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stimäs. in. tenberg. ali, lühle" e. ickfahr- n dvrg. Bischofswerda, de« 10. J«N 1VV0 l - E Die Ursachen des Unheils in China. Blutig roth ist die chinesische Frage aufge rollt worden und der Versuch, europäische Cultur in dem versumpften Reiche der Mitte zu ver breiten, hat zu einem furchtbaren Zusammenstöße zwischen den Chinesen und den Fremden in China geführt, wobei die chinesischen Truppen in Peking und den umliegenden Provinzen offen mit den Boxern gemeinsame Sache gegen die Fremden machen, während in den südlichen Provinzen die Bicekönige den Aufstand der Boxer noch unterdrücken und den Fremden Schutz ver sprochen haben. Die alte kaiserliche Legierung ist dabei in China so gut wie verschwunden, der Prinz Tuan und der Genexal Kiang sollen in und um Peking die Gewalt an sich gerissen haben. Ausstand der Boxer, Palastrevolution und Fremdenaustreibung charakteristren also in furcht barer Weise die Lage in China, und es herrscht in dem Riesenreiche eine schauderhafte Monstrum- Anarchie, wie sie wohl nur im Alterthum in den Kämpfen der Diadochen nach dem Untergange des Weltreiches Alexanders der Großen oder zur Zeit des tiefsten Verfalles des römischen Reiches vorhanden war. Was sind nun die Ursachen dieses furchtbaren Unheils in China? Die Hauptursache besteht in der despotischen Regierung Chinas, die seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden der natürlichen Entwickelung des chinesischen Volkes Gewalt anthut. Die kaiserliche Regierung ist in China eine Despotie, eine Gewaltherrschaft, die ihren Willen stets einseitig zur Geltung bringt und nicht das geringste Verständniß dafür hat, daß zur Erkenntniß der wahren Wohlfahrtsinteressen des Staates und des Volkes auch das Wesen des Menschen und die Interessen des Volkes berücksichtigt werden müssen. So giebt rS in China keine Spur von Volksvertretung und auch keine mit der lebendigen Gegenwart Schritt haltende Gesetzgebung. Dabei ist aber der Chinese keineSwegeS als ungebildet zu bezeichnen. Die Folge davon ist, daß sich schon seit undenklicher Zeit in China Geheim gesellschaften gebildet haben, um die Tyrannei der Regierung und die Willkür der Mandarinen zu beeinflussen. Diese Geheimbünde arten unter ehrgeizigen Führern oder in verzweifelter Lage aber leicht zu Revolutionären und Freibeutern aus, die sich keinen Pfifferling um die chinesische Regierung kümmern und sogar auf eigene Faust Krieg führen. Wir erinnern nur an das Beispiel der mächtigen Schwarzfiaggen in Südchina, die lange Jahre Seeräuberei trieben und in Tonking gegen die Franzosen mitkämpften. Für einen ehrgeizigen Prinzen, der den chinesischen Kaiser stürzen und selbst die Macht an sich bringen will, sind diese geheimen Gesellschaften wie auch jetzt die Boxer für Prinz Tuan natürlich ein willkommenes Mittel, um eine Palastrevolution herbeizuführen. Dazu kommt, vaß die jetzt in China herrschende Dynastie keine chinesische, sondern eine Mandschuh«Dynastie ist, die selbst die alte chinesische Dynastie an der Spitze der kriegerischen MandschuhS gestürzt und eine neue Despotie geschaffen hat. Die MandschuhS sind aber noch starrer und reaktionärer gesinnt als die Chinesen selbst und sind deshalb in vieler Hinsicht eine wahre Landplage für China. Alles Unheil kommt also in China von der scheinbar so mächtigen, in Wirklichkeit aber sehr schwachen, erbärmlichen, verlogenen und hinterlistigen des potischen Regierung in Peking, und diese Regie- rungSart muß in Peking mit Stumpf und Stil von den Großmächten auSgerottrt und eine Ver waltung eingeführt werden, die gerecht und menschlich, sowie dem Fortschritte und der europäischen Culturarbeit günstig gesinnt ist, dann wird auch in China Ruhe und Frieden werden. 