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Die Capitulatton Cronje's. Vie ungünstige Wendung, welche im süd afrikanischen Kriege für die Buren seit dem von General Arench so rasch und energisch bewirkten Entsätze Kimberley'» eingetreten ist, hält in sich verschärfender Weise an. General Cronje, der Oberbefehlshaber der Oranjeburen, hat sich am 27. Februar nach zehntägigem heldenmüthigen Widerstand gegen die ihm an Zahl der Mann schaften wie der Geschütze vielsach überlegene englische Armee unter Feldmarschall Robert» bedingungslos ergeben müssen, da eS für Cronje leider kein Entrinnen mehr aus seiner von den Engländern eingeschlossenen Stellung von Paarde- berg gab. Laut einem Telegramme des Feld marschall Robert» beträgt die Zahl der von ihm bei Paardeberg gemachten Gefangenen ca. 4000, zur größeren Hälfte TranSvaalburen, zur kleineren Hälfte Oranjcburen, unter ihnen 47 Offiziere; außerdem fielen dem Sieger 15 Geschütze ver schiedenen Kalibers und vermuthlich auch der gesammte Train Cronje's in die Hände. Gewiß nur mit schmerzlichem Interesse hat man in den Kreisen der zahllosen Burensreunde aus der ganzen Welt die Kunde von dieser militärischen Katastrophe der Burrn, welche die Gefangennahme Cronje's und seiner kleinen Armee zweifellos darstellt, vernommen, denn menschlicher Vorau«, sicht nach wird da« Ereigniß den weiteren Verlauf de« südafrikanischen Kriege« dauernd zu Ungunsten der Burrn beeinflussen. Ueber die näheren Um stände diese« tragischen Vorganges liegt zunächst ein kurzer telegraphischer Bericht de« Feld- niarschalls Robert« vor, aus welchem erhellt, daß der englische Heerführer den Sieg über die Cronje'sche Helbenschaar einerseits namentlich seiner bedeutenden Ueberlegenheit an Artillerie, anderseits der erfolgreichen Abwehr der Cronje zugesandten Verstärkungen verdankt. General Cronje ist am Nachmittage des 27. Februar mittel« Eisenbahn nach Capstadt befördert worden, wohin auch die mit ihm gefangenen Burentruppen commandoweise von der Modderriverstation aus gebracht werden. Mit der Gcsangennahme CronjeS und seiner 4000 Mann haben die Engländer nach zahl- reichen Enttäuschungen und Niederlagen ihren ersten wirklich großen Erfolg im Burenkriege er- zielt, einen Erfolg, der sie mit einem Schlage zu Herren des gelammten westlichen TheileS des Oranje-Freistaates macht und der sich zunächst in seinen militärischen Wirkungen bald auch aus den anderen Punkten des Kriegstheaters geltend machen dürste. Die Burenabtheilungen, welche bis jetzt noch gegen die Engländer im nördlichen Kapland kämpften, müssen nunmehr auf schleunigsten Rückzug nach Norden bedacht sein, wollen sie nicht sriskiren, das Schicksal der Cronje'schen Truppen zu theilen. Weiter werden nun wohl-die Buren auch zur Preisgabe deS nördlichen Natals und hiermit zur Aushebung der Belagerung von Ladysmith gcnölhigt sein, trotzdem, daß sie aus diesem Thcilc des Kriegs schauplatzes dem General Buller bis jetzt so er folgreich Widerstand geleistet haben; aber die Rückwirkungen der Niederlage Cronje's müssen sich eben auch in Natal bemerklich machen, zumal daselbst die Buren offenbar nicht mehr über ge nügende Kräfte verfügen. Ob der Versuch ge macht werden wird, Bloemfontein, die Hauptstadt Le« Oranjrsreistaate«, gegen