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- < ^ .78. sikchMch« WrMl«. G«t-» 8. Firma F. G. Herrmann L Sohn hier, feiette am Sonnabend das 100jährige Jubiläum ihres Bestehens. Der verdienstvolle jetzige Ches, »err Kommerzienrath Ernst Großmann» Herrmann, gestaltete dieses Jubiläum zu einem Feste, das Jedem, der daran Theil genommen, unvergeßlich bleiben wird. Drei Generationen der Familie haben in deutscher Treue und mit deutschem Fleiße und Gottvertrauen an dem RuhmeSbau der Firma gearbeitet. Der Be gründer des Hauses, Friedrich Gottlob Herrmann, begann am 7. Juli 1800 seinen selbständigen Gewerbebetrieb mit Aufstellung von 5 Hand webstühlen. In rastloser Arbeit und angestrengter Thätigkett stellte er seine ganze Person in oen Dienst seines Unternehmens, und obwohl der Brand von Bischofswerda im Jahre 1813 die Früchte seines Schaffen« vernichtete, hinter ließ der auf Gott vertrauende, arbeitsfrohe Mann bei seinem Tode am 9. Dezember ein zukunfts- volleS, aufblühendes Unternehmen. Sein Sohn, der Erbe seiner Thatkraft und Ausdauer, führte die ungeheuren Verbesserungen der Technik nach und nach in den Betrieb ein und begründete zu gleich die ersten Wohlfahrtseinrichtungen. In die gleiche Bahn einlenkend, brachte dann der gegenwärtige Chef der Firma, Herr Kommerzien rath Ernst Großmann-Herrmann im Verein mit seinem leider zu ftüh verstorbenen Bruder Louis Großmann-Herrmann in langjähriger rastloser Arbeit das Unter nehmen zu der heutigen Blüthe. Weit über die Grenze des Sachsenlandes ist der Ruf dieser be deutenden Feintuchfabrik gedrungen. Auf dem Gebiete der Wohlfahrtseinrichtungen zeugen acht Stiftungen von dem hohen Sinn, in welchem die jeweiligen Firmeninhaber ihre Stellung zu den Arbeitern auffaßten: die Kinderbewahr-Anstalt mit 150,000 Mark Grundkapital, dasHerrmann- sche Hospital mit mehr als 170,000 Mark, die Herrmann che Christbescheerungsstiftung, die Schul stiftung, die Abendmahlsstiftung, die Grabmal stiftung, die Herrmannsche Brotstiftung mit einem Grundkapital von etwa 92,000 Mark und die Stiftung zur Unterstützung verschämter Armen mit einem Grundkapital von fast 30,000 Mark. Die Folge dieser edlen Fürsorge für die Arbeiter ist ein wahrhaft patriarchalisches Berhältniß zwischen dem Hause F. G. Herrmann L Sohn und der Arbeiter- schäft. — Zur Feier des Jubelfestes prangten sämmt- liche Gebäude des ausgedehnten Fabrck-Etablisse- ments im Festschmuck. Die in großem Rahmen an gelegte Feier nahm ihren offiziellen Anfang früh V,9 Uhr in dem großen Fabrikhofc, wo Herr Obervfarrer vr. Wetzel, nachdem die Stadt kapelle unter Leitung des Herrn Stadt-Musik direktors Gierth den Choral: „Nun danket Alle Gott- zu Gehör gebracht, vor dem von seiner Familie umgebenen Jubilar, dem gesammten Be amten- und Arbeiterpersonal der Firma und zahlreichen Ehrengästen eine von Herzen kommende und nicht minder zu Herzen gehende Festrede hielt, die dem Ganzen den Stempel eines Gottes dienstes unter freiem Himmel aufdrückte. An- knüpfend an die biblischen Worte: Jesu Siracbs, Kap. 50, Vers 24—26, entrollte der gewandte Redner ein Bild von der Geschichte des Hauses F. G. Herrmann, welche zugleich ein großes Stück Geschichte unseres deutschen Vaterlandes und der Stadt Bischofswerda repräsentirte. Im Jahre 1813, wo Bischofswerda bis auf drei kleine Häuser ein Raub der Flammen geworden, sei auch das Haus