1900. Sachsen. Bischofswerda, 9. Juli —* Der Deutschnationale Handlungsgehilfen- Verband, Hamburg (jur. Person), welcher über das ganze deutsche Reich, sowie Ausland in mehr als 2800 Städten mit 810 Zweigvereinen verbreitet ist und seit kurzer Zeit seines Bestehens bereit» über 40,000 Mitglieder zählt, vrran- staltet durch di« hiesige Ortsgruppe am Dienstag, den 10. Juli u. o., Abend» 9'/, Uhr, im Hotel König Albert, eine öffentlich« Versammlung für Kaufleute. Herr Eugen Clauß au» Ulm a. D. Maschinenbau- und ein Elektro-Laboratorium verbunden, für welche Einrichtungen die Stadt Hainichen ganz enorme Opfer bringt. Da» Winter-Semrstrr 1900—1901 beginnt am 3. November, der Boruntrrricht am 18. Oktober. Weitere Auskünfte rrthrilt bereitwilligst die Direktion, durch welche auch Programme kosten frei zu beziehen sind. Borna, 6. Juli. Nach hier eingrgangener M-ldung ist der Raubmörder in Penig ermittelt und festgenommen worden. Der Verbrecher, Drrssel mit Namen, soll beim hiesigen Regiment gedient haben und 1890 entlassen worden sein. Einen großen Theil des geraubten Geldes hatte der Mörder bereits auf dem Schützenfeste vergeudet. Crimmitschau, 5. Juli. Unter dem Ver dachte, sich der Hehlerei schuldig gemacht zu haben, ist vor Kurzem der vormalige socialdemo kratische LandtagSabgeordnete August Colditz von hier verhaftet worden. Auch seine Ehefrau ist neuerdings wegen Mitwissenschaft verhaftet und im hiesigen AmtSgerichtSgefängniß untrrgebracht worden. Werdau. Ueber das Vermögen der Ge brüder Werner, welche wegen Betrugs und Brandstiftung verhaftet sind, ist das Konkurs verfahren eröffnet worden. Auch der dritte Bruder, welcher bisher in M.-Tladbach wohnte und der Beihilfe zur Brandstiftung verdächtig ist, wurde am Donnerstag verhaftet. Die Brand stifter leugnen ihre offenkundige That. Frankenberg. Die städtischen Kollegien haben eine neue GehaltSstaffel für die Lehrer der hiesigen Bürgerschule beschlossen, nach welcher das AnfangSgehalt eines ständigen Lehrers 1800 Mk., daS Endgehalt 3300 Mk. beträgt. Für die Direktorstelle wurden festgesetzt 4000 Mark AnfangSgehalt und 5200 Mk. Endgrhalt. Vermischtes. — Berlin, 6. Juli. (Das Urthril gegen den Bankier August Sternberg aufgehoben.) DaS Reichsgericht hob gestern nach nichtöffentlicher Verhandlung auf die Revision des Angeklagten das Urtheil des Landgerichts I in Berlin vom 12. April auf, durch welches der Bankier August Sternberg wegen Sittenverbrechens zu 2 Jahren Gefängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt worden ist. Die Aufhebung erfolgte, weil die Beweisanträge des Angeklagten nicht genügend gewürdigt worden sind. — H a m b u r g, 5. Juli. Unter Benutzung der Legitimationspapiere ihrer Schwester meldete im benachbarten Dorfe Schnelsen eine Ehefrau sich selbst als gestorben an. Der Betrug wurde durch einen Gendarmen entdeckt und die Frau wegen Urkundenfälschung verfolgt. — Königsberg i. Pr., 6. Juli. Wie die „Hartung'sche Zeitung" au» Margen meldet, er tranken gestern bei einem Ausfluge des Königs berger Gesangvereins „Kornblume" im Wargener See ein Glasermeister und sein Sohn. — (Vermischte Nachrichten.) Eigen artig ist dir' letztwillige Verfügung, die der Heidelberger Professor der Physiologie Willy Kühne (gestorben am 11. Juni d. I.) für seine Bestattung traf. Er bestimmte, „daß seine Leiche verbrannt werde und während der Ver brennung der erste Satz der neunten Symphonie von Beethoven gut gespielt werden solle." Eine Gedächtnißfeier solle nicht stattfinden. — Ein großer Skandal ist in Forst en Sicht. Ein reicher Fabrikbesitzer ist in die Nachbarsabrik Sonntag» eingestiegen und hat dort dem An schein nach zwecks Kopierung eine» Artikel» die Einstellung der Maschinen nachgrsrhen. — Der etwa 11 Jahre alte Sohn eine» LandwirthS in Zschornewitz bei Bitterfeld fand im Walde eine Patrone. Daheim versuchte er, sie zu entladen, und schlug mit einem veile daraus lo». Plötzlich explodierte da» Geschoß und fuhr dem unglück lichen Knaben in den Unterleib und Schenkel, daß ihm die Eingeweide vollständig zerrissen wurden. Infolgedessen war der arme Junge nach drei Stunden eine Leiche. — Auf schreck liche Weise kam am Donnerstag Nachmittag auf der Daberstädterstraße in Erfurt der 28 Jahre alte Bildhauer Herda um» Leben. Auf seinem Pneumatik fahrend, raunte er direkt gegen ein« . Wagendeichsel und spießte sich im wahre« Sinne de» Worte» auf. Bald darauf Irak der Tod «in. Herda war erst fett Kurze« verheirathet. — Au» Zürich wird gemeldet: In der Gemeinde wird über da» Thema: „Organisation und Ziele einer unabhängigen HandlungSgehilsen-Be- wegung" sprechen. Wir