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«achte der Kaiser einen Spazierritt und nahm die Vorträge de» KrieaSmiuster», de« Chef» de» Geaeralstabe» und de» Thef» de» Militärkabinett« entgegen. >' Berlin, 23.Aug. Der Kaifer hat bestimmt, daß den verheirathetta Offizieren, SanitätSvsfi« zieren und Militärbeamten de» ostastatifchra ExpeditionScorp», deren Familien infolge de» Ab« gange» ihrer Oberhäupter nachOstasteu an «inen anderen Ort de» Jnlande» verziehen, Umzug«, kosten und MiethSeatfch-digana aewährt werden. Eine neue Flagge ist auf Befehl de» Kaiser» für den Vraken Waldersee hergestellt worden. Sie wird in drei Größen angefertigt, und zwar hat die größte ein« Länge vpn 4 und eine Höhe von 2'/, Meiern. Dieselbe wird im Top der Schiffe geführt, an deren Bord sich Graf Waldersee befindet. , Eine Belohnung von 1000 Tael» für „jeden geretteten Europäer, welcher lebend einer kaiserlich deutschen oder sonstigen fremden Behörde übergebe« wird", hatte bekanntlich am 6. Juli diese» Jahre» Kaiser Wilhelm ausgesetzt. Da rund 1000 Europäer sich in Peking be funden haben, und die bisherigen Verluste an Tobten nur etwa in»«fam«t SO Mann betrogen, so dürsten die zur Zeit in Peking befindlichen Fremden immer noch 800 bi» 900 Köpfe zählen. Die deutschen Anarchisten sind nach der Darstellung ihrer Freunde sowohl an Zahl gering wie im Segensatze zu ihren ausländischen Gesinnung»-Genossen, harmlose Leute. Besitzt denn unsere Zeit ein so kurze» Grdächtniß, daß sie sich wirklich nicht mehr der mannigfachen verbrechen erinnert, die von deutschen Anarchisten schon verübt worden sind? Hat nicht Hödel sich selber vor Gericht al» Anarchisten bekannt? Und waren nicht auch Nodiling und Reinsdorf, der Urheber de» Riederwald» - Attentat» und LirSke, der Mörder de» Polizeirath» Rumpf, überzeugte Anarchisten? Die verbrecherischen Handlungen der deutschen Anarchisten, eine» Hödel, Nobiling, Reinsdorf und LieSke stehen hinter denen der Acciarito, Easerio, Lucchrni, BreSci und Anderer nicht einen Deut zurück. Die Gefährlichkeit einer bestimmten Partei oder Sekte ober tritt keinrSweg» bloß io verbrechen ihrer Mitglieder zu Tag«. Sie besteht vielmehr schon darin, daß von dieser Partei oder Sette systematisch- die V aat, deSverbrechen» au»« gestreut wird. Und geschieht die» von Seiten der deutschen Anarchisten etwa nicht? Man nehme doch nur beliebig« Nummern der deutschen anarchistischen Wochenschrift zur Hand. E» ist noch gar nicht lange her, da fanden sich dort sogenannte „Betrachtungen eine» Unverbesser lichen.* In denselben hieß e» unter Anderem: „Mein Grundsatz ist dieser: Fort mit aller Moral, die mir nicht paßt. Thue Jeder, wo» er nicht kaffen kann und nach seiner Meinung für da» Beste hält. Keiner aber hat da» Recht, dasselbe von seinem Nächsten zu verlangen, ihm Lehren zu geben oder über die Thal eines Anderen entrüstet zu sein." Ganz folgerichtig war denn auch da» Organ der deutschen Anar« chistrn über die Mordthat BreSci» nicht nur nicht entrüstet, sondern begleitete dieselbe vielmehr mit dem Ausbruche teuflisch schadenfrohen Hohne». Kann e» wirklich Leute geben, die Angesicht» eine» derartig nichtswürdigen Prrßtreiben» mit Herrn Sozialdemokrat Goldstein in Zwickau von der Harmlosigkeit und Ungefährlichkeit der deutschen Anarchisten sprechen? Zahlreiche Anar chisten lassen e» sich innerhalb der Organisation der sozialdemokratischen Bnrderpartei wohl sein. Deutlich trat diese Thatfache zu Tage in dem Kampfe, den vor etwa zwei Jahren der damalige sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Robert Schmidt mit dem Berliner „Fachverein der Musik-Jnstrumenten-Arbeiter* ausfocht. Oeffrnt- lich erllärte dazumal der genannte Abgeordnete au» seiner eingehenden Krnntniß der Verhältnisse heraus den „Fachvereia der Mustk-Jnftrumenten- Arbeiter* für einen „langjährtgrn Tummelplatz anarchistischer Umtriebe*, nm» aber die ebenso langjährige Zugehörigkeit diese» Verein» zur sozial« demokratischen Organisation nicht im mindesten beeinträchtigt hatte. Oe-erreich. Wieu, 23. August. Die „Polit. Korrefp * wird zur folgenden Klarstellung benutzt: I« Auälanve waren Gerüchte verbreitet, daß die Spannung zwischen Rumänien und Buletten bi» zu« Aeußersten