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jetzt Trosttelrgramme seht nöthkg und Lor- Robert» kann nur wünschen, daß durch günstige Nachrichtta au» dem Süden seine eigenen Miß erfolge iw Norden etwa» verdeckt werden. Ja Transvaal ist Lord Robert» selbst bekanntlich von Pretoria au» nach Osten vorgerückt, um die Eisenbahn nach derDelaaoabay in seinen Besitz zu bringen. Run wird au» Pretoria gemeldet: Lord Robert» ist von General Botha zu« Rückzüge gezwungen worden und kehrte mit völlig desorganisiert«« Train und vielen -ranken nach Pretoria zurück. Der aesammte Vormarsch ist ausgegeben. General Delarey schlug HickmannS berittene Infanterie und schloß General Baden-Powell in Rusten- bürg ein. Sollte dieke Meldung, die allerdings von dem berüchtigten Leipziger Seekabel herrührt, sich bestätigen, so wär« der Rückzug der englischen Hauptarmee auf Pretoria thatsächlich ein Erfolg, wie ihn die Buren lange nicht errungen haben. Daß Lord Robert» die Ergebung der 5000 au» Pretoria gemeldet hat, ist ein für ihn be denkliche» Zeichen. Der Krieg mit China. Li-Hung-Tschang hat, wie „New-Kork Herold" zu melden weiß, «in vom 24. Juli batikte» Edikt au» Peking erhalten, welche» an geblich erklärt, die chinesische Regierung beab sichtige, die fremden Gesandten al» Geißeln zurückzubehalten. Gleichzeitig sei Li-tzung-Tfchana der Befehl zugegangen, von Shanghai eiligst »ach Peking zu kommen, um den Oberbefehl der kaiserlichen Truppen über die fremden Truppen zu übernehmen. Da wird also dieser schlaue Fuch» nun doch wohl Farbe bekennen müssen! In den Wusung-Forts bei Shanghai befinden sich jetzt 2500 Mann chinesische Truppen, weitere 3000 Mann stehen im Arsenal; e» kommen aber noch stündlich neue Truppen au. Das Treiben der Anarchisten. Die letzte anarchistische Greuelthat wirft erneut die Frage auf, wann endlich diesem Mord gesindel mit aller Schärfe entgegen getreten werden wird; versuche sind allerdings wiederholt gemacht worden, aber ebenso oft sind sie auch gescheitert. E» erscheint drShalb angemessen, einen Blick auf die Geschichte anarchistischer Greuelthaten zu werfen. Die ersten starken Spuren de» Anarchismus machten sich bemerkbar im April 1877 in der italienischen Provinz Benevent. Archive werden zerstört, Steuerämter geplündert, der „Staat an sich" al» da» Urbrl verschrien. Im folgenden Jahre giebt e» Mordanschläge auf die Könige von Spanien und Italien, -rapotkin und Paul Brousie gaben die erste anarchistische Zeitschrift „L'Aoant-Garde" heraus. Zu Freiburg in der Schweiz halten die Anarchisten einen Kongreß ab, der ein vollständiges Programm annimmt. E» heißt darin: Abschaffung der Staatswesen in jeder Form, unter Einschluß der angeblichen Centralstelle der öffentlichen Verwaltung; ferner Ausbreitung der Lehren durch Wort und Thal; Abschaffung der Abstimmung, da auch die Mehr heit nicht die Minderheit vergewaltigen soll. Bon nun an finden jährlich Versammlungen statt, internationale, nationale und örtliche. Die Menge der Zeitschriften kann kaum noch ver zeichnet werden, wenn auch die meisten nur ein kurze» Dasein haben. Viele sind mit den auf reizendsten Zeichnungen auSgestattet. 1893 kamen nicht weniger al» 63 anarchistische Veröffent lichungen heran», theil» einmalige, theil» perio dische. Der thätigste Führer wurde nun Fürst -rapotkin. Unermüdlich sorgte er für neu« Flugblätter und Zeitungen. In dieser Zeit wallte der russische Nihilismus auf; r» gab da» Attentat der Wjera Sassulitzsch, die Ermordung de» General» Trepow und andere. Im Jahre 1881 gipfelte der Nihilismus in der Ermordung de» Czaren Alexander II. 1882 brachen t« südlichen Frankreich, namentlich in und um Lyon, anarchistisch« Unruhen au». 66 Anarchisten werden anaeklaat, 47 verurtheilt. 1883 tritt die „Petroleuse" Louise Michä in den Vorder grund. Plünderung der Pariser Bäckerläden. Da» Jahr 1884 bringt die Enthüllung de» Niederwald.Attentat»; der Urheber ReinSdorff wird 1885 hingerichtet, ebenso später der Mörder de» Polizeirath» Na«pf la Frankfurt a. M. Dieser letzter« Mord «ad der Erplostoadoersuch gegen da» Frankfurter Polizeiprästdin« stad echt anarchistisch. 