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LS0G Berlin. 5. März. Die „Nordd. Allg. Zig." veröffentlicht den französischen Wortlaut de» Depeschenwechsel» de» Kaiser» und de» Papste» zum 90. Geburtstage desselben, der in deutscher Urbersetzung ungefähr folgendermaßen lautet: „Ich bitte Euer Heiligkeit. Meine warmen Glückwünsche zu Ihrem SO. Geburts tage anzunehmen. Ich hege die aufrichtigsten Wünsche für da» Glück und die Gesundheit Eurer Heiligkeit und bitte Gott, all seinen Segen auf Euere Heiligkeit auSzugießen." Der Papst ant wortete: „In den Glückwünschen, die Euere Majestät an un» zu unserem SO. Geburtstage zu richten geruhten, sehen wir mit Vergnügen ein neue» Zeugniß Ihrer freundschaftlichen Ge fühle. Möge Euer Majestät unseren Dank hier für, sowie die Wünsche annehmen, die wir unsererseits zu Gott dem Allmächtigen für die Wohlfahrt und da» Glück Eurer Majestät und Ihrer ganzen kaiserlichen Familie emporsenden. Berlin, 5. März. Unter zahlreicher Be theiligung der Delegirten begannen heute die Verhandlungen der Plenarversammlung deS deutschen LandwirthschaftSrath». Zahlreiche Re» gierungSvertreter waren anwesend. Im Verlaufe der Sitzung erschien Staatssekretär Traf Posa- dowSky, vom Borsitzenden Landeshauptmann v. Röver herzlich begrüßt. Graf Posadowsky sprach in seiner Antwort die Hoffnung aus, daß die Erörterungen de» LandwirthschastSrathS zur Hebung der deutschen Landwirthschast nicht unge hört im Volke und Parlament verhallen. Die Versammlung erörterte zunächst die Maßnahmen zur Beseitigung der ländlichen Arbeiternoth. Ein Regierungsvertreter theilt mit, daß daS Reichs amt de» Innern über verschiedene Mittel gegen die Landarbeiternoth Erhebungen anstelle, die aber noch nicht abgeschlossen seien. Die Ver sammlung erörterte sodann die Wirkung von Maßregeln zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche. Mit tiefer Genugthuung wird eS jede« Burensreund in Deutschland erfüllen — und wer wäre dies wohl nicht? — zu hören, daß die englische Sensationsmeldung, Kaiser Wilhelm habe der Königin Viktoria ein Glück wunschtelegramm anläßlich der Kapitulation Cronjr'S zugesandt, jeder Begründung entbehrt. Bei der im deutschen Volke herrschenden Be geisterung sür die Buren wäre ein derartiger Schritt deS Kaisers sehr Bielen unverständlich erschienen, besonder» auch in Hinblick aus die stattgefundenen Uebergriffe England» gegen die deutschen Postdampfer. Indessen hat e» sich eben rasch genug herauSgestellt, daß der er wähnten Sensationsnachricht nur ein plumper Schwindel zu Grunde lag, e» erübrigt sich demnach, auch nur ein Wort noch über diese Sache de» Ferneren zu verlieren. Wie etwa» post ksstum berichtet wird, hielt der Herzog von Brragua al» Führer der außerordentlichen spanischen Mission bei der Investitur de» deutschen Kronprinzen mit dem Orden vom Goldenen Fließ eine kurze Ansprache an den Kaiser, in welcher der Herzog auf den ihm gewordenen Doppelauftrag der Ueberbringung de» genannten höchsten spanischen Orden» an dm Kronprinzen und der Ueberreichung eine» Schreibens der Königin-Regentin Lhristine a« den Kaiser hinwie». Letzterer erwiderte in ebenso ceremonteller Weise, hierbei seinen Dank für die Verleihung