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Liste Anlage zu Ar. 45 des sächsischen Lrzählers. Bischof-Werda, de« LL. April 1VVV. Die Weltlage. Mit der erfolgten Ankunft der außerordent lichen Gesandtschaft der Burenrepubliken in Europa find alsbald erneute Gerüchte über eine angeblich zu gewärtigende diplomatische Intervention der „neutralen Mächte- behufs Beendigung de» süd afrikanischen Krieges aufaetaucht. Bold wird Rußland, bald Nordamerika al» diejenige Macht bezeichnet, welche die Initiative zu diesem be haupteten diplomatischen Borgehen ergreifen wolle, ja, hier und da wird bereit» eine Coalition der Mächte gegenüber England angedeutrt, durch welche letztere» zum Einlenken gegen die Buren bestimmt werden solle. Offenbar handelt «» sich ober auch bei diesen neuesten Interventions gerüchten lediglich um bloße Eombinationen, denn englischersrit» ist man zweifellos nach wie vor entschlossen, den Krieg in Südafrika bi» zur endgiltigen Besiegung der Buren durchzuführen und demgemäß sich auch fernerhin jeden etwaigen Einmischungsversuch von dritter Seite ernstlich zu verbitten. Diese Sachlage ist so bekannt, daß schwerlich eine von den neutralen Großmächten Neigung verspüren dürfte, sich zu Gunsten der Herstellung de» Frieden» in Südafrika im Sinne der Erhaltung der Selbständigkeit der Buren staaten in» Zeug zu legen. Man mag zuaeben, daß Rußland und Nordamerika au» verschiedenen Gründen noch am ehesten dazu qualificirt sein würden, die Rolle de» „ehrlichen Maklers - zwischen England und den Buren zu übernehmen, aber weder in Petersburg noch in Washington wird man hierzu Lust verspüren. Wo» Rußland anbelangt, so zeigt seine fast auffällig reservirte Haltung gegenüber den kriegerischen Vorgängen in Südafrika, daß e» gesonnen ist, für die Buren keinen Finger zu rühren, und in Nordamerika ist vorerst noch immer die englandfreundliche Regierung Mac Kinley« am Ruder, und sie wird gewiß diese Richtungslinie ihrer auswärtigen Politik nur im dringendsten Nothfoll ändern. Noch weniger steht von den übrigen Großmächten irgend ein Eingreifen zu Gunsten der Burrn zu erwarten. Bei Italien und Oesterreich-Ungarn darf eine solche Diversion in Hinblick auf die vor trefflichen offiziellen Beziehungen beider Staaten zu England von selbst al» ausgeschlossen gelten, Deutschland ist viel zu „corrrct-, um sich der stammverwandten Buren durch Verhandlungen mit England anzunehmen, und Frankreich sieht sich durch die nun eröffnete Pariser Weltaus stellung auf Monate hinaus so sehr in Anspruch Afghanistan zu zeigen. Die Kundgebung de» Afghanenherrscher» läßt die Möglichkeit -ar nicht al» eine so entfernte erscheinen, daß sich Afghanistan einmal in die Arme Rußland» werfen könnte, dann aber sähe sich England in seinem indischen Eolonialbefltzr plötzlich auf da» direkteste von Rußland bedroht. Inwiefern nun die leitenden Staatsmänner England» etwa derartige Erwägungen durch «in endliche» Einlenken gegen die Buren Rechnung tragen werden, da» bleibt freilich noch völlig abzuwarten, einstweilen scheint man eben in den Londoner Regierungskreisen entschlossen zu sein, den südafrikanischen Krieg um jeden Preis zu Gunsten der britischen Waffen durchzuführrn. Nun, wenn vielleicht die Engländer nachher ein sehen sollten, daß dieser Preis ein zu hoher gewesen ist, so ist da» ihre Sache; jedenfalls kann aber Deutschland allen vielleicht sich au» der südafrikanischen Crisi» noch ergebenden inter nationalen Verwickelungen mit Ruhe entgegensehen; Dank vor Allem dem unerschütterlichen Weiter bestände de» mitteleuropäischen Bündnisse», welche« durch den bevorstehenden Besuch Kaiser Franz Joses'» in Berlin abermals eine Bekräftigung erfahren wird. Sachsen. Bischofswerda, 20. April 1900. —* Und sei e» auch nur im kleinsten Bor gärtchen, da» ihm für seine Liebhaberei zur Ver fügung steht, Rosen wünscht jeder Garten freund zu besitzen und zu pflegen! Und die Rose ist dankbar, wenn ihr nur da» gewährt wird, dessen sie zu ihrer Entfaltung bedarf! Recht zeitgemäß erinnert einer unserer tüchtigsten Rosenkeuner, ?. Schulz inLrbbenichen, im praktischen Rathgeber im Obst- und Gartenbau gerade jetzt zur Rosenpflanzzeit daran, wie wichtig e» ist, daß der Boden vor der Pflanzung gründlich und sachgemäß vorbereitet wird. Nicht nur in gutem Boden gedeihen Rosen, sondern sie