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Briefwechsel zwischen den Kaisern von China und Japan. Die Abendblätter der deutschen Presse ver öffentlichten am 23. Juli einen au» japanischer Quelle stammenden Briefwechsel zwischen den Kaisern von China und Japan. Nach einer au» Tokyo, 20. Juli, datirten Devesche, welche auch der hiesigen Kaiserlich japanischen Gesandtschaft vom Auswärtigen Ministerium in Tokyo zuge- fandt worden ist, lauten die Schreiben der beiden Kaiser wie folgt: Der Kaiser von China an Se. Majestät den Kaiser voll Japan. Während Unser Reich sich in aufrichtigen Freundschaftsverhältnissen mit dem Reich Eurer Majestät befand, wurde der Kanzler Eurer Majestät Legation vor etwa einem Monat ange griffen und ermordet. Durch diese» Ereigniß tief betrübt, haben Wir Befehl gegeben, die Individuen, welche diese» Verbrechen begangen hatten, zu ergreifen und zu bestrafen. Jedoch hatten die fremden Mächte, im Glauben, daß bei dem bestehenden Konflikt zwischen Unfern christ lichen und nichtchristlichen Unterthanen Unsere Regierung die Bewegung gegen die Christen unterstützt hätte, die Fort» von Taku ange griffen und besetzt. So entstanden Feindselig keiten. Die Lage und die Beziehungen zu den Mächten sind immer verwickelter geworden. — Der Westen und Osten stehen sich feindlich gegen über. Eurer Majestät und Unsere Staaten sind die einzigen, welche den Osten aufrecht erhalten. Nicht blo» auf China richten sich die lüsternen Blicke der Mächte, um ihre Pläne zur Geltung zu bringen, sondern fall» China nicht im Stande ist, seine Stellung zu behaupten, so befürchten Wir, daß auch sür Eurer Majestät Reich die Lage unhaltbar werden wird. Die Interessen der beiden Reiche sind eng mit einander ver bunden, und Wir hoffen daher, daß Eure Majestät die Angelegenheiten untergeordneter Bedeutung in diesem Moment übersehen möchten und mit Un» gemeinschaftliche Sache machen, um Unsere gleichartigen Interessen zu beschützen. China ist gegenwärtig so vollständig durch seine militärischen Operationen in Anspruch genommen, um den Ausstand zu bewältigen, daß e» nicht im Stande ist, der von außen drohenden Gefahr die Spitze zu bieten und die Verwicklungen mit den Mächten zu einer erfolgreichen Lösung zu führen. Wir sind daher darauf angewiesen, auf die Unterstützung desjenigen Lande» zu rechnen, welche», wie Unser Reich, einen Theil von Asten bildet. Unter diesen Umständen richte« Wir diese Botschaft an Ture Majestät in einem absolut offenen und vertrauensvollen Geiste, und bitten Wir, Eure Majestät mögen Maßregeln anordnen, die für gut befunden werden, unter Eurer Majestät» mächtiger Führung Frieden und Ordnung wieder herzustellen. Am 7. Tag de» 6. Monat» im 26.Jahre Kwangsu. — (3. Juli 1900.) Der Kaiser von Japan an Se. Majestät den Kaiser von China. Während bisher nur gerüchtweise verlautet, daß Sugiyama, der Kanzler unserer Gesandt schaft, vor einiger Zeit ermordet worden sei, hat bisher eine positive Bestätigung dieser Nachricht gefehlt. Eurer Majestät Telegramm, welche» soeben ringrlangt ist, hat nun diese Thatsache bestätigt und un» tiefen Schmerz verursacht. Seit diesem peinlichen Ereigniß hat die Insurrektion im nördlichen Theil« Eurer Majestät Länder eine« stetig wachsenden, heftigen Charakter an genommen, und den gesetzwidrigen Handlungen wurde freier Lauf gelassen, während in Peking die diplomatischen Vertreter der Fremdmächte und die Mitglieder der Gesandtschaften umzingelt und angegriffen wurden. E» wird sogar gemeldet, daß der Gesandte einer Macht überfallen worden sei. Wir hören, daß di« Truppen Eurer Maje stät außer Stande sind, die Insurgenten zurück- zutreibrn und zu unterwerfen. Die Handlungen der Insurgenten verlrtzen auf da» Empfindlichste da» völkerrechtlich« Prinzip, daß diplomatische Agenten mit höchster Achtung zu behandeln und ihre Personen unverletzlich sind. Di« Bettidiguna ein«» diplomatisch«« Vertreter» ist ein verstoß g«g«a da» Völkerrecht und e» ist kau« nöthig, darauf hinzuweiseu, wie schwer da» verbrechen de» Gesaodtenmorde» ist. Wenn Eurer Maje stät Regierung aber ernstlich sich entschlossen -ich