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ILO» reit« eigenartige Vorschläge gemacht; so »olle« die Gemeindevertretungen sämmtlicher größere« . Städte «nd Ortschaften Oesterreich« eine Pttttiy« an die Regierung richten, die sofortige Expropriation der KohlenwerkSbrsitzer, die Sequestration de» Kohlenbergbau«« und die Verbilligung der Kohlen tanfe auf gesetzlichem Wege durchzusühren. In einer unter Vorsitz de» Eisenbahnminister» Wittel abgehaltenen Konferenz wurden Fracht» ermLßigungen für den Transport ungarischer Kohle nach dem nordbühmischen Industriegebiete beschlossen. Die Direktion der Wischowitzer Eisenwerke (Mähren) girbt bekannt, daß von Montag ab die Stahlwalzwerke abwechselnd außer Betrieb gesetzt werden würden, doch sollen die in letzteren beschäftigten 3000 Arbeiter in den übrigen Betrieben eingestellt werden. In Prag wurden am Freitag verschiedene Arbeiter versammlungen zu Gunsten der streikenden Berg» leute abgeholten; eine derselben verfiel dem Schicksal der Auflösung. — Ueber angebliche grobe Ausschreitungen bosnischer Soldaten in Wien, die dann verhaftet wurden, und über da» rücksichtslose Auftreten der die verhafteten be gleitenden Transportmannschaften gegenüber dem Publikum waren in Wien allerhand aufregende Gerüchte verbreitet; dieselben werden jetzt von offiziöser Seite als den Thatsachen nicht ent sprechend bezeichnet. Herr DeSchanel, der Präsident der französi schen Deputirtenkammer, hat sich bei seiner feier lichen Aufnahme in die ^.oaäsmis kranyalso eine stark chauvinistische Rede mit deutschfeindlicher Tendenz geleistet. Da Herr DeSchanel al» Kammerpräsident mit zu den offiziellen Persön lichkeiten der Republik gehört, so ist seine anti deutsche Kundgebung immerhin bemerkenSwerth, namentlich, da sie zu dem bisherigen korrekten Verhalten der französischen Regierung gegenüber Deutschland in eigenthümlichem Widerspruch steht. Indessen wird man sich io den Berliner Regierungskreisen wegen dieser Rede des Herrn DeSchanel wohl nicht besonders aufrrgen! Der russischen Politik ist ein neuer Schachzug gegen England gelungen, welchen der durch Rußland bewirkte Abschluß der persischen fünfprozentigen Geldanleihe darstrllt. Mit Recht erblickt der „Swet" in diesem Vorgang einen weiteren Schritt des russischen Vordringens nach dem Indischen Ozean und einen Beweis für da» WachSthum der Finanzkraft Rußlands. Ueber die Stellungnahme der öffentlichen Meinung und der Regierung Englands gegenüber diesem neuesten Vorgehen Rußlands in Asien liegen noch keine Nachrichten vor. Die Adreßdebatte im englischen Unterhaus! will noch immer nicht zum Ab schlüsse gelangen, doch kann eS kaum einem Zweifel unterliegen, daß das Ministerium Salis bury aus ihr als Sieger hervorgehen wird, hat doch auch die liberale Opposition hierbei ihre Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben, die Regie- rung behufs energischer Wetterführung des süd afrikanischen Krieges kräftigst zu unterstützen. In der egyptischen Armee soll wachsende Unzufriedenheit gegenüber England herrschen, so wohl wegen des brutalen Auftretens der eng lischen Offiziere, als auch wegen der heimlichen Sendungen egyptischer Truppen nach Südafrika. Die Sudanesenbataillone in Omdurman sollen sogar einen Versuch zur Meuterei gemacht haben, was allerdings von London au» offiziell be stritten wird. Politische Welisch«. Bon unser« Kaiser liegt eine neue be- mrrkenSwerthe Kundgebung in Gestalt eine» Er lasse» vor, in welchem der Monarch für die ihm auch zu seinem ^jüngsten Geburtsfeste ge spendeten Wünsche UadAufmerffamkeiten wärmsten» dankt. Bewegt gedenkt der kaiserliche Herr hierbei de» Hinscheidev» der Herzogin Friedrich von Schleswig-Holstein und weist darauf hi«, wie Realpolitik in der deutschen Flottenfrage. E» liegen gute Gründe vor, daß eine ganze Anzahl Parteien de» Reichstage», darunter auch die schließlich wiederum den Ausschlag gebende CentrumSpartei eine Verständigung mit der Regierung in der Flottrnsrage erstreben wollen, denn eine Abhandlung einer von mehreren Centruip-blättern abgedruckten CentrumScorre- spondenz über die Flottenfrage tritt für einen praktischen und vermittelnden Standpunkt in der schwierigen Angelegenheit ein, auch ist eine Kund gebung deS zum Erzbischof von Köln erwählten Bischöfe» von Paderborn am Geburtstage des Kaiser» in einem der Flottenverstärkung günstigen Sinne