des Gründers der Firma F. G. Herrmann diesem herben Geschick nicht entgangen; aber der thatkräftige Mann habe sich in seinem Gottvertrauen nicht beirren lassen, sondern sein Werk weitergeführt, und heute gleiche die Geschichte dieses Hauses der Geschichte des deutschen Volkes, das ebenfalls aus engen Ver hältnissen seit dem 1870er Kriege in 30jährigem Frieden immer höher und höher gestiegen sei. Nachdem der Geistliche noch der Wohlthätigkeit des Gründers der Firma gedacht, von der zahl reiche durch seine Initiative hervoraerufene und von seinen Nachfolgern in reichster Weise unter haltene Stiftungen Zeugniß ablegen, und der versammelten Arbeiterschaft vor Augen geführt, wie auch sie Antheil an dem auf dem Hause F. G. Herrmann ruhenden Segen habe, schloß er seine ergreifende Rede mit dem Gebet des Herrn und der SegenSertheilung an die Ver sammlung. Hierauf ergriff Herr Bürgermeister vr. Lange das Wort, um seinerseits in einer an die Arbeiterschaft gerichteten Ansprache auf die Bedeutung diese- Tage« in der Geschichte der Stadt Bischofswerda hmzuweisen und un Auftrage des Ministeriums dem Spinnmeister Remh. «eher und dem Spinner Karl Hauff«, Ersterem für 30jährige, Letzterem für 50jährige ununter- schsießkich trafen auch »och rechtzeitig britische und amerikanische Truppen ei«. B« Tientsin wurden bisher unbekannte Arsenale und Lager mit Waffen- nutz MunitioaSvorräthen entdeckt, deren Werth auf mehr als 2 Millionen Pfund Ster!, geschätzt wird. Diese Entdeckung gehört zu den Beweisen für die ungeheueren Bor bereitungen, welche die Ehinesen für den jetzigen Krieg mit de« Mächten getroffen hatten. — Der Bieekönig von Homkau ließ den dortigen Konsuln die Erklärung zugehen, er und der Biceköutg von Nanking würden in ihren Provinzen alle Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung treffen und er stehe für die Sicherheit der Ausländer ein. Dafür müsse er aber die Mächte bitten, keine Truppen in da- Uangtse- Gebiet vorzufchieben. * Petersburg, 8. Juli. Wie ein an das s Finanzministerium unter dem 5. d. M. gerichtetes ^Telegramm aus Charbin meldet, versuchte der Wöbel der Station Laolan, im Verein mit deser- litten Soldaten, am 27. Juni die Bahnlinie zü yrstören. Eine Brücke wurde verbrannt, zwei , Klsrrnen, sowie die Telegraphenleitung und 40 m i Geists wurden zerstört. Die Eisrnbahnschutz- ) rppe zerstreute die Chinesen, wobei ein Kosak 9 H Seitdem herrscht Ruhe. Die Züge konnten 429. Juni wieder verkehren. Auch die Trlr« tzhenleitung ist in Ordnung. Auf den übrigen dcken der Bahnlinie herrscht volle Ordnung. i London, 7. Juli. (Meldung des er'schen BureauS'S-) Das Bureau der i- - 'scheu Zollverwaltung erhielt rin Telegramm Star Shanghai von heute, daS besagt, eia für -rstr, welcher Peking am 3. Juli verlassen, demchte, daß noch zwei Gesandtschaften gestanden reiten. Die chinesischen Truppen hätten 2000 regemn verloren und die Boxer viele ihrer Tavlhrrr. London, 7. Juli. Die Abendblätter melden aberi Shanghai vom 6. Juli: Die Nachricht, daß schic Gesandten in Peking, sowie ihr« Frauen und nach er und die europäischen Wachen nach 18- gesuistm Widerstande getödtet worden sind, wird StaÜigt. Al« die Munition und die Lebens- reich«! erschöpft waren, drangen die Chinesen in Ler Gesandtschasten rin, tödteten die am Leben und V enen, steckten dann die Gesandtschaft«- lapell in Brand und verbrannten die