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zs io Die Hebung des Volkswohlstandes im Deutschen Reiche. Außer den statisti'chen Ausweisen über die Umsätze in der Industrie und Landwirthschaft, dem Handel und Gewerbe girbt es in den Wirth- schaftlich gut geleiteten Staaten auch noch einen anderen Beweis dafür, ob sich der Wohlstand deS Volkes aufwärts oder abwärts bewegt. Dieser Beweis ist in den Staatseinnahmen zu erblicken und höchst erfreulich ist in dieser Hinsicht der letzte Bericht deS Finanzministers von Miquel über den preußischen Einnahme-Etat, wobei wir gleich der Meinung Ausdruck geben, daß die Finanzminister BaiernS, SachsenS, Württemberg«, Badens, Hessens und der übrigen deutschen Bundes staaten wohl ähnliche günstige Berichte zu erstatten in der Lage sein werden, denn der wirthschaftliche Aufschwung sür Industrie und Handel war ja in den letzten Jahren im deutschen Reiche ganz allgemein. Geradezu glänzend sind allerdings die Staatseinnahmen in Preußen nach Miquel- Berichte, wobei wir bemerken, daß diese Einnahmen nicht nur aus Steuern und Zollantheilen, sondern vor allen Dingen auch aus den Erträgen der StaatSeisrnbahnen, Domänen, Forsten u. s. w. bestehen. In Preußen beträgt die Einnahme- steigerung deS neuen Etat« gegen daS Vorjahr nicht weniger al« 145,3 Millionen und das letzte Rechnungsjahr hat einen Neberschuß von 84 Millionen abgeworsen. AuS höheren Ertrag der direkten Steuern wie anS der Sparkassen- statistik zog der Finanzminister den Schluß, daß der Wohlstand in allen Klassen sich gehoben hat und die wirkliche Vermehrung deS VolksvermögrnS wahrscheinlich noch höher ist, al« die deS ver steuerten. Sehr beachtenSwerth sind auch die wachsenden Einnahmen auS den direkten Staats steuern in Preußen. Die preußische Einkommen steuer hat nach den dem neuen Etat beigefügten Erläuterungen im Rechnungsjahr 1898/99 eine Jsteinnahme von 146,334,473 Mk ergeben gegen über einer solchen von 134,885,381 Mark im Jahre 1897/98 und 126,874,741 Mk. im Jahre 1896/97. ES Hot also im letzten Jahre eine Steigerung um 11,45 Millionen Mark stattge funden gegenüber einer solchen von 12,01 Millionen im voraufgegangenen Jahre. Das Sollauskommen der Einkommensteuer ist nach der Veranlagung für das Jahr 1899 abermals um rund 12,80 Millionen Mark gestiegen, so daß der Etat für 1900 als muthmaßliche Einnahme den Betrag von 159 Millionen Mark aus der Einkommen steuer einstellen konnte gegenüber einer solchen von 145 Millionen Mark im Etatsjahr 1899; die Mehreinnahme beträgt hiernach 14 Millionen Mark. Die Ergänzungssteuer hat im Jahre 1898/99 eine Jsteinnahme von 31,744,000 Mk. und ist damit gegenüber dem vorousgegangenen Jahre um rund 200,000 Mk. zurückgeblieben. Deutsches Reich. Dresden, 23. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin gedenken sich, wie das „Dr. I." meldet, Montag den 29. Januar Abends zu einem dreitägigen Aufenthalte nach Leipzig zu begeben. Die königlichen Herrschaften beziehen daselbst da« Palais an der Goethestraße. Dresden, 22. Januar. Wie verlautet, be absichtigen Ihre Majestäten der König und die Königin, im bevorstehenden Frühjahre wieder Aufenthalt in der Nähe von Mentone zu nehmen. Dresden, 21. Januar. Mit Allerhöchster Genehmigung hat die für die Zeit vom 1. März 1900 bis dahin 1901 erfolgte Wahl deS Pros. I)r. Rohn zum Rektor der Technischen Hoch schule in Dresden die erforderliche Bestätigung erhalten. Dresden, 19. Januar. Se. Majestät der König hoben Allergnädigst geruht, den bisherigen Professor an der Universität Marburg Königl. Preuß. Geh. Medizinalrath vr. msä. Felix Marchand vom 1. April laufenden Jahres ab zum