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Großmächte und der eigenmächtige versuch Eng» ütndß fein, selbst und allein »ehr in China zu «taugen, al» was im Einvernehmen mit den Großmächten in China zu erreichen ist. Man steht darau», daß sich die Einmüthigteit der Großmächte in der Theorie und auf dem Papiere sehr hübsch ausnimmt, daß ab« da» Bestreben der einzelnen Mächte, ihre Interessen in China Mahrzunehmen, dieser Einigkeit die größten Schwierigkeiten bereitet, und gerade England nicht zögern wird, durch Besetzung weiterer chinesischen Gebiete seine Interessen besten» wahr- zunrhmen. Die» wäre da» Signal zur Theilung China», wenn auch gegen den Willen der anderen Großmächte. Aber vermag eine Macht einer solchen Entwickelung Einhalt zu gebieten, wenn die anderen zugreifrn! Politische Weltschim. Zwischen Kaiser Wilhelm und Präsidenten der nordamrrikanischen Union, > dem . Mac Kinley, hat anläßlich der Fertigstellung de» neuen deutsch-amerikanischen Kabel» ein Tele« grammauStausch stattgesunden, der erneut auf Vie unverändert freundschaftlichen, ja herzlichen. Beziehungen zwischen der deutschen Regierung und der Unionsregierung wie zwischen den beider seitigen Ländern und Völkern ein erfreuliche» Licht wirft. Der Kaiser spricht in seiner tele graphischen Kundgebung an da» Staatsoberhaupt der Bereinigten Staaten seine Befriedigung über die Vollendung de» bedeutsamen Frieden»»«!«» de» deutsch-amerikanischen Kabel» au», hieran die Hoffnung knüpfend, daß die neue Kabelvrr« bindung die allgemeine Wohlfahrt fördern und zur Erhaltung und Festigung freundlicher Be ziehungen zwischen den beiden Ländern beitragen werde. Die AntwortSdeprsche Mac Kinley'» be kundet ebenfalls dessen Genugthuung über die Vollendung de» gedachten Kabels, betonend, daß dasselbe sicherlich nicht verfehlen werde, da» herzliche Berhältniß zwischen den Nationen zu stärken und ihren wechselseitigen Bormarsch auf den Friedenspfaden zu beschleunigen. — Ange sicht» diese» jüngsten so freundschaftlich gehaltenen Telegrammwechsel» zwischen dem deutschen Kaiser und dem Präsidenten der nordamerikanischen Union darf man wohl erwarten, daß die von gewisser amerikanischer Seile ausgehenden Be strebungen zur Verdächtigung der Chinapolitik Deutschlands und zum Säen von abermaligem Mißtrauen zwischen Deutschland und Amerika erfolglos bleiben werden. Der Kaiser nahm am Bormittag des 1. September, al» de» dreißigsten Gedenktages der Schlacht bei Sedan, die herkömmliche große Herbstparade über das Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin ab. Derselben wohnten zahlreiche Fürstlichkeiten bei, wie die Großherzöge von Hessen und von Oldenburg, der Fürst von Waldeck-Pyrmont, Prinz Heinrich von Preußen, der Erbgroßherzog von Weimar, die Prinzen Friedrich August und Johann Georg von Sachsen, der Fürst von Hohenzollern, der Erbprinz von Meiningen usw. Der Staatssekretär des Aus wärtigen Graf Bülow hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." unter gleichzeitiger Drmentirung einer entgegengesetzten Blätternach richt mitzutheilen weiß, für diese» Jahr auf seine gewohnte Sommererholung auf dem Semmering endgilrig,verzichtet, und zwar wegen der politischen Lage. Wenn der Staatssekretär Berlin für kurze Zeit verlasse, so werde er dann innerhalb Deutschlands bleiben — versichert das offiziöse Blatt weiter — und die Leitung der Geschäfte in der Hand behalten. Der erste Truppenersatztransport für da» ostastatische Expeditionskorps ist am Nachmittag de» 31. August an Bord der Dampfer „Palatka", „Darmstadt" und „Anda- lusta" von Bremerhaven nach China abgegangen. Im Ganzen sind mit diesen drei Schiffen ca. 3800 Mann und 180 Fahrzeuge zur Beförderung gelangt; eine große Volksmenge brachte den ab- fahrenden Truppen begeisterte patriotische Kund- gedungen dar. Der Kaiser war zu diesem ersten Truppenabgange de« Ersatzkorp», entgegen einer vielfach gehegten Erwartung, nicht erschienen; vrrmuthlich wird er ab« bei d« am 4. Septbr. «folgenden Abfahrt de» zweiten Lruppennach- tranSporte» von Bremerhaven zugegen sein. Die in diesem Jahre zu« dreißigsten Male «folgte Wiederkehr de» Sedan tage» ist in zahlreichen kleineren wie größeren patriotischen Kreisen in zwar einfach« aber würdiger Weise begangen worden. In den Schulen ist wohl Der füchsisch« Gatte » fast überall de» Srdantage» und seiner Be deutung für da» deutsche Volk gedacht worden. König Karl von Rumänien ist nach Beendigung seine« Besuche» beim Kaiser Franz Josef in dessen Sommerrestdenz Ischl am Nach mittag de» 31. August in München eiagetroffen, wo er bi» Montag zu verweilen gedachte. Urb« die etwaigen politischen Ergebnisse dies« jüngsten Begegnung de» rumänischen Herrsch«» mit de« österreichischen Kaiser, die vielfach mit de« noch ungelösten rumänisch-bulgarischen Konflikt in Verbindung gebracht worden ist, verlautet noch nicht» Bestimmte». Kaum ist die Besetzung Peking» durch i die verbündeten Truppen erfolgt, so beginnen > sich die diplomatisch-politischen Schwierigkeiten in dem chinesischen Problem erneut zu zeigen. Die russische Regierung hat den übrigen Mächten den Borschlag unterbreitet, Peking wieder zu räumen; derselbe soll einerseits mit mili tärischen Erwägungen, andererseits mit dem Hinweise darauf begründet sein, daß ein Abzug d« fremden Truppen aus Peking dem chinesischen Hose die Möglichkeit einer Rückkehr nach der Hauptstadt gewähren würde, welch' letzteren Umstand man in den Petersburger Regierung», kreisen anscheinend für nützlich zur Einleitung von Friedensunterhandlungen mit China hält. ES heißt, daß die einzelnen Kabinette mit Prüfung deS russischen Räumung-Vorschläge» beschäftigt seien; daS Washingtoner Kabinett soll sich bereit zustimmend geäußert haben. Die Auffassung der deutschen Regierung in der so plötzlich auf geworfenen Frage einer schon jetzt vorzunehmen den Wiederräumung Peking» spiegelt offenbar eine hochosfiziöse telegraphische Auslassung in der „Köln. Ztg." au» Berlin wider. In dieser Auslassung wird betont, eine Räumung Peking« seitens der Verbündeten im jetzigen Moment, würde von den Chinesen lediglich als militärische Schwäche der Mächte auSgelegt werden und einen schnellen FriedenSschluß verhindern. Jeden falls werde Rußland, auch wenn e» seine eigenen Truppen aus der chinesischen Hauptstadt herauSziehe, um sie in der Mandschurei mit zu verwenden, nichts dagegen einwendrn wollen, daß wenigstens die anderen Mächte ihre Streitkräfte in Peking beließen. Schließlich wird die Hoff- nung ausgesprochen; daß bei vorauSzusrtzendem guten Willen auf allen Seiten eine Einigung auf der Grundlage eintrrten »erde, daß Rußland seine militärische Aktion auf die Mandschurei be schränke und gegen die Fortsetzung der mili tärischen Tbätigkeit der übrigen Mächte in Pet- schili nichts einzuwenden habe. — Diese Ausführung in der „Köln. Zeitung" läßt klar erkennen, daß Deutschland eine baldige Wiederräumung Pekings durch die Verbündeten als einen nach mehr als einer Richtung hin bedenklichen und folgenschweren Fehler erachten würde, und dies zweifellos mit vollem Recht; hoffentlich führt diese Frage zu keiner Spaltung unter den Mächten, da sich sonst die Schwierigkeiten de» chinesischen Problem» mit einem Schlage ins Riesenhafte vermehren würden. Feldmarschall Graf Waldersee ist auf seiner Ausreise nach China an Bord de» Reich», postdampfer» „Sachsen" am Freitag in Aden ein getroffen. Der Frldmarschall ging dort an Land, wo er von einer Abtheilung de» West-Kent- Regiments empfangen wurde. Der österreichische Ministerpräsident v. Körber hat seine Besprechungen mit den verschiedenen Parteiführern behus» Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit de» Parlament» wieder aus genommen. Es heißt, Herr v. Körber nehme hierbei den Standpunkt rin, nur gegen die be stimmte Zusicherung, e» werde von keiner Seite mehr Obstruktion getrieben werden, die Wieder einberufung des ReichSratheS zuzusagen. — Der Kaiser Franz Josef ist aus Ischl nach Wien zurückgekehrt. — Der Schah von Persien ist am Freitag Abend au» dem Haag in Marienbad eingetroffen. Sultan Abdul Hamid II. beging am 1. September sein 2Sjährige» RrgierungSjubi- läum, ein im türkischen Herrscherhause überau» seltene» Ereigniß. Anläßlich desselben fanden am Sonnabend in Konstantinopel eine Reihe von Festlichkeiten statt; die meisten europäischen Regierungen hatten Spezialgrsandtschaften zur Beglückwünschung de» Sultan» abgeschickt, verschiedene auswärtige Regierungsblätter, wie die „Wiener Abendpost', sowie der „Reichsan- zeiger" und die „Nordd. Allg. Ztg." in Berlin, widmen dem -Sultan zu seinem Regierung», jubiläum warme BegrüßangSartikel. " Im nördlichsten Norwegen ist dies« Tage die Boje Nr. 4 der AndrSe'schea Nordpol. ,, , - ' , Ballonrxpedition aufaefuaden worden. Eine in ihr enthaltene 5 Mittheilung besagt u. A. daß dir Boje am 11. Juli (1SSS) 10 UhrMach- mittag» ausgeworfen woroen sei, daß die Reise bisher gut verlaufen sei und daß sich die drei ExpeditionStheilnehm« in ausgezeichneter Stim mung befänden. — Leider ist e» nur unterdessen fast zur Gewißheit geworden, daß die Knochen Andröe'S und fein« beiden Gefährten schon längst irgendwo in der arktischen Zone bleichen. Die Lage in dem amerikanischen Theile de» Samoaarchive» wird in einem Bericht, der dem Washingtoner Marinedepartement vom Kommandanten der SchiffLstation zu Tutuila zugegangen ist, al» eine sehr befriedigende ge schildert. Berlin, 31. Aug. Der „ReichSanzriger" weist auf die morgen bevorstehende Eröffnung de» neuen deutschen Kabel» Emden-Azoren-New- Uork hin und spricht die Erwartung au«, daß do« deutsche Publikum durch die ausschließliche Brnutzungderneuen Verkehrsstraße für amerikanische Telegramme da» nationale Unternehmen in wünschenSwerther Weis« unterstützen werde. Telegramme, die über da» neue Kabel gehen sollen, müssen die Bezeichnung „lieber Emden- Azoren" tragen. - Berlin, 31. Aug. In einem Artikel an läßlich de» fünfundzwanzigjährigen Regierungs jubiläum» de» Sultan» schreibt der „Reichs anzeiger": Auch in Deutschland wird gern de» Monarchen gedacht, dessen kluge Staatskunst die deutsch-türkischrn Beziehungen stet» auf dem Fuße ungetrübter Freundschaft erhielt, dessen erlauchte» Wohlwollen viele uns«« Landsleute im Orient ehrerbietig und dankbar anerkennen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: An den Segens wünschen de» türkischen Volke» für den Sultan nehmen auch in Deutschland Alle theil, die in ihm einen der hervorragendsten Herrscher de» OSmanenreichr» erkennen. Daß der weise Monarch bei dem Werke der Hebung und Er starkung seine» Staate» gern deutsche Kräfte heranzieht, betrachten wir al» Zeichen seine» einsichtsvollen vertrauen» zu der Selbstlosigkeit der deutschen Orientpolitik, welcher da» innere Gedeihen de« OSmanenreichr», die fortschreitende Entwickelung der natürlichen Hilfsquellen , wie der tüchtigen Eigenschaften der Bevölkerung auf richtig am Herzen liegt. Berlin, 1. September. Die neuen Fahnen der Provinzial. Regimenter, welche nicht an der Herbstparade beziehungsweise an den Kaiser- manövern theilnehmen, wurden gestern noch auf persönliche Anordnung de» Kaisers durch eine Fahnensrktion nach dem Zrughause gebracht, um dort verpackt und den einzelnen Regimentern p« Post zugrstrllt zu werden. Für die Urbrr- gabe der Fahnen an die einzelnen Truppentheile ist durch den Kais« eine besondere militärische Fein angeordnet wardrn. Die Stangen der alten Fahnen stad weiter benutzt worden, so daß nur da» Tuch neu ist, die Stangen selbst sind gut erhalten und finden einen zweckmäßigen Halt in verschiedenen Messtngreifen, die um die Holzstangen gelegt sind. Im Fahnenzimmer de» Palais Wilhelm» I. waren bei dem Eintritte der Fahnen da« Kaiserpaar und die königlichen Prinzen zugegen, der Kaiser traf selbst die An ordnungen für die Placirung der einzelnen Feld zeichen , er ordnete unter Anderem an, daß die zwölf Fahnen für da» ostasiatische Expedition», korp», deren schwarzlacktrte Stangen sich von den weißlackirten der übrigen Fahnen wirksam abhrben, zusammen in den Fahnenständern an der Thüre zum Ministerzimmer Ausstellung fanden. Die ostastatischen Fahnen werden dies« Tage im Krieg-Ministerium verpackt und den Trupprntheilen nach dem Kriegsschauplätze ge. sandt; erst dort tritt die Fahne ein. Berlin, 1. September. Wolff» Telegr.- Bureau meldet: Da» deutsch-amerikanische Kabel über die Azoren nach New-Uork ist heute de« Betrieb übergeben worden. Gleichzeitig ist da» Kabel Emden-Valencia (Irland) außer Betrieb g 1 Berlin, 1. September. Eine Meldung de» Generalfeldmarschall« Grafen v. Walders« an den Kais« an» Aden vom 31. August besagt: Al» der ReichSpostdampf« »Sachsen" in den Hafen von Adev «tnsuhr, «ah« da» französische Truppentransportschiff „La Champagne" unter Mustkklängen, Hurrah» und Zurufen den Kur» in d« Richtung nach Colombo läagSsett der „Sachsen". Die „Sachsen" spielte die Marseillaise «ad da» französische Schiff fast gleichzeitig die deutsche Rationalhynme. Graf v. Waldersee entsprach einer Einladung de» englische» So««"