RkiWnrrkttOU »» bekämpfen »uddtt ve- freiung der Gesandten in» Werk zu setzen, würde die Lage sich verhältuißmäßig günstiger gestalten. Die Unterdrückung de» Aufstand«» und die Rettung der fremden Vertreter ist eine Pflicht, welche Eure Majestät ebensowohl gegenüber Ihrem eigenen Reiche, wie in Bezug auf di« Mächte der Welt zu erfüllen haben, und diese» sollte sobald wie möglich geschehen. Seit dem letzten Monat haben die Mächte starke Streit kräfte bei Tientsin gelandet, und hat Japan e» für nöthig gehalten, ebenfalls seine Truppen dahin zu entsenden. Der Zweck dieser mili tärischen Aktton ist, die Insurrektion zu unter drücken und die diplomatischen Vertreter und andere Fremde zu befreien. Darüber hinaus haben die Mächte keinen weiteren Zweck im Auge. Wenn Eurer Majestät Regierung keine Zeit verliert, die Gesandten der fremden Mächte au» ihrem Belagerungszustand zu befreien, hoffen Wir, daß die Mächte darin ein Zeichen erkennen werden, daß e» Eurer Majestät ernst damit ist, «inen Krieg zu vermeiden und da» Unglück, welche» sonst Eurer Majestät Lande treffen würde, dadurch-zu mildern. Meine Re gierung hat, wie Eurer Majestät bekannt ist, für Ihr Land herzliche Gesinnungen gehegt und wird, fall» die Verhältnisse r» gestatten, sich nicht weigern, an den geeigneten Stellen ein freund liche» Wort einzulrgen. Bedingung ist aber, daß Eurer Majestät Regierung sofort den Ausstand unterdrückt und wirklich die fremden Vertreter au» ihrer Lage befreit. Erst dann kann Japan sich bereit finden, seinen Einfluß bei den eventuellen Ver handlungen zwischen Ihrem Reiche und den fremden Mächten zum Zwecke der Erhaltung der Interessen Ihre» Reiche» zu vrrwerthen. E» ist Unser ernster Wunsch, daß diese tele graphische Antwort auf Eurer Majestät Bot schaft Ihrerseits eine ernste Beachtung finden möge. Tokyo, 13. Juli im 33. Jahre Meiji (1900). . Mutsuhito. Sachsen. - Bischofswerda, 10. August 1800. — (Da» Jubiläum der Rückfahr karte.) Die Rückfahrkarte, im früheren Eisen bahndeutsch Retourbillet genannt, kann in diesem Jahre ihr fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern. Früher reiste man wie auf der Post, mit Fahr zetteln, die den Namen der Ausgangs- und Endstation der Reise, die Bezeichnung der Klasse und de» Platze», sowie den Fahrpreis enthielten. Zu Kontrollzwecken waren diese Fahrzrttel dann meist mit einem Koupon versehen, der beim Be treten der Versammlungslokale (Wartesäle) oder der Perron« durch den Portier oder Schaffner abgetrennt werden mußte. Fahrzettel und Koupon wurden mit dem Tage»- und Zug stempel versehen, eine Förmlichkeit, die nament lich für die Inhaber schon früher gelöster Fahr zettel ihr Unangenehmes hatte. Erst Anfang« der vierziger Jahre führte man in England da» Edmonsonsche Ticket auf den Eisenbahnen ein, ein länglich-viereckige« Pappkärtchen, da» die nothdürstigsten Angaben enthielt. In Deutsch land hat man etwa» länger damit gewartet; denn in einem alten Eisenbahnreglement vom Jahre 1849 heißt e» noch: Alle Fahrbillet» sind nur für die darauf gestempelte Fahrt giltta, daher jeder Käufer sofort zu prüfen hat, ob sie auf die gewünschten Fahrten lauten. Erft 1880 findet sich da« englische Billetsystem auch bei unseren Bahnen und zugleich auch hier und da schon da» Retourbillet, allerdings vorerst nur bei keinen Bahnen und zu Vergnügungsfahrten. —* (Deutscher Radfahrerbund.) Die vom 3. bi» 6. August in Magdeburg abgehaltene Berathung der Delegierten zum 17. Bundesfeste hat beschloss««, den nächstjährigen Bundestag in Dresden abzuhalttn. — Urber die Bedeutung de» „Bunde»- sprach sich Se. Exzellenz der Staatsminister v. Bötticher, Oberprästdent der Provinz Sachsen, anläßlich de» am 6. August im »FürstenHof- zu Magdeburg stattgehabten Festmahle» iU einem Toaste etwa wie folgt au»: Der jetzige Bundestag in der gutta alte« Stadt Magdeburg hab« dargetha«, daß der „Bund- AuSgmttchnettS zu leiste« «nd alle Schichtender Bevölkerung sür sich «ad für den Radfahrsport z« iattreffttren vermag. Dazu beglückwünschte der Rttmer den „vund* «ad knüvstt daran den herzlichen lvmfch, daß der „Deutsche Radfahrer bund- immerdar