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Se. Se. «MM -*< Kaiser Wilhelm erledigt auch während seines gegenwärtigen JagdaufenthalteS in Schloß HubertuSstock die lausenden Regierungsgeschäfte und die sonstigen Angelegenheiten seines hohen Amtes in gewohnter Pflichttreue und Arbeits freudigkeit. Am Sonnabend nahm er z. B. den Bortrag des Chefs des Militärkabinetts Generals v. Hahnke und im Anschluß hieran die Meldung des Flügeladjutanten Obersten Grafen v. Moltke entgegen. Ueber die Dauer der Anwesenheit des Monarchen in Hubertusstock ist auch jetzt noch nichts Näheres bekannt. Die Reichstagskommission für die Flottenvorlage nimmt sich mit dem Be ginne ihrer Arbeiten merkwürdig viel Zeit, hat sie doch die ganze abgelaufene Woche ungenutzt verstreichen lassen. Auf waS die Kommission eigentlich noch wartet, ist unerfindlich, jeden falls wird es bei diesem Hinzögern der Kom missionsverhandlungen immer unwahrscheinlicher, daß e« noch gelingen könnte, die Flottenvorlage in der Kommission bis zur parlamentarischen Osterpause zur Erledigung zu bringen. Uebrigens betont die ministerielle „Berl. Korresp." in einer Polemik gegen die Auslassungen verschiedener Blätter zur Flottenfrage, eS komme vor Allem darauf an, eine Entscheidung darüber herbeizu führen, ob eine Schlachtflotte für Deutschland in dem von der Vorlage geforderten Umfange nöthig sei oder nicht. Die hervorragendsten Mitglieder der Reichs- tagSkommisston für die „ 161 Heinze" traten am Montag zu einer Berathung mit mehreren Regierungsvertretern zusammen. ES handelte sich hierbei darum, die Linie einer Verständigung zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstage hinsichtlich der von letzterem bei der zweiten Lesung genannter Vorlage gefaßten Be. schlösse herbeizuführen. Bekanntlich weichen die selben von den Regierungsvorschlägen in mehreren wichtigen Punkten nicht unerheblich ab, so daß ein Scheitern der „lsr Heinze" mit Sicherheit anzunehmen ist, falls es nicht ge lingen sollte, die entstandenen Differenzen zu beseitigen. Im Befinden deS CentrumSführerS vr. Lieber ist wieder eine kleine Besserung ein getreten. Zwar leidet der Kranke noch immer an Fieberanfällen, doch treten dieselben nicht mehr so heftig auf, als bisher, auch ist die Nahrungsaufnahme eine befriedigende. Dem preußischen Abgeordnetenhaus« ist noch vor der neuen Kanalvorlage der umge arbeitete Entwurf des in der vorigen Tagung ebenfalls gescheiterten Gesetzes über die Ge meindewahlreform zugegangen. Die neue Vor lage scheint aber trotz der mancherlei Abänder ungen, welche sie im Vergleich zu den früheren AegierungSvorschlägrn betreff» der Gemeinde- Wahlreform aufweist, in CentrumSkreisen keines wegs wohlwollend beurthrilt zu werden, wenigsten» bringt die „Germania" eine sehr ab fällige Kritik dieser Vorlage. Nacht vom 6. zum 7. Juli 18SS entstandenen Wasserschäden, de» Steinbruch»besttzer» Karl Otto Kühn in Schöna und Gen. um Gewährung einer Staatsbeihilfe aus Anlaß der ihnen durch den Wolkenbruch in der Nacht vom 6. zum 7. Juli 1899 entstandenen Wasserschäden, und der Haus besitzerin Christiane Ernestine vrrw. Rehm in Obercrinitz um Gewährung einer Beihilfe zur Wiederherstellung ihres durch Hochwasser beschä digten ÄesitzthumS, über die inSgrsammt Herr Oberbürgermeister vr. Käubler referirte, auf sich beruhen zu lassen, nachdem zu der ersten Petition Herr Frhr. v. Könneritz gesprochen hatte. — Nächste Sitzung Donnerstag. Die Zweite Kammer beschäftigte sich heute in Gegenwart Sr. Excellenz de» Herrn Staats minister» v. Watzdorf mit der Schlußberathung über den schriftlichen Bericht der Finanzdeputation über das König!. Dekret Nr. 28, den Entwurf eines Gesetzes, Abänderungen des Einkommen steuergesetzes vom 2. Juli 1878 betr. (Druck sache Nr. 126) — Berichterstatter Herr Abg. Hähnel. — ES betheiligten sich an der Debatte außer Herrn Geh. Rath vr. Diller die Herren Abgg. Härtwiq, Gräfe, vr. Schill, Schieck, Zeidler, Leupold, sowie der Herr Berichterstatter. Die Kammer nahm hierauf die Vorlage allent halben nach den Anträgen der Deputation an. Ein Zusatzantrag des Herrn Abg. Schieck zu Z 47» deS Gesetzentwurfs wurde abgelehnt. Ueber die zum Gegenstände gehörigen Petitionen wurde ebenfalls den Deputationsanträgen