Berwun- Must und Tobten. Von Prinz Tuan wurden 4 gegen Chinesen schreckliche Grausamkeiten spracht Er ließ 4000 angesehene chinesische vollen tödten, weil sie gewagt hatten, in auf der tion ihn zu bitten, dem Blutbad Ein- Stadtra und gV on, 7. Juli. Daily Expreß läßt sich Fest? -'chifu unterm 5. Juli telegraphieren: E« Vorsts 'n Zweifel darüber herrschen, daß die aus Stad aussen bestehende Kolonne, die am 11. Juni brüdtii" verlassen hat, um sich nach Peking zu deut?"' ausgerieben worden ist. Seit 24 Tagen / an ohne Nachricht von dieser Kolonne. , /vermuthet, daß sie von den 30,000 Lieschen Soldaten, die sich jetzt in Hofa be- und sich anschicken, gegen Tientsin vor- 'lA'hen, angegriffen worden sind. — „Daily Mi, beichtet aus Shanghai, man sehr dort der äumung Tientsin» al« möglich voraus, da nach? Mangel an Lebensmitteln herrsche. xs/'Canton, 7. Juli. Li-Hung-Tschang pro- "Vrte die sofortige Hinrichtung aller Ruhe- ^rer, strengste Strafe für Verbreitung falscher Früchte, vertragsmäßigen Schutz für Christen. «Hung-Tschang hat den französischen Konsul "et«, die französische Regierung zu ersuchen, Uünnan nicht- zu unternehmen, da dadurch hiesige Lage erschwert werde. S Sachse«. * Dresden, 8. Juli. Ihre Majestäten der KüuiLUnd die Königin wohnten heute Bor- Sotte-dienste in der Privatkapelle der Billa Strehlen bei. Nachmittag- 2 Uhr fand bei den König!. Majestäten Familientafel statt, an welcher die Prinzen und Prinzessinnen d«S König!. Hause» thrilnahmen. Da» Befinden de» König» ist ein recht zufriedenstellende». Die vefferung im Befinden Sr. Maj. de» König» dauert fort. Der Monarch unternahm heute eine kurze Promenade zu Wagen im Großen Garten. Heute Abend 7 Uhr traf Frau Gräfin Fünflirchen zum Befuche Ihrer königl. Majestäten in Billa Strehlen ttn. * Bischofswerda, 8. Juli. Eine sächsische Musteranstatt auf dem Gebiete nicht nur der Industrie, sondern auch der Sozialpolitik, die wett über Deutschland» Grenz« hmauS bekannte ISO» brvchene Thätigkett im Hause F. G. Herrmann da» Allgemeine Ehrenzeichen und den Tuch- scheerern Gustav Moritz Müller und Karl Friedrich Müller (Brüder), sowie der Arbeiterin Frau Amalie Sinatschky da» tragbare Ehren zeichen für Treue m der Arbeit zu überreichen 4 Arbeiter: Gustav Reiß, Julius Boigt, Georg Simmana und Auguste Wendler wurden außerdem mit dem Ehrendiplom des Centtalvereins deutscher Wollwaarenfabnkanten für 20jähr. Thätigkett auS gezeichnet und mit einem von der Versammlung freudig ausgenommen« Hoch auf Se. Majestät den König Albert zu schließen. Herr Fabrik direktor Meißner richtete unter Hinweis auf die Ausführungen des Herrn Oberpfarrers an d« Chef des HauseS Worte der Dankbarkeit, des vertrauens und der Hoffnung, und auf ein von ihm gegebenes Zeichen fiel dce Hülle einer über dem Eingang zum Comptoir angebrachten, vom gesammten Personal gestifteten Botivtafel. Herr Kommerzienrath Großmann-Herrmann dankte bewegten Herzens und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das gute Einvernehmen zwischen Chef und Personal der Firma F. G. Herr mann L Sohn ebenso unvergänglich sein möge wie diese erzene Votivtafel. Nach einem vom Jubilar auf das gesammte Personal ausge brachten Hoch fand dieser Theil der Feier mit einem von der Kapelle intonitten Choral sein« Abschluß. Die Arbeiterschaft begab sich dann nach einem vor der Villa des Chefs gelegenen, mit