da» bleibe« möge, wa» er fei, ein« Zierde unsere» deutschen Volksleben». (Jubelnder Beifall.) In diesem Sinne bringe er dem „Vundr- ein kräftige» „All Heill- Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 10. August. Durch Feuer wurden vernichtet: Da» Wohnhau» de» Ofensetzer» Kinderman« zu Leuttr»dorf und da» de» Musiker» Lehmann in Cunnersdorf bet Löbau; 3 Gehöfte zu Tuchlowitz im böhmischen Grenzgebiete; da« Johnrschr Hau» zu Groß- Hennersdorf (Blitzschlag); eine Getreidrpuppe bei Gritschen (Blitzschlag); di« vor 18 Jahren nruerbauten Gebäude, Wohnhau», Stallung und Scheune de» Georg Bazki zu Wunsche (pr. L ). — Zu Krunnla im böhmischen Grenzgebiet stürzte ein Maler mit und von der Leiter und wurde schwer verletzt. — Herrn vr. msä. Hesse in Pirna ist die Erlaubniß zur Errichtung einer Privatklinik für Augen- und Ohrenleidende er- thrilt worden. - - Zwischen Bautzen und Sritschen wurde ein gut gekleideter Mann festgenommen, der ein Sittlichkeitrattentat auf ein in Dahren dienende» Mädchen aus offener Straße gemacht. — Nicht besser ging e« einem Strolch, der die Leichenfrau von der Seidau in der Nähe eine» Gebüsche» anfiel. Trotz kräftiger Gegenwehr und mehrfacher Hilferufe der Frau, ließ er sie zu seinem eigenen Schaden nicht lo», denn e» kamen Feldarbriter zu Hilfe, packten ihn uud überlieferten ihn der Behörde. — Der Tischler meister Hennig in Oppach feierte am 8. Juli da» 80jährige Ehejubiläum. Meißen, 8. Aug. Die hiesige Bäckerinnung feiert am 18. und 16. August da» 400jährige Jubiläum ihre» Bestehen». Bon Geschäftsfreunden ist der Innung eine neue Fahne gestiftet worden. Meißen. Einem Biehtreiber, welcher ein paar Kühe «ach Okrilla trieb, riß sich eine der selben lo» und rannte in wilder Hast nach Cölln zurück. Die 72 Jahre alte Frau Wittwe Lommatzsch au» Bohnitzsch, war im Begriff, Ge- trrideährrn auszulrsen und stand in gebückter Stellung, al« sie von dem wild gewordenen Thiere umgerifsen wurde. Dabei erhielt sie mit den Hörnern so schwere Verletzungen an der Brust und am Kopse, daß sie nach anderthalb Stunden ihren Geist aufgab. Leipzig. Die 17. Hauptversammlung de» Verbände» der Handelsgärtner Deutschland» hat , al» nächsten Versammlungsort Dresden gewählt. — In die EmmauSkirche im Stadttheil Leipzig. Sellerhausen ist abermals ringrbrochrn worden. Der Geldschrank wurde gewaltsam geöffnet, indessen gelang e» den Kirchendiebrn nicht, zu den im Tresor liegenden Baarsummen zu ge langen. — Anarchisten au» Berlin, Halle, Magdeburg usw. — etwa 20 an der Zahl und meist grüne Burschen — hatten sich am Sonntag hier zu gemeinsamer Berathung in einer Lrutzscher Wirthschaft versammelt, wo sie „geklappt- wurden. Bei der Visitation der Leute fanden die Polizei organe anarchistische Zeitschriften und Sammel listen für die Angehörigen verurtheiltrr Anar chisten. Der Einberufer der geheimen Versammlung, ein Handlungsgehilfe Lange au» Berlin, ver weigerte r», sich visitieren zu lassen, übergab aber seine Papiere schließlich mit der gesetzlich ihm zustehenden Forderung, daß diese versiegelt dem Untersuchungsrichter übergeben würden. Lange wird sich wegen Widerstand» gegen die Staatsgewalt, seine Genossen wegen Thrilaahme an einer nicht gemeldeten Versammlung zu ver antworten haben. Falkenstein, 8. Aug. Vergangenen Freitag wurde von der hiesigen Schutzmannschaft in der Person de» au» Treuen stammenden Maurer- Kölbel ein «eldmännel verhaftet. Er hatte einem Flaschenbirrhändler au» der Treuenrr «egend 600 ML mit dem Borgeben abgeschwindelt, ihm dafür eine größere Summe falschen Gelde» auszuliefern. Auerbach, 6. August. In den Räumen unsere» SchühenhauseS fand am 4. und 8. d. M. zur Abhaltung de« LandrSverbandStageS sächsischer Trichinen« und Fleischbeschauer ein« zahlreich be- suchte ' Versammlung statt. Am Sonnabend «bead erfolgtt di, Vorberathung der Tage»- ordnnng für den verbandst«», welchrr am Tage darauf Mittag» 11 Uhr durch den Lande», verbandsvorsitzenden, Herrn «. Lorenz, «öffne» wurde. Plaue« «. v., 8. August. Spanische Schwindler suchen wieder unsere Gegach »tt äffaenmaa ldH" VNäUMNW VNEsTN HElM. NW VN» WDtßßGAk