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Der sächsische Erzähler. Wette » »AGG fämmtlich besetzt ; zum Oberbefehlshaber desselben i sqmmengrhen Deutschland» und Rußland». Viel ist bekanntlich Generalleutnant d. Lefftk, bislang leicht üntet Anschluß Frankreich», st, China ge- handelt haben? Die Stellung Rußland» in der Mand schurei wird durch die auch nach diesem Neben- layde China« hinübergreifende Boxerbewegung nicht unbedenklich bedroht, wie die« offizielle russische Berichte Über die dortige Lage selber zugrben wüsten. Die großen Londoner Blätter be sprechen da« Rundschreiben de« Staatssekretär« Grasen Bülow wegen der chinesischen Angelegen heiten fast durchgehend« in sehr schmeichelhafter Weise. Z. B rühmt die »Westminster Gazette", die bekanntlich in Beziehungen zum Londoner Auswärtigen Amte steht, die ausgezeichnete Darstellung der Entwickelung der chinesischen Frage in der Bülow'schen Kundgebung, und sagt weiter von den Erklärungen über die Ziele der deutschen Chinapolitik, ihre Korrektheit und ihr gesunder Sinn stünden über allem Zweifel. Bekanntlich haben sich sämmtliche Kolonien Australien» zum »Australischen Bund" ver einigt. Zum ersten Geoeralgouverneur desselben ist jetzt von der Königin Victoria der Earl von Hopetown ernannt worden. Berlin, 13. Juli. Der Staatssekretär de» Reichspostamtes erließ eine Verfügung, wonach im Briefverkehr mit den nach China gehenden deutschen Truppen die allgemeine Portofreiheit Platz greift. Der Postverkehr mit den nach Ostosien entsandten Truppenthrilen beschränkt sich vorläufig auf den Briefverkehr. Die Marine- postbureou« und die Marineschiffsposten, welche auch andere Postsendungen befördern, befassen sich lediglich mit den Sendungen für die Besatzungen Ker Kriegsschiffe. Zur Begleitung der in Formation begriffenen Brigade für China wird eine eigene Feldpost gebildet. Für dieselbe sind 5 Beamte, 3 Unterbeamtt und 2 Postillone bestimmt. Die Abtheilung soll sich am 24. Juli nach China einschiffen. * Stuttgart, 14. Juli. Die Besichtigung und Verabschiedung der nach China bestimmten Freiwilligen des XIII. (König!. Württemberg.) Armeekorps durch den König und die Königin fand heute Vormittag unter großer Betheiliguug in Ludwigsburg statt. Der König hielt, wie der »Schwäbische Merkur" meldet, folgende Abschieds ansprache: „Kameraden! Ihr geht heute einem sehr ernsten Abschnitte Eures militärischen und bürgerlichen Leben« entgegen. ES ist Euer fester, ernster Entschluß, dem Rufe des Vaterlandes zu folgen und Eure Kraft in den Dienst einer großen Sache zu stellen zur Wahrung des An sehens de« deutschen Namens. Mit tiefbewegtem Herzen sehe ich Euch heute aus der engeren Heimath scheiden, aber auch mit dem festen Ver trauen, daß Ihr Alle, die Ihr hier seid, dem Namen „Württemberger" allezeit Ehre machen und nie vergessen werdet der heiligen Pflicht, die Ihr übernommen habt; so werden Euch die wärmsten, innigsten Gefühle der Dankbarkeit folgen. Möge Gott Euch Alle schützen und be wahren in aller Gefahr. Innige, treue Wünsche begleiten Euch, insonderheit aber die Herzens wünsche Eures Königs, welcher Euch am heutigen Tage Lebewohl sagt, in der frohen Hoffnung, Euch dereinst gesund und wohlerhallen wieder in der Heimath begrüßen zu dürfen. Und nun, meine lieben Kameraden, um den Gefühlen, die uns an diesem ernsten Tage beseelen, richtigen Ausdruck zu verleihen, stimmt mit mir in den Ruf: Unser Oberster Kriegsherr, Se.Maj. unser deutscher Kaiser Hurrah!" Die Truppen stimmten dreimal begeistert in den Ruf ein. Der Divisions kommandeur Generalleutnant v. Schnürten er widerte die Ansprache mit einem Hoch auf da» KönigSpaar. 