestellten versilberten Sarg eingebettet, und unter Geläut der Kirchenglocken setzte sich Nachmittags 3 Uhr der Trauerzug von Wölkau nach Nossen in Bewegung. Boran ritt Herr Obergendarm Kuhnert-Meißen, dann ein Zug der 4. Eskadron des genannten Ulanenregiments, dann folgte der Leibjäger und zwei Hofbedienstete mit Blumenspenden und der sechsspännige Leichen wagen. Hinter diesem ritt Se. königliche Hoheit Prinz Friedrich August und da» genannte Offiziers corps, an dessen Spitze der Commandeur Oberst leutnant v. Stein zu Lausnitz. An der Grenze des Städtchen« rückte der königlich sächsische Militärverein zu Nossen mit Fahne in den Zug ein und ein zweiter Zug Ulanen schloß den Kondukt. Der Bahnhof Nossen war von der OrtSfeuerwehr (Kommandant Herr Hensel) für daS Publikum abgesperrt. Daselbst hatten auch Vertreter der städtischen Kollegien unter Voran tritt des den abwesenden Bürgermeister vertreten den StadtrathS Backofen und die ersten Klassen des Seminars mit ihrem Direktor Herrn Rietschel und den Lehrern Aufstellung genommen. Unter dem Geläute der Kirchenglocken wurde dann der Sarg in einen mit Tannengrün ausgeschlagenen Güterwagen gebracht und mit dem 5 Uhr 17 Min. abgehenden Zuge nach DreSden-Hauptbahnhof überführt. Der Zug traf gegen 7 Uhr hier ein. Vor dem Hauptbahnhofe hatte sich eine ungemein zahlreiche Menschenmenge eingefunden, so daß zu den Absperrungen viel Polizeibeamte aufgeboten worden waren. Die Dämmerung und die an den Masten zu Seiten de» Fürstenpavillons herabhängenden umflorten Fahnen, die unter dem Publikum herrschende Ruhe bildeten einen ernsten Hintergrund zu der Ueberführung. Zum Empfang Sr. königlichen Hoheit deS Prinzen Friedrich August und der Leiche waren erschienen in Vertretung Sr. königlichen Hoheit deS Prinzen Georg dessen persönlicher Adjutant Herr Ritt meister v. Metzsch - Reichenbach, Herr General direktor v. Kirchbach, Herr Polizeipräsident Le Maistre und Herr Betriebsdirektor Eichler. Nach dem der Sarg, den der Helm, der Säbel und die EpauletteS deS todten Prinzen und eine Anzahl Kränze zierten, auf den sechsspännigen Galaleichenwagen der „Pietät" getragen worden war, bestieg Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August den vor dem Leichenwagen haltenden Galahofwagen, während Herr Rittmeister v. Metzsch einen Wagen dahinter bestieg. Dann setzte sich der ernste Zug, überall theilnahmSvoll vom Publikum begrüßt, unter Borantritt und Be schießung von Gendarmerie, nach dem Palais an der Zinzendorfstraße in Bewegung, woselbst die Aufbahrung des Todten erfolgte. Dresden, 18. Septbr. Die Leiche Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Albert ruht in einem purpur- und goldauSgeschlagenen Sarge in dem Gemache der verstorbenen Mutter de» Prinzen. DaS Bemach trägt einen schlichten und ernsten Charakter. Au Häupten de» Sarge brennen Kerzen, zu Füßen desselben steht ein Gebetpult. Bor dem Zimmer steht ein Doppel posten de» 13. Jäger-Bataillon». Aeußerst friedlich schlummert der Prinz in der Uniform der 17. Ulanen, die Hände wie zum Gebet ge faltet. Im Laufe de» heutigen Bormittage» fanden sich die königlichen Majestäten in dem Traurrgemache ein und verrichteten ein stille» Gebet. Aeußerst zahlreich kommen die Leid tragenden in da» Palat», um sich in den Listen einzuzeichnen, au» allen Kreisen der Bevölkerung sprechen Herren und Damen vor. — Bezüglich der UeberführungSfeier nach der katholischen tzofkirche sei noch bemerkt, daß S« königliche Hoheit Prinz Georg und die Geschwister de» Entschlafenen tu vagen der Leiche folgen. Se. Majestät der König erwartet sie am Haupt portale der Kirche und folgt ihr bi» zum Hoch altar. An der Ttauerfeier nehmen sämmtliche Generale und Stabsoffiziere der Garnison Dresden, ferner der kommandirende General de» 19. Armeekorps, Gentral der Infanterie von Treitschke, sämmtliche Offiziere de» 13. Jäger- Bataillon» und de» 17. Ulanrn-Regiment» thetl. Die au» einer Gscadron Ulanen, einer Kompagnie Jäger und einem Zug Infanterie bestehende Trauerparade wird von Herrn Oberstleutnant Freiherrn von Stein befehligt. Ehrenträger sind Kammerherren. Den Sarg