1886 bringt Uarnhea in Frank, reich «ad Belgien, sodana de« U«krahr t Lhigaco, wo von Italienern eine Bomb« «nte tag in ländlicher Zurückgezogenheit. Möge dem be rühmte« Strategen, der so wesentlich mit zu den Erfolgen der preußischen Waffen im Feldzuge von 1866 und dann namentlich der deutsche» Heere gegen Franleeich im Jahre 1870 brigetragru hat, auch fernerhin «och eia ungetrübter Lebens abend beschieden sein. Oesterreich. Wien, 30. Juli. Sämwtliche Blätter drücken ihren Abscheu über den -önig-mord in Mynza au». Die „Neue Fr. Presse" sagt, der Tod König Humbert» werde nicht nur in Italien, sondern auch in aller Welt da» tiefste Beileid Hervorrufen. Der König sei der beste Patriot gewesen. Da» Blatt hebt die hohen Charakter eigenschaften de» König» hervor und schreibt, Oesterreich-Ungarn und Deutschland werden die ersten unttr den kondolirenden Staaten sein, da König Humbert ihr treuer Verbündeter war. — Da« „Fremdenblatt" schreibt, e» sei schreck- lich, daß ein König, der niemals an sich, stet» an seine Pflichten dachte, der von seinem Lande geliebte und von der ganzen Welt verehrte König von einem Sohne seine» Lande» ermordet wurde. — Da» „Vaterland" sagt, die menschliche Sprache finde keinen Ausdruck, um da» abscheu liche Verbrechen zu brandmarken. Wien, 30. Juli. Wiener Tzechen ver anstalteten gestern unter freiem Himmel bei Wien ein von 2500 Personen besuchte» Volks meeting, in welchem die Regierung und da» Staatswesen heftig angegriffen wurden. Ver langt wurde volle Gleichstellung der Wiener Ezrchen mit den Deutschen, die Errichtung von czechischen Volk»- und Mittelschulen in Wien, Einfluß auf die Gemeindeverwaltung und Ver tretung der Czechen Rieder-Oesterreich» im RrichSrath und Landtag. Da» Meeting verlief ohne Störung; ein große» Wachaufgebot sorgte für die Sicherheit der Czechen. Italien. Rom, 30. Juli. Die Ermordung des König» wurde hier Nacht» 4 Uhr bekannt. Der Ministerpräsident und der Vizepräsident de» Senates sind nach Monza abgereist. Die übrige« Minister bleiben ständig versammelt. E» werden Befürchtungen gehegt, daß in Mailand und Sizilien eine Revolution auSbricht. Der Ministerrath hat infolgedessen beschlossen, bei den geringsten Unruhen den Belagerungszustand über bestimmte Bezirk und unter Umständen über ganz Italien zu verhängen. Der Mörder hat die That ohne die geringste Reue eingestanden. (Der Anarchismus feiert einen neuen Triumph. Er gleicht dem Triumph einer giftigen Natter, die sich rühmen kann, daß sie den Menschen tückisch aus dem Versteck hervor in die Ferse zu stechen vermag!) Rom, 31. Juli. Die Königin betete letzte Nacht lange in dem Gemache, in dem die Leiche de» König» ruht, und zog sich erst gegen Morgen zurück. E» verlautet, daß der Mörder Bresst letzten Freitag in Begleitung eineS^Mfhen Manne» bei einer Wittwe Rossi vorsprach und bei ihr eine Wohnung suchte. Der Begleiter Bresst» wird jetzt gesucht. Weiter heißt e», daß die Mailänder Polizei bei einer Haussuchung in dem Hause eine» gewissen Ramella wichtige Schrift stücke an sich nahm, au» denen hervorgrhen soll, daß Bressi mit Individuen in Amerika in Ver bindung gestanden hat, und zwar mit Bezug auf da» von ihm begangene Verbrechen. Bei dem oben erwähnten Ramella wohnte Bressi mit einem Toskaner Namens Giusti zusammen. Der Kellner de» WirthShauseS, in dem diese beiden Genoffen verkehrten, erklärte, daß sie sich von einem großartigen Plane unterhielten, der die Welt in Erstaunen setzen sollte. Giusti ist ver haftet worden. Als Bresst bei Ramella wohnte, gab er sich für einen Franzosen aus und sprach immer nur französisch. Alle» deutet darauf hin, daß Bressi sein Verbrechen lange vorbereitet hat. Rom, 31. Juli. König Viktor Emanuel HI. und seine Gemahlin schifften sich heute vor mittag 11V, Uhr in Reggio-Calabria unter lebhaften Zurufen der Bevölkerung au» und fetzten um 12 Uhr 55 Min. die Reise nach Neapel fort. Die Minister, zahlreiche Senatoren und Deputirte begeben sich nach Neapel, um dort «st dem neuen KönigSpaar zusammenzu treffen. Heute früh leistete« die Truppen in Rom und in allen italienischen Garnisonen de« neuen König den Eid der Treue unter dem Beifall der Menge. In ganz Italien herrscht vollkommene Ruh«. Die Trauerkuadgebungea «ehmen einen immer größeren Umfang an. Rom, 31. Sali. Kaiser Wilhelm hat an den König Viktor Emanuel M. und die Köaigia Margherita «ach Empfang der