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Msch-Mi«»«, »«, I». B»rU 1»»«. Rach Paris zar Weltausstellm- 1« Jahre >»V0 Bon Oberpfarrer vr. Wetzel. HI. Ich habe versprochen, im Voraus etwas über die Ausstellung, ihre Eintheilung, Lage u. s. w. zu schreiben, sobald ich dazu in den Stand ge setzt sein würde. Ich kann das jetzt an der Hand eines Aufsatzes von Walther Geysel in Paris, in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung Nr. 40, über, die Pariser Welt ausstellung. Alle Vorbereitungen eingerechnet, erstrecken sich die Arbeiten für das gewaltige Unternehmen auf einen Zeitraum von 8 Jahren. Präsident Loubet, der es in wenigen Tagen er öffnen wird, ist bereits das 4. Staatsoberhaupt, das sich mit ihm zu beschäftigen hat. Der ganze gewaltige Betrieb ist in achtzehn Gruppen ein- getheilt, die wieder 121 Klassen umfassen. An erster Stelle stehen Erziehung und Unterricht, dann kommen die Kunstwerke, Industrie, Acker bau u s. w, den Beschluß machen die Kolonien, die Heere und die Flotten. Nun muß man sich merken, die Ausstellungsgebäude sind alle in un mittelbarer Nähe rechts und links der Seine, des schiffbaren Stromes, der die Stadt in 2 fast gleiche Hälften theilt, wie die Elbe die Stadt Dresden. Die Ausstellung der schönen Künste ist in den Champs-Elysöes, jenem von Maria von Medici unter Ludwig XV. angepflanzten Lustwald auf dem rechten Ufer der Seine, der in neuerer Zeit nach englischem Gartengeschmack umgeändert, ein Haupttummelplatz der Pariser ist, das Kunstgewerbe gegenüber auf dem linken User in der Esplanade des Invalides, Ackerbau und Industrie auf dem riesigen Marsfelde links der Seine und die Kolvnialausstellungen gegen über rechts der Seine im Parke des Trocadöro, so genannt nach einem von den Franzosen er oberten spanischen Fort. Zwischen diesen beiden Hauptplätzen stehen auf dem linken Ufer der Seine die Paläste der fremden Staaten, der Palast der Flotten und Heere, die Handelsschiff fahrts- und die Forstausstellung, auf dem rechten Ufer diesen Gebäuden gegenüber der Palast der Stadt Paris, die Treibhäuser der Garten ausstellung, der Palast der Congresse, die »Pariser Straße- und das „alte Paris-. Der in den Champs-Elysöes, zu deutsch: den „Ely- säischen Gefilden-, liegende Theil der Ausstellung ist nach Walther Gensels Urtheil der vornehmste. Hier ist der monumentale Eingang und die Ehrenpforte, hier stehen auch die beiden dauern den Paläste, welche die bildenden Künste in sich schließen. In den beiden langgestreckten Palästen der Jnvaliden-Esplanade sind französische Manu fakturen, also vor Allem Gobelinmanufaktur, die Porzellan- Manufaktur von Sövres und Alles, was zur Einrichtung von Wohnungen gehört, untergebracht. Auf dem Marsfeld finden wir den Eiffel- thurm und die Maschinenhalle mit dem 25,000 Personen s!) fassenden Festsaal. Die Kolonial ausstellung des Trocadöro zerfällt in 3 Haupt- theile: in der Mitte Algier, links die übrigen französischen Kolonien, rechts die Kolonien der fremden Mächte. ES wird einem Angst, wenn man diese Fülle von Sehenswürdigkeiten überblickt. Walther Gensel sagt mit Recht, daß hier die Gelegenheit zur Belehrung und Unterhaltung für mehrere Wochen, ja Monate geboten wird. Wir werden uns mit einem viermaligen Be such begnügen müssen, aber für den Eingangs angegebenen Zweck, einen Eindruck von diesem groß artigen Unternehmen und einen Ueberblick über die Arbeit der Gegenwart auf allen Gebieten des mensch lichen Lebens zu bekommen, wird das doch wohl genügen. Und genügt eS nicht, dann heißt eS eben sich nach feiner Decke strecken und sich mit dem begnügen, was man hat. Ich glaube, da ist schon genug. Witistze L Mm. Urber den kür Mai anaffagten und in der öffentlichen Meinung Deutschland- so freudig big^tßteu Besuch Kaiser Franz Josef» Ml Berliner Hof« verlauten noch weiter« Einzel- Wep. Ihnen zufolge soll «. A. auch da- Er- WWdLdtztz Erzherzog- Franz Ferdinand, de» üsterreichisch- ungarischen Thronfolger-, an der Seite seine- kaiserlichen Oheim» in Berlin zu erwarten sein, ferner heißt e», daß sich der österreichisch-ungarische