tragen Unter offiziere der 17. Ulanen und 13. Jäger. Die Trauermustk spielt da» Trompeterkorp» der 17. Ulanen und der 13. Jäger. Die Orden de» Verstorbenen werden der persönliche Adjutant Oberleutnant von Pape und der Regiments- Adjutant de» 17, Ulanrn-Regiment» tragen. Dresden, 18. Sept. Laut Verfügung deS königlich sächsischen Kultusministerium» wurden heute Mittag von 12 bi» 1 Uhr auf besonderen Wunsch Sr. Majestät de» König« sämmtliche Kirchenglocken anläßlich de» Tode» Sr. künigl. Hoheit des Prinzen Albert geläutet. Auch morgen Abend während der Beisetzung de» Leichnams werden die Glocken mit ehernem Munde die ernste Feier begleiten. Dresden, 17. September. Der Kaiser sandte heute Mittag von Potsdam au« an Se. Königliche Hoheit den Prinzen Georg folgendes Condolenztelrgramm: „Der schreckliche Unglücks fall, der Euch in so tiefe Trauer versetzt, hat UnS tief erschüttert. Wir senden Dir und den Deinen Unsere innigste wärmste Theilnahme und bitten Gott um seinen reichsten Trost für Euch. Wilhelm." — Auch die Prinzen Baiern» und die Prinzessin Louise von Baiern sandten herz liche Beileidstelegramme. Dresden, 17. September. DaS königl. Oberhoswarschallamt hat heute nachstehende An sage auSgegrben: Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät deS Königs wird wegen erfolgten Ab leben« des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Albert, Herzog« zu Sachsen, königliche Hoheit, am königlichen Hofe die Trauer auf vier Wochen, von Montag, den 17. September, bis mit Sonn tag, den 14. Oktober, angelegt und folgendergestalt getragen: Die Damen: eine Woche, von Mon tag, den 17., bis mit Sonntag, den 23. Septbr., schwarzseidene Kleider mit schwarzem Kopsputz, schwarze Handschuhe. Bei dieser Abstufung können Perlen getragen werden. Drei Wochen, von Montag, den 24. September, bi» mit Sonntag, den 14. Oktbr., schwarzseidrne Kleider mit weißem Kopsputz, weiße Handschuhe, Diamanten und goldener Schmuck. Die Herren: Eine Woche, von Montag, den 17., bis mit Sonntag, den 23. September, Civil-Uniform, ingleichen Hofkleid, um den Degen einen Flor, Flor um den linken Arm, schwarze Handschuhe. Civtl-Anzug, Flor um Hut und um den linken Arm, schwarze Hand schuhe. Drei Wochen, von Montag, den 24. September, bis mit Sonntag, den 14. Oktober, Civil-Uniform, inglrichen Hofkleid, Flor um den linken Arm, weiße Handschuhe. Civil-Anzug, Flor um den linken Arm und weiße Handschuhe. Dresden, 18. September. Se. Majestät der König hat nachstehende Bestimmung über die Armeetraüer getroffen: Ich bestimme, daß um den verewigten Prinzen Albert, H. z. S., königliche Hoheit, Meinen vielgeliebten Neffen, in der Armee in nachstehender Weise getrauert wird: 1) Sämmtliche Offiziere der Armee legen vom Tage des Eingang» dieser Ordre ab 8 Tage hindurch Trauer, (Flor um den linken Oberarm) an. 2) Bei dem 1. Ulanrn-Regiment Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn" und dem 2. Jägerbataillon Nr. 13 dauert diese Trauer 14 Tage. 3) Bi» ein schließlich de» Tages der Beisetzung flaggen sämmtliche militärischen Dienstgebäude Halbmast, auch darf außer bei Feuerlärm und Generalmarsch kein Spiel gerührt werden. Pillnitz, den 17. Sept. 1900. Albert, von der Planitz. Dresden, 18. Septbr. Auf Anordnung Sr. Majestät des Königs findet die feierliche Ueberführung der Leiche Sr. königlichen Hoheit de» Prinzen Albert, Herzog» zu Sachsen, vom Palai« Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Georg in der Zinzendorfstraße nach der katholischen Hofkirche, morgen Mittwoch, Abends 8 Uhr, und hieran anschließend die feierliche BrisHung in der Familiengruft der katholischen Hofkirche Abends 8'/, Uhr statt. Zur kirchlichen Feier versammeln sich in der zweiten Etage de» künigl. Schlöffe» (Reitschule) Abend« 7V. Uhr: dtr Herren der ersten «ad zweiten Klaff« der Höf rangordnung , sLmmtltche nicht d IG« Waren bald zur Stelle. '/.II Uhr hat sich da« Unglück ereignet, um 11 Uhr 20 Min. starb der Prinz an drw beim Sturz erlittenen Echädelbruch, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben. Dresden, 17. September. Zum Tode de» Prinzen Albert werden