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Meitage zu Ar. 58 des sächsischen Lrzähters. 'VischofSwerda, den »». M«i Lvvv. Sachse«. Bischofswerda, 21. Mai 1900. — Die Zeit der immerwährenden Dämmerung hat begonnen, wir stehen auf der Höhe des Jahres. Diese Periode, während welcher es bei klarem Himmel selbst über Mitter nacht nie ganz dunkel wird und vom Sonnen» untergang dis Sonnenaufgang da» Licht der Sonne in dämmernden Strahlen um den Horizont spielt, endet mit dem 19. Juli. — Eine uns zugehende Einsendung macht daraus aufmerksam, daß die Arbeit in den Barbierstuben gerade an den Tagen vor Sonn» und Feiertagen sich dränge, und daß e» daher wünschenswerth sei, wenn die Herren, die sich den Genuß de» Haarschneidenlassens ver schaffen wollen, lieber einen anderen Tag dazu auswählen möchten, al» gerade den Borabend eines Festtage«. Für da» bevorstehende Pfingst fest sei diese nicht unberechtigte Bitte freundlicher Berücksichtigung empfohlen. —* Dem für da« XIII. deutsche Bundes schießen in Dresden geplanten historischen Festzuge, der sich Sonntag, den 8. Juli, Mittags, durch die Straßen der Stadt nach dem Fest platze bewegen wird, liegt die Idee zu Grunde, daß Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen nach der siegreichen Türkenschlacht bei Wien 1683 an der Spitze seiner tapferen und reich mit Beute beladenen Truppen in seine Residenz Dresden rinzieht. Diesen Sieg über die Türken, durch den da« hartbrdrängte, von Stahrenberg bewunderungswürdig vertheidigte Wien glücklich entsetzt wurde, ist in Dresden eine populäre Er innerung ; am Neumarkte steht der Brunnen, der damals zum Andenken an diese glorreiche Waffenthat errichtet worden ist, und bei fast jeder öffentlichen Festfeier, an der der königliche Hof theil nimmt, wird für diesen da» jedem Dresdner wohlbekannte „türkische Zelt* aufgr- schlagrn. Diese» kostbare und geräumige Seiden zelt von fast unverwüstlicher Haltbarkeit fiel bei der Beutetheilung 1683 dem Kurfürsten zu, der außerdem noch als Schöpfer des stehenden sächs. HeereS im Bolke bekannt ist. Abgesehen von der VolkSthümlichkeit deS Gedanken-, bietet aber diese Festzugsidee auch noch treffliche Gelegenheit zur Darstellung origineller Türkengruppen und Beutezüge. Professor vr. Weidenbach in Dresden, von dem die Idee de» Zuges und sein Entwurf herrührt, beabsichtigr, ihn in folgender Weise zu gliedern. Eröffnet wird der Zug durch eine Schaar Stadtknechte von 1683; ihnen folgen Fanfarenbläser und der Herold der Stadt Dresden, der von dem Bannerwagen, einem prunkvollen Wagen nach dem Entwurf deS Hof- theatermalerS Rieck, einherreitet. Diesem Wag- werden die JnnungSfahnen nachgetragen und der Komiteewagen wird dieser Gruppe nachsahren. Dann folgt der erste Zug Schützen, ihnen reiht sich die Türkenbeutr an, und zwar Männer und Frauen, Soldaten aller Rossen und Trachten, geleitet von Hakrnschützen des Kurfürsten; dem zweiten Schützenzuge folgt die privilegirte Tilde der reichen Kaufherren Dresdens, welche dem fürstlichen Sieger entgegengeritten sind und sich in den Zug ringerriht haben. Ihnen schließt sich ein weiterer Theil deS Türkenzuges an, der alte, mit Beute beladene Stierwagen mit sich führt, und zwar besteht die Beute aus Zelten, Waffen, Gerüchen und Truhen mit der Kriegs- kaffe; hinter ihnen schreiten der Profoß und Marketender wie Marketenderinnen. Dem dritten Zuge Schützen reibt sich die Dresdner Schützen gilde von 1683 mit Armbrust und Büchse an, noch dem vierten Schützenzuge kommen die Standartenreitrr de- Kurfürsten und Fanfaren- bläser. Sodann folgt zu Pferde Kurfürst Johann Georg III. mit großem Grfolae und dem Bürgermeister von Dresden mit Raths- Personen. Hinter diese Gruppe reiht sich eine Schaar kurfürstlicher Reiter vom „rochen und braunen Regiment" ein, die den kostbarsten Theil der Türkenbeutr trägt, die grüne Fahne de» Propheten, Roßschweife, Stierpauken u. s. w. Dann folgt der fünfte Zug Schützen mit be rittenen vtadtknechten. Zwischen die einzelnen Züge und zwischen die Zugstrupprn werden die Mustkchöre eingrschoben, zum Theil