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-'M-,. Bischofswerda, de« S. September LVVO Rodewitz bei Pommritz, 2. September. Der Kutscher Johann Rille hier erfreut sich mit seiner Frau einer Kinderschaar von sieben Knaben. Do- jüngste Kind ist am 8. August getauft worden und e- hat hierbei König Albert Pathen« stelle übernommen. Außerdem wurde die Familie durch rin königliche- Gnadengeschenk erfreut. Leipzig. Herr Rudolf Sack, Chef und Begründer der weltbekannten Fabrik für Geräthe und Maschinen zum Ackerbpu, Rud. Sack in Leipzig»Plagwitz, hat letztwillig bestimmt, daß IS,000 Mk. jährlich, al- die Zinsen eine» bei der Firma hinterlegten Kapital- von einer halben Million Mark, zu Pensionen und Unterstützungen für Arbeiter und Beamte der Fabrik, der sie im treuen Dienste ihre Arbeit gewidmet haben, ver wendet werden sollen; auch für arme Witwen von Arbeitern und Beamten ist die Stiftung bestimmt. Ehre solchem Thun! Leipzig. Dem Erbauer de» gegenwärtig immer mehr au» seinen Anfang-stadien heraus- wachsenden neuen Leipziger RathhauseS, Herrn Baurath Professor Licht, ist die goldene, dem Erbauer der neuen Leipziger Universität und der neuen Paulinerkirche, Herrn Baurath vr. Roßbach, ist die silberne Medaille der Pariser Weltausstellung verliehen worden. — Da» alt angesehene Bankgeschäft von Alfred Hoffmann hier, hat infolge großer Spekulation-Verluste in Wollkämmereiaktien in Liquidation treten müsse». Markneukirchen, 2. September. Beim Abtragen eine» baufälligen Hause» wurden am Freitag zahlreiche Silbermünzrn (gegen 70 Stück) gesunden. Sie tragen, soweit erkennbar, die Jahreszahlen 1620 hi- 1638, sind somit wahr scheinlich zu Beginn de» 30jährigrn Kriege- ver graben worden und dürften theilweise ansehnlichen Sammelwerth besitzen. Der Kunsttischler Bauer in Wilkau ver suchte vor einigen Tagen zwei scheu gewordene Pferde aufzuhalten. Er wurde aber dabei so schwer verletzt, daß jetzt der Tod eingetreten ist. Frauen stein, 3. September. Hofrath Pro fessor vr. Gurlitt au» Dresden besichtigte im Auftrage der Königlichen Kommission zur Er haltung der Kunstdenkmäler das alte Schloß mit Ruine in Frauenstein. Es steht nunmehr zu erwarten, daß die alte Burg mit ihren jetzigen Theilen erhalten bleibt, Freilegungen vorge nommen und verfallene Mauertheile wieder neu errichtet werden, was Herr Hofrath Professor vr. Gurlitt in Aussicht gestellt hat. Diese Arbeiten sollen, wenn möglich, im laufenden Jahre noch begonnen werden. Frankenberg, 31. Aug. Der Leichnam be seit ca. 8 Tagen vermißten Realschüler- Johann Conrad wurde im Hammerthal aufgefundrn. Der Knabe hatte selbst Hand an sich gelegt. Adorf, 3. Sept. Aus dem hies. Jagdrevier wurde am Sotlnabend Nachmittag die 8jährige Tochter de- Oekonomen Wunderlich durch einen von einem Jäger auf ein Volk Rebhühner abge gebenen Schrotschuß am Kopfe schwer verletzt. Einem anderen Mädchen waren mehrere Schrote in die Hand gedrungen. Die kleine Wunderlich liegt zur Stunde noch ohne Besinnungen der elterlichen Wohnung und dürfte den Schußvec- letzungen erliegen. *„* Im Kurgarten zu Neuenahr wurde zum Besten Deutscher Krieger in China ein Konzert, welches 8000 Mk. einbrachte, gegeben.—Die Univer sität Krakau feierte da-500jährige Jubiläum ihres Bestehen». — Die „Preuß Lehrerzeitung" be stand im August 25 Jahre. — Die 2. General versammlung de» Verbände» Sächs. Lehrerinnen soll den 24. und 25. September in Dresden abgehalten «erden. Auf der Tagesordnung stehen drei wichtige pädagogische Fragen der Neuzeit, welche die Fräulein» Lesche und Ohne- sorge-Dre-den, und Drrverhoff-Annaberg ein- leiten und beantworten werden. — In Berlin sind 2 Frauen, die 26,800 Mk. auf der Bank geholt, „Unter den Linden" um diese Summe bestohlen worden. Auf Entdeckung de» Diebe» haben die beiden Frauen eine Belohnung von 1000 Mk. au-gesttzt. — Der Lehrer Landgraf zu Mügeln bet Oschatz, geb. 1847, starb Ende August an den Folgen einer Gehirnerschütterung, die er sich durch Sturz von der Straßenbahn zuaezogen. — Der Maschinist Kahl au» Perer- hof ist in di« Schneegruben im Riesengebirge ge stürzt und schwer verunglückt- — I« Deutschen Reiche endete» tm vergangenen Jahre 10,700 Personen durch Selbstmord. Sachsen. Bischofswerda, b. Septbr. 