die her-:ndrängenden Streitkräfte Robert's zu vertheidigen, muß noch dahingestellt werden, besonderen Erfolg verspricht er indessen nicht, wie denn überhaupt von dem weiteren Kampfe kaum eine nochmalige günstige Wendung für Pie .Buren, zu erwarten steht. Wohl wird versichert, daß vor Allem die TranS- vaaiburen zur Fortführung de« Krieges gegen die Engländer entschlossen seien, und c« mag auch zugegeben werden, daß Vie TranSvaalburen den Feldzug durch eine Art Guerillakrieg noch längere Zeit hinzuziehen vermöchten, bei welchem die Engländer gewiß noch erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden haben würden. Aber bei der Zähig keit der Engländer, bei ihrer numerischen Ueber- macht und in Anbetracht de« unverkennbaren strategischen Geschickes de« Marschalls Robert«, kann ihr schlußlichrr endgiltiger Sieg doch nur noch eine Frage der Zeit sein; an eine gemein same Intervention der neutralen Mächte zu Gunsten der Burrn ist jetzt ebensowenig zu denken, wie bisher. ES erscheint demnach bereit- jetzt ßaS Schicksal der Burenrepubliken so gut wie besiegelt, sie werden dem englischen Kolonialbesitz «inverlribt werden, und der wackere Stamm der Burrn wird bann aufgehört haben, al» unab hängige» Volk zu rxistiren, Dank der unersätt sichen Ländersucht Albion» und der Unem pfindlichkeit der anderen Mächte! Die Gieae»kunde von Paardeberg ist in ganz England selbstverständlich mit aufbrausender patriotischer Begeisterung begrüßt worden, wa» um so begreiflicher erscheint, al» die Kapitulation Cronje's gerade am Jahrestage der für die Engländer io unglücklichen Schlacht am Majuba- berge (27. Februar 1881) erfolgte, durch welche England genüthigt wurde, Transvaal wiederum die Unabhängigkeit zuzugestehen. Indessen ver sichert „Reuter'» Bureau- hinterher, da» vor herrschende Gefühl der englischen Ration sei nach den ersten Freudenaasbrüchen nur da» der Be friedigung, nicht jenes der Ueberhebung, man er kenne überall an, daß der Feldzng nun erst eigentlich begonnen habe, wenn auch dieser Erfolg wesentlichen Einfluß aus da» Ergebniß de« ge- sammten Kriege- haben dürste. Wenn indessen die „Wiener Allg. Ztg." in einer Besprechung der Kapitulations Cronje's meint, das englische Volk, welche» in den Stunden de» Unglück» un verzagt geblieben sei, werde jetzt eine Probe ab legen, daß e« auch im Glück groß zu sein ver stehe, so wird noch sehr abzuwarten sein, wie diese Probe auSfällt; Troßmuth dürste England gegenüber den besagten Buren schwerlich zeigen. Deutsches Reich. Dresden, 1. März. Se Majestät der König haben gestern Abend 11 Uhr 25 Min. vom Hauptbahnhose die bereits berichtete Reise nach dem Süden angetreten. Zur Verabschiedung Sr. Majestät hatten sich die Herren der Königs. Hof- und Militärstaaten am Bahnhofe einge sunden. Die Ankunft in Sigmaringen erfolgte heute Nachmittag 2 Uhr 24 Minuten. Morgen Nachmittag 5 Uhr 35 Min. werden Beide Königliche Majestäten Sigmaringen verlassen und nach Mentone weiter reisen. Da« Eintreffen in Mentone steht Sonnabend den 3. März Nachmittags Vr? Uhr zu erwarten. In der Begleitung Sr. Majestät des König befinden sich: Oberhofmeister, Wirkl. Geh. Rath v. Malortie, Excellenz, Geh. LegationSrath Frhr. v. Salza und Lichtenau, Fügeladjutant Major v. Kospoth unv Leibarzt