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NM' le en >s- t. U rll- sch Sachsen. Bischofswerda, S. April 1900. —* ES wird von Neuem darauf aufmerksam gemacht, daß den auf ihren Bestellgängen be findlichen Landbriefträgern außer Briefsendungen auch Postanweisungen, Nachnahme- senkungen, kleinere Packetr, Sendungen mit Werthangabe bis zum Betrage von 400 Mk., sowie Baarbeträge zum Ankäufe von Postwerthzeichen rc. und zur Bestellung von Zeitungen bei den Postanstalten übergeben werden dürfen. Die Landbriefträger sind verpflichtet, die empfangenen Sendungen, ausschließlich der ge wöhnlichen Briessrndungen, sowie die ihnen über gebenen baarrn Geldbeträge für Zeitungen, Werthzeichen rc. in ein Aufnahmebuch rinzutragen, welches nach jedem Bestellgange der Postanstalt vorgrlegt wird. Zum Einträgen der Sendungen in das Annahmebuch ist auch der Auflieferer befugt. ES empfiehlt sich, von dieser Befugniß in jedem Falle Gebrauch zu machen. Hat der Landbriesträger die Eintragung selbst bewirkt, so muß er dem Auflieferer auf dessen Verlangen durch Vorlegung des Annahmebuchs von der stattgefundenen Eintragung Ueberzrugung ver- schäM M Atbeilung Un'E'maS-, scheine- über die von dem "Landbriefträger ange- nommenrn Werth- und Einschreibsendungen, Postanweisungen und Nachnahmesendungen erfolgt erst durch dir Postanstalt. Der Landbriefträger ist verpflichtet, den Einlieferungsschein, wenn möglich, beim nächsten Bestellgange dem Auf lieferer zu überbringen. Den Ortsbriefträgern ist die Annahme von Postsendungen und Be stellungen auf Zeitungen nicht gestattet. — Die deutsche Reichspostverwaltung hat ein Verbot erlassen, wonach die Postkarten, auf denen sich Karrikaturen der englischen Königin rc. befinden, nicht mehr befördert werden dürfen. — Die Bestimmungen über die Vornahme einer Volkszählung am 1. Dezember 1900 sind nunmehr, soweit sie das ganze Reich betreffen, vom BundeSrathe getroffen. ES wird diesmal auch eine Statistik der Blinden und Taubstummen mit der Volkszählung vereinigt werden. Der BundrSrath hat auch Bestimmungen über die land- und forstwirthschaftlichen Auf nahmen im Jahre 1900 getroffen. ES soll nämlich statt der nach einem früheren BundeS- rathsbeschlusse erst im Jahre 1903 auSzuführen- den Ermittelung der landwirthschaftlichen Boden benutzung eine solche im Jahre 1900 stattfinden. In Ergänzung der Ermittelungen über die land- wirthschastliche Bodenbenutzung soll eine Zählung der Obst bäume stattfinden. Ferner sollen im Anschlüsse an die Ermittelung de» Areales der Forsten Ermittelungen über den Besitzstand, den Ertrag, die Bestand»- und Betriebsarten der Forsten veranstaltet werden. Als Zeitpunkt, aus den sich diese Erhebung bezieht, ist der 1. Juni 1900 vorgeschrirben. Schließlich hat der BundeS- rath auch Bestimmungen über die Vornahme einer Viehzählung am 1. Dezember 1900 erlassen. Neu ist vorgesehen, daß e» sich zur Ermittelung de» im Jahre 1900 gewonnenen Honig» empfehle, in den VirhstandSschStzungS- bezirken, soweit möglich, die Bienenzucht-(Jmker.) Vereine heranzuzirhen. —* Wie sich die Ansichten ändern! Wenn bi» heute in Deutschland Jemand einen Obst baum pflanzt, so wird er mit Lengstlichkeit da rüber wachen, daß der Baum rin« schöne Krone, eine reiche Bewurzelung hat, daß da» Pflanz loch groß und weit angelegt und der Baum nnt aller Sorgfalt in dasselbe gepflanzt wird. An der Spitze seiner soeben erschienenen Nummer bringt und da» Odium eine» solchen Schritte» träfe selbstverständlich auch England mit. Die heutigen leitenden Staatsmänner England» indessen sind von derartigen Skrupeln frei, und wa» Portugal anbelangt, jo sieht e» sich in Afrika so sehr auf da» Wohlwollen oder aber auf die Ungnade England» angewiesen, daß e» nicht wagen darf, sich den englischen Anforderungen und Wünschen ernstlich zu widersetzen. So zeigt denn da englisch - portugiesische Zwischenspiel, daß dem mächtigen England alle Mittel recht sind, um seinen kleinen tapferen Gegner in Südafrika endgiltig zu Fall zu bringen; wahrscheinlich werden aber die „neutralen Mächte- auch diesem neuesten Vorstöße der Engländer gegen Transvaal mit