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der der für Berlin, 3. Mai. Ihre Majestäten Kaiser und die Kaiserin wohnten heute feierlichen Enthüllung drr Denkmalsgruppe König Friedrich I. in der SiegeSallee bei. Se. Majestät hielten sodann auf dem Tempelhoser Felde eine Bataillon» - Besichtigung ab. — Morgen haben alle Berliner Schulen frei. — Der Troßherzog und die Großherzogin von Baden trafen um */,11 Uhr Bormittag» auf dem Pots damer Bahnhofe eiu und wurden von Ihrer Majestät der Kaiserin, den drei jüngsten Prinzen und der Prinzessin Bictoria Luise, dem badischen Gesandten v. Jagemann und dem Personale der Gesandtschaft empfangen. Die Kaiserin überreichte der Großherzogin einen Blumenstrauß. Berlin, 2. Mai. Drr König von Sachsen gedenkt am Sonntag, 6. Mai, bei seiner An wesenheit in Berlin die nichtsozialistischen sächsischen Reichstagsabgeordneten in besonderer Audienz zu empfangen. Berlin, 2. Mai. Unter Borsitz der Kaiserin fand heute Bormittag eine Delegirten-Bersamm- lung de» vaterländischen Frauen - BereinS statt, wozu auch Prinzessin Heinrich, Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein erschienen. Ferner waren anwesend Minister Studt, Traf SolmS-Baruth, General-Oberarzt vr. Schjerning, Geh. Rath Jacobi, LandeSdirrktor v. Manteuffel, Prinzessin Elisabeth zu Hohenlohe - Schillingsfürst, Frau Staat-Minister von Bötticher, Frau Minister v. Wedel u. A. Geh. Rath vr. Hassel-DreSden eröffnete die Bersammluna mit innigsten DankeS- rvorten au die Kaiserin für die mächtige Förde rung de» Benin». Legation»ratb von Gütten- Herg, der Btrtteter de» Baienscheu Lande»- Verein», sprach de« Benin vom Rothen Knuz feinen Dank au» für die großartige, herzerhebrnde Hilfeleistung gelegentlich der vorjährigen Ueber- schwemmung in Südbairrn. Die Kaiserin, die bei dieser Hilfeleistung mit edlem Beispiele voran gegangen, errichtete sich dadurch ein unvergäng liche» Denkmal in den Herzen aller Baiern. Sodann trat die Versammlung in die Tages ordnung ein, die hauptsächlich in Berichten aus den verschiedensten Arbeitsgebieten de» Verein» bestand. , Berlin, 3. Mai. Die Budgetkommisston des Reichstag» beschäftigte sich mit dem Anträge Müller-Fulda betreffend der Deckungsmittel für die Flottrnvorlage und beschloß, den EmmisstonS- stempel auf inländische Aktien, dessen Erhöhung auf I V, Prozent Müller-Fulda beantragt hatte, auf 2 Prozent zu erhöhen, den EmmissionS- stempel aus ausländische Aktien, den Müller- Fulda auf 2 Prozent zu erhöhen beantragt hatte, auf 2'/, Prozent heraufzusetzro. Dagegen hat sie den Ümsqtzstempel, für den Müller-Fulda Vr, pro Tausend beantragt hatte, auf V»o pro MM herabgesetzt. Der Stempel auf Kuxe Weicht, » Berlin, 2. Mai. ES darf nunmehr, wie gemeldet wird, al» feststehend betrachtet werden, daß die sogenannt« ler Heinze im Reichstag noch auf die Tagesordnung kommen wird. Metz, I. Mai. Der Kaiser, di« Kaiserin und die drei jüngsten Kinder treffen am 8. Mai morgen» in aller Frühe, ohne Metz zu berühren, auf Schloß Urville ein, um daselbst eine Woche zu verweilen. Alle Empfangsfeierlichkeiten sind verbeten. Da» Gefolge, soweit es nicht zur un- mittelbaren Umgebung drr Majestäten gehört, sowie der Marstall von 60 Pferden und etwa 30 btallbrdienstete kommen schon am Sonnabend hier an. Kiel, 3. Mai. Prinz Heinrich von Preuße» ist heute Bormittag nach Berlin abgereist. Düsseldorf. Die TorpedobootSdiviston ist am Mittwoch Abend V,8 Uhr im hiesigen Hafen eingelausen. Heute früh soll dir Weiter fahrt nach Köln erfolgen. Köln, 3. Mai. Au» Anlaß drr Ankunft der TorpedobootSdiviston haben sämmtliche.Ge bäude am Rheinufrr, sowie die vor Anker liegen den Schiffe, darunter holländische, Flaggenschmuck angelegt. Auch in den Straßen drr Stadt steht man zahlreiche Fahnen. Da» Wetter ist prachtvoll. Zur Gutenbergseier in Mainz sind bi» jetzt offiziell 400 Vertreter der Presse ange- meldet. Den Herren wird von der Bürger meisterei eine eigene Tribüne für die Huldigung»- frier am Denkmal und zur Besichtigung de» Festzuge» zur Verfügung gestellt. Die bedeutende Betheiligung der Presse erklärt sich durch den fast gleichzeitig mit der Gutenbrrgfeier dort