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Hoffnung au», daß ihr auch ferner die Alten bleiben werdet! Die 2. Garde-Jnfanteriebrigade Hurrah! Hurrah! Hurrah! Wilhelm I. 8 " Kamerad Fonrobert schloß hieran ein Hoch auf die Brigade und ihr Osfijierkorp». worauf die Veteranen der drei Regimenter in Sektionen ab« schwenkten und nach einem Parademarsch vor dem Brigadekommandeur unter Führung de» RegimentSmusikchor» zu Kroll marschierten. In fröhlicher Geselligkeit blieben hier bei den Klängen soldatischer Weisen die alten Kameraden mit den Offizieren beisammen, bi» in später Stunde der große Zapfenstreich zum Ausbruch mahnte. Berlin, 16. August. .Wolff» Bureau'' meldet: Graf Waldrrsee versammelte heute Vor mittag die Offiziere de» Stabe» und hielt eine Ansprache. Am 18. August wird da» Armee- Oberkommando für Ostastrn in Kassel von Er. Majestät dem Kaiser empfangen werden. Das selbe fährt am 20. d. MtS. Vormittag» Uhr von Berlin ab. Traf Walderste besucht mit einem Theil de» Stabe» den König von Italien in Rom von Verona au». Die Abreise nach Oitasien mit dem ReichSpostdawpfer „Sachsen" erfolgt am 22. d. Mt». Der Geburtstag Kaiser Franz JosesS wird am 18. August vom Deutschen Kaiser in WilhelmSböhe durch ein Prunkmahl gefeiert werden. Der österreichische Botschafter und der Staatssekretär de» Auswärtigen, Graf von Bülow, werden an dem Mahle theilnrhmen. Eine Erkrankung der Kaiserin Friedrich wird aus London gemeldet. Ob gleich man die Angelegenheit sehr geheim hält, so verlautet doch, daß im Kreise der königlichen Familie große Besorgniß über da» Befinden der Kaiserin Friedrich herrsche. Prinz Max von Sachsen wird in den Lehrkörper der katholischen Universität (Dominikaner-Schule) in Freiburg in der Schweiz eintreten. So meldet das „Luzerner Vaterland." Der Vorschlag, den Grafen Waldersee zum Oberfeldherrn in China oder zum „Welt marschall" zu ernennen, ist nach engl. Blättern vom Czaren in einem eigenhändigen Schreiben an Kaiser Wilhelm gemacht worden. Salisbury wurde sofort wegen seiner Zustimmung auSge- forscht, aber er zauderte lange. DaS gesammte Oberkommando für China wird bestehen au» dem Oberbefehls haber Generalfeldmarschall Graf v. Waldersee, 41 Offizieren und Beamten und 172 Mann. Sachsen wird bei dem Oberkommando für China durch den Hauptmann Löffler vertreten sein. Der bei der Erstürmung der Taku- fortS am 17. Juni schwer verwundete Kapitän Lau» deS deutschen Kanonenboot» „Iltis" hat an seine Verwandten in der Heimath wenige Tage nach dem Gefecht Briefe geschrieben, in welchen sich folgende Stelle findet: „17 Voll treffer an Granaten (12—24 om Kaliber) haben wir bekommen, von denen die bei weitem größere Zahl im Schiff krepiert ist und hier leider so viele meiner braven Leute getödtet oder verwundet hat. Und welcher Hohn! Alle feindlichen Ge schütze und Geschosse kommen auS unserer Heimath; eS sind alles moderne Schnelllade kanonen von Krupp." O e st e r r e i ch. Wenn eS weiter geht wie bisher, wird Wien bald vom Schicksal Prags ereilt sein. Am 17. September wird in dem Wiener Stadttheil Margarethen abermals eine czechische Volksschule eröffnet. Ueber den bisherigen Umfang der UebertrittS- brwegung sind übertriebene Angaben veröffentlicht worden. Nach den Erhebungen deS rvang. Ober- kirchenrathS in Wien traten in Oesterreich im Jahre 1899 inSgesammt 6385, darunter 6047 Katholiken, zur evang. Kirche über, dir meisten unter Annahme deS AugSburgischen, etwa 500 durch Annahme deS helvetischen Bekenntnisses. Im ersten JahreSviertel 1900 traten weitere 1280 Personen, meist Katholiken, in die evang. Kirche rin. Die UebertrittSbewegung war im ersten Halbjahre 1899 mit 3449 Personen am stärksten, ging im zweiten Halbjahre 1899 auf 2936 Personen zurück, zeigt aber mit 1280 Per sonen im ersten Vierteljahre 1900 kein weitere» Nachlassen. Voraussichtlich wird sie noch jahre lang andaurrn. Gerade au» ihrem langsamen Fortgänge darf man den Schluß ziehen, daß sie einem tieferen Empfinden de» Volke« entspringt. Dagegen traten im Jahre 1899 765 Personen au» der evangelischen Kirche au», wovon 675 da» römisch-katholische vekrnntniß annahmen. Der Zuwach», den der Protestanti»mu» erfahren hat; beziffert sich demnach aus 6900 Seelen. Frankreich. Pari», 