ordentlichen Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie in der Medizinischen Fakultät und Direktor deS Patho logischen Institut« der Universität Leipzig, sowie zum Königl. Sächs. Geheimen Medizinalrath zu ernennen. Dresden, 23. Jan. Se. Königl. Hoheit der Prinz Max, Herzog zu Sachsen, ist gestern Abend 9 Uhr 55 Min. hier eingetroffen und hat lm Prinz!. Palais, Zinzendorfstraße, Wohnung genommen. Bischofswerda, 24. Januar. DaS rühmlichst bekannte National-Festspiel „Deutschland« ISteS Jahrhundert!", welches, wie wir schon mittheiltrn, vom 28. Januar ab auch hier feiten« de« Königlich Sächsischen Der sächsische Erzähler Sette » Militär - Verein« zur öffentlichen Aufführung gebracht wird, erregt gegenwärtig in Eilen burg allabendlich stürmische Begeisterung. Jeder Besucher bestätigt, so Großartige« noch nicht gesehen zu haben, au» den zahlreichen Anerkennungen, welche dem allseitig als einzig dastehenden Werk von allen Orten ertheilt wurden, nehmen wir folgende gewiß mehr al« empfehlende Auszüge heraus, so wird beispiels weise in längeren Artikeln, welche wir deS Platz mangels wegen leider nicht abdrucken können, deS Werkes mit folgenden Worten gedacht: „DaS zahlreich erschienene Publikum nahm die Bilder mit Begeisterung aus und zeichnete die besonders hervor ragenden durch minutenlangen Beisall auS. Die Auf führung selbst zeigte sorgsiiltige Vorbereitung, sowie tadel lose Uniformen und Kostüme Wir fassen unser heutiges Uriheil nur darin zusammen, daß alles Gebotene weit über den landläufigen Begriff lebender Bilder hinauSgeht und auf künstlerischen Werth vollailtigen Anspruch hat Wenn eine Steigerung der Anerkennung nach dem bereits früher von uns Geschriebenen überhaupt noch möglich, so fassen wir diese darin zusammen, daß wir der ganzen Ausführung, den Leitem und den Darstellern das Prädikat „prächtig"! ausstillen ES kann nicht genug hervorgehoben werden, wie ein heitlich gerade dieses Werk trotz des mannigfaltigen Stoffes gehalten ist. Die Sorgfalt erstreckt sich nicht nur auf die Bilder und deren Texte, sondern, was nicht zu unter schätzen ist, auch aus die beigegebene Musik. Wir hören hier keine trivialen Melodien, keine abgesungenen Volks lieder, sondern durchaus reise, werthvolle Musik Nachdem die Vorstellungen mit der Sonntags-Auf führung einen glänzenden Abschluß gefunden haben, halten wir eS für unsere Pflicht zu konstatiren, daß sämmtliche Aufführungen den Stempel der Vollendung trugen. Wir haben schon früher dem mustergiltigen Werk unsere vollste Anerkennung gezollt und thun dies heute nochmals aus vollstem Herzen. Der frische Zug, der durch das ganze weht, kann unseres Erachtens gar nicht genügende Würdigung finden. Wir wünschen dem jungen Unter nehmen, daS bei uns seine überhaupt ersten öffentlichen Aufführungen erlebte, ein siegreiches Vordringen und sind überzeugt, daß dasselbe, außer seiner meisterhaften Aus arbeitung zu einer allerersten Sehenswürdigkeit, noch mehr seinem ethischen, vaterländisches Empfinden weckenden Werth seinen Siegeszug zu danken hat. Wo deutsche Herzen schlagen, wird man mit offenen Armen ein Werk empfangen, daß so von Herzen kommt und zu Herzen geht, und dazu rufen wir dem Unternehmen ein ehrliches „Glück auf!" zu." Wir denken, daß man einem so anerkannten Werke auch bei uns einen glänzenden Empfang bereiten wird, und daß bei den niedrigen Preisen, welche der Kgl. Sächs. Militärverein fordert, ein Jeder dazu beitragen wird, daß auch bei uns das Aussührungslokal allabendlich voll besetzt ist. iS Bischofswerda, 23.Jan. Am gestrigen Abend wurde im „Hotel zur Sonne" eine von ca. 100 Personen besuchte Versammlung in obst baulichen Angelegenheiten gehalten. Der