Volltext Seite (XML)
Oesterreich. Ja»lo, 13. Septbr. Beim Empfange der Landesdeputation erwiderte Kaiser Franz Josef auf die Huldigungsansprache des LandeSmarschallS, er sei gern anläßlich der Manöver in das Land gekommen, das seine stete Fürsorge dankbar mit Ergebenheit gegen den Thron erwidern, dessen Vertreter stets das Wohl de- Reiche- im Äuge hätten und den EaatSbedürfnissen einsichtsvoll Rechnung trügen. Er danke dem ganzen Lande, über dessen Wohlfahrt er immer wachen werde, da er lebhaft wünsche, daß da- Land blühe. Frankreich. Paris, 13. Septbr. Dem „Matin" zu folge überfiel gestern ein italienischer Anarchist den Direktor der geistlichen Waisenhäuser in Douvaine und verletzte ihn tödtlich durch Messer stiche. Der Thäter wurde verhaftet. Man fand bei ihm die Bilder des Kaiser» von Oesterreich und des Präsidenten Loubet. Marseille, 12. Septbr. In der letzten Nacht und heute Morgen wurde von den aus- ständigen Bäckern mehrfach versucht, die noch Srbeitrndrn zur Einstellung der Arbeit zu be wegen. E« wurden acht Verhaftungen vorge- nommrn. Da« von den Militärbäckerrien her gestellte und da- aus der Umgegend eintreffende Brot genügt völlig zur Deckung deS Bedarfs. Infolge der jüngsten Kundgebungen von Aus ständigen wurden mehrere Italiener auSgewiesen. Italien. Rom, 12. Sept. Der Papst begab sich heute im besten Wohlsein in die St. PeterSkirche, wo er 15,000 Pilgern den Segen ertheilte. Unter ihnen befanden sich italienische und aus ländische Theilnehmer an dem Kongreß der katho lischen Universitäten. Spanien. Madrid, 12. Septbr. Ein auS den Ber einigten Staaten kommender Schweizer, der in Santander gelandet ist, wurde in San Sebastian verhaftet. Man fand in seinem Koffer, und zwar unter dem Futter desselben, wichtige Papiere. ES soll sich hier um einen anarchistischen Plan gegen eines der europäischen Staatsoberhäupter handeln. Vom Burenkrieg. Ueber den Rückzug der Engländer im Oranje-Freistaat wird auS London, 10. September, geschrieben: „Wir sind im vollen Rückzüge und haben eiligst Bethlehem und FourieSberg, Senekal und Ladhbrand geräumt" — so meldet heute ein englischer Spezialkorre spondent, und der offizielle Draht bestätigt, wenn auch in der bekannten schönsärberischen und sorg fältig verhüllten Weise die Thatsache, daß das wetterwendische Kriegsglück sich wieder einmal von den Engländern ab- und dem kühnen und allgegenwärtigen Dewet zugewandt hat. Zu diesem, dessen kühne Guerilla-KriegSsührung an die Heldenthaten MaceoS und GarciaS erinnert, ist Kommandant Fourie mit dem Bloemfontein- Kommando gestoßen, nachdem er die Operationen gegen Ladhbrand geführt, und ihnen hat sich Kommandant HaaSbrook angeschlossen, welcher die Kerntrupprn PrinzlooS durch unwegsame Pässe hindurch den fünf ihn umlagernden und einschlirßenden englischen Generälen unter der Nase wrgführte, während sein Oberkommandant Prinzloo mit einer Handvoll Leute gefangen wurde. Vorgestern hat sich auch Kommandant Visser mit den übrigen Oranje-Truppen vereinigt, und auch daS HauptcorpS OlwierS, dieselben Leute, welche General Gatacre bei Stormberg schlugen und später den berühmten Marsch die Basutogrenze entlang über Weprner nach Lady- brand mochten, steht den Engländern mit jenen übrigen Kommandos jetzt wieder gegenüber. Kurz, Dewet hat unter sich dir sämmtlichen Kerntruppen deS Oranje - Freistaats vereinigt. Was sein eigentlicher KriegSplan ist, wissen wir natürlich nicht, ja, eS ist nicht einmal hier be kannt, ob Dewet daS Sesammtkommando über alle diese Korps führt, oder ob er selbst nur seine eigenen Reiter befehligt und Furie Ober kommandant der übrigen Sbtheilungen ist. Vor läufig deutet alles darauf hin, daß ihm viel weniger daran liegt, Städte zu besetzen, als viel- mehr die kleinen englischen Detachement- auf Bloemfontein zurückzujagen, um die Buren der ganzen östlichen Hälfte de« Freistaat- wieder von ihren Farmen zu den Waffen zu holen, sich selbst mit Proviant zu versehen, die englischen Verbindungslinien zu zerstören und so General Robert» zu zwingen, die Operationen gegen Botha einzustellen und sein Herr in größeren Abtheilungrn über da- Land hin zu verzetteln. Ein Angriff auf FickSburg wird täglich erwartet, und General Campbell eilt in Parsoreemärschen von Harrysmith zum Entsätze der Stadt herbei. — E» zeigt sich wiederum, daß die englische