Tafeln und Bänken besetzten Garten, wo ihrer ein Frühstück harrte. Die Villa selbst glich in ihrem Innern einer Ausstellung der prachtvollsten Blumen-Binderei« und sonstiger Präsente. Die herrlichen Zeichen der Freund schaft und Antheilnahme, aus nah und fern ein gegangen, alle auszuführen, würde Spalten füll«. Nur ein Cabinettstück ersten Ranges, eine wundervolle Vase aus Meißner Porzellan mit einer Widmung auf goldenem Schilde, möge hervorgehoben sein, ein Geschenk der Herren Günther L Rudolph in Dresden. Eine be sondere Ehre wurde der Jubelfirma durch d« Erb prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt zu Theil, der eine kunstvolle Bronzefigur, die Industrie darstellend, unter herzlichen Glückwünschen per sönlich überreichte. Die Ehrengabe der Stadt Bischofswerda bestand in einem prachtvollen, silbernen Pokal. Verschiedene Deputationen unter Anderem der städtischen Handwerksmeister, der Schützengesellschaft, des Militärvereins K. S. Gardereiter in Dresden, dessen Ehrmmitglied der Herr Jubilar ist, und andere mehr überreicht« Diplome und Adressen, während der Conservative Landesverein durch Herrn Oberstleutnant v. Egidy, der Sächs. Landtag durch Herrn Stadrath Huste den Jubilar beglückwünschten. Auch der ver storbenen Firmen-Jnhaber wurde gedacht, indem sich im Laufe des Vormittags eine Abordnung der Beamten nach dem Friedhöfe begab, um dort an dm Grübe« der Dahingeschiedenen Lorbeerkränze niederzulegen. — Nachmittags 2 Uhr fand im festlich dekoritten Saale des Schützenhauses Festtafel statt, für welche Herr Hostraiteur Strohbach - Dresden das Menu ge liefert hatte. Vor Eröffnung der Tafel über reichte Herr Oberst Bartcky dem Jubilar eine Glückwunsch-Adresse des Kgl. Kriegsministeriums, in welcher zugleich der Dank ausgedrückt wurde für die schätzenswetthen Dienste, welche die Firma F. G. Herrmann L Sohn für die Be- lleidung der Armee geleistet habe. Die Wid- mungSurkunde hatte folgenden Wortlaut: Königlich Sächsische» Dresden, am 7. Juli 1000. KriegSministerium. AuS Anlaß der heutigen Feier de» hundertjährigen Bestehen» der Firma A. «. -««»«« » beehrt sich da» Kriegs-Ministerium Eue: Hochwohlgeboren, al» den Lhef der Fmna, seine verbindlichsten Glückwünsche auSzu sprechen. ' — Möge die Firma, welche sich unter Ihrer und Ihrer Vorfahren Leitung durch außerordentliche Leistungsfähig, keit, vorzügliche.Einrichtungen und patriotische Gesinnung eine hervorragvidr und achtungSwerthe Stellung im Königreich« Sachse» erworben hat, auch fernerhin zum Wohle de» Vaterlandes und zu Ihrem und Ihrer Rach, kommen Ruhm blühen und weiter gedeihen. — Mit de« Glückwunsch« soll aber auch zugleich der «u». druck de« Dank» dafür verbunden sein, daß Ihre Firma, namentlich unter Ihrer bewährten Leitung, der Heere». Verwaltung bet der Bekleidung der Armee und bet viel« bekletdung»technsich«n Frag« stet» in selbstlosester weis« schätzrnSwertht Dienst« geleistet hat. Indem da» Kri«a,ministertum Sie bittet, diesen Dank und die brsten Wwische für da» Wohlergehen Ihrer Urma, wir auch Ihr« Familie durch den hierzu besonder» Aeordnetm AbthrUung«, «hes im Krieg»-Ministerimn, Oberst Bartcky unmittelbar entg«rnzunehmen, gestattet der «ntrmeichnrtr Kri«g».MtnPrr noch seine perM» Mvr Glückiowisch« zu der heutigen Säkularseirr prm Aus druck zu bringen. von der Planitz, General der Infanterie, Staat-- wid Kri^s-Minister.