'Köln, 14. Juli. Die „Köln.Ztg." bringt folgende Depesche au» Petersburg von heute: Das Rundschreiben des Staatssekretär« Grafen von Bülow hat, wie wir erfahren, in den hies. maßgebenden Regierungskreisen rückhaltlosen Bit fall gefunden. * Hamburg, IS. Juli. Der Ausstand der Werftarbeiter ist au-gebrochen, weil die streikenden Nieter die Arbeit nicht wieder ausgenommen haben. Der Arbeitgeberverband stellte den Nietern «in Ultimatum am Montag, die Arbeit wieder auf- zunetzmen, widrigenfalls von den gesammten Werft arbeitern ei» Sechstel entlassen wird. Infolge einer Ablehnung de» Ultimatum« werden tnSae- sammt 1S00 Arbeiter entlasten. Der Betrieb der Hamburg-Amerika-Lini« ist von der Arbeiter entlastung ausgenommen, da der größere Thell der Arbeiter in den Trockendock» dieser Stute streikt. Dj^Gesammtzahl der Ausständigen beträgt Politische Weltschau. Der Kaiser hat am Freitag früh 8 Uhr die Stadt Bergen, die erste Station seiner Nordlandsfahrt, wieder verlassen und mit der „Hohenzollern" die Reise näch Aalesund fortge setzt. Ueber die Dauer der diesjährigen Nord- landsrcise Kaiser Wilhelms waren einigermaßen widersprechende Nachrichten verbreitet; jetzt wird indessen von unterrichteter Berliner Seite mitge- thrilt, der Kaiser gedenke bi» zum 6. August in den norwegischen Gewässern zu verweilen, doch sei eine Abkürzung der Reise nicht ausgeschlossen, falls die politischen Ereignisse dies erfordern sollten. Das Rundschreiben de» Staatssekretärs Grasen Bülow an die Bundesregierungen skizzirt klar und bestimmt die Stellungnahme Deutschlands zu den chinesischen Wirren. Deutsch land verfolgt keine Abenteuerpolitik im fernen Osten und ist demgemäß auch jeder „Auftheilung" Chinas durchaus abgeneigt, eS ist vielmehr lediglich bestrebt, in Uebereinstimmung mit den anderen Mächten Ruhe und Ordnung in China wiederherzustellen, die deutschen Unterthanen und die berechtigten deutschen Interessen daselbst zu schützen, sowie Genugthuung für die chinesischer seits verübten Unthaten zu berlangen — dies sind nach den Versicherungen des Bülow'schen Schreibens die für die deutsche Chinapolitik maß gebenden Gesichtspunkte. Diese hiermit gekenn zeichnete Haltung deS deutschen Reiches in der chinesischen Frage ist eine so correcte, daß sie nur zur strikten Nachahmung für die übrigen Mächte empfohlen werden kann, namentlich was das in der Kundgebung de» Grafen Bülow besonders hrrvorgehobene Bestreben Deutschlands anbelangt, vor Allem die Einigkeit unter den Mächten aufrecht erhalten zu sehen. Nur erscheint «» nöthig, daß sich diese Einmüthigkeit nicht bloS aus politisch-diplomatischem Gebiete, sondern auch auf militärischem Felde documrntire, denn zweifel los läßt die Einheitlichkeit in den kriegerischen Operationen der verbündeten Truppen in China manche» zu wünschen übrig, wie die» zumal die bisherigen Kämpfe in und um Tientsin gezeigt haben. Bor allem erscheint e» dringend wünschen»- Werth, einen Generalissimus für die sämmtlichen