gemäß beschlossen. — Nächste Sitzung morgen. Die Ausfuhr Deutschland« ist im Jahre 1899 auf 4 Milliarden und 150 Mill. Mark gestiegen. Da« ist ein inhaltsschwere« Wort, aber seine volle Bedeutung macht sich erst dem klar, der sich näher mit den Dingen beschäftigt und vor allem die erforderlichen ver gleiche zieht. Im Jahre 1892 betrug sie nur 3150 Millionen Mark. Seitdem sind nur sieben Jahre verflossen und diese kurze Zeit hat hingereicht, un« eine Milliarde Mark mehr Ab satz im AuSlande zu verschaffen. In den vorauf gegangenen beiden Jahren war sie von 3409 Millionen auf 3150 Millionen zurückgegangen. Bon da ab ist sie jedoch in raschem Siegeslauf auf 4150 Millionen gestiegen, jo daß sie da wachsende Staunen de« Auslande« hervor gerufen hat. Die baierischen Staatsbahnen sind in Bezug auf die Ko hl en frage günstiger gestellt al« die sächsischen. Sie sind auf längere Zeit mit Brennmaterial ausreichend versorgt. Halle. Am Montag hat auch im Halle schen Braunkohlen - Revier der Berg« arbeiter-AuSstand seinen Anfang genommen. Soweit sich die Sachlage übersehen läßt, sind aus etwa zehn Werken 1000 bis 1200 Berg leute nicht angefahren; auf einigen der von dem Ausstande betroffenen Zechen ruht der Betrieb ganz. Die Preise für Feuerungsmaterial haben in den letzten Tagen eine riesige Steigerung er fahren; statt deS normalen Winterpreise« von 70 Pf. werden für den Centner Briketts jetzt 1 Mk. 20 Pf. gefordert. Köln, 20. Febr. Bei dem heutigen Fest mahl hielt Erzbischof Simar eine Rede, in der er seinen Dank für die ihm erwiesenen Ehrungen aussprach und das Versprechen abgab, der erzbischöflichen Diözese allezeit ein wachsamer, treuer und opferfreudiger Hirt zu sein. Nach der „Köln. Bolksztg." fuhr der Erzbischof fort: „Wie bisher soll auch in alle Zukunst mein ein ziger Ehrgeiz sein, den Ruf eines treu katholischen Bischof« mir zu wahren und damit zugleich den eines treu patriotischen Bischofs. DaS eine kann ja von dem andern immer getrennt werden, so lange man mit dem hehren Namen des Patriotis mus eine der edelsten Tugenden bezeichnen wird, die Liebe zum Fürsten und Baterlande, deren höchstes Ziel, deren Grenze durch die göttliche Weltordnung bestimmt wird. Indem die Bischöfe durch die Pflege des christlichen Glaubens und christlicher Sitte diesem ewigen göttlichen Gesetze die Geltung zu sichern sich bemühen, die im privaten wie im öffentlichen Leben ihm gebührt, schützen sie die unentbehrlichen Grundlagen der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung und fördern eine der vornehmsten Bedingungen dauern der Größe und Wohlfahrt der Völker. Ich bitte die hochgeehrten Herren, eS als Bekräftigung meines soeben ausgesprochenen Gelöbnisses be trachten zu wollen, wenn ich Sie nunmehr einlade, unserem geliebten Kaiser, dem treuen, starken Schirmherrn des Völkerfriedens, und dem weisen unermüdlichen Lehrer und Vertheidiger göttlicher Weltordnung und ihrer sozialen Gesetze auf St. Petri Stuhl den Ausdruck unserer dankbaren Verehrung darzubringen in dem Ruse: Majestät unser allergnädigster Kaiser und Heiligkeit Papst Leo leben hoch!" Oesterreich. Budapest, 20. Febr. Kaiser Franz Joseph ist leicht erkältet und muß das Zimmer hüten. Der geplante JogdauSflug unterbleibt. Zu Be sorgnissen giebt indeß das Befinden des Kaisers keinen Anlaß. Der Stand der Verständigung-Verhandlungen der neuen deutsch-czechischen Konferenz in Wien ist nach Privatberichten keineswegs ein so hoffnungsvoller, wie eS die Meldungen der Wiener RezierungSpresse immer darstellen. In untergeordneten Fragen sind nun ja von der Konferenz schon Ansätze zu einer Verständigung erzielt worden, aber gerade bezüglich des eigent lichen Sprachenproblem» sollen noch durchaus keine Aussichten zu einer Verständigung vorhanden sein. Jedenfalls ist aber nicht daran zu denken, die Konserrnzvrrhandlungen zwischen den deutschen und den Czrchen bi« zum Beginne der neuen ReichSrathSsession nur einigermaßen zu einem Abschlüsse zu bringen, wie dir« da« Ministerium Körber wünschen soll. — In dem noch immer fortdauernden Streik der österreichischen Bergleute ist noch keine neue Wendung zu verzeichnen. Im I Wahlkörper de« 4. Bezirk» in Wien besteht die Wählerliste nur au« folgenden fünf Großjuden: David „von" Guttmann, Ludwig „von" Guttmann, Albert „Freiherr" von Roth schild, Nathaniel „Baron" von Rothschild und Karl Wittgenstein. Alle sind auch Besitzer großer Kohlenbergwerke in Böhmen. erkennt, wer in Wie« die Herrschaft und Ueber- macht besitzt, dem muß der verstand vollkommen elngetrocknet sein. F r a n k r e^i ch. Präsident Loubet nahm am Sonntag Mittag die Glückwünsche de« Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau und der übrigen Minister an läßlich de« Jahrestage» seiner Wahl zum Ober haupte der französischen Republik entgegen. Die Mitglieder de« diplomatischen Korp« zeichneten sich in die im Elviöe aufliegenden Listen ein. — Die englische Botschaft in Pari« läßt da« Ge rücht, e« hätten irgendwelche Beziehungen zwischen ihr und dem verschwundenen Beamten de» fran zösischen Marineministerium«, Philipp, bestanden, in aller Form al« unbegründet erklären. Spanien. In Madrider parlamentarischen Kreisen glaubt man, e« sei eine Einigung zwischen dem Finanzminister und den Vertretern der Minori tät-Parteien der Kammer wegen Bewilligung de» Budget- erzielt worden. Hiermit würde dem Ministerium Silvela wohl eine Galgenfrist in seinem Dasein verstattet werden. Serbien. Der bisherige Gesandte Serbien- in London, Mijacowitsch, soll nach Konstantinopel versetzt werden. Die serbische Regierung hat bereit« die übliche Anfrage an die Pforte gerichtet, ob ihr Mijacowitsch genehm sei. Die Sensationsnachricht, daß die sämmtlichen Consuln Serbiens in Rußland demisstonirt hätten, wird in Belgrader maßgebenden Kreisen als unbegründet bezeichnet. Zugegeben wird allerdings der Rücktritt deS serbischen Konsul in Moskau; letzterer soll indessen zu seinem Schritt durch persönliche Gründe veranlaßt worden sein. Türkei. Der türkische Militärattachöe in Washington, Aziz-Bey, erhielt von der Pforte Befehl, nach Südafrika zu gehen und den dortigen militä rischen Operationen im Hauptquartier des Feld marschalls Roberts zu folgen. Vom Burenkrieg. ES ist ungemein schwer, sich jetzt eine richtige Vorstellung von dem Stand der Dinge aus dem südafrikanischen Schauplatze zu machen. Man weiß nicht, welche Bedeutung eigentlich der Er folg deS Lord Roberts hat. Nach einigen Nach richten haben die Buren den Lord ganz oder theilweise abgeschnitten. Nach anderen Meldungen wiederum ist General Cronje in Bedrängniß. Da« englische Kriegsamt schweigt über Robert- ganz und da« giebt zu denken. In militärischen Kreisen ist man überwiegend der Ansicht, daß, obwohl der Marsch de« General Robert«, soweit e« sich um den Entsatz Kimberley» handelte, von Erfolg gekrönt worden sei und die Lage sich entschieden zu Gunsten der Engländer gebessert habe, der Feldzug doch offenbar jetzt erst ernstlich begonnen habe und noch viele Hindernisse zu überwinden seien, besonder« die Schwierigkeiten eine« gefahrvollen Marsche« durch Feindesland, wobei die sehr weit ausgedehnte britische Ver bindungslinie dem Angriffe des Feindes au-gesetzt sei. — Auch General Buller hat den Angriff auf die Buren, und zwar auf der ganzen Linie, von dem südlich de« Tugela gelegenen Hlangman« berg östlich von Colenso bi« hinauf zu dem nördlich de« Tugela gelegenen Baalkrantz, an den er sich schon einmal vergeblich herangewagt, wieder ausgenommen. Nach den englischen Dar stellungen ist er in langsamem Vordringen be griffen. Vom westlichen Kriegsschauplätze melden die Londoner Blätter au« Modder-River vom 18. Februar: Den letzten hier eingetroffenen Meldungen zufolge bedrängt die Division de« Generals Kelly-Kenny noch immer die aus de« Rückzüge befindlichen Buren. E» wurde noch weitere Beute gemacht. Im Ganzen sind jetzt 150 Wagen erbeutet worden. In der Beute befinden sich auch zahlreiche blecherne BiScuit« büchsen, welche mit Munition gefüllt und nach Pretoria via Drlagoabay adressiert waren. In einem Londoner Stimmungsbericht heißt e«: „Während die breiten Schichten der Be völkerung anhaltend in gehobener Stimmung sind und dem baldigen Eintreffen Robert« in Bloemfontein entgegensehen, erklären sich di« Fachleute außer Stande, diese rosigen Hoff nungen zu »heilen. Sie fragen übereinstimmend: Wo ist Eronje? Und weil sie au« den amtliche« Depeschen sich hierauf keine Antwort zusammen zu reimen vermög«, so »erden sie