siattfindenden Journalisten- und Schriftsteller kongreß. Oesterreich. Prinz Max von Sachsen wird beim Nepomukfest in Prag in der JohaaniStirche predigen. Er will damit da» Interesse de» Publikums für da» Leitmeritzer Waisenhaus wachrufen. Wien, 3. Mai. Nahezu sämmtliche Wiener Blätter knüpfen heute an die Reise Kaiser Franz Josefs nach Berlin Kommentare voll sympa thischer Zustimmung und geben dem Danke kür die großartigen Empfangsvorkehrungen in Berlin Ausdruck. Da» „Fremdenblatt- betont, daß der Bundesgedanke nicht nur beim deutschen Kaiser und den deutschen Fürsten, sondern auch beim Volke un geschwächt fortlebe. Auch der Kronprinz von Italien, schreibt das Blatt, wird sich unter den fürstlichen Besuchern befinden. So ergebe sich von selbst eine Manifestation des Zusammen stehen» der drei Dynastien und indem sich da» Bolk dieser Manifestation anschlirße, verstärke sich ihre Kraft. Da» „Neue Wiener Tageblatt* schreibt: In Berlin wehen schwarzgelbe Fahnen. DieHohenzollernstadt hat ihr Festkleid angrthan, um den Habsburger Fürsten zu empfangen, und au» den Spalten der reichstreuen Presse tönt eine Innigkeit wärmer und eindringlicher, al» sie die bloße Politik äußern könnte. Bei un» zu Lande empfindet man da» dankbar nach. Wien, 3. Mai. Nach Berichten polnischer Blätter verlautet in militärischen Kreisen, daß zu den diesjährigen Kaisermanüvern in Galizien Kaiser Wilhelm und König Albert von Sachsen eintrrffen werden. Schweiz. Der bekannte Hauptmann Dreyfa» hat in Cologny bei Genf mit seiner Familie eine reizend gelegene Billa zu längerem Aufenthalte bezogen. Der Kapitän erregt — rin bemerken»- wertheS Zeichen für die in schnellem Wandel begriffene Gegenwart — nur noch geringe Auf merksamkeit in der Genfer Presse. Der Kapitän genügte allen Förmlichkeiten und stattete schon am Tage der Ankunft dem Direktor der Genfer Eentralpolizei einen Besuch ab. Sein Sig nalement wird folgendermaßen gekenntzeichnet: Mittlere Grüße; etwa» schleppender Gang; müde» Aussehen. Ein zu großer schwarzer Mantel hängt über die etwa» hohen Schultern. Dreyfu» geht leicht gebückt. Der Unterkiefer steht vor, wa« dem Gesicht einen Ausdruck von Härte und Willensstärke verleiht. Die sehr leb haften Auge» (Dreyfu» trägt Lorgnon) haben einen eher scheuen Blick. Der Schnurrbart ist nicht mehr nach oben gedreht, sondern hängt au den Mundwinkeln hernieder und verschärft da» Gepräge der Bitterkeit. Frau Dreyfu» ist eine große schlanke Dame mit energischen, ausge prägten, aber zugleich wohlwollenden Züge«. Zwei Kinder, ein Knäblrin und sein blonde» Schwesterchen, und Dnysusea» Neffe begleiten da» Paar. Frankreich. Der Weltfeiertag, von dem einst so viel Wesen» gemacht wurde, ist in Pari» von der . sozialistischen Arbeiterschaft stillschweigend aufge- geben worden. Außer einige» keinen Abend versammlungen ist keinerlei festliche Beranstoltung aogekündigt. (AehnlicheS berichtet man au» Wien. Ja Berlin wurden mehrere Bersamw- lungen abgrhalten, in denen e» tönende Reden gab; die Eozialistenblätter brachten große salbungsvolle und phrasenhafte Verherrlichungen de» WeltfeiertagS, ohne dadurch die Leiche wieder lebendig machen zu können.) Niederlande. Die Burengesandtschaft hat sich Mitt woch Nachmittag, nachdem sie den Ministern Abschiedsbesuche abgestattet hatte, von Haag noch Rotterdam begeben, wo sie sich noch Amerika einschiffen wird. Am Bahnhof war eine zahl reiche Menge angesammrlt, welche die Herren freudig begrüßte. Die Abtheilung der Süd afrikanischen Bereinigung übergab ihnen eine silberne FrirdenSpalme; Fischer und Wolmaran» danken für den sympathischen Empfang, der ihnen hier zu Thril geworden war. Schweden. Stockholm, 3. Mai. Bor der gestrigen Beschlußfassung der zweiten Kammer über den Antrag auf Versetzung de» Ministerium» in de« Anklagezustand, erklärte der Minister de» Aeußeren, von Lagrrheim, die Anstellung von Norwegern im Ministern« des Aeußeren sei nicht verfassungswidrig. Der zur Anstellung am besten Geeignete werde durch den Umstand, daß er Norweger sei, nicht weniger geeignet. (Bravo rufe.) Der Minister fuhr fort, sein Gewissen sage ihm, daß er dadurch, daß er de« Beispiele