internationalen Landstreitkräste in China zu ernennen, der Umstand, daß dieselben bislang «ine» solchen einzigen Höchstcommandirenden ent behren, hat in den militärischen Operationen der Verbündeten in China ja schon wiederholt eine «icht unbedenkliche Confuston angerichtet. Die höheren Commandostellen in dem »ach China bestimmten, ca. 12,000 Mann starken, deutschen ExpedittonScorpS sind nunmehr Commandeur der 28. Division in Karlsruhe, ernannt worden. Da« ExpeditionScorp» besteht au» zwei Jnfanterie-Brigaden zu je zwei Regi- meutern, einem Reiter-Regiment, einem Frld- artillerie-Regiment und einem Pionier-Bataillon,, wozu dann noch eine Train- und eine Telegraphen- Abtheilung, Eisenbahn- und Sanitätstruppen, Proviant- und MunitionScolonnen, Feldlazarrthe und Etappensormationrn kommen. Da« grsammte ExpeditionScorp« soll auf zehn großen Dampfern, welche der „Norddeutsche Lloyd" und die „Hamburg-Amerika-Linie" zusammen stellen, nach China tranSportirt werden; über den Tag de« Abganges de» Transporte« scheint noch immer nichts Bestimmtes festzustrhen. — Im Bries verkehr mit den nach China gehenden deutschen Truppen wird laut einer Verfügung de« Staats sekretär» de« Reichspostamte» von PodbielSki allgemeine Portofreiheit platzgrrifen. Ueber die glänzende Haltung der deutschen Truppen im chinesischen Kriege liegt von fremder Seite abermals eine rühmende Aeußerung vor. Der russische Befehlshaber in Tientsin hat in einer dem Chef de« deutschen Geschwader« gemachten Mitthrilung die hervorragenden Leistungen und da» entschlossene Vorgehen de« an den Kämpfen am 23. und 27. Juni mitbe- theiligten Detachement« deutscher Seesoldaten unter Major Christ hervorgehoben und nament lich das gute Schießen und rücksichtslos; Drauf gehen der Deutschen gerühmt. — Ueber den angeblichen Kampf zwischen deutschen Truppen und Boxern bei Kiautschau, von welchem eine englische Meldung zu berichten wußte, ist an amtlicher Stelle in Berlin nicht« bekannt. Der Gedanke einer Einberufung de« Reichstage« zu einer besonderen Sommersession anläßlich der Ereignisse in China kann nunmehr al« endgiltig aufgegeben betrachtet werden; hier für zeugt u. A. auch der Umstand, daß der Staatssekretär de« ReichSamte« de« Inneren, Gras PosadowSky, seine bislang verschobene sommerliche Urlaubsreise jetzt angetreten hat. Dagegen soll geplant sein, den Reichstag zu seiner neuen Session frühzeitiger al« sonst, vielleicht schon im Oktober, rinzuberufen. Das nach China bestimmte deutsche Panzergeschwader lief am 12. Juli Dover an. Ferner sind der Kreuzer „Fürst Bismarck" am 12. Juli in Pord Said, das Kanonenboot „Luchs" am selben Tage in Lissabon und da« Kanonenboot „Tiger" ebenfalls an diesem Tage in Port Said eingetroffen. Bon den Dampfern „Frankfurt" und „Wittekind" mit den beiden Seebataillonen an Bord ist seit der schon anderthalb Wochen alten Meldung, daß dieselben die fran zösische Insel Quessant passirt hätten, noch keine weitere Nachricht eingegangen. In Frankreich ist da« Nationalfest der Republik am Sonnabend in der hergebrachten Weise gefeiert worden. Wie e« hieß, wollten hierbei die Nationalisten in Pari« feindselige Demonstrationen gegen die Regierung veranstalten, so daß e« bei der Nationalseirr in der fran zösischen Hauptstadt möglicherweise ein paar blutige Köpfe gesetzt