diese» Orden» an den Kronprinz« Wilhelm auSdrückend. Der Reichstag hat die Einzelberathuug de» ReichShauShaltSetatS in der letzt« Zeit er staunlich rasch gefördert, in wenig« Vis sind von ihm die umfangreich« Vvgi der RetchS-Militärverwaltun^MD »er sächsisch« WrgLhler «eite ». Dresden, 6. März. Für da» 23. deutsche Bundesschieben hat der Festzug» - Ausschuß dem in Aussicht genommenen Festzuge die Idee zu Grund« gelegt daß der siegreich au» dem Türken- Kriege zurückkehrende Kurfürst Johann Georg M. von seiner getreuen Residenzstadt Dresden feier lich empfangen und eingeholt wird. In dieser historischen Gruppe de» groß« Festzuge» wird auch die privilegierte Bogenschützen-Gesellschaft zu Dresden, die über »SO Jahre alt ist, durch eine starke Abtheilung mit vertreten fein. Die Gesellschaft will die ihr zufallende Abtheilung so glanzvoll al» nur möglich gestalten, und ei» Ausschuß hat sich bereit» konstituirt, um die nöthigen Vorarbeiten in die Hand zu nehmen. Die Dresdner Marine-AuSstellung wurde am Sonntag von nahezu 14,000 Per- sonrn besucht. Trotz de» gewaltigen Andrange» vollzog sich der Verkehr ohne jede Störung. Zahlreiche Besucher kamen von auSwärt» und machten auch von dem Rechte der freien Rück fahrt Gebrauch, so daß Tausende von Fahr karten in der Ausstellung abgrstrmpelt werden mußten. Im Ganzen ist die hochinteressante Ausstellung bis Sonntag von mehr al» 30,000 Personen besucht worden. Bon DirnStag ab kann die Ausstellung zu dem ermäßigten Ein trittspreise von 30 Pf. von Abends 6 Uhr ab besucht werden, um vielfachen Wünschen von am Tage nicht abkömmlichen Beamten und Geschäfts leuten zu entsprechen. Meißen, 5. März. Den Tod durch ver brennen erlitt am Sonnabend da» dreijährige Söhnchen de» Schutzmannes Heinemann hier. Die Mutter hatte den Knaben, während sie ihrem Manne da« Mittagessen zutrug, bei den Wirthslruten in Verwahrung gegeben. Der Knabe war aber nach der elterlichen Wohnung zurückgegangen, al» er das Erwachen de» in dieser zurückgelassenen einjährigen Brüderchens bemerkte. Al» man Geschrei au» der Wohnung hörte und rasch zu Hilfe eilte, sand man die Thür verriegelt, so daß man sich durchs Fenster Eindrang verschaffen mußte. Der Knabe kauerte, die Kleider und da» Haar versengt, todt in einer Ecke. Dem kleineren Kinde war nicht» geschehen. DaS Unglück ereignete sich in derselben kleinen Billa am Poetenwege, die durch den vor einigen Jahren an dem Rentier Pfordte verübten Raub mord eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Wurzen, 6. März. In Dehnitz wurde ein Soldat de» 4. Thüring. Jnf.-Regiment» Nr. 72 au» Torgau in einem bejammernSwerthen Zu stande aufgefunden. Derselbe hatte sich seit 8 Tagen von seinem Garnisonorte in leichtem Drillich anzuge entfernt und ohne Nahrung mehrere Tage und Nächte in einem Strohfeim in Dehnitz zuge bracht. Fast verhungert und mit erfrorenen Beinen wurde der arme Mensch mittel» Wagen» durch die Ortspolizeibehörde Dehnitz und den hiesigen Gendarmen nach Wurzen in da» Garnison- lazarrth gebracht. Neu mark. Am 1. April wird unS Herr BahnhosSinspektor Franke verlassen, um einem Ruse als BahnhosSinspektor I. Classe nach Kamenz zu folgen. Leipzig, 6. März. Der Stadtrath wählte in