1900. — Die Feldpostkarte, welche im deutsch französischen Kriege eine so große Verbreitung fand, läuft Gefahr, jetzt von der alle» erobern den Ansichtskarte verdrängt zu werden. Jede nach Ostasten abgehende Feldpost vereinigt etwa 5-00 Sendungen an Angehörige de» ost astatischen Expeditionskorps. E» herrscht aber hier die Ansichtskarte durchau» vor. Feldpost karten werden nur sehr wenige abgeschickt. Die Feldpost beschränkt sich vorläufig übrigen» auf Briefe und Postkarten. E» herrscht vielfach noch die falsche Meinung, al» ob auch andere Gattungen von Postsendungen zugelassen seien. Die» ist nicht der Fall. E» wird wohl beab sichtigt, später einen Päckerriverkehr nach China einzurichtrn, zur Zeit ist die» aber noch nicht angängig. Ebensowenig findet rin Postan weisungsverkehr statt. Doch dürfte später ein Postanweisungsdienst vom Kriegsschauplatz noch der Heimath eingerichtet werden. — (Zur Kreuzotternplage.) Wir massenhaft in diesem Jahre die gefährlichen Kreuzottern, deren Entwickelung und Gedeihen durch die anhaltend hohe Temperatur sehr ge fördert wurde, im nördlichen Theile Böhmens austreten, beweist recht deutlich der Umstand, daß im Aussiger Bezirke allein bis jetzt schon über SOO Kreuzytternkadaver — gegen Empfang der ausgesetzten Fangprämie von einer Krone kür jedes Exemplar — zur Ablieferung ge langt find. — Infolge des trockenen Sommer» und de» geringen Feuchtigkeitsgehalt» der Luft sind in diesem Jahre in unseren Wäldern wenig Pilze anzutreffen. Auch Diejenigen, welche genaue Kenntniß von dem Standort der Pilze haben, bringen e» bei halbtägigem Sammeln nur auf etwa einen Liter Pilze. Steinpilze sind fast gar nicht oder nur in kleinen Exemplaren anzu treffen. — Genau so liegen die Berhältnisse in den Wäldern de» Vogtlande» und NordböhmenS. — Die Bewegung der Jmpfgegner scheint im Königreich Sachsen noch wenig Erfolg gehabt zu haben. Die Zahl der pflichtwidrig Entzogenen, wie sie das Statistische Jahrbuch sür da» Königreich Sachsen nennt, betrug 1899 bei den Erstimpfungen 1,03 Prozent gegen 0,99 im Jahre 1898 und bei den Wiederimpfungen 0,10 Prozent gegen 0,19 Prozent im Vorjahre. — (Fußdecken in den Eisenbahn- KoupSS.) Die Staatsbahnverwaltung hat an geordnet, daß vom 1. Oktober ab die Personen wagen wieder mit Fußdecken belegt werden, und zwar die Abtheile erster Klasse mit VelourS- mattrn, die Abtheile zweiter und dritter Klasse mit Decken von Bastflechtwerk. —* Der praktische Rathgeber im Obst- und Gartenbau fährt fort, Ansichten und Grundrisse kleiner Villen zu veröffentlichen, die er seinem Preisausschreiben (Landhaus sür 15,000 Mk.!) verdankt. Ganz besonder» reizvoll ist da» in der soeben auSgegebenen Nummer veröffentlichte — der Baumeister Georg Groh in Magdeburg ist der Einsender. Da» Aeußere gleicht einer kleinen germanischen Zwingburg; da» Innere ist außer ordentlich malerisch, behaglich und praktisch ge- dacht. Der Entwurf konnte nicht preisgekrönt werden, weil der Verfasser sich zu wenig an die Bausumme gehalten hat. Wer aber Sinn für malerische Schönheit und einige tausend Mark mehr zum Verbauen im Portemonnaie» hat, dem rathen wir dringend, sich einmal den Troh'schen genialen Entwurf anzusehen: e» muß sich urbe haglich in dem Schlößchen wohnen! Die be treffende Nummer de» praktischen Rathgeber« wird von dem GeschästSamt dirser Wochenschrift in Frankfurt a. O. auf Wunsch gern Jedermann umsonst zugeschickt. — Rur Wenige können sich den rechten Be griff davon machen, welch' ungeheure Summe eine Milliarde ist. Manchem wird diese Riesenzahl aber doch durch die Mittheilung ver- anschaulicht werden, daß wir keine Stadt in Sachsen haben, deren sämmtliche gegen Brand schaden versicherte Gebäude einen Versicherung-- werth von einer Milliarde Mark haben. Die sämmtliche» gegen Brandschaden versicherten Gebäude hatten am 1. Juli 1899 einen Der- sicherung-wert-: in Drr-den von 788,814,000 ML, in Leipzig von 760,427,00(1 Mk.» in Chemnitz twu2kS,442.000 Mk., tn Plaue» von 100,335,000 «E» Zwickau vs» 73,767,000 Mk. u. . w. Vermischtes. — (Die Gage de» Grafen Walder- sre.) Dem Höchstkommandirenden in Putschist, Grasen Waldersee, ist während der Dauer seine» Amte» eine monatliche Gage von 2000 Mark und an RepräsrntationSkostrn ebenfalls monatlich eine Summe von 10,000 Mk. zugestanden worden. — Meuselwitz, 2. September. Der Berg mann Loui» Franke von hier wurde auf dem Heinrich-Schachte de» Kohlenwrrkr» „Zum Fort schritt" durch hereinbrechrnde Kohle verschüttet und fand dabei seinen Tod. — Zobten, 3. September. Der Arbeiter Paul Radeck, in Diensten bei dem Obsthändler August Schmidt von hier, wurde in Tinz von einem Wegelagerer erstochen. Der Thäter ist sestgenommen. — (Ein 66jähriger Freiwilliger sür China.) Tinen für sein Alter erstaunlichen Drang nach kriegerischen Thaten bekundet der bereit« 66 Jahre alte Schuhmacher Schäfer au» Uffhofen in Rheinhessen. Schäfer, ein Mann von martialischem Aeußeren, erschien dirser Tage bei dem Meldeamt in Mainz und bot sich al» Freiwilliger für da» Expeditionskorps nach China an. Al» man ihm bedeutete, daß er sich in die heut übliche Art de- Dienste- doch wohl nicht mehr einleben könnte, wir- er auf seine zwölfjährige, von 1855 bi- 1867 abgrleistete Dienstzeit hin und betonte, daß ein alter Soldat sich leicht in alle Verhältnisse schicken könnte. Den Hinweis auf sein Alter beantwortete er damit, daß ja auch der noch etwa» ältere — Graf Waldersee eben nach China abgrrrist sei. Er sei völlig gesund und fähig, jede Strapaze zu ertragen. Er sei zu dem Entschluß gekommen, da er alleinstehend sei. Seine Frau habe er verloren, und seine Kinder seien bereit- erwachsen und verheirathet. Man versprach dem Tapferen, seinen Antrag später, wenn die- nothwrndig werden sollte, gern zu berücksichtigen. — Eine Rohheit und Unmrnschlichkeit sonder gleichen bewies rin Vatermörder tn Hül« bei Krefeld. Er fuhr nach Krefeld und meldete dKrt^ den Tod seine» noch lebenden Vater» an. Nach- dem er von der Reise heimgekehrt war, erschlug er den alten Mann mit einem Knüppel. — Die „Maria Gloriosa", die be rühmte große Glocke des Erfurter Dome», wurde au» Anlaß der Anwesenheit de» Kaiserpaares bei der Enthüllung des Denkmal» Kaiser Wilhelms I. geläutet. Sie befindet sich in dem mittleren, etwa 70 m hohen Thurme; sie wurde 1497 von Gerhard de Wou aus Kempen mit einem Kostenauswande von etwa 54,000 Mark nach heutigem Geldwerthe — wobei da» mit zur Verwendung gekommene Metall ihrer Vorgängerin noch außer Berechnung gelassen ist — gegossen. 1499 wurde sie durch einige zwanzig Pferde mit Flaschenzügen aufgezogen. Sie wiegt 275 Centner, der eiserne Klöppel allein elf Centner. Zu dem vielstimmigen harmonischen Geläut« der Domglocken giebt sie al» Grundton da» große L. Der Schönheit ihre» Tone» wegen, der bei günstiger Windrichtung noch in einer Entkernung von fast drei Meilen vernommen wird, ist sie die ausgezeichnetste Glocke Deutschland». Sie wird nur an den Vorabenden von zehn bi» zwölf höheren Festen und an diesen Festtagen selbst geläutet, und zwar sind hierzu zwölf Mann erforderlich. Ihre Vorgängerin war die große Glocke „Gloriosa", im BolkSmunde gleich der jetzige» „Susanns" genannt, die 1251 aufgehängt wurde und über 300 Centner gewogen haben soll, aber schon im Jahre 1307 umgegossen wurde. Bei dem großen Brande am 9. Juni 1472 brannten die Thürme ganz au»; die Tluth war derartig, daß die Glocken schmolzen und da» glühende Erz der großen Glocke die breiten Stufen de» Dome» hinabfloß. ErwähnrnSwrrth sind von den zehn Glocken de» Erfurter Dome» noch die drei silbernen Glocken ; um sie vor der veutegier der Franzosen 1806 und 1807 zu schützen, die den Dom al» Pferdestall benutzten, wurden sie damals schwarz angeftrichen; sie haben einen Hellen, silberreinrn Ton. — (Die Laufbahn de» erste» Lohen ari n.) Bet der erste» Aufführung von Rich. Wagner» „Lohrngrin", die am 28. «ug. 1850, also gerade vor 50 Jahren, zu Weimar statt fand, sang der Tenorist Karl Beck den Lohrn grin. Er war ein geborener Wiener und eia Schüler de» Meister Staudial. Lange Zeit war er an der Petersburg« Hofoper engagiert