entfalten sich auch Jahrzehnte lang im todtesten Sande in musterhafter Ueppigkeit, wenn nur von Anfang an den Rosenwurzeln reichliche Nährstoffe ge reicht werden. Abbildungen erläutern den lehr reichen Aufsatz. Wer sich näher dafür interessirt, besonder» aber, wer gerade Rosen pflanzen will, lasse sich die Nummer de» praktischen Rathgrber« kommen, die gern umsonst vom GeschästSamt in Frankfurt a. O. zugeschickt wird. ML (Gutscheinhandel.) Wie in genommen, daß sich für dasselbe einstweilen über haupt jede größere politische Action nach außen erübrigt. Bon einer „Coalition- europäischer Mächte, wenn auch nur einer diplomatischen, gegen England kann im Ernste selbstverständlich erst recht nicht die Rede sein. Trotz dieser für die englischen Pläne und Entschlüsse günstigen Sachlage würde England aber doch gut thun, den Bogen nicht zu straff zu spannen und nicht auf definitiver Niederwerfung der Burenrepubliken zu bestehen. Schon die gegenwärtige, keineswegs rosige militärische Situation der Engländer gegenüber den Buren müßte eigentlich die britische Regierung auf eine solche Mäßigung Hinweisen, beginnen sich doch den Engländern jetzt die Schwierigkeiten eine» Winterfeldzuge» gegen die Burenstaaten immer mehr auszudrängen. Dann jedoch ist auch die Weltlage trotz der FriedenSbetheuerungen von allen Seiten keineswegs eine so sichere, um die Engländer zur Fortführung de» südafrikanischen Feldzüge» vielleicht noch auf lange Monate hinaus zu ermuthigrn. Speziell droht sich in Asien mancherlei zu Ungunstrn England» zu verschieben, unobläisig ist Rußland bemüht, seine Stellung in Persien, in Oftasirn, in Central asten zu verbessern und zu verstärken, so daß England eine» schönen Tage» leicht zu seiner unangenehmen Urberraschung finden könnte, daß e» seine eventuellen Bortheile in Südafrika theuer genug durch Einbußen in Asien gegenüber Ruß land bezahlen muß. Namentlich erscheint r» be- denklich für England, daß der Emir Abdurrhaman von Afghanistan schwierig zu werden beginnt, er beschwert sich in einem von einem Lahorer Blatte veröffentlichten Schreiben an einen Vertrauten darüber, daß Afghanistan von der britischen Re gierung ungeachtet der langjährigen, England bewiesenen treuen BundeSgenosirnschast de» Emir» ganz vernachlässigt «erde. Abdurrhaman schließt ^dryhend klingenden Aufforderung an Reaieruna. endlich Thaten für verschiedenen Thrilen Deutschland», so ist auch in dem Bezirke der Handel»- und Gewerbekammer zu Zittau der nach dem Prinzip der Schneeballen kollekte eingerichtete Tutscheinhandrl ausgetreten. Nach Leistung eine» verhältnißmäßig geringen Betrage» erfolgt die Ausgabe vonBerechtig - ungSscheinen aus Bezug von Maaren, die erst dann abgegeben werden, nachdem die mit dem Berechtigungsscheine verabfolgten sogenannten Gutscheine bei dem Ausgeber wieder einge gangen sind. Bi» jetzt werden auf diese Weise Fahrräder, Uhren, Cigarren, Anzüge, Schuhwaaren u. s. w. vertrieben. Zweifellos wird durch diese Art de» Geschäftsbetriebes dem soliden Handel eine erhebliche Konkurrenz bereitet, der zu be gegnen er nicht in der Lage ist. Der Versuch, gerichtlich gegen den Tutscheinhandrl vorzugehen, hat versagt, da weder da» Gesetz zur Bekämpfung de« unlauteren Wettbewerbe», noch die Gewerbe ordnung oder das Gesetz, die Abzahlungsgeschäfte betreffend, die genügende Handhabe boten. Da aber durch die Einrichtung der Gutscheine nicht nur der solideHandel, sondern auch da» kaufende Publikum schwer geschädigt wird, erscheint e» dringend geboten, vor dem Ankauf von Berechtig ungsscheinen und Gutscheinen dringend zu warnen. Denn wenn auch der erste Erwerber eines Berech- tigungSschein» gegen Entrichtung einer geringen Gebühr (z. v. 7 Mk.) die Waare (z. B. ein Fahr rad) erhält, wenn er nur 4 weitere Erwerber je eine» Gutscheines gewinnt und dafür sorgt, daß jeder dieser 4 Erwerber wiederum einen Berech tigungsschein und 4 Gutscheine erwirbt, so geht , doch darau» hervor, daß immer eine schneeballartig I steigende Zahl von BritragSlristern leer auSgrht, ' damit einer billig «ine an sich theure Waare er- I wirbt. Im Allgemeinen «erden 5 Berechtigung». und 16 Gutscheine verausgabt fein müssen, damit der erste Erwerber eine» Berechtigungsscheine» die Waare erhält, mit anderen Worten, e» werden im Allgemeinen 20 Personen leer auögehen müssen, damit eine