verschränkten Armen zuschaurn. L der praktische Rathgeber im Obst- und Garten bau einen Bericht au» Nordamerika, wonach man dort mit außerordentlichem Erfolge angefangen, mit diesem Pfianzlystem zu brechen und die Pflanzung sehr zu vereinfachen. Erfinder de» System» ist Herr Stringfellow in Texa», der selbst ausgedehnte Birnen- und Pfirstchanlagen besitzt. Herr Stringfellow pflanzt nur ein jährige Veredelungen, nachdem er sie auf 4b Centimeter zurückgeschnitten und alle Wurzeln bi» auf ganz kurze Stummeln abge- schnitten hat, sodaß die Bäume aussehen, wie Quirle! Diese Bäume werden in die Erde ge senkt, mit dem Fuße festgetreten und die Pflanzung ist fertig. Durch die Methode wird erreicht, daß die Bäumchen nicht wie bei der alten Methode, drei flache Wurzeln bilden, sondern meist 10 in die Tiefe gehende. Die größten Pfirsichzüchter Nordamerika», die Gebrüder Lale in Georgia, haben bereit» 100,000 Pfirsiche nach dieser neuen Methode, die sich nur bei ein jährigen Veredelungen anwenden läßt, gemacht und zwar mit dem denkbar größten Erfolge — sie hatten weniger al» V, "/» Verluste. — Der Aussatz im praktischen Rathgeber bringt Ab bildungen nach Photographien so gepflanzter Bäumchen, die außerordentlich lehrreich sind. — E« ist selbstverständlich, daß wir in Deutschland erst Versuche anstellen müssen, inwieweit sich diese Pflanzmrthode bei un» einführen läßt. Obstfreunde, die den praktischen Rathgeber im Obst- und Gartenbau nicht mithalten, erhalten diese Nummer umsonst zugeschickt von dem Ge- schästsamt des praktischen RathgeberS in Frank furt a. d. Oder. — Da» „Dresdner Journal- veröffentlicht eine Bekanntmachung, betreffend die Zusammen setzung der Pädagogischen Prüfungskommission in Leipzig. Chemnitz. Mit Schluß diese» Schuljahre» verlieren die hiesigen Schulen wieder eine Reihe von Kräften, die Jahre treu gedient haben. Zunächst ist e« Herr Professor vr. Volkmar König am Realgymnasium, der nach 37jähriger Arheit an dieser Anstalt in den Ruhestand tritt. An den TöVMen ober scheiden die Herren Bürgerschuldirektor der höheren Mädchenschule an der AnnensrRlA., Direktor Kadner, Leiter der 1. BezirkSschule für A?ben an der Kastanienstraße und Oberlehrer Jug!.;. zugleich Stellvertreter de» Direktors, an der 2. Mädchenbezirksschule, Lindenstraße. Von ihnen hat Herr Oberlehrer Jugrl beinahe 4b, Herr Direktor Kadner ungefähr 40 und Herr Direktor Gerhardt etwa 23 Jahre an der Chemnitzer Jugend gearbeitet. Herr Kreishauptmann Freiherr von Welck in Zwickau wird als Vorstand der künftigen Kreishauptmannschaft Chemnitz und Herr Ge heimer RegierungSrath Forker-Gchubauer, Vor tragender Rath im Ministerium de» Innern, al- künftiger Kreishauptmann zu Zwickau genannt. An der Universität in Leipzig studierten im letzten Semester 359 Ausländer; davon ent fielen 73 auf Rußland, 72 auf Oesterreich- Ungarn, 63 auf Nordamerika, 46 auf die Schweiz, 40 auf den Orient, 29 auf Groß britannien und 9 auf Frankreich. Der Rest vertheilt sich auf Asien rc. Das englisch-portugiesische Zwischen spiel in Südafrika. Die zweifellos vorhandenen geheimen Absichten England» aus die Besetzung der Delagoa-Bai in Portügiesisch'Ostafrika, womit die Engländer den Buren die denselben bi» jetzt noch offenstehende einzige Verbindung mit dem AuSlande, nament lich Mit Europa, abschneiden würden, scheinen einstweilen durch die vom portugiesischen Minister de» Aeußrren in den Corte» abgegebene Erklärung, Portugal werde die ihm im UrtheilSspruche de» Berner Schiedsgericht» auserlegte Zahlung einer Entschädigungssumme wegen der beschlagnahme der Drlagoa-Eisenbahn aus eigener Kraft leisten, durchkreuzt worden zu sein. Denn die englische Regierung, die sich al» Vertreterin der beim Baue der Delagoaeisenbahn mitbelheiligten englischen Interessengruppe geberdet, würde wohl kaum gezögert haben, etwaige Schwierigkeiten auf portugiesischer Seite bei Zahlung der Ent schädigungssumme zum bequemen Vorwand zu nehmen, die Delagoa-Bai als „Faustpfand- zu besetzen. Angesicht» der erwähnten Erklärung de» portugiesischen Ministers dürfte sich die englische Regierung allerdings genöthigt sehen, auf diesen