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14 erhalten die Russen die Möglichkeit, Einfluß auf die Verwaltung de- Landes auSzuüben, welcher Einfluß natürlich nun stärker sein wird, al» Rußland schon jetzt in Persien politisch maß- gebend ist, nachdem der Einfluß England» immer mehr zurückgedrängt worden ist. Der Abschluß einer russisch-persischen Anleihe ist ebenso wie Probrmobilmachung und wohl auch der Staatsstreich in China rin Zeichen dafür, daß Rußland entschlossen ist, die gegenwärtigen Schwierigkeiten Englands auszunutzen, ohne dabei einen direkten Konflikt mit diesem herbeizuführen. Die geplante Eisenbahn vom Kaspischen Meere nach dem Indischen Ocran und die bei der An leihegewährung ausbedungene finanzielle Kontrolle werden Persien so sehr von Ruß land abhängig machen, daß jeder Versuch Eng lands, den verlorenen Boden wiederzugewinnen, vergeblich sein wird. Petersburg, 1. Febr. „Nowoje Wremja" und „ Nowosti" veröffentlichen heftige Artikel gegen England, in denen die Absicht der Buren, den Krieg nur unter der Bedingung einer Gebiets erweiterung zu beenden, gutgeheißen wird. Die Artikel gelten für „inspiriert"' Afrika. Kairo, 31. Jan. Der Khedive unterzeich nete ein Dekret, wodurch die gemischten Gerichts höfe für weitere fünf Jahre vom 1. Februar ab erneuert werden. Amerika. Die Einwanderung, die seit 1893 be deutend nachgelassen hatte, erreichte im ver gangenen Jahre wieder eine sehr hohe Ziffer und übertraf dir des Jahres 1898 um 84,111 Köpfe. Im Ganzen wanderten 303,762 Personen rin. Der plötzliche Aufschwung der Einwanderung erklärt sich auS dem Umstand, daß die Erwerbs verhältnisse in den Bereinigten Staaten sich wiederum bedeutend verbessert haben. Die Ein wanderungsstatistik zeigt, daß die Einwanderung bei schlechten Zeiten stets fällt und bei guten Zeiten stet» zunimmt. Die starke Einwanderung des letzten Jahres war aber in ihrer Zusammen setzung den Amerikanern keineswegs willkommen. Jetzt kommen russische und galizische Juden in Schaaren, da e» zu verdienen giebt, während früher nützliche Landarbeiter in viel größeren Mengen kamen. Vom Burenkrieg. Privatberichte aus London bezeichnen die Stimmung der dortigen Kreise, ohne Unterschied der Partei, als eine kaum zu beschreibende, die sich auch in der Presse in einer nicht bi» zur vollen Wahrheit heranreichenden Weise wider spiegele. ES hat, so heißt eS in einem dieser Briefe, den Anschein, als ob man bereit» völlig den Kops verloren hätte. Da» zeige sich be sonder» in dem Rufe nach Absendung neuer Ver stärkungen, nach Milizeinberufungen, und nach Aufgebot der Freiwilligen, obwohl sich jeder ruhig Denkende bewußt ist, daß die Katastrophe in Südafrika eigentlich schon da ist und auch mit den zweifelhaften Nachschüben nicht» au»- zurichten sein werde. Man sträubt sich gegen da» Eingeständniß der Wahrheit und gegen die unerläßliche Regierung mit den selbstverschuldeten Thatsachen. Gesteigert ist die Aufregung noch durch die Nachrichten au» Asien, wo sich Dinge vollziehen, die schwerwiegende, wenngleich noch in Dunkel gehüllte Ereignisse vorschattiren. An deutungen darüber findet der Leser unter „Rußland". Die englischen Blätter veröffentlichen ein Telegramm au» Durban, wonach ein auS Johannesburg eingetroffener Flüchtling berichtet, die Sranatenfabrik in Johannesburg sei am 20. Januar zerstört worden, die Buren hätten da durch einen unersetzlichen Verlust erlitten. DaS englische KriegSamt hat Dienstag Abend von Lord Robert» ein Telegramm er halten, welches besagt, daß sich in der Lage nicht» geändert habe. (Nur die Kleinigkeit möchte feiten de» Lord» doch noch erwähnenS- werth sein, daß in diesen Kämpfen die Land armer Großbritannien» fast aufgerieben ist und e» der größten Anstrengungen England» be dürfen möchte, auch nur einigermaßen mit Ehren au» diesem Kriege herauszukommen!) Brüssel, 1. Februar. Die Mission de» vr. Leyd» in Pari», Berlin und Petersburg gilt vornehmlich der Delagoafrage, da thatsächlich die Absicht England«, sich dieser Bai zu be mächtigen, offener zu Tage tritt. Hier wird nicht daran gezweifelt, daß ein solcher Versuch Eng- lkßd» ei« europäische» Einschreiten Hervorrufen würde. Die englische Meldung