seiner Borgänger folgte, nicht gegen seine Pflicht gehandelt habe. (Erneute Bravoruse.) Türkei. Konstantinopel, 3 Mai. In der gestrigen Versammlung der Botschafter wurde beschlossen, die Note der Pforte betreffend die Erhöhung der Einfuhrzölle dahin zu beantworten, daß die Bot schafter die Erkürung der Pforte, eine einseitige Verfügung sei nicht beabsichtigt, zur Kenntniß nehmen und ihre Regierungen umgehend ver ständigen werdev. Vom Burenkrieg. In England beginnt man dem Unmuth über die mißlungenen Operationen de» Lord Robert» durch eine scharfe Kritik über den Feldmarschall Lust zu machen. Man findet, daß Lord Robert» einen energischen Vorstoß nach Thabanchu hätte machen sollen, da» thatsächlich die ganze Zeit hindurch der entscheidende strategische Punkt war. An ein Borrücken der englischen Armee ist noch gar nicht zu denken. Bon englischer Seite selbst ist erkärt worden, daß di« Vorbe dingung dazu die Besetzung der Linie Bloemfontein- Thabanchu-Ladybrand sei. Ueber Thabanchu aber sind die britischen Truppen noch immer nicht hinauSgekommen, ja e» sieht so au», al» ob der Weitermarsch auf Ladybrand jetzt überhaupt bi» auf Weitere» vertagt worden sei. Ueber die nicht gerade beneidenSwerthe Lage der Robert«, scheu Armee schreibt auch die „Kabrlkorrrspondenz* vom 1. Mai: Auch die englische Kavallerie ist nun nach Bloemfontein zurückgekehrt, unverrichteter Sache, wie alle übrigen Truppen. 40,000 Mann, fast da» gesammte englische Heer, sind mitten an» ihren Vorbereitungen für den großen Bormarsch auf Pretoria herauSgeriffen worden, hin und her durch da» Land marschiert und um die Früchte einer zweimonatlichen Ruhe gebracht» ohne den Feind auch nur in dem kleinsten Gefechte ein einzige» Mal geschlagen oder gar abgrschnittea und zur Kapitulation gezwungen zu haben. Und doch war da» die Aufgabe dieser 40,000 Mann, die während dieser ganzen Zeit gegen nicht» andere» operierten, al» die täglich vor ihnen auftauchenden und wieder verschwindenden 2000 „Fliegenden* Drlarry». Auch die Wahrheit über Wepeqer kommt jetzt heran» oder wird vielmehr jetzt von Den- jenigrn bestätigt, welche sie bisher energisch ge leugnet hatte». Bisher hatten die englische» Quellen fortwährend behauptet, r« seien nur „wenige hundert Mana, höchstens 600, unter Oberst Dalgety* dort eingeschloffen, während von Seiten der Buren die Zahl der Belagert«; aus 1600—1700 Mann angegeben war. Nun mehr meldet der Korrespondent der „Daily der mit «ingeschloffen war: „Ein Thril der KolmM- divisioa unter Dalgety, 1700 Mann staxk, bestehend aus den beritten« Kapschützra, de« Royal Seat», Fach» u. s. w. Die Ehrenpreise der Stadt Dresden betragen 6000 und nicht 4800 Mark. Dresden, Der flüchtige HäuserspekukeNt Boden, welcher über 30 Häuser besaß, würde von zwei Gläubigern in Zürich angettoffen und -war in sehr gedrückter Stimmung. Boden zahlte den Gläubigern 21,000 Mk. au» und wehklagte Über sein, Geschick. Er will nur noch etwa 30,000 Mk. bei sich haben. Rur weil er «ine größere fällige Summe für ein Hau» in der GewandhauSstroße nicht schaffen konnte, will er kopflos geworden sein und da» Weite gesucht haben. Boden hatte bereit» rin Billet noch Pari» gelöst, hat aber auf Zureden seiner Freund« diesen Plan aufgegebrn. Die noch geretteten 21,000 Mk. sind dem Konkursverwalter au»- gezahlt worden. * Leipzig. Die Feier de» 10jährigen Be triebe» der dauernden Gewerbe-Ausstellung hat üngst unter Betheiligung der Behörden, Körper- chaftrn und zahlreichen auswärtigen Vereinen, otoie Ausstellern stattgesunden, wobei verkündet wurde, daß da» Eintrittsgeld im Jubeljahre herabgesetzt und den auswärtigen Gewerbetreiben, den die Theilnahme an der dauernden Gewerbe- Aurstellung erleichtert ist. Außerdem sollen in diesem Jahre goldene und silberne Medaillen nebst Ehrrndiplomen zur Berthrilung kommen. Leipzig, 3. Mai. Hier wurden gegen 300 Holzarbeiter, die am 1. Mai nicht gearbeitet hatten, gemäß dem Beschlüsse de» Berbande» der Holzindustriellen, Bezirk Leipzig, ausgesperrt. Sie dürfen innerhalb zwei Wochen in ihren Werkstellen und innerhalb vier Wochen in anderen Betrieben der BerbandSmitglieder nicht beschäftigt werden.