GeneralstabSchei Freiherr v. Beck und der deutsche Botschafter am Wiener Hofe, Fürst zu Eulenburg, mit in der Begleitung de- Kaiser» Franz Josef auf dessen Berliner Reise befinden würden. Anscheinend in An knüpfung an die bevorstehende Kaiserbegegnung in Berlin stad Gerüchte ausgrtaucht, wonach an- geblich auch zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Nikolaus II. im Lause de» jetzigen Frühjahr» eine Zusammenkunft stattfinden würde, und zwar in Danzig anläßlich des gleichzeitig stattfindrnden Stapellauser de» dort in Bau befindlichen neuen deutschen Kreuzers „6- und eine» neuen russischen Kreuzers. Schließlich verlautet noch von einer förmlichen Monarchen - Versammlung, die am diesjährigen 18. August zur Feier de» 70. Ge burtstage» de- Kaiser- Franz Josef in Wien stattfinden werde; Kaiser Wilhelm und die meisten deutschen Bundesfürsten würden hierzu erscheinen, während man dem Erscheinen de» Czarrn in Wien schon für Juli entgegensieht. Die Angelegenheit de« Fleischbeschau gesetzes und die Frage der Deckung der Kosten de» projektirten neuen FlottengrsetzrS spielen in der politischen TageSdiSkussion einstweilen noch immer ihre Rolle. In ersterer Beziehung ist au» der letzten Zeit eine hochosfiziöse Kund gebung der „Nordd. Allg. Ztg.- zu verzeichnen, in welcher der ReichStagSmehrheil, die bei der zweiten Lesung de» FlrischbeschaugrsetzrL jene die Regierungsvorlage so bedenklich verschärfenden Beschlüsse faßte, eindringlichst inS Gewissen ge redet wird, nicht mehr schroff auf ihrem bis herigen Standpunkte stehen zu bleiben, wobei gewisse Zugeständnisse der RrichSregierung an letzteren in Aussicht gestellt werden. In wieweit dieser Appell den gewünschten Erfolg haben wird, bleibt indessen noch abzuwarten, was ebenso von den beweglichen Vorstellungen gilt, welche der betreffende Artikel zuletzt an die Adresse der deutschen Landwirthschaft selbst richtet. Hinsichtlich der DeckungSsrage bei der Flotttnvorlage weiß die „Köln. BolkSztg.- im Widerspruch mit ander» lautenden Nachrichten Berliner Blätter angeblich au» zuverlässigster Quelle zu versichern, diese Frage werde al-bald nach dem Wirberzusammentritte de» Reichstage» eine derartige Regelung erfahren, daß für die selbe aus die Zustimmung der Mehrheit der Volksvertretung gerechnet werden könne. Zuletzt erklärt das rheinische CentrumSorgan, eine Ver tagung der Flottrnangelegenheit sei weder für die Regierung noch für den Reichstag wünschen», werth, weshalb auch die Entscheidung des Reich», tage» noch in der ersten Maihälste zu erwarten sei. — Diese letztere Voraussage de» genannten Kölner Blatte» dürste sich aber schwerlich er füllen; e» sei denn, daß die Budgetkommisston die Flottenvorlage wie im Fluge erledigte, und daß dann die zweite und dritte Plenarlesung derselben sofort nachfolgte; nach dem bisherigen Schnrckengange der parlamentarischen Behänd« lung de» Flottenprojrkte« erscheint jedoch ein derartige» plötzliche» SchnellzugStempo in dessen weiterer Berathung al» höchst zweifelhaft. Die Massenpetition, welche dem Reichstage zu Gunsten der Flottenvorlage unterbreitet werden soll, hatte nach einer Münchener Meldung bis zum 13. April ca. 200,000 Unterschriften er langt. Da- ist gewiß «ine stattliche Zahl, immerhin könnte sie noch erheblich größer sein, wean eS wirklich zutrifft, daß die Flottenfreund« in der Nation gegenüber den Gleichgültigen und den Flottenfeiaden bedeutend im Urbergewichte sind. Da» päpstliche Breve, welche» die Wahl de» bisherigen Bi»thum»v«nveser» vr. Brück zum Bischof von Mainz an Stelle de» ver storbenen Bischof» vr. Haffner bestätigt, ist dem Maiuzer Domkapitel zugegaogen. Neuere au»Kamerun eingegangene Berichte melde«, daß dort allmählich wieder ruhigere Verhältnisse Platz greifen. Di« in da» Gebiet der rebellrscheu vuli» entsandte Etrasrxpedition unter Hauptmann ». Dannenbrrg hat ihre Mission erfolgreich erfüllt und die Ruh« in den Bezirken von Kibi-Efulen wieder hergrstrllt; mit den östlich hiervon wohnenden Balistämmea wurden durch Vermittelung amerikanischer Missionare FriedeaSverhandluagen