von der Zerstörung de» Arsenal» in Johannesburg durch eine Explosion findet hier keinen Glauben. Man meint, daß der Vorfall aukgebauscht, oder überhaupt erfunden sei. Alle vorliegenden Nachrichten melden nur von englischen Schlappen. Der Londoner „Central New»" wird au» Durban vom 26. Januar berichtet: Am Anfang de» Kriege» nahm die Transvaal - Regierung Begbie» Maschinenfabrik in Johannesburg in Beschlag. Diese Fabrik ist die größte dieser Art in Südafrika. Krüger machte einen Engländer (!) Namen» Perrin, einen wohlbekannten Geschütz gießer, zum Leiter der Fabrik, damit in derselben Kugel» für die großen Kanonen der Buren ge- gossen werden könnten und auch die Abnutzung der Kanonen reparirt werden könne. Die Firma Begbie hatte vor AuSbruch de» Kriege» die Fabrik geräumt und dieselbe geschlossen. Die Arbeit war im Tange, al» die (bereits gemeldete) Explosion erfolgte. Dieselbe zerstörte da» ganze Gebäude. Der Verlust an Menschenleben ist noch nicht bekannt, soll aber groß gewesen sein. Die Herstellung der erwähnten Geschosse ist nun sehr behindert und nur ein kleines Arsenal in Pretoria kann sie noch Herstellen. Man glaubt, daß, wenn der Feldzug an allen Stellen kräftig fortgesetzt werden sollte, dann die großen Kanonen der Buren bald wegen Mangel an Munition nutzlos werden könnten. — Soll man hier an eine zufällige Zerstörung glauben? Von allen Offizieren haben bi» jetzt keine schwerer gelitten, als die Obersten. England hat jetzt in Südafrika an die 46 Infanterie- Bataillone in Thätigkeit gehabt und von ihren Obersten sind 16 entweder gefallen oder ver wundet oder gefangen. Das giebt einen Prozent satz von 35! Bon diesen 16 sind acht gefallen/ sechs sind verwundet worden und zwei gefangen. Am schlimmsten erging e» in dieser Beziehung den sechs Hochländer-Bataillonen. Bon ihren sechs Obersten sind vier todt und einer ver wundet. Da» Regiment der Gordon-Hochländer verlor seine beiden Obersten; Oberst Dick- Cunyngham fiel in Ladysmith und Oberst Downman bei MagerSfontrin. Die vier Garde- Bataillone haben einen Oberst todt und zwei verwundet. — Nach den Obersten sind vielleicht die Kriegskorrespondenten verhältnißmäßig am schlimmsten mitgenommen worden. In der letzten Woche allein starben drei in Ladysmith, theil» infolge von Verwundungen, theil» infolge von Krankheit, darunter der begabteste der jüngeren englischen Journalisten, der liebenswürdige Mr. G. W. SteevenS. WaS Buller mit dem Schwerte versehen, daS sucht er durch den Draht wieder gut zu machen. Nach einer Meldung des Reuterschen BureauS hat Bullertelegraphirt: Oberst Thorney- croft, welcher den Rückzug vom Spionkop ange- ordnet habe, sei kein Tadel beiznmessen; sein Verhalten sei bewunderungswürdig gewesen. Dasselbe Bureau berichtet auS Pretoria vom 29. d.: Nach amtlichen Angaben betragen die Verluste der Buren in der Schlacht am Spionkop 53 Todte und 120 Verwundete. Die Burenlager um Ladysmith wimmeln wieder von Menschen. Denn nach dem Rückzüge der Engländer sind die Buren sofort in ihre Lager zurückgekehrt. Wie e» scheint, erhalten die Burrn noch Zuzug au» Transvaal. Der Londoner Morning Post wird vom Modderflusse gemeldet: Die Chokolade der Königin wurde unter Szenen großer Begeisterung (?) ver- theilt. Ein lebhaftes Bild bot da» DivisionS- postamt dar, wohin die Truppen nach Verzehrung der Chocolade strömten, um die leeren Blech büchsen an Verwandte und Freunde zu schicken. Sie zu kaufen ist fast unmöglich. Gestern Abend bot man 5 Pfd. (100 Ml.) pro Büchse. Die Gesammtverluste der englischen Truppen seit Beginn de» Kriege», jedoch aus schließlich der noch nicht bekannten Berluste an Mannschaft in den letzten Gefechten am Tugela- flusse, beziffern sich nach englischen Angaben auf 9523 Mann, davon 2436 getödtet, 4811 ver wundet, die übrigen kriegsgefangen. Von Offi zieren sind 124 gefallen, 355 verwundet, 109 gefangen. London, 1. Febr. Da» KriegSamt ver öffentlicht nachfolgende Ergänzungsliste über die Berluste bei dem Gefecht am SpionSkop vom 24. Febr.: getödet 139; verwundet 392; vermißt 59; gefangen 4. (?) London, 1. Februar. Die „ St. Game» Gazette" meldet: Au» guter Quelle wird be richtet, General Buller habe den Tugela au drei Stellen überschritten. E» werde den ganz«» Tag über gekämpft. De» sächsisch« llkrMI«. 