machen auf diesen Vor trag noch ganz besonder» aufmerksam, da sich demselben eine freie Aussprache anschließt. Alle- Nähere ist au» dem heutigen Inserate ersichtlich. Im Jahre 1893 von einer kleinen Anzahl sozial denkender Männer in Hamburg, hauptsächlich al» Gegenwehr gegen die in den Handelsstand ein dringende Sozialdemokratie, gegründet, hat sich Ker Verband in den 6 Jahren seine» Bestehen» die sozialpolitisch erste Stelle unter den deutschen HandlungSgehilfen-Verbänden errungen. Durch Eingabe an die gesetzgebenden Körperschaften und öffentliche Borträge bekämpft der Verband mit seinen Ortsgruppen die vorhandenen Uebelstände im Handelsgewerbe. Die einzelnen segensreichen Wohlfahrtseinrichtungen dieses Verbandes zu besprechen, würde zu weit führen und findet man im letzten Jahresbericht darüber genaue Angaben. Wir wünschen dem jungen Verbände auch weitere Erfolge auf der bisher mit soviel Glück be tretenen Bahn. — (Giftige Pilze.) Bei 1>er jetzt ein getretenen Pilzsaison dürften eine Warnung vor den Giftpilzen und eine Beschreibung derselben den unerfahrenen Pilzsuchern erwünscht sein. Einer der giftigsten ist der Fliegenpilz, der an seinem Hochrothen, mit Weißen Punkten übersäten Hut leicht kenntlich ist. Er fühlt sich klebrig an, da» Innere des Stieles ist mit spinnweb artigem Mark erfüllt. Ein in Buchenwäldern häufig vorkommender Giftpilz ist der Panther- schwamm, welcher dem Fliegenpilz sehr ähnlich ist, nur ist die Färbung des Hute» ein wenig dunkler, als bei letzterem. Unter Birken wächst häufig der Birkenreizker, der leicht mit dem eß baren Eierschwamm zu verwechseln ist, doch kann man ihn durch seinen behaarten Rand leicht er kennen. Ein der genießbaren Spitzmorchel ähnlicher Giftpilz ist die Gicht- und Stink morchel, die sich im Anfangsstadium in einer schmutzig-gelben Hülle befindet und durch ihren widerlichen Geruch leicht erkenntlich ist. Der Saupilz oder Hexenschwamm, welcher dem Stein pilz ähnelt, ist daran zu erkennen, daß er beim Durchschneiden blau anläuft. Der Speiteufel mit seinem rothen, gelben oder auch glänzend weißen Hute ist mit einem ablösbaren schleimigen Häutchen überzogen und schwer erkennbar. Ein außerordentlich giftiger Schwamm ist ferner der Knollenblätterschwamm, welcher an giftiger Wirkung dem Fliegenpilze gleichkommt. Derselbe ist des halb sehr gefährlich, weil man ihn in jungem Zustande mit einem Champignon verwechseln kann. Kennzeichen sind sein oben hohler und unten dicker Stiel. Der Schwefelkopf, ein namentlich an Baumstämmen in Büscheln wachsen der Giftpilz, ist durch seine schwefelgelbe Farbe kenntlich. Endlich ist noch der Satanspilz mit seinem dicken rothen Schaft zu erwähnen, welcher namentlich in Laubwäldern und auf Bergwiesen wächst. Er fühlt sich klebrig an, sein schmutzig gelber Hut ist polsterförmig gewölbt. Ueberhaupt zeichnen sich die Giftpilze hauptsächlich durch ihre lebhaften Farben vor den eßbaren aus. — Bei Vergiftungsfällen durch Giftpilze sind schleunigst Brechmittel anzuwenden. Löbtau, 6. Juli. Heute Vormittag gegen 11 Uhr stürzte sich die Wittwe Korek aus dem Fenster ihrer in der dritten Etage des Hauses Moltkestraße 11 gelegenen Wohnung und blieb im Garten de» genannten Grundstücks bewußtlos liegen. Die Schwerverletzte wurde, nachdem ärztliche Hilfe zur Stelle war, wieder in ihre Wohnung gebracht. Döbeln. Zum Andenken an den im Frühjahr beim Uebersahren in Scheergrund ver unglückten Realgymnasiallehrer vr. Vogel und seine Gattin ist von deren Erben eine Stiftung mit 10,000 Mk. Kapital errichtet worden. Die Zinsen des Kapitals erhalten solche Abiturienten de» hiesigen Realgymnasium», welche sich einem Studium an der Universität oder technischen Hochschule widmen wollen. * Hainichen. Da» neugegründete Technikum bildet in 8 Semestern Maschinen- und Elektro- Ingenieure, in 4 Semestern Maschinen und Elektro-Trchniker und in 2 Semestern Werk meister au». Für die Anstalt wird gegenwärtig ein neue», zweckentsprechende» Gebäude errichtet. Dasselbe enthält geräumige Lehr- und Kon- struktion-säle, so daß ein sogenannte» „Zu-tzausr- Konstruieren", da» auch nicht gestattet würde, nicht erforderlich ist. Mit der Anstalt wird «in