Infanterie ganz unfähig ist, die Unterwerfung de» Lande- oder auch nur die nachhaltige Be setzung der hauptsächlichsten Städte aus die Dauer durchzuführen, da die Besatzungen immer wieder plötzlich von überlegenen Burenkommandos bedroht und zum Rückzüge gezwungen sind. Die englische Kavallerie, die überdies durch die Operationen der letzten Woche vollständig herunter ist, genügt auch numerisch nicht entfernt den dringendsten Bedürfnissen der Lage. Nur starke Kavallerie-Streifcorps könnten da« Land vom Feinde säubern, müssen aber auch reichlich reitende Artillerie mit sich führen; denn bei Ladhbrand z. B. führten die Buren neun Ge schütze, zwei Maxim« und eine Anzahl Pompom» mit sich, denen die Engländer nicht eia einzige» Rohr entgegrnzustrllen hatten. Berlin, 12. September. DaS „Reuter'sche Bureau" meldet au« Lourenyo Marques unterm heutigen Tage: Präsident Krüger ist gestern Abend hier angekommen. London, 13. September. „Daily Mail" berichtet aus Lourenyo MarqueS unter dem 12. d. M.: Im Gefolge des Präsidenten Krüger befindet sich auch der UnterstaotSsrkretär für auswärtige Angelegenheiten Piet Srobler und der General-Auditeur MaraiS. Letzterer hat alle feine Bücher und Beamten mitgebracht. Staatssekretär Reitz ist nicht mitgekommen. Nach einer amtlichen Bekanntmachung der Re gierung von Transvaal hat Krüger sechs Monate Urlaub erhalten und reist am 28. d. M. nach Europa ab, um für die Herbeiführung einer Intervention zu wirken. Schalk Burger soll zum Stellvertreter KrügerS gewählt worden sein. Man steht dem Präsidenten die geistige Ueberanstrengung während der letzten Zeit an. — „Daily NewS" erfahren: Präsident Krüger hat sich von zwei Aerzten untersuchen lassen. — Die Time- berichten: Der Sonderzug mit dem Präsidenten Krüger fuhr nicht in die Station ein, sondern wurde auf einem Nebengleise in die Nähe deS Hause- deS niederländischen Konsul- Pott geleitet. — Der Grneralschatzmrister Mal herbe wird heute Abend in Lourenyo MarqueS erwartet. — Nach einem Telegramm de« Daily Telegraph wird daStzau» des niederländischen Konsul« Pott durch eine besondere Schutzwache portugiesischer Polizei bewacht. — Der Gouverneur von Lourenyo MarqueS stattete gestern früh dem Präsidenten Krüger einen Besuch ab. AuS dem Haag, 13. September. Die Ankunft KrügerS in Holland wird hier eine allgemeine Bewegung zu Gunsten der Burrn Hervorrufen. Man ist der Ansicht, daß Frank reich die Initiative zu Gunsten der Buren gegen über England ergreifen wird. Kapstadt, 11. Sept. General Buller er beutete auf dem Marsche nach Spitzkop eine Kanone und mehrere Tonnen Nahrungsmittel. Die Buren warfen eine schwere Kanone, einige Tons Munition und 13 Wagen den Bergab hang hinunter, um deren Erbeutung durch die Engländer zu verhindern. Nooitgedacht, 12. Sept. General Pole- Carew rückte längs des ElandSriver hierher vor. General Frrnch ist auf dem rechten Flügel der Engländer in einen schweren Kampf verwickelt. General Hutton ist zu seiner Unterstützung vor gegangen. Der Krieg mit China. China wird nicht ohne größere Land abtretungen wegkommen, bei denen auch Deutschland seine Rechte geltend machen will: Dies kündigt die „Köln. Ztg." an, indem sie schreibt: „Die Frage, ob e» den an der Erhaltung Chinas am meisten interesstrten Mächten, also in erster Linie Deutschland und England, gelingen wird, den Pollen Bestand de- himmlischen Reiche« zu wahren, hängt aufs innigste damit zusammen, inwieweit e» diesem letzter» in absehbarer Zeit möglich sein wird, die Geldmittel zu beschaffen, um die dem Auslande durch die militärischen Aufwendungen erwachsenen Unkosten zu decken, sowie die Entschädigungsansprüche kür in China zerstörte« fremde- Eigenthum zu be friedigen. Sollte e» der chinesischen Regierung nicht gelingen, die hierzu nüthigea Summen recht zeitig aufzutreiben, oder sollte ihr der gute Wille dazu fehle«, die berechtigten Ansprüche der frem- den Mächte anzuerkennen, so würde die Folge sein, daß größer« Theile de» Reiche» besetzt ge halten würden, wobei e» denn leicht geschehen könnte, daß diese Besetzung sich zu einer dauernden gestaltete. Denn, abgesehen von mancherlei ander» Gefälligkeiten, wäre r» nicht undenkbar, daß di* chinesische Regierung, die sich ja in den kchtm Jahren in chronischer Geldnoth befunden hat, «» schließlich vorztehrn würde, die besetzten