15. August. (Hirsch» Bureau.) Gerüchtweise verlautet hier, Kaiser Wilhelm und der Ezar werden Mitte September zum Besuche der Weltausstellung nach Pari» kommen. Pari», 15. Aug. Der „«auloi»" meldet, der gestrige Ministerrath habe sich für die Er nennung de» Geoeralfrldmarschall» Grasen Walder see zum Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in China ausgesprochen und demgemäß den Wort laut der zu «rtheilenden Antwort abgrfaßt. Betreff» der PrriSvertheilung auf der Pariser Weltausstellung setzte am DienStag der französische Ministerrath die Einzelheiten der Feier fest, die am 18. August gelegentlich der PreiSverthrilung stattfinden wird. Boa 75,531 Ausstellern sind 42,790 preisgekrönt worden. Unter dm Ausländern zuerkannten Auszeich nungen befinden sich 150 große Preise für deutsche Aussteller. Ein Kongreß von Anarchisten war am 25. August in Pari» geplant. Die franzö sische Regierung aber wird nach einer Pariser Mittheilung der „Magd. Ztg." die Abhaltung de» Kongresse» verbieten. „Man soll doch die harmlosen Leute in Ruhe lassen", sagt Herr Genosse Goldstein in Zwickau. Vom Burenkrieg. Dewet führt die Engländer noch immer an der Nase herum, — bald hierhin, bald dorthin. Immer sind sie darauf und daran ihn zu fangen, aber unvermuthet entkommt er und sie schauen ihm verblüfft nach. Ein Telegramm deS Feld marschall» Roberts meldet au» Pretoria vom Montag: Lord Methuen und Lord Kitchener sind noch immer auf der Verfolgung deS Generals Dewet und de» Präsidenten Steijn begriffen. Eine Depesche Kitchener« von heute früh 8 Uhr auS SchoolplaatS, 8 Meilen östlich von BenterSdorp, besagt: In der vergangenen Nacht sprengte Dewet drei seiner Wagen iw die Luft; 60 gefangene Engländer und 1 Offizier entkamen aus seinem Lager; sie erzählen, Prä sident Steijn dürfe das Lager nicht verlassen und werde unter Ueberwachung gehalten. Dewet habe sich genöthigt gesehen, einen Theil seiner Munition im Stich zu lassen und habe auch 30 völlig erschöpfte Pferde zurückgrlassrn. Die Ge fangenen bestätigen ferner die Meldung, daß Lord Methuen eines der Geschütze Dewet» ge nommen und den Haupttrupp de» Feindes mit gutem Erfolg beschoffen hat. — Der Zug de» General« Buller nach Norden hat nach deS Feldmarschalls Bericht vorzügliche Ergebnisse gehabt. Pin Feldkornet hat sich mit 182 Mann vom Standerton-Kommando ergeben. London, 16. Aug. Wir die „DailyMail" auS Laurenyo MarqueS von gestern meldet, kam eine russische Ambulanz, die auS 35 Personen, meist Frauen, bestand, am 14. d. M. dort an; sie wurde jedoch zurückberufen, um unverzüglich nach China abzugehen. — Der „Daily Tele graph" meldet vom gestrigen Tage auS Durban, daß General Buller auf dem Morsche nach Bar berton sei. Der Krieg mit China. Vom Frieden ist jetzt wohl die Rede, aber es ist keine Aussicht, daß man zu ihm ge langt. Der im Stillen vorbereitete Uebersall der Fremden durch die Chinesen mit der aus gesprochenen Absicht, alle Angehörigen der weißen Raffe in» Gelbe Meer zu werfen, wird noch große Folgen haben. Selten hat eine Frage, von solcher Wichtigkeit und Tragweite da» gesammte Europa beschäftigt, wie die Wirren in China. Welches die Lösung sein wird, kann zur Stunde Niemand Voraussagen, um so weniger, weil sie nicht allein von den Ereignissen im äußersten Orient abhängig ist. Auch über den Verlauf de» Feldzuge«, besonder» über die durch ihn zu erzielenden Erfolge, läßt sich schwer etwa» sagen. Daß die vereinigten Truppen siegreich sein werden, allerdings mit manchen Verlusten, wird Jedem von vornherein klar sein; ander» aber verhält eS sich vielleicht mit dem politischen Sieg. Eine schwerwiegende Frage ist gleich die: „finden die Mächte nach der Einnahme von Peking eine Regierung in oder bei der Hauptstadt, die zu Unterhandlungen geneigt ist?" Mit Recht fragt die „Krruzzritung": „Wenn die gegenwärtigen Machthaber, die Kaiferin-Wittwe, Prinz Tuan oder Andere, au» Furcht vor de« Alliirtrn und ihrer Rache, Peking verlassen und den von ihnen beherrschten Kaiser Kwangsü oder dessen Nachfolge, mit sich schleppen, vielleicht nach der alten Hauptstadt Singaasu oder noch weiter in'» Innere, wa» dann? Kanu t man daran denken, in'» Herz von Lhstta ich» ExpeditionSkorp» zu senden, in «ine Entfernung