4 L»G» Loudon, 1. Febr. Laffan» Bureau wird au» Buller» Hauptquartier ia Spearwan» Lager telegraphiert: Hier herrscht« Donnerstag Morgen große Ueberraschung al» entdeckt wurde, daß keine englischen Truppen mehr auf dem SpionS kop standen; die Truppen werden hier in» Lager zurückgezogen, da sich die Flankenbewegung al» verfehlt erwiesen hat. Andere Meldungen besagen, der SpionSkop war rin wahrer Kugel fang. Der Kampf auf dem Gipfel war einer der wildesten in der Kriegsgeschichte. Die britische Artillerie konnte gegen die überlegene Artillerie der Buren nicht» auSrichten. Die Buren waren nach der Schlacht voll Siegesfreude und hielten Dankgottesdienst« ab. Am Morgen nach der Schlacht bestiegen die englischen Militärärzte den Gipfel. Nach Parlamentär-Verhandlungen er laubte der vurenkommandant die Fortschaffung der Verwundeten. Die Szene auf dem Gipfel war entsetzlich und legte schreckliche« Zeugniß ab von der mörderischen Wirkung des Artillerie- feuerS. Die Krankenträger waren den grüßten Theil de» Tage» mit der Fortschaffuog der Verwundeten beschäftigt. London, 1 Februar. Dem KriegSamt sind heute keinerlei Nachrichten vom Tugela zu gegangen. Lourenyo Marque», 1. Febr. (Reuter- Meldung.) Ein hier aus Pretoria eingetroffene» Telegramm besagt, General Joubert habe Montag da» Hauptquartier vor Ladysmith verlassen und sich nach Upper-Tugela begeben. — Eine Depesche au» dem Hauptquartier vor Ladysmith meldet: In den Burenlagern herrscht völlige Ruhe. Der „lange Tom" feuert hin und wieder auf Lady smith, wo noch immer die Zahl der Leute, die am Fieber oder infolge anderer Ursachen sterben, außerordentlich groß sein muß. Kapstadt, '1. Febr. Wie verlautet, hat eine britische Streitmacht mit Artillerie PrieSka am Oranje-Flusse, südwestlich von Kimberley, ohne daß sie Widerstand gefunden hat, besetzt. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Leipzig, 1. Februar. Se. Majestät der König ist in Begleitung de» Kultusminister» von Srydewitz und der Herren des Befolge» 9 Uhr 55 Minuten mittelst Sonderzugr» nach Dresden - Strehlen zurückgereist. Eine offizielle Verabschiedung fand auf dem Bahnhofe nicht statt. Aussig, 1. Februar. Heute wird auf 7 Werken gearbeitet. Dux, 1. Februar. Im hiesigen Revier wurden gestern 81 Waggon» Kohlen gefördert. Bisher streiken 5311 Mann. Eine gestern ab gehaltene Versammlung wurde wegen wiederholter Ausfälle de» Abg. Zeller gegen die Behörde auf gelöst. Wien, 1. Februar. Der Gemeinderath nahm einen Antrag an aus Einbringung einer Petition an da» Ackerbauministerium behuf» Expropriation der Kohlenbaubrsitzrr und Seque-« stration de» Kohlenbergbaubrtrirb» und auf Einbringung einer Petition an da» Eisenbahn ministerium wegen Ermäßigung der Köhlen- Tarifsätze nebst einem Zusatzantrag, in welchem die Regierung dringend ersucht wird, die Regu lierung der Arbeitszeit in den Kohlengruben und der Löhne für Kohlenbauarbriter, sowie die Festsetzung der KohlenverkausSpreise zum Wohle der Be völkerung schleunigst durchzusühren, wenn die Kohlenbaubesttzer den Anordnungen der Regierung nicht folgten, müßten sie neben einer Geldstrafe noch mit Freiheitsstrafen belegt werden, um die Durchführung der behördlichen Anordnungen zu unterstützen. Rom, 1. Februar. In Begründung einer heute der Kammer zugeganarnen Vorlage über die Fixirung der außerordentlichen Ausgaben de» Kriegsbudget» für die nächsten fünf Jahr« wird unter den Mitteln, mit denen die Ausgaben be stritten werden sollen, auch der Verkauf von 1,500,000 alten Gewehren angeführt. Die Re gierung bemerkt hierzu, daß sie bereit» zahlreiche Angebote erhalten hab«, daß die Verhandlungen zur Zeit aber mit Rücksicht auf die Neutralität Italien» im südafrikanischen Kriege abgebrochen seien. Petersburg, 1. Februar. Ja eine« CoupS erster Klaffe eine» Zuge» der Moskau- JaroSlawer Bahn wurde ein nach Moskau reisender Kassenbotr, welcher 50,000 Rubel Eisenbahngelder mit sich führte, Überfall«. Mau fand den Kaffenboteu «it mehrer« Wunden im Kopfe tu brwußtlosem Zusta^e. Washington, 1. Febntpr. Die Semck»- kommisston für auswärtige Angelegttchch« batqch