werden sie beritten und m entsprechende Trachten ge kleidet sein. — D« Nuskchuß der deutschen Turner- Ichast ist Mn Pariser Komitee ersucht worden, Mitglieder für das Kampfgericht der internatio nalen Wettkämpfe in Pari» am 29. und 30. Juli aus Kreisen der deutschen Turnerschast in Vorschlag zu bringen. Da es sich jedoch bei den brtrrffendeu Wettkämpfen um Erlangung von Werthpreisen und Meisterschaften im sport lichen Sinne handelt und diese mit den Grund sätzen der deutschen Turnerschast unvereinbar sind, ist dir Aufforderung vom Borsttzendensder deutschen Turnerschaft in höflichster Weise ablehnend be« schieden worden. — Da« „Dresdner Journal" veröffentlicht die Berordnung der Ministerien de» Innern und der Finanzen, die Aussicht über unterirdisch be triebene Brüche und Gruben betreffend, vom 12. Mai 1900. Diese Berordnung tritt am 1. Juni 1900 in Kraft. — Der sächsische Gemeiudebeamten- Verein, 4225 Mitglieder zählend, hält am 12 August in Chemnitz seine diesjährige General versammlung ab. — Da» königlich sächsische 6. Infanterie- Regiment Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg" zu Straßburg, kann in der ersten Juniwoche 1901 sein 200jährige» Bestehen feiern. Der Regimentskommandeur, Herr Oberst von Criegern, weist in einer Boranzrigr schon jetzt darauf hin. Döbeln, 18. Mai. Unter den Kindern der hiesigen Stadt tritt seit vorigem Jahre die Diphtheriti» stärker auf. Im vorigen Jahre kamen 117 DiphtheritiS-Erkrankungen zur An zeige, von denen 15 tödtlich verliefen, im ersten Vierteljahre dieses Jahre» wurden bereits 56 Erkrankungen angemrldet, von denen 10 tödtlich verliefen. TS sind deshalb sämmtliche Schul räume deSinfizirt worden. Leipzig, 18. Mai. In der letzten Stadt- verordnrtensitzung wurde eine Erhöhung der Lehrergehalte der Volksschullehrer dergestalt be schlossen, daß die GehaltSstaffel mit 1900 Mark beginnt und nach 30 Dienstjahren auf 4200 Mk. jährlich steigt. Pegau, 18. Mai. Ein schreckliche» Un glück ereignete sich gestern Nachmittag in Audigast. Mit dem Abbruch eine» alten Scheunrngebäude» beschäftigt, wurden der Schmiedemeistrr Hitzschkr und der Maurer Röder von einer einstürzrnden Mauer erschlagen. Die verunglückten waren so fort todt. Hitzschke hinterläßt 8 Kinder. Wilsdruff, 18. Mai. Für die hiesige Bürgermeistrrstelle sind ungefähr 50 Bewerbungen eingegangrn. Zur engeren Wahl kommen der Bürgermeister von Stolpen, der Gemeindevorstand von Copitz und der Stadtsekretär von Geithain. Annaberg, 18. Mai. Während der Auf führung von „Onkel Brästg" im hiesigen Stadt theater, mit dem bekannten Interpreten Reuterscher Bühnenfiguren, Herrn Hosschaufpieler Emil Richard al» Gast, wurde der allbeliebte Helden darsteller, Herr Decarli, von einem schweren Unglücksfall betroffen. Herr Decarli spielte den jungen Gutsbesitzer Axel von Rambow. Im vierten Akt, und zwar in der Waldszene, als Bräsig einen Selbstmord de- Gutsbesitzers verhindert, ging der Schuß lo» und die Pulverladung de» Revolver» traf Herrn Decarli so unglücklich in» Gesicht, daß er an demselben bedenklich verletzt wurde. Unter Bewältigung der Schmerzen beherrschte er sich so weit, seine Rolle weiter zu spielen. Der fünfte Akt wurde gekürzt. Nach Ausspruch de» Arzte» hat da» Augenlicht nicht Schaden gelitten. Plauen i. B. Man macht hier die Wahr nehmung, daß in diesem Jahre im Baugewerbe weniger ezrchische Arbeiter beschäftigt werden, wie in früheren. Die» hat seinen Grund darin, daß sich viele deutsche Arbeiter au» Böhmen gemeldet haben; außerdem sind in diesem Jahre bei un» viel« Erdarbeiter au« Polen, Italien, Istrien, Kroatien, Dalmatien usw. beschäftigt. E» giebt Baumeister, welche diese» Jahr nicht einen Czechen beschäftigen. Bei den 20 Universitäten de» Deutschen Reiche» und der Akademie zu Münster waren im vorigen Halbjahre 33,353 Studierende ein geschrieben. Davon gehörten 11,522 den philo sophischen Fakultäten an, 9804 studierten Rechts wissenschaft, Kameralia und Forstwiffenschaft, 8066 Heilkunde und Pharmacie. Die Zahl der evangelischen Theologiestudierenden belief sich auf 2413, diejenige