unverhältnißmäßig billig zum Erwerb einer Waare kommt. Im Interesse de» soliden Handel» und de» lausenden Publikum» wird daher dringend grrathrn, sich durch die ver lockenden Anpreisungen der Berechtigung»- und Gutscheine nicht täuschen zu lasten. Wilthen. Die Fahnenweihe de» hiesigen Turnverein«, verbunden mit Gauturnfest, findet nicht am 23. bi» 25. Juni statt, sondern erst vom 25. bi» 27. August. Eine sozialdemokratische Landeskonferenz für Sachsen hat in Dresden am Dienstag Bor mittag ihren Anfang genommen. Eröffnet wurde dieselbe in Anwesenheit von etwa 70 Delegierten durch Herrn Sindermann-DreSden. Die Konferenz fei vor Allem dazu bestimmt, auf» Neue die Waffen zu prüfen, ob sie noch scharf genug seien. In der Bureauwahl wurden die Herren Schulze-Cossebaude zum ersten und Messing- Dresden zum zweiten Borsitzenden gewählt. Den Bericht des CentralkomiteeS erstattete Herr Schulze. Redner kam hierbei insbesondere auf die Ergebnisse der ReichStagSwahl im 8. sächs. Reichstagswahlkreise (Pirna) zu sprechen. Trotz aller Anstrengungen sei der Kreis doch in den Händen der Gegner geblieben. ES habe sich gezeigt, daß die Organisation der sozialdemo kratischen Partei in der vorwiegend landwirth- schaftlichen Bevölkerung des Kreises noch nicht genug festen Fuß gefaßt habe. Der Ausfall der Landtagswahlen habe die Erwartungen der Partei nicht enttäuscht; nur im Wahlkreise Dresden V hätte die Stiwmenzahl viel größer sein könne«. Die sozialdemokratische Partei würde aber den größten politischen Fehler be gehen, wenn sie sich angesichts des neuen Wahl gesetzes von der Ausübung des Wahlrechtes und > von der Bethätigung ihres politischen Einflüsse» abhalten lassen würde. Die sächsische Sozial- demokratie sei «och zu keiner Zeit eine so wohl- organistrte Partei gewesen, wie sie heute sei. Hieraus berichtete Abg. Fräßdorf-Mickten über die Thätigkrit des sächsischen Landtages. Bon der sozialdemokratischen Fraktion, die seinerzeit die Zahl von 15 Mitgliedern erreicht hatte, seien nur noch vier Abgeordnete in diesem Land tage verblieben, die mit einer Sorge in die Tagung eingetreten seien, nicht etwa au» Furcht vor den Gegnern, sondern in der Erwägung, ob sie in ihrer Zahl auch den Anforderungen der sozialddemokratischen Partei allenthalben würden entsprechen können. Er glaube jedoch annehmen zu dürfen, daß nach Lage der Sache nicht mehr zu thun gewesen sei, als was gethan worden ist. Beim Eilenbahnrtat betonte Redner, daß die Agitation unter den Eisenbahnbeamten ruhig weiter gehen werde. Redner forderte auf, diese Agitation unausgesetzt zu betreiben. Schließlich unterzog er die verschiedenen Parteien einer Kritik. Er habe da» Gefühl, daß man sich des Dreiklossen - Wahlrechtes schämt, daß man sich schämt, ein solche» Gesetz erlassen zu haben. Der Werth de» Landtages werde Durch dieses System heruntrrgrdrückt, sein geistige» Niveau sei im Sinken begriffen. Es fanden zwei Reso lutionen Annahme, in welchen dem Central komitee einerseits, der sozialdemokratischen Fraktion im Landtage andererseits Namens der Landes konferenz die volle Anerkennung ihrer Thätigkrit ausgesprochen wurde. Nach einer zweistündigen Mittagspause wurden die Verhandlungen mit einem Referat des Herrn Fritz Geyer-Leipzig über die sozialdemokratische Presse wieder aus genommen. In den letzten Jahren habe die sozialdemokratische Presse in Sachsen einen ganz bedeutenden Zuwachs erfahren. Die rein politische sozialdemokratische Presse, soweit dieselbe in Sachsen erscheint, hatte 1898: 57,800, 1899: 72,300 und gegenwärtig 87,100 Abonnenten. Die in Sachsen erscheinenden GewerkschastSblätter hatten im vorigen Jahre 70,600 und gegen wärtig 94,600 Abonnenten. Hierzu lag folgender Antrag de» 23. ReichStagSwahlkrriseS vor: Bom 1. Juli ab ist in denjenigen Orten de» 23. Wahl kreises, in welchem zur Zeit die in Falkensteio erscheinende „Dogtländische Volkszeitung- ver breitet ist, da» „Sächsische volk-blatt" al» Parteiorgan rinzusühren. Der Antrag wurde nach längerer Debatte, an der sich die Delegirten Schäbig, Hofmann, Kaden, Geyer und Breslauer brthriligtrn, dem Erntralkomite« zur weiteren Behandlung überwiesen. Leipzig. Mehr und mehr schrumpft die Klrinmeffe zusammen. Auch jetzt wieder beschloß die städtische Verwaltung, die bisher aus dem nördlichen Lheile der Promenade zwischen Alte«