ihren muthmaßlichen Plan einstweilen zu verzichten, denn vor einer flagranten Verletzung de» internationalen Völkerrecht», wie solche eine gewaltsame, durch keinerlei äußerlichen Vorwände verbrämte Besitzergreifung der Delagoa-Bai seitens der Engländer darstellen würde, scheut man an drn maßgebenden Londoner Stellen offenbar noch zurück. Wenn eS freilich nach der englischen Jingo-Partei ginge, so hätten die eng lischen Kriegsschiffe in Lourenyo-Marquez längst Truppen gelandet, ohne einen Pfifferling nach etwaigen Protesten Portugals selbst oder in Südafrika interessirter dritter Mächte zu fragen, augenscheinlich vermag man sich indessen in den Londoner Regierungskreisen doch noch nicht zu einem derartigen rücksichtslosen und heraus- fordernden Vorgehen zu entfchfiitzrN - Dafür scheint jetzt aber England auf einem anderen Wege die ihm in Gestalt de» portugiefisch- ostafrikanischen Colonialbesitzes in seinen Bemüh ungen hindernde Schranke, drn Buren von Osten resp. von Norden her in die Quere zu kommen, beseitigen zu wollen. Immer bestimmtere Nach- richten tauchen auf, denen zufolge England beab sichtigt, von Beira, dem nächst Loureny-Marquez wichtigsten Hafen an der grsammten portngiesisch- ostasrikanischen Küste, au« Truppen und Kriegs material nach Rhodesialand zu schaffen, um dann von dort aus Transvaal im Rücken zu fassen. Für diesen Zweck würde den Engländern die von Beira über Umtali nach Salisbury in Rhodesien führende Eisenbahn sehr zu statten kommen; die selbe soll zwar gegenwärtig an verschiedenen Punkten unterbrochen und in ihrem letzten Theile überhaupt unfahrbar sein, doch ist anzunehmen, daß den Engländern bei ihrer großen Erfahrung und Gewandtheit im Bahnbau in subtropischen Gegenden die Wiederherstellung der beschädigten Strecken der Beira-Eisenbahn keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten dürste. Die Hauptsache aber bleibt natürlich die, daß es ihnen portu- gisischrrseitS überhaupt gestattet wird, mit einer militärischen Colonne portugiesisches Gebiet zu durchziehen, und letztere Erlaubniß soll in einem englisch-portugiesischen Geheimvertrage vom Jahre 1891 ausgesprochen sein. Bereit- heißt e», Oberst Carrington werde bestimmt mit der von ihm befehligten englischen Colonne seinen Weg nach Rhodesien über Beira nehmen, und eine „Reuter-- Deprsche aus Capstadt weiß weiter zu melden, daß da» Transportschiff „Chicago- mit einem Theile de» zum Burenkrieg zusammrngetrommelten Corp» der australischen Buschmänner (!), sowie mit Pferden, Maulthiere« und mit Betrieb»- material für die rhodesische Eisenbahn von Capstadt nach Baira abgrhen werde. Auch werd« schon viel Kriegsmaterial und Proviant nach Baira geschafft. ES kann demnach kaum einem Zweifel mehr unterliegen , daß England entschlossen ist, mit gefälliger Hilfe Portugals den Buren von Baira au» in den Rücken zu kommen, durch welche Diversion die Buren allerdings ernstlich in Ver legenheit gerathen könnten. Ganz sicherlich würde sich Portugal trotz der angeblichen vertrags mäßigen Vereinbarungen mit England einer schweren Verletzung der Neutralität gegenüber TnuchmmI schuldig machen, wenn r» englischen artete, Vermischtes. — (Die Zahl der Juden.) Die Be kenner der jüdischen Religion zählen nach dem letzten jüdischen Jahrburhe, da» zu Lyndon wie alljährlich erschienen ist, inSgesammt elf Millionen. Davon kommen ungefähr acht Millionen auf Europa, Wh zwar ans Rußland 4,500,000, auf Oesterreich 1,860,000 (!), auf da« Deutsche Reich 567,000, auf Rumänien 300,000, auf di« Türkei 120,000, aus England 101,000, ein schließlich der Kolonien 148,000. Nach der ge- ringsten Schätzung sind in dem heutigen Deutschen Reiche während de« 19. Jahrhundert» 17,520 Juden getauft worden. Für Oesterreich-Ungarn nimmt man im Laufe de» Jahrhundert» 8356, für Rußland 3136 Judentaufea an. Die meisten Uebrrtrittr, etwa 30,000, sind in Großbritannien erfolgt. Während in Preußen im Jahre 1878 noch 10,781 jüdische Kinder geboren wurden, be trug dir Zahl der im Jahre 1897 geborenen nur noch 7996, also trotz de» natürlichen Zu wachse» der jüdischen Bevölkerung fast 3200 Köpfe weniger.