Traaerkande ei«e in den wärmsten und herzlichste« Au», drücken abgefaßte» Beileidstelegramm gerichtet. Rom, 31. Juli. Wie die Blätter melden, wird König Viktor Emanuel HI. heute Nacht oder morgen früh in Brindisi landen nad sich sofort nach Monza begeben. Monza, 31. Juli. Heute Nachmittag 1 Uhr wurde die Urkunde über den Tod de» König» Humbert ausgenommen. Die Aufnahme dex Urkunde geschah im Schlafzimmer de» König». Al» Zeugen wohnten dem Akte di Rudiai und der frühere Minister de» königlichen Hause» Ratazzi bei. Al» Standesbeamter fungirte der Vizepräsident de» Senat» Finali, al» Notar der Krone der Minister de» Innern. Da» Antlitz de» König» hat sich nicht verändert. Der König scheint zu schlafen. Der Graf von Turin und ein Ordonnanzoffizier halten bei der Leiche Ehrenwache. Der Ministerpräsident fährt heute Abend mit Sonderzug nach Rom zurück. Frankreich. Pari», 30. Juli. Sofort nach Empfang der Nachricht von der Ermordung de» König- Humbert richtete Loubet folgende» Telegramm an den König Viktor Emanuel HI.: Ich bringe Ew. Majestät die einmüthige Entrüstung meine» Lande» über den fluchwürdigen Mordanschlag zum Ausdruck, durch welchen Italien seine» edlen Oberhauptes beraubt wurde. Ich bitte Ew. Majestät, die Versicherung meiner lebhaften Theilnahme entgegenzunehmen und der Königin Margherita meine ergebenste Huldigung und mein aufrichtige» Beileid zu Füßen zu legen. Pari», 30. Juli. Der „TempS" (Regierungs blatt) theilt mit, die italienische Regierung sei am 20. Juli von österreichischen Behörden in Kenntniß gesetzt worden, daß eine geheime Gesell schaft den Tod de» König» von Italien beschlossen habe. Die österreichische Behörde habe am ge nannten Tage einen Menschen verhaftet, welcher erklärte, er sei von einem Anarchistenklub, dem er angehöre, auserwählt worden, den König Humbert zu ermorden. Bier andere Souveräne seien von den Anarchisten ebenfalls zum Tode verurtheilt. Der betreffende Mensch habe hinzu gefügt, seine Berhaftung verhindere nicht die Ausführung de» Urthril», denn ein anderer Anarchist sei dazu bestimmt worden, ihn zu ersetzen. Sobald nun der italienische Minister de» Innern die Depesche der österreichischen Regierung empfangen hatte, sei die Sicherheit»- wache für den König verstärk worden. Der König habe aber bemerkt, daß er stärker bewacht werde und habe verlangt, daß bezüglich seiner Bewachung alle» beim alten bleiben solle. Vom Burenkrieg. In Südafrika scheint e» nun doch mit dem verzweifelten Widerstande der Buren gegen die Engländer zu Ende zu gehen. Bei Fourierburg ergab sich, wie „Reuter'» Bureau" au» Kapstadt vom 30. Juli meldet, der Burengeneral PrinSloo mit 5000 Mann, von welchem schweren Schlage sich die Sache der Buren kaum «och erhole« dürfte. Ferner hat General French Middelburg besetzt, womit der Ring um die Reste der Buren streitkräfte im nordöstlichen Transvaal wohl ge schloffen worden ist. Bestätigt wird leider die Nachricht Reuter» über die Ergebung von 5000 Oranje-Buren. Ein Telegramm de» Feld- marscholl» Robert» au» Pretoria berichtet über seine Operationen, welche die Kapitulation der Armee PrinSloo» zur Folge hatten. Diebritischen Truppen wurden vom 26. bi» zum 28. Juli von verschiedenen Punkten au» vorgeschoben. Al» sie vorrückten, hielten die Bure« ihre Stellungen in nachdrücklicher Weise. Schließlich hißte PrinSloo die Parlameatärflagge and bat um einen Waffenstillstand von vier Tagen. Später drückte er die Geneigtheit au», sich zu ergeben unter der Bedingung, daß de« Buren ihre Pferde und Gewehre belassen und ihnen gestattet würde, auf ihre Farmen zurückzukehrrn. Beide Forderungen wurden abgrlehat und General Hunter erhielt den Befehl, den Kampf fortzusrtze«, bi» der Feind vernichtet sei oder sich ergeben habe. Schließlich ergab sich Prin»loo mit 5000 Mana bedingu«g»lo». Fast «ine viertelunllioa englische Truppen stehen inr Felde, wie jüngst im englischen Parlamente von der Regierung dargethaa wurde, «« die wenigen Bure« z« erdrück«, und Ruh« ist also bei den Erfolgen der Engländer nicht zu holen. Gleichwohl wird in London Jubel über dies« neuen Erfolg sein! N«r wird «an den verdacht nicht los werden können, -aß der Sieg größer därgestellt wir-, al» er in Vagheit ist, denn -le englisch« Regierung braucht gerade