hat. — Der französische Minister de« Auswärtigen , DelcassS, hat den chinesischen Gesandten in Paris ersucht, ein erste« Telegramm der französischen Regierung an ihren Gesandten in Peking, Pichou, gelangen zu lassen, betonend, daß ja auch die chinesische Regierung Mittel besäße, ihren Gesandten im Auslande Nachrichten zugehen zu lassen. Auf den Erfolg diese« von Delcassö unternommenen Schrittes darf man einigermaßen gespannt sein. UebrigenS hat auch die Unionsregierung infolge der erneut auftreteuden Gerüchte von der Er mordung sämmtlicher Fremden in Peking durch den chinesischen Gesandten in Washington, Wutingfang, ein Telegramm an ihren Gesandten in Peking, Conger, abgehen lassen. Die Mission des preußischen Obersten Aorg von Marienburg, Abtheilungschef» im Troßen Generalstabe, in Petersburg, scheint einen besonderen politischen Hintergrund zu be sitzen; zunächst war Gras Aork von Wartenbura bekanntlich al« Vertreter Kaiser Wilhelm« bei der Jubelfeier de« Byborg'schen Infanterie- Regiment« in der russischen Hauptstadt erschienen. Jetzt avrr wird von dort gemeldet, Graf Aork habe nebst dem deutschen Militärattache Major Lauenstein mit dem Kriegsminister rin« längere Unterredung gepflogen, an welcher auch der au» Pari» soeben zurückgekrhrte Chef de« russischen Generalstabe», Generalleutnant Ssacharow, tbeil- genommen habe. Sollte e» sich bet dieser Conferenz um ein festumgrenzte« militärische« Zu- 81. .... ... . . China erinnert an die Fabel von der Freund schaft zwischen dem Löwen, und dem Esel. Der Esel wurde eine« Tage» von dem Löwen ge fressen und so könnte r« «ine» schönen Tage» auch China von Rußland ergehen, und gegen «ine solche Stellung Rußland» zu China hoben doch alle anderen Mächte rin Recht ebenfalls zu protestiren. Soll vielleicht die halbe Welt noch im neuen Jahrhundert russisch werden? Ruß land, da» im ganzen Norden Asten« an chine sische Gebiete grenzt, hat sicher schon lange ein Auge auf die chinesische Mongolei, Tartarei und Mandschurei geworfen, und wenn da« wackelige China auSeinandersällt, so wird auch Niemand den Russen diese drei nordchinesischen Provinzen streitig machen. Rußland hat sich im klebrigen schon in der Kaschgarsrage chinesische« Gebiet ungeeignet und auch den nördlichen chinesischen Hafen Port Arthur annektirt. Wa« soll denn da« da aus einmal heißen, daß Rußland au«, thut, al« wenn keine Macht weiter China, diese« verrottete und verfaulte Barbarenland, da« noch dazu au« Lüge und Tücke seine Staatskunst zu sammensetzt und eine elende, schwache und falsche Regierung besitzt, auch nur anrühren dürfe. An eine Auftheilung de« riesigen chinesischen Reiche«, diese« staatlichen und sozialen Trümmerhaufen» von fabelhafter Größe, denkt ja auch keine Groß macht, aber gezüchtigt muß China und seine un botmäßige Bevölkerung für die Greuelthaten und den Vertragsbruch werden, die e« verübt hat oder doch hat geschehen lassen, und stärkere Garan tien gegen die Wiederholung der Metzeleien und Unruhen muß China auch gewähren, und diese Garantien können auch darin bestehen, daß chine sisches Gebiet als Unterpfand von den einzelnen Mächten beansprucht wird, und dies kann auch Rußland selbst beanspruchen, aber als Schutz herrn Chinas mit der Tendenz, die anderen Mächte au« China zu verdrängen, darf sich Rußland nicht aufspielen.