seiner Plenar-Sitzung zum Organisten der Nikolai-Kirche den Großherzoglich oldenburgischen Musikdirektor Herrn Heynsen in Eutin. — Der Betrag der vom „Alldeutschen Verband" veran stalteten Sammlung für dir Buren ist auf in»- gesammt 187,280 Mk. 6 Pfg. gestiegen. — Mit lebhafter Spannung sieht man dem Urtheil des Reichsgerichts in Sachen de» bekannten „Harm losen" - Prozesses entgegen. Die staatSanwalt« schaftliche Revision gegen daS freisprechende Urtheil deS Berliner Landgericht» wird bekanntlich am 16. März verhandelt. Leipzig, 6. März. Seit dem Beginn der Sammlung zum Besten der Buren sind bei den Zahlstellen der „Leipziger Neuesten Nachrichten" bi» zum vergangenen Sonnabend Vormittag inSgrsammt 20,198 Mk. eingegangen. Leipzig, 6. März. Die Revision, die der im Liegnitzer Gattenmordprozeß wegen Mordver such» zu S Jahren Zuchthaus vrrurthrilte Mark witz eingelegt hatte, ist vom Rrich-gericht ver worfen worden. ' Zwickau, 6. März. Da» Bureau de» ab- gethanen Bergarbeiterstreik» führt noch 36b abgelohnte Arbeiter, welche beim Ausstande betheiliat waren, in den Unterstützungslisten. — Der Durchschnittslohn der Bergarbeiter im Zwickauer Revier im Jahre 1SSS berechnet sich wie folgt: Zimmerlinge 13bS Mk., Häuer 11S2 Mark, Lehrhäuer 117b ML, Förderleute (junge Burschen) 1001 ML Zvickau, 6. März. Eine größer« Anzahl auSgesperrler Bergarbeiter de» Oelsnitz-Lugauer Kohlenrevier» ist nach dem westfälischen Kohlen gebiet abgereist. Infolge de» Verluste» der Bei träge zu den KnappschastSkaffen, von de« die auSgefperrten Bergarbeiter betroffen «erde«, wird von feiten der Führer der Bergarbeiterbe. wegung beabsichtigt, beim Reichstage eine Anfrage wegen der Auslegung der diesbezügliche« Para- graphen der Gewerbeordnung angebracht und rin Zusatzparagraph beantragt werden. Plauen. In einer am Sonntag Abend hier stattgefundenen, vom Rationalliberalen Verein im 23. sächs. ReichStagSwahlkrei» einberufenen öffentlichen Versammlung sagte der Reichstag»- abgeordnete vr. Lehr, er könne auf Grund ge nauester Information versichern, daß der Reichs tag unter allen Umständen aufgelöst werde, wenn die Flottenvorlage nicht voll bewilligt werde. weshalb hauptsächlich erfahrene und erprobte Oberschaffner dazu verwendet werden sollen. — Neuerdings mehrfach vorgrkommene Fälschungen sächsischer Lotterieloose nöthigen dazu, die Loose nicht «ehr, wie bisher, durch gewöhnlichen Buchdruck, sonder« durch Kunstdruck herzustellen, dadurch wird ein Mehr aufwand von 10,000 Mark erforderlich. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 7. März. Durch Feuer wurden vernichtet: Zwei Feimen und eine Dreschmaschine de» Rittergutsbesitzer» Scheffel auf Soll schwitz; da» Wohnhaus der Anna Bartsch in Harsche bei Micke. (Die an Krämpfen leidende Besitzerin wurde mit großer Anstrengung vom Tode de« verbrennens gerettet.) — Der Rentier Kröner in Sebnitz wurde als Leiche au» der Sebnitz gezogen. — Der 3jähr. Sohn de» Glasmacher« Knab in Äeißwasser ist in ein Jauchenloch gefallen und ist darin umS Leben gekommen. — Beim Einsturz de» Hause» vom Maurer Schütze in Lausa wurde der Mauter Kretzschmer unter den Trümmern begraben. Schwer verletzt zog man ihn heran». — Der Arbeiter Rolle