Oberstabsarzt vr. Selle. Mit dem gleichen Zuge begäben sich gestern Abend Ihre Excellenz Frau Oberhof meisterin v. Pflugk und Hossräulein v. BorrieS nach Sigmaringen, um von dort auS im Aller höchsten Gefolge mit nach dem Süden abzureisen. Se. Majestät der König ließ am Mittwoch im königlichen Opernhaus«, in dem das große Aschermittwochkonzcrt stattsand, wobei die Berliner Liedertafel mitwirkte, in der Pause die Vorstands mitglieder Zander, Friedrich und Lachmann in die königliche Loge entbieten, um ihnen persönlich Anerkennung auszusprechen und dem Chormeister Zander das Ritterkreuz des Albrechtsordens zu überreichen. Iss. Bischofswerda. In der am ver gangenen Freitag, den 23. Februar, Abends 8 Uhr, im Saale des Vereinshauses, abgeholtenen General-Versammlung des Verein« der „Herberge zur Heimath", wurde zuerst von dem ersten Vorsitzenden, Herrn Oberpfarrer vr. Wetzel, Ritter rc., der Jahresbericht auf daS Jahr 1899 vorgetragen, den derselbe unter da- Wort der heiligen Schrift Luca» 16, 2 gestellt hatte: „Thue Rechnung von Deinem Haushalten-. Reiche Gaben sind auch in diesem Jahre wieder der Herberge zur Heimath zugefiossen. Herr Robert Reichenbach hat bei seinem Ausscheiden äu» dem Vorstand und Ausschuß seine Liebe zur Sache der Herberge zur Heimath durch ein Ge schenk von 50 Mk. (die Hälfte eine» Antheil- scheinrS von 100 Mk.) bethätigt. Der Radeberg- BischofSwerda'er Kreisverein für innere Mission hat un« nach Beschluß der Generalversammlung wiederum 50 Mk. auS seinen Einnahmen zu gewiesen, die Redaktion de« „Nachbar- hat un» von dem sog. „Nachbarchristbaum - zu Weihnachten 53 Mk. zur Anschaffung von Bettwäsche beschreit, der Kirchrnvorstand, der die Herberge zur Heimath s. Z. begründet, und die BischofSwerda-Neukircher Prediger - Konferenz, die ihr e MonatSversamm- lungen im Saale der Herberge abhält, haben un» je 20 Mk, da« FriedenSrichteramt 10 Mk. zu gewiesen und endlich hat unter Zustimmung Sr. Majestät unsre« allverehrten und geliebten König» daSGefammtministerium auf Vorschlag der Königl. KreiShouptmannschast beschlossen, der Herberge zur Heimath in Bischofswerda aus da» Jahr 1899 au» der Mendestiftung 100 Mk. zu be willigen. Unter tzinzunahme von 6 Mk. 65 Pf. au» der vom Hausvater Michalk ausgestellten Sammelbüchse und 229 Mk. 50 Pfg. an Mit« gliederbeiträgen ergiebt da» eine Summe von Ge- schenken und Beiträgen in Höh« von 5S9 Mk. 15 Pfg. Allen Echenkgebern sei auch an dieser Stelle für diese reichen Gaben der, herzlichste Dank ausgesprochen; möge dir» nach allen Rich tungen hin Nachahmung finden. Wenn trotz dieser reichen Gaben und trotz der unter Aufsicht de» Wirt schaftsausschusses, de» Herrn Ernst Heinß und Herrn Robert Löhnert, mit größter Sparsamkeit und Treue geführten Bewirlhschaftung durch Herrn und Frau Michalk ein Ueberschüß von nur 179 Mk. 87 Pfg. erzielt worden ist, so ist da» die Folge de» für un» »war unangenehmen, aber im Allgemeinen höchst erfreulichen Auf schwung», den unser ganze» Erwerbsleben ge nommen hat. In Folge diese« Aufschwung» sind alle Arbeitskräfte in Thätigkeit gesetzt, die Zahl der Arbeitslosen und damit auch die Zahl der Besucher der Herberge zur Heimath hat immer mehr abgrnommen, die Zahl der Nachtgäste ist von 8052 im Jahre 1894 aus 5496 zurück- gegangen