Lande»- theile aufzngeben oder doch deren Einlösung auf unbestimmte Zeit hin zu verschieben. E» wäre somit nicht nur im Interesse China», sondern auch de« Auslandes, weup Mittel und Wege gefunden würden, die besagten Geldmittel möglichst schnell zu beschaffen. Die Staatsschulden China belaufen sich zur Zeit auf rund 1200 Millionen Mark, da- ist ei» verhältnißmäßig geringer Be trag für ein Reich von der Größe de» chinesischen, dessen natürliche Hilfsquellen fast al» unerschöpf lich bezeichnet werden können. Aber die Summe ist trotzdem bedeutend für ein Land, da» in mancher Hinsicht noch vollkommen unentwickelt ist. Die einzige Möglichkeit, sofort größere Summen zu beschaffen, wäre, die Seezölle zu erhöhen. Diese Zölle sind seit vielen Jahren die einzige sichere Einnahmequelle de» Reiche», und daS unter Verwaltung von Ausländern stehende Seezollamt hat sich seit seinem 40jähr. Bestehen das Vertrauen der finanziellen Kreise Europa» erworben. Auf solche Weise könnten die bisherigen Einnahmen der Seezollbehörde — etwa 70 Millionen Mark im Jahr —, die auf mehrere Jahrzehnte hinaus gegen frühere An leihen im AuSlande verpfändet und somit zur Zeit nicht weiter verfügbar sind, auf ungefähr da» Doppelte gebracht und Sicherheit für eine neue Anleihe von weiteren tausend Millionen Mark gewonnen werden. Diese Summe würde voraussichtlich genügen, um die Ansprüche de» AuSlande» zu befriedigen und der großen Gefahr einer Auftheilung de» chinesischen Reiche« in wirksamster Weise begegnen." Aber diese Seezölle bezahlen ja in der Haupt sache gerade die Europäer und Amerikaner! Die Fremden sollen sich also selbst besteuern, um wieder aus ihre Kosten zu kommen! Der Vor schlag ist namentlich für England so wenig ver lockend, daß es wohl von selbst bei der Land besetzung wird verbleiben müssen. Die „Times" melden au» Peking vom 31. August: Heute wurden die ausländischen Ein wohner Peking» von Schrecken erfüllt durch die auf langsamem Wege zu un» gelangte Nachricht von der Niedermetzelung der Missionare, Männer, Frauen und Kinder, in Paotingfu, der Hauptstadt der Provinz, während dieselben unter dem Schutz der kaiserlichen Truppen waren. Kinder wurden vor den Augen ihrer Eltern hingeschlachtrt, weiße Frauen wurden entehrt und in Gefangenschaft geschleppt, Mütter und Väter wurden gefoltert und gemordet. Die Nieder- metzrlungen veranlassen den Ruf nach Rache, aber obwohl Paotingfu nur 80 englische Meilen von Peking entfernt ist, bleibe« die Truppen hier unthätig. Rußland, da» die Räumung Pekings vor geschlagen hat, schickt immer mehr Truppen dort hin. Ihre Zahl wird, einem Telegramm der „Times" zufolge, bald größer sein, als die Streit kräfte der übrigen Mächte zusammen. Ferner hat sich Rußland durch Besetzung einer Eisen bahn die Kontrolle der reichsten Kohlenbergwerke Nordchina» gesichert. London, 12. Septbr. Morning Leader schreibt au« Shanghai: In gut unterrichteten Kreisen wird versichert, daß Li-Hung-Tschang Frankreich und Deutschland Konzessionen gemacht habe, um sie zur Räumung Peking» zu be stimmen. Die Russen erhalten die Mandschurei, worin die Konzessionen an Deutschland und Frankreich bestehen, wisse man noch nicht. London, 12. September. E» jst nunmehr frstgestellt, daß Freiherr v. Kettrler von einem chinesischen Okfizier auf Befehl der Kaiserin- Wittwe ermordet worden ist. Ferner ist er wiesen, daß eine Vereinbarung zwischen der Kaiserin und dem Prinzen Tuan bestand, um am 20. Juli sämmtliche fremden Minister zu ermorden. London. 13. September. Eine Depesche de» „Reuter'jchen Bureau»" au» Peking vom 7. meldet: Di« Japaner verhafteten den Mörder de» Gesandten v. Ketteler, al« der Mörder ver suchte, eine Uhr mit dessen Initiale« an einen japanischen Offizier zu verlaufen. Der Mörder gestand sein verbrechen ein und erklärte, daß er auf Befehl der chinesischen Behörden grhandelt habe. Er wurde den Deutschen au-geliefert. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 1». Septbr. Mitthellung«, de» Krieg-mlaisterium» über die Fahrt der Truppen transportschiffe. „Andalusta" ist am 13. in Port Said angekommen. s -1 i f I > i s s 1 t i -> f « e rr u L § «i K e» «i L A di L fe a> w L d, G r>« 2 I N -e vr N Ai D da in R' M Kl sch Rc wo Sl nv töt ver Au noi Mk> ver die «ei Ne hirl uui bitt Kri ihr mrl in stäi gen, wiss setz« lun, W Brr wah «eni «G