der Studierenden der katholischen Theologie auf 1548 Was die Besuchszahlen der einzelnen Universitäten angeht, so fleht obenan Berlin mit 6478 eingeschriebenen Hörern. Es folgt München mit 4049, sodann Leipzig mit 3481 eingeschriebenen Hörern. Ueber 1000 Hörer hatten noch 10 Universitäten. Vermischtes. — (Aus dem Leben Gellerts.) Der berühmte Dichter Gellert, von dem in unserem LandeSgesangbuche nicht weniger al» 26 Lieder enthalten sind, wurde bekanntlich im sächsischen Städtchen Hainichen geboren. Al» er berühmt wurde und in Leipzig al» Professor thätig war, unternahmen e» vier Bürger Hainichen»: Wohl gemut, Schütze, Müller und Zobel mit Namen, da sie gerade zur Messe in Leipzig waren, den Proseffor zu besuchen. In dessen einfacher Junggesellenwohnung wurden sie herz lich empfangen. In Erwägung de» Umstande», man möchte ihnen daheim nicht glauben, daß sie den Muth gehabt hätten, den berühmten Mann zu besuchen, faßte einer von ihnen, al» sie schon Abschied genommen hatten, da» Herz, den Herrn Proseffor um ein paar Zeilen von seiner Hand zu bitten. Sie traten in» Zimmer zurück. Müller und Zobel hatten r» unterlassen, die Kopfbedeckung abzunehmen. Gellert blickte alle viere sinnend an, merkte sich Sie Höflichen und Unhöfliche«, setzte sich an seinen Schreibtisch, schrieb einige Zeilen und überreichte dann die selben den Scheidenden in einem geschloffenen Billet. In Hainichen angrkommen, versammelten die vier Genannten alle Freunde im Gasthofe um sich, und einer von diesen la» den andächtig Lauschenden den Inhalt de» Schreiben» vor. Groß war da» Staunen der vier wackeren Mannen, al» sie voll Erwartung da» BerSlein vernahmen: Wär ich immer wohlgemut und ein guter Schütze, schöß ich Müllern durch den Hut, Zobeln durch die Mütze. v. — Tetschrn, 18. Mai. - Da infolge der zur Zeit massenhaft auSwandernden Orsterreicher der fahrplanmäßige, beschleunigte MittagSzug häufig überlastet werden mußte und auch ost erhebliche Verspätungen hatte, hat die sächsische Eisenbahnverwaltung beschlossen, fall» die Aus- wandererzahl 200 überschreitet — und da» ist jetzt täglich der Fall — einen Vorläufer de» Zuge» bi» nach Leipzig einzulegen. Aus der Geschäftswelt. Wasche« u«d Scheuer«. Bei allen Ein- käufen von Seife und Seifenpulver für den Hausbedarf kaufe man nicht vom Billigsten, sondern vom Besten. E» ist die» ein brachten»« werther Rathschlag. Billige Seifen wirken mit unter durch große Schärfe recht zerstörend auf die Haut und selbstverständlich leiden ebenso die damit behandelten Gewebe. Außerdem verwaschen sich derartige augenscheinlich billige Seifen sehr schnell, sodaß jede praktische HauSsrau beim ver brauch sehr bald herausfinden wird, daß die im Preise billigsten Seifen in Wirklichkeit am theuersten sind. E» kommt nun seit Jahren in tausenden von Haushaltungen die rühmlichst be kannte Elfenbein-Seife mit der Schutzmarke „Elefant", alleinige Fabrikanten Günther und Haußner in Chemnitz-Kappel, zur Verwendung; «» wäre unnöthig, hier wiederholt auf die Vorzüge dieser Seife hinzuweisen, denn die Hausfrauen haben längst den Werth der Elfenbein-Seife zum Waschen der WLkche, sowie für all« Bedürfnisse der HauSwirthschaft erkannt. Es sei nur ganz besonder» betont, daß man die Ergiebigkeit diese» Fabrikate» am besten auSnützen kann, wenn «an beim verbrauch derselben recht sparsam umgeh». Die Firma Günther L Haußner bringt außerdem ein Seifenpulver von höchster Ergiebigkeit und Reinheit unter dem Namen Elfenbein-Seifenpulver, ebenfalls mit Schutz marke „Elefant", in. den Handel. Wir verfehlen nicht, dieHaussrauen auch auf dieses vorzügliche Seifenpulver, da» sich ganz besonders zum Reinigen von Thüren, Feastern, Fußböden, sowie allen Glas-, Porzellan-, Metall- und Holzgegrn- ständen eignet, aufmerksam zu machen. Beim Einkauf achte «an ja darauf, daß jede» Stückchen Elfenbein-Srife, fowie jedes Packet Elfenbein- Seifenpulver als Schutzmarke einen „Elefant" trägt, da bereits «ine groß« Anzahl, oft gauz minoerwerthiger, Nachahmungen augebotea werden und nur diese Schutzmarke für di« Echtheit bürgt.