von 200 bis 300 deutsche Meilen von der Küste, in «in Land ohne jede Möglichkeit de» Trans porte», wohin überdies Alle» von Europa ge liefert werden muß, Lebensmittel und Krieg», bedürfniffr?" E» wäre die» ein ungeheuere» Unternehmen, da» äußerst zeitraubend sein würde und mehrere hunderttausend Menschen, sowie nicht wenige Millionen erforderte, ohne dabei einen sicheren Erfolg zu versprechen. Vielleicht könnte man in Peking eine provi sorische Regierung einsetzen, um mit dieser zu unterhandeln? Aber welchen Einfluß könnte diese auf die Provinzen auSüben, welche Autorität genösse sie, da sie ja von den fremden Barbaren ausgestellt wäre? Eine Antwort ist überflüssig. Bi» jetzt hat e» zwar noch den Anschein, al» ob mehrere Bicekönige de» Süden» neutral bleiben wollten; selbst wenn diese sich den Mächten anschlöfsen und sich einer neuen Re gierung Unterzuordnen geneigt wären, so muß ihre Haltung noch lange nicht die ganze Provinz nach sich ziehen. Ihr ganzer Beamtenapparat würde möglicherweise aufhören zu funktionieren, die Bevölkerung würde sich trotzdem erheben, ein innerer Kamps würde die Anarchie noch größer, die Auflösung allgemein machen. Ferner liegt die Möglichkeit vor, daß nach dem Einzug in die von jeder Regierung verlassene Hauptstadt die Vertreter der Mächte e» mit mehreren Partei- Häuptern zu thun haben werden, die alle die höchste Gewalt für sich in Anspruch nehmen. Mit wem soll dann verhandelt werden, wenn wirklich einer der Prätendenten oder die für ihn Handelnden sich dazu verstehen wollen? E» ist zu fürchten, daß der Kaiser, der al« solcher von den Mächten anerkannt wird, von der Mehr zahl der Chinesen al» unberechtigt angesehen wird, sobald irgend ein anderer Thronanwärter den leisesten Rechtsanspruch geltend machen wird. Dieser Fall bedeutet auch wieder den Bürger krieg und eine Reihe von Verwickelungen der schwersten Art. ES kann ja sein, daß diese Befürchtungen sich nicht verwirklichen, eS genügt aber, ihre Möglichkeit einmal in'» Auge zu fassen, um darzuthun, daß die gegenwärtige Krisis ständig die schlimmsten Wendungen annehmen kann und zu einer rosigen Auffassung gar keinen Anlaß bietet. Selbst wenn man annimmt, daß noch vor der Besetzung Peking» oder infolge derselben die chinesische Regierung wieder zur Vernunft kommt, und die gemäßigteren Elemente, welche zum Nach- geben geneigt sind, die Oberhand gewinnen, so bleibt die Lage immer noch höchst verwickelt. Unmittelbar nach der Besetzung Peking» erhebt sich dann die Frage der Behandlung China», da für da» vergossene Blut und den angerichteten Schaden volle Genugthuung geleistet werden muß. Da» nothdürftig ausrechterhaltene Einvernehmen der Mächte wird dann eine Haupt probe zu bestehen haben. E» ist höchst fraglich, ob Großbritannien und die Vereinigten Staaten den etwaigen Ansprüchen Deutschland» ihre volle Unterstützung angedeihen lassen werden. In ihrer Ehre und auch materiell weniger geschädigt — vielleicht auch weniger empfindlich — gehen ihre Bemühungen ja schon lange darauf, möglichst rasch wieder mit China in'» Einvernehmen zu kommen. Die Zahl der in Peking ringeschlossenen Fremden wird bekanntlich auf etwa 1000 ge schätzt. Die Mitglieder der Gesandtschaften zählen rund 100, de» Scezollamt» 100, der Missionen 300 und die sonstigen ansässigen Europäer 150. Die Gesandtschaftswachen zählen zusammen 450 Mann. Davon kommen 50 auf die deutsche, je 40 auf die österreichische und die italienische. In Shanghai sucht England sein Geschäft zu machen. Der Pariser „Figaro" hebt bereit» die Nothwendigkeit hervor, England vor Shanghai nicht ganz allein schalten und walten zu lassen. E» sei Vorsicht geboten gegenüber den englischen Versicherungen, daß seine Verhandlungen mit den Chinesen den Mächten inSgesammt zu gute kommen sollen. Au» Peking liegen jetzt Nachrichten bi» zum 9. August vor: Die letzten sind vom dortigen italienischen und französischen Gesandte« eiagrlaufrn. Durch Vermittelung de» chinesische« Gesandte« in London ist nämlich eine vom 9. Aug. datierte Depesche de» italienischen Gesandten au» Peking in Rom eingetroffen, di« besagt, daß die Ernennung Li-tzung-Tschang» zu« Frieden»- Unterhändler dem italienischen und d« ü Gesandte« «itgethellt worden ist. Dir