ringrlritrt, die ebenfall» Erfolg verheißen. Vie in Europa angrkommene besondere Ge- sandtschast der Tran»vaalrepublik an die euro päischen Regierungen ist, von Neapel über Mai land reisend, in H a a g eingrtroffen. In Mailand wurde sie vom Transvaal-Gesandten am Brüsseler Hose, vr. LrydS, begrüßt, der alsdann eine lange Besprechung mit den Herren der Ge sandtschaft und mit dem holländischen Konsul hatte. Die Mitglieder der Mission sollen sich privatim über dir Erfüllung ihrer Aufgabe, die europäischen Kabinette zur Herbeiführung von Verhandlungen behufs Abschlusses eine- ehrenvollen Frieden» für die Buren zu bewegen, nicht» weniger al» optimistisch geäußert haben, und ist e» auch recht gut, wenn sich die Buren in dieser Beziehung keiner Selbsttäuschung hingeben. Die beiden Häuser de» französischen Parlaments haben sich nach Erledigung de» Budget» bis zum 22. Mai vertagt, eS herrscht also bis auf Weitere- parlamentarischer Gotte«- frieden jenseits derBogesen, wozu natürlich auch die Eröffnung der Pariser Weltausstellung da ihrige beitragen wird. UebrigenS präkntiren sich die Verhältnisse auf der Pariser Weltaus stellung selbst jetzt noch vielfach in einem keines wegs besonder« erfreulichen Lichte, wofür u. A. auch die Meldung spricht, daß 1500 Seniesoldaten zur Unterstützung der unzulänglichen Arbeitskräfte auf dem Gebiete der Weltausstellung aufgeboten worden seien. . Die Regierungen der beiden Buren republiken haben nunmehr der portugiesischen Regierung einen offiziellen Protest gegen die Ge stattung des Durchzuges englischer Truppen durch portugiesische« Gebiet in Südafrika zustellen lassen. Der Protest bezeichnet diese Erlaubmß al« gleichbedeutend mit einem feindseligen Akt gegen die Burenstaaten. Die Londoner „Reuter-- Depesche, welche diese Nachricht bringt, theilt weiter mit, man halte e« für unwahrscheinlich, daß die Buren ihrem Protest Repressalien folgen lassen würden; sollten aber die Buren Portugal wirklich angreifen, so würde letzterem die Unter stützung England» sofort zu Theil werden. E» ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich, daß die Buren einen Borstoß gegen das benachbarte portugiesische Gebiet unternehmen, sie haben mehr al- genug zu thun, um sich der Engländer zu erwehren. England erwachsen jetzt neben dem seine Kräste voll in Anspruch nehmenden Kriege in Südafrika allmählich Verlegenheiten aus anderen Punkten seine» Kolonialgebietes. Im Aschanti lande in Westafrika ist bekanntlich ein Aufstand gegen die Engländer auSgebrochen, der nach Meldungen von englischer Seite selber noch immer ernster Natur ist, wenngleich sich die Lage für die Engländer etwa» gebessert haben soll. Außerdem ist im Khanpur-Distrikt in Ost indien ein nicht unbedenklicher Aufstand der Eingeborenen auSgebrochen. Zwar ist durch da» Einschreiten der Truppen die Ruhe inzwischen angeblich wirderhergestellt worden, aber alle Arbeit ruht und die Bevölkerung zeigt eine feindselige Haltung. Freiwillige Lokaltruppen patrouilliren die Stadt Khanpur ab. Im Distrikt von Khanpur hatte übrigen», um eine historische Erinnerung aufzufrischen, der große ostindische Aufstand der Jahre 1857 und 1858 seinen Ausgangspunkt. Bom Burenkrieg. Die Buren bedrängen sowohl den Lord Robert» al» den Grneral Buller hart. Sie haben den Engländer in letzter Zeit sehr schwere Verluste beigebracht. Die Engländer berichten zwar nicht» amtlich darüber, wagen e» ab« nicht, die Meldungen üb« ihre Niederlagen zu bestreiten. Nach Telegrammen ««»Bloemfontein nähern sich die ständigen BertheidigungSwerke Bloem- foateia» ihr« Vollendung, e» wird auch ei große» Kavallerirlagn gebildet. Kitcheu« ist mit berjtteuen Truppen ,a BurgrrSdorp in der nördlichen Kapkolouie, wo die Rebell« viele Schwierigkeiten bereilet haben. Di« Möglichkeit für die englische Hauptmacht, von Bloemfontein nach Norden vorzudriuarn, rückt in immer weitere Ferne, je bedrohlich« die Buren in ihre» Rücken auftrete». Zweifelhaft ist, ob die eugltscheu Versuch«, Wepenrr zu att- setzen, bisher Erfolg gehabt haben. In Bloem- fontein sollen nach ein« «glffchm Meldung vom