erfolgt, indem der Bischof ausführte, daß sich au» dem deutschen Volke heran» da» unver kennbare Streben geltend mache, seine Ehre mehr nach außen zu tragen und alle Deutschen im Ausland« um die deutsche Flagge zu schaarrn. Dir Kostrnfrage komme dabei in zweiter Linie, in allen patriotischen Fragen wäre dem Kaiser zu folgen. Arhnlich hat sich ja auch der Präsident deS Reichstages und hervorrragende Vertreter der CentrumSpartei Graf Ballestrem ausgesprochen. So wären, die günstige Haltung der Conservativen, der Nationalliberalen, der deutschen Reformpartei und der freisinnigen Bereinigung in Betracht gezogen, die Aussichten vorhanden, daß die Flotten frage noch einer gesunden Realpolitik gelüst wird, und diese Lösung würde auch allein richtig, ver nünftig und praktisch und der Würde der deutschen Nation entsprechend sein. Jeder, der sich bemüht, den Kernpunkt der Frage herauSzufiudrn, wird auch bald erkennen, daß das deutsche Reich sich feine volle Freiheit und Unabhängigkeit al» inter nationale Weltmacht erst noch erringen muß, wie e» sich seine nationale Unabhängigkeit 1870/71 gegen den unverschämten französischen Widersacher erkämpft hat. Damals bestand die deutsche Realpolitik darin, daß Preußen zuerst ein an Haupt und Gliedern verbesserte» und verstärktes Heer schuf, und daß Ende 1866 alle deutschen Staaten diesem Beispiele Preußens folgten. Dadurch war eS allein möglich, Frank reichs angemaßte Oberherrschaft in Europa zu brechen und die deutschen Angelegenheiten unab hängig von französischen Ränken und Einmisch ungen zu machen. Wie dem erwachten nationalen deutschen Geiste damals das Gefühl der Ab hängigkeit vom AuSlande ganz unerträglich geworden war, so ist eS uns auch jetzt zur Qual geworden, daß wir als Weltmacht zur See, ferner in überseeischen Ländern und dann zumal in unserem großartig entwickelten Welt handel nicht die volle Unabhängigkeit haben. Das heißt, Unsere Machtmittel zur See sind nicht groß genug, um England an der Lahmlegung unsere« Seehandels und an der Wegnahme unserer Colonien zu verhindern, wenn e» England in seiner brutalen und schändlichen In- leressenpolitik einst für nothwendig erachten sollte, UnS durch einen Schadenkrieg verderben zu be reiten. England kämpft um Macht und Besitz, um Land und Gold, eS kennt dabei kein Ideal, keine Moral, keine Achtung der Rechte anderer Völker. Alle Nationen, die dem englischen Ehr geiz und der englischen Habgier im Wege ge standen, sind dabei in Folge der Überlegenheit der englischen Flotte und in Folge eine» meister haften Ränkespirle» der englischen Politik theil» niedergetreten, theil» zurückgedräagt worden. Spanien und Frankreich, Holland und Portugal sind die Beweise der englischen Ueberlegenheit. Wollen wir in Deutschland in einem weltgeschicht lichen Momente, wo Englands Anmaßung und Schwäche in der widerwärtigsten Weife durch den südafrikanischen Krieg offenbart worden ist, «inen kleinlichen und erbärmlichen Standpunkt einnehmen und verzagend sagen: Gegen England» Flotte können wir nie ankämpfen! — Die» wäre ja gleich bedeutend mit der Abdankung Deutsch land» al» Weltmacht. ES handelt sich nur darum, daß da» richtige Berständniß für die Flottrnsrage in alle Kreise gebracht, und die Mehrkosten ohne Belastung der Bedrängten «nd Armen aufgebracht werden. L> Prinz Heinrich von Preußen, der auf der Rückreise bereit» den Suez-Kanal passtrt hat, wird Donnerstag in Wien eintreffe«, dort al» Gast de» Kaiser» Franz Joseph empfangen werden und in der Hofburg absteigen. Der Prinz beabsichtigt, sich bei dem Kaiser Franz Joseph al» Bice-Admiral der österreichisch ungarischen Marine zu melden, zu welchem Range er tzleichzeiüg mit sein«« Avancement in der heimathlichen Flotte befördert wurde. Die Polen, Welfen und Elsässer haben be schlossen, die Flottenvorlage rundweg ab zulehnen. Wie«, 2. Febr. Die Hochzeit der Kron prinzessin Strfanie mit dem Grafen Lonyay wird am 3. März auf Schloß Miramar statt finden. . . Wien, 2. Februar. Gerüchtweise verlautet, «» hab« sich da» Befinde« de» Erzherzog» Otto wesentlich verschlimmert. ' * Wien, 4. Febr. Die »Re«« Fr. Presse" meldet: Der gestrige Miaisterrath, befchämgte sich «st der Lage t« AuSstandaebiet r»H «st der Frage der Rückwirkung de» AuSstasiheS «es die Industrie. Nach de« MiniftmA^iwMm Wo» sächsische MrMter Getto ». diele« schmerzliche Ereigniß die laute Festesfreude verbannt