au» Neudorf bei HoyrrSwerda wurde in Görlitz wegen Wilddieberei zu 1 Jahr 3 Mon. Gesängniß und 4 Jahren Ehrenrechts verlust verurtheilt. — Herr Administrator und stellvertr. Standesbeamte Pörschel in Kamenz feierte da» 60jährige Jubiläum seiner Dienstzeit. — Für die Gemeinde - Diakonie hat die Stadt Bautzen im vergangenen Jahre 3316.10 Mark verwendet. — Den 1. April wird Herr Pastor Pache aus Leipzig-Neustadt, 2. Sohn de« ver storbenen Oberlehrer Pache in Bischofswerda, in Großenhain al» Pfarrer und EphoruS durch Herrn Oberkonsistorialrath vr. Kohlschürter feier- lichst eingewiesen werden. f* Demitz-Thumitz. Am Sonntag, den 4. März, hielt der landwirthschastliche Verein seine 197. Sitzung ab. Nach Erledigung der zahlreichen Eingänge erhielt Herr Thierarzt Gleich au» Bischofswerda das Wort zu einem recht belehrenden Bortrage: „Die staatliche Vieh versicherung und die obligatorische Fleischbeschau", die ja am 1. Juni d. I. in Kraft treten soll. Eine zahlreiche Versammlung hörte mit großem Interesse die trefflichen Ausführungen an. Redner beleuchtete die ganze Entwickelung der sanitären Vorkehrungen zum Schutze gegen ungesunde» Fleisch; die Härten, die das Gesetz mitbringt für den Landmann , hat der Staat durch Einführung der staatlichen Viehversicherung zu mildern gesucht und erläuterte Redner in vorzüglicher Weise die ganze Einrichtung diese» Institute». Durch Erheben von den Plätzen wurde der Dank der Anwesenden für die be lehrenden Ausführungen zum Ausdruck gebracht. — Herr Kaufmann Brückner, Demitz-Thumitz und Herr Gutsbesitzer Beckert auS Stacha haben schon den Kursus für Fleischbeschauer besucht und die Prüfung bestanden. — Ein Mitglied wurde in den Verein neu ausgenommen. — Bei der unter Vorsitz des Herrn Schulrath Schütze stattgesundenen Lehrprobe der drei vom König!. Ministerium vorgeschlagenen Bewerber wurde Herr Pauli, z. Z. Lehrer in Thiemendorf bei Oederan vom Schulvorstande gewählt. Möge die Wahl zum Segen unserer Kleinen wie der Gemeinde sein. Zum Schwurgrrichtsvorsitzenden für die im zweiten Kalendervierteljahre 1900 beginnende Sitzungsperiode ist bei dem Landgerichte Bautzen Herr Landgerichtspräsident vr Eberhardt er« nannt worden. Dresden. Die 5 neuen Glocken der Kreuz kirche sind vom Hofglockengießermeister Franz Schilling in Apolda geliefert worden. Zur Her stellung dieser Glocken, welche am Freitag und Sonnabend an der Südseite de» Altmarktes zwischen Seestraße und Schreibergaffe zur Be sichtigung ausgestellt waren, ist der größere Theil der Liebesgaben verwendet worden, welche s. Z. zum Wiederaufbau der Kirche gespendet worden sind. ES ist daher aus der größten Glocke zu lesen: „Mich und meine vier Schwestern hat christliche Liebe gestiftet nach dem Brande der Kreuzkirche am 16. Februar 1897". Dresden. Ein ehemaliger Schüler hat der hiesigen städtischen Gewerbeschule die Summe von 15,000 Mk. gestiftet, deren Zinsen zu Stipendien, Prämien und Schulgeldbeihilken an strebsame und bedürftige Schüler der Anstalt Verwendung finden sollen. Dresden, 6. März. Nach Rückgang de» Llbhychwaffer» konnte heute der Verkehr auf den ElbkaiS in Riesa, Dresden Altstadt und DreSden-Neustadt in volle« Umfange wieder ausgenommen »erden.