und dem entsprechend haben sich auch unsere Einnahmen verringert. Um so nöthiger ist e», der Herberge zur Heimath die bisherige Fürsorge und Liebe zu erhalten. Welche Wohl wollen die Einwohner unsrer Stadt der Herberge und ihren Gästen entgegenbringen, geht äu» den reichen Geschenken hervor, die dem Herbergsvater auf feine Bitte zu Weihnachten für seine Gäste geschenkt worden sind, nämlich außer 43 Mk. 20 Pfg. an Geld, 7 Paar Stiefeln, 18 Hüte, 31 Paar Strümpfe, 5 Hosen, 14 Röcke, 6 Westen, 7 Hemden, 7 Unterhosen, 9 Taschentücher, 7 Paar Handschuhe, 5 Halstücher, 9 Mützen, 2 Paar Manschetten, 2 Cigarrenspitzen, 1 gefüllte« Cigarrenetuis, 4 Paar Müffchen, 11 Kragen, 1 Mantel, 5 große Stollen, 30 keine Stollen, 709 Stück Cigarren, 1 Kiste Cigaretten, 25 Schachteln Stieselfchmiere, 5 Kämme, 6 Tabaks pfeifen, 20 Packet Tabak, 1 Rolle Tabak, ver schiedene Shlipse und 1 Wanduhr. Der „ Sächsische Erzähler- und die „BischofSwerda'er Nachrichten" haben sämmtliche Anzeigen in Betreff der Herberge zurHeimathumsonst ausgenommen und Freiexemp lare ihrer Zeitungen seit langen Jahren der Herberge geliefert. Wir können nur bitten, un« solche Liebe auch fernerhin zu erhalten. Nach diesem Jahresberichte trug Herr Ernst Heinß die JahreSrechnuyg vor. Die Einnahme der Hauptkasse belief sich im Jahre 1899 aus 3993 Mk. 72 Pfg. gegenüber einer Ausgabe von. 3914 „ 38 „ demnach der Bestand 79 Mk. 34 Pfg. Die WirthschastSkaffe hatte eine Einnahme von: 4207 Mk 20 Pfg. und eine Ausgabe von 4027 „ 33 „ demnach einen Bestand von 179 Mk. 87 Pfg. Die Bermögensübersicht verzeichnet an Aktiven: 24,130 Mk. 55 Pfg., an Passtoen: 14,900 „ — „ demnach beträgt das Vermög. 9,230 Mk. 55 Pfg. Die Rechnung war von den Herren Marschner und Stadtrath a. D. Scheumann geprüft und für richtig befunden worden. Dieselbe wird für richtig gesprochen. Dem Herrn RechnunzSsührer und WirthschaftSauSschuß wird für ihre große Mühewaltung der Dank der Gemeinde-Versamm lung durch Erheben von den Plätzen aus gesprochen. Auf Veranlassung de» Herrn Redakteur May wird beschlossen, eine Liste der Schrnk- aeber anzulegen und den jährlichen Rechnungen beizufügen. Die ausscheidenden Vorstandsmit glieder, Herr Oberpsarrer vr. Wetzel al« erster Vorsitzender und Herr ArchidiakonuS Gerisch al- erster Schriftführer werden wiedergewählt, ebenso die ausscheidenden Ausschuß-Mitglieder Herr Robert Löhnert und Herr Diakonu» Hennig An Stelle der von Herrn Emil Böhmer s. Z. der Herberge zur Heimath aus 10 Jahre unver zinslich geliehenen 3000 Mk., die an denselben zurückgezahlt worden sind, ist ein Kapital in gleicher Höhe vom geistlichen Kasten zu 4*/, geliehen worden. Zwei Antheilscheine zu 25 Mk., Nr. 1 und Nr. 6, sollen zürückgezahlt werden Mit Dank gegen Gott, dessen Segen hi« Herberge zur Heimath von Neuem auch im vergangenen Jahre erfahren, wie mit Dank gegen die Erschie nenen, wurde die Versammlung geschloffen. * Bischofswerda, 1. März. Zu einer Abschiedssrier für den in den erbetenen wohl verdienten Ruhestand getretenen Herrn Sekretär Hrynold versammelten sich gestern Abend die Beamten d«S Königl. Amtsgericht» Bischofswerda und einige dem Amt nahestehende, dem Scheiden den in langjähriger Freundschaft verbuudeue Herren im Etadtbad. Amtörichty widmete dem verdienten^