habe, die sonst zu seinem Geburtstag« da» kaiserliche Hau» zu durchdringen pflegt«. Im Weiteren hebt der Monarch hervor, wie sich in den ihm von den verschiedensten Seiten zu seinem jüngsten Geburt»feste gewordenen Kund gebungen namentlich da» Berständniß für die Nothwendigkeit ausgeprägt habe, der Weltstellung de» deutschen ReichrS und seinen Handelsinteressen eine entsprechende Flott« zu schaffen; er betont schließlich, daß er die vielfachen Versicherungen treuer Mitarbeit an dieser großen nationale« Aufgabe mit herzlicher Freude entgegengenommen habe. Die in den Plenarverhandlungen de» Reichstage» ringetretene mehrtägige Pause dürfte von den einzelnen ReichStagSfractionen zu /inrr eingehenden Borberathung in Sachen her neuen Flottenvorlage benutzt werde«, die be kanntlich an diesem Donnerstag zur erstmaligen Lesung gelangen soll. E» ist selbstverständlich, daß die Parteien de« Reichstage» da» Bedürfniß empfinden, vor Beginn der Plenarverhandlungen über eine so wichtige und entscheidungSschwere Borlage,wie solche durch den Entwurf de» künftigen FlottengesetzrS repräsentirt wird, sich über ihre eigene Stellungnahme zu der nun ins parlamentarische, Stadium ringe tretenen Frage der Flottenvergrößerung klar zu werden, und das kann nur durch eine gründliche Aus sprache in einer Fraktionssitzung geschehen. Die beiden BolkSparteirn, dir freisinnige und die süddeutsche, haben ihre Fraktionssitzungen in Sachen der Flottenvorlage bereit» in der ver gangenen Woche abgehalten, e» heißt, beide Gruppen seien hierbei zu dem Entschlüsse ge langt, die Flottenvorlage zu verwerfen; eS würde die« freilich der fast stets ablehnenden Haltung nur entsprechen, welche die süddeutschen und die norddeutschen Demokraten im Reichstage in Fragen der Stärkung der Wehrkraft Deutsch lands immer bekundet haben. Mit begreiflichem Interesse wird den FraktionSberathungen des CentrumS betreffs der Flottenvorlage entgegen gesehen, denn von der Stellungnahme dieser ja bei Weitem stärksten Partei deS Reichstages hängt im Wesentlichen das Schicksal deS neuen FlottengrsetzeS ab; indessen ist eS nicht unwahr scheinlich, daß die CentrumSpartei jetzt noch kefne entscheidenden Beschlüsse fassen, sondern erst noch die fernere parlamentarische Entwickelung der Flottenvorlage abwarten wird. Der bisherige Bischof von Paderborn, vr. Simar, der bekanntlich zum Erzbischof von Köln gewählt worden ist, sollte in einer von ihm am Geburtstage des Kaiser» gehaltenen Tafel rede offen für die geplante Flottenvergrüßerung eingetreten sein. Aus dem jetzt von dem „Wests. Volks bl." veröffentlichten Wortlaut dieser Rede deS genannten Kirchensürsten ergiebt sich aber, daß er die Flottenfrage gar nicht erwähnt, sondern nur im Allgemeinen von den politischen Zielen des Kaisers und den hier au» dem Reiche und der Nation erwachsenden Aufgaben gesprochen hat. Im Uebrigen galt die Rede vr. Simar'S lediglich der Hervorhebung der persönlichen Vorzüge Kaiser Wilhelm'» und seine» Walten» al» starker Friedensfürst. Wie au» dieser Rede de» Erzbischof vr. Simar eine direkte flottenfreundliche Kundgebung hat gemacht werden können, wa» in verschiedenen Blättern geschehen ist, da» bleibt freilich unbegreiflich. In der deutsch-sozialen Reformpartei hat e» eine häusliche Auseinandersetzung gegeben, durch welche der bisherige Vorsitzende der Parteileitung der „Reformer", Abg. Liebermann von Sonnenberg, veranlaßt worden ist, seinen Posten niederzulegen. Wie au» einer Erklärung de» Herr v. Liebermann erhellt, ist sein Rücktritt von der Leitung der deutsch-sozialen Partei durch nicht Lu befestigende Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und anderen einflußreichen Mitgliedern, der Partei wegen de» Verhältnisse» der Reform partti zu den Konservativen und zum Bund der Landwirth« hervorgerufen worden. Der kaum erst zusammrngetretene neugewählte Landtag des HerzogthumS Braunschweig hat sich nach Wahl der verschiedenen Kommissionen * bereit» wieder vertagt, und zwar bi» zum 8. März. Der unter den Bergleuten de» Aachener Kohlendistrikt.» auSgebrocheue Streik dauert an; ob er eia Echo auch in anderen Kohlenrevieren Deutschland» finden wird, muß «och dahingestellt .bleibe«. Vie durch den großen Bergarbeiterstreik ia Oesterreich hrrvoraerufene Kohleauoth droht sich immer «ehr zu einer allgemeine« Kalamität z« gestalten. Z« ihrer Beseitig««»- «»erde« be-