noch folgende Einzel- heilen gemeldet. Ihr« Königlichen Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen de» Königl. Hause», darunter Prinz Georg und Prinz Albert, nahmen am gestrigen Sonntag an der Familientafel bei Ihrer Majestät in Pillnitz theil. Prinz Georg fuhr um 6 Uhr nach Chemnitz in» Manöver- gelände zurück und Prinz Albert fuhr um 8 Uhr noch Nossen. Da» Unglück ereignete sich bei Wölkau, und zwar wurde der unglückliche Prinz gegen ein Hau» geschleudert. Die Trauerbotschaft wurde noch während der Nacht den Mitgliedern deS Königshauses mitgrtheilt, doch gab man Ihren Majestäten erst heute Morgen in der 9. Stunde Kenntniß von dem traurigen Ereigniß. Beide Majestäten wurden tief erschüttert. Bevor weitere Anordnungen getroffen wurden, besuchten Ihre Majestäten den Gottesdienst in der Schloß kapelle zu Pillnitz. Darnach empfing Se. Maj. die Herren Staatsminister vr. v. Seydewitz und v. Metzsch, während bei Ihrer Maj. der Königin Ihre k. k. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August erschienen. Nachdem von Allerhöchster Stelle noch einige Anordnungen für die nächsten Tage, besonders für den Empfang einer italie nischen Mission, getroffen worden waren, nahm man Kenntniß davon, daß Prinz Georg 1 Uhr 35 Min. in Dresden eingetroffen sei und sich nach Hofterwitz begeben Hahr. Daselbst fand Familientafel statt. Um 12 Uhr wurde eine Hoftrauer von 4 Wochen verfügt, und alsbald erschien aus der Zinne de« Schlosses zu Pillnitz die Trauerflagge. Die Königl. Hostheater sind auf Befehl Sr. Majestät bi» nach der Beisetzung in der Fürstengruft der katholischen Hofkirche geschlossen. Die Leiche des Prinzen wird heute Nachmittag 6 Uhr 20 Min. hier eintreffen und in das Palais an der Zinzendorfstraße ge bracht werden, woselbst die Aufbahrung erfolgt. DreSden, 18. September. Weitere Einzel heiten über den Unglücksfall, dem Se. königliche Hoheit Prinz Albert, Herzog zu Sachsen, zum Opfer fiel, werden noch in Folgendem gemeldet: DaS auf der Landstraße von Nossen nach Pinnewitz hinter dem prinzlichen Wagen heran kommende Jucker-Gespann des Prinzen von Braganza, welcher dasselbe selbst führte, war mit Gummireifen und Schellengeläute versehen. Durch daS mit wenig Geräusch verbundene, plötzliche Vorbeikommrn des Geschirr« prallten die prinzlichen Pferde links zur Seite und rasten davon. Der Leibjäger, welcher zuerst vom Bock de» prinzlichen Wagen« geschleudert wurde, erlitt nur eine Verletzung am Fuße und auch der Kutscher, welcher mit Geistesgegenwart, unter Aufbietung aller Kräfte die scheuen Thiere zu halten versuchte, trug beim Herabstürzen nur einige Schrammen davon. Hut und Hand koffer deS Prinzen fand man später beim Abfuchen auf der Straße vor. DaS eine der durchgegangenen Pferde kam übrigens noch in der Nacht, daS zweite in den frühen Morgenstunden am Stalle in Pinnewitz an und erhebliche äußere Verletzungen waren an keinem der Thier« bemerkbar. Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde nahm bei ihrer Anwesenheit in Wölkau eine Skizze der Unglücks stelle auf und letztere wurde auch mehrfach photographirt. Bezüglich deS ScheuwerdenS der Pferde des Wagen» de« Prinzen Albert wird dem „Meißener TM." mitgethrilt: „Von einer Seite ist berichtet worden, daß da« Geschirr de» Prinzen von Braganza im schnellsten Tempo an dem Wagen de» Prinzen Albert vorübergefahren und dadurch da» Unglück veranlaßt worden sei. Diese Nachricht ist jedoch vollständig falsch. Beide Geschirre sind die Straße über Rähsa langsam gefahren und an der Wegkreuzung 1 Kilometer vor Wölkau haben sich die beiden Prinzen gute Nacht gewünscht. Prinz von Braganza ist nach Saultitz und Prinz Albert nach Wölkau zu gefahren, erst kurz vor Wölkau wurden die Psrrde de» Prinzen Albert scheu. Die Ursache de» ScheuwerdenS ist nur in der Unruhe der Pferde zu suchen. — Bemerkt sei hierzu, daß selbst im Hofbrrichte stand, daß da» Gefährt de» Prinzen von einem im Galopp daher kommenden Wagen überholt worden sei, wodurch die Pferd« de« Prinzen scheu geworden seien. Wie erschütternd die Trauerkunde von dem s» unerwarteten Ableben Er. königlichen Hoheit