gestiegen und König Karol Don der Möglichkeit eine» unmittelbar bevor- stehendrn Kriege» gesprochen habe; demgegenüber wird au» Bukarest versichert, daß zunächst König Karol uowüglich ein« ähnlich« Aeußeruag gethan haben kann. Die öffentlich« Meinung in Rumäui« L« MchWch» WyW«. werde allerdingh von stqrfir Erregung gegcn Bulgarien beherrscht, sie mm« aber aus das Lia- Wirken der Mächte in Sofia vnd hege die Urber« zeugung, daß Rumänien volle SatiSsattiou aus diplomatischem Wege erhalten wird. An den großen Manöver» diese» Jahre» in Galizien, denen der Kaiser mit den Erz« Herzögen Franz Ferdinand, Friedrich und Rainer beiwohnen wird, werdrn 172 Bataillone In» favterie, 143 Eskadronen Kavallerie und 72 Batterien nebst Pionier« und Luftschiffer«Ab« »Heilungen theilnehmen. E» wird die» die stärkte Truppenmenge sein, die bisher in Oester reich zu Man-vrrn zusammengezogen wurde. Bei dem Abgeordneten Schönerer wurden io der Zeit vom März bi» Juli diese» Jahre» weitere 101» Austritte au» der katholische« Kirche angemeldet. Die UebertrittSbeveguag ist bedeutend stärker al» in der gleichen Zeit de» Vorjahre». In Fiume hat die Polizei den Anarchisten Joseph Eaguac au» Pari», bei dem auf falsch« Namen lautende Pässe vorgefunden wurden, ver haftet. Er stand im Begriffe nach Wien abzureisen. Italien. Rom, 23. August.- Der „Messagiero* meldet: Generalfrldurarschall Graf Waldersee sandte vor seiner Abreise an den König folgende Depesche: In dem Augenblicke, in de« ich Italien verlasse, kann ich nicht unterlassen, meinen respektvollsten Dank auszusprechen für den sehr gnädigen Empfang, mit dem Ew. Majestät und Ihre Majestät die Königin mich beehrten, und für die vielen Sympathiebezeiguagen, mit denen ich von Ala bi» Neapel überhäuft worden bin. Mailand, 22. August. Der Deputierte Philipps Turati hat, nachdem er gestern eine Unterredung mit dem Mörder BreSci hatte, dessen Bertheidigung abgelehnt. Frankreich. Pari», 23. August. Der „TempS* erklärt, er sei in der Lage versichern zu können, daß keine Rede davon sei, die Dauer der Weltaus stellung über da», ursprüngliche gesetzlich festge-< setzte Datum, den S. November, hinaus zu ver längern. Die meisten Gebäude der Ausstellung würden übrigen» den Unbilden de» Winter» nicht Widerstehen können. Bei der Auszeichnung der WeltauS- steller mit Orden, Medaillen und Diplomen (nur ein Drittel ging leer au») erhielten die Deutschen längst nicht alle die goldenen Medaillen, welche ihnen die Preisrichter zuerkannt hatte». Ander Unterlassung tragen aber keineswegs Uebelwollen oder politische Beweggründe irgend welcher Art die Schuld. E» waren eben zu viele deutsche Aussteller vorgeschlagen, so daß lange nicht alle berücksichtigt werden konnten. Schweden. Stockholm, 23. August. König Oskar Hot da» Schiedsrichteramt anläßlich der Frage der Entschädigung der deutschen, englischen und amerikanischen Unterthanen während der Zeit der Unruhen auf Samoa übernommen. Bom Burenkrieg. Die nun schon so oft für vollständig besiegt erkürten Buren stehen. immer wieder auf. F ast ein Jahr dauert der Krieg, deffen Ende bereit» vorige Weihnachten in Pretoria beim Pudding gneiert werden sollte. Riesenhafte Opfer an Blut und Geld hat der frivol be gonnene FeldzUg verschlungen, da» Ansehen der britischen Waffen hat für alle Zeiten einen argen Stoß erlitten, England» beste Generale werden von der ganzen Welt für unfähig betrachtet, den schwachen, aber entschlossenen Feind zu bezwingen. Mag da» Ende schließlich fein wie e» wolle, da» tapfere Burenvolk wird für alle Zetten die Sympathte der außerenglischea Welt besitzen, während seine« rücksichtslosen Vergewaltiger nur gerechter Unwille ob feine» schnöden Thun» erhalten bleibt. Die Engländer glauben e» jetzt versuchen zu können oder zu müssen, von Pretoria nach Norden vorzuvriagen. Reuter meldet: Die englisch« Generale Paget und Vadm-Powell sind auf de« Vormarsch nach dem Norden läng» - der Bahnlinie nach Pieter»burg begriffen. ' vermuthltch hängt diese» vorgehen mit den ' Bewegungen de» Burengeaeral» Dewet zu« ' famm«, der in jene Gegend sich begeben hat. t An» Pretoria depeschieren die Engländer vom 21. August bereit»: „General Paget hatte k gestern rin Gefecht mit der Nachhut der ver« s einigten Trupp« Dewet» «ad Delarey». — g Und der Erfolg? Darüber schweigt das eug- lische Telegramm. ' , Dir nrüesttn amtliche« Listen der englische« Verlust« im TranSvaal kriege geben ein förmliche» Räthsrl auf. Am S. Juni, al« nach der Ein« nähme Pretoria» dir Londoner Blätter da» Ende de» Kriege» verkündeten, betrug der eng lische Grsammtverlust — ohne Kranke — 28,728 Mann, darunter 6911 Todte. » Nach den neuesten Mittheiluagen de« englischen Krieg»« amte» beträgt der Grsammtverlust bi» zum 4. August 37,77b Mann, darunter 8822 Todte, obwohl zwischen dem 9. Juni und dem 4. Ang. kein einzige» größere» Treffen stattgefunden hat. Mitten im Vranjestaat sind die Engländer sammt ihrer Bahnlinie noch fortwährend grsährdet. Rach einer Rtntermelduag hatte bei einer RekogaoScirung in der Nähe von venttrSburg Oberst Sitwell 31 verwundete, von einem englischen Erfolge sagt auch diese» Telegramm nicht». ' „Meuter» V«r«au* meldet: General BullerS Streitmacht ging äu- ihrer Stellung von Tryfelaar nach vapwykSvlrZ,' "8 englische Meilen «eiter nördlich, vor. Der Feind widersetzte sich dem Vormärsche und wiederholte die Plänkelei». General French ging gleichfalls bi» in die Nähe von vonwykSvlry vor. — Die» klingt wieder«« keineäweg» wie ein Siegesbericht Buller»! Tryfelaar, 20. August. Die vuren- genernale Botha, Meyer, Schalk Burger, Fourie und Tobia» Smut» sollen zur Zeit mit etwa 8000 Mann und der ganzen Artillerie der Buren in der sich die schweren Geschütze befinden, bei Machadodorp stehen. London, 23. August. Der „Daily Expreß* meldet au« Lourenyo Marques vom 22. d. M.: Präsident Krüger erließ eine Proklamation, die al» Antwort auf die Proklamation Lord Robert» angesehen wird. In derselben heißt e», e» sei unnütz, die Waffen nirderzulegen, denn Lord Robert» habe in seiner Proklamation erklärt, daß alle Buren im Alter von mehr al» zwölf Jahren al» Gefangene angesehen werden sollten, und daß er sie nach St. Helena schicke« - »erde; e» fei ebenso unnütz für die Buren, ihre Kommando» zu verlassen; denn je mehr sie sich ihren Farmen näherten, desto näher feie» sie auch St. Helena^ Der Krieg mit China. „Mit eine« Gefühl der Erreichten«-* so sagen Heu» die „Dresdner Nachrichten* nicht mit Unrecht, „wird vielfach die Nachricht begrüßt, daß General-Feldmarschall Graf Waldersee endlich die Reise nach Ehiaa angetrett« und di« rednerischen Vorspiele und byzantinischen Briur- borien hinter sich hat * E» war für den „Führer der vereinigten Truppen der civiltsirtea Welt* nur zu wünschen, daß die AbschiedSfrierlichkrit« zu Ende gingen, die ihn, bevor er den ruro- päischen Boden verlassen, bereit» im Glanz« eine» glorreichen Triumphator» erscheinen ließ«, mit dem allenfalls nur noch die Helden verglichen werden können, die vor einem Menschenalter von den Schlachtfeldern Frankreichs in da» geeinte Deutschland zurückkehrten. Kritisch veranlagte Beobachter glaubten schon die Wahrnehmung machen zu müssen, daß sich Graf Waldersee auch für da» Uebermaß der Ehrenbezeigungen, die ihm au» Anlaß feiner Ernenouna zum Oberfeld- Herrn der ostastatischen Streitkräfte der ver einigten Mächte erwiesen wurden, nicht ganz unempfänglich zeige und sich mit einigem Be hagen plötzlich in den Mittelpunkt de» allge meinen Interesse» gerückt sah. Beim Abschied in München hat Graf Walderfee selbst den Ausspruch gethan: „Sean da» so fortgeht» komme ich zu spät nach Peking.* «»» Shanghai hat eia Handelshaus in Zürich eine Kabelnachricht erhalten, «ach der dort die Lage durch die Landung fremder Truppe» eher verschlimmert sei, da sich die Be völkerung darüber anfregt. «ine direkte Gefahr für die Fremden sei jedoch nicht vorhanden, aber eia geringfügiger Anlaß Kinne die aufgestachelten Leidenschaften zur Explosion bringen. Der Handel geht flau. «» voa größter Wichtigkeit für di« gedeihliche Lösung de» Knoten» hat «an voa Anbeginn au eia fiste» ZufMU«,»gehe, Rußland», Fraak reich» «ad Deutschland» bezeichnet, aad der Aaschluß der drei Staaten hat im Laufi der Zeit« sich «Kchfid« gchstißt. Im Rücken der Trappen, welch« Petin- besetzt hab«, »eigea sich immer wieder chinesische Heerhaufia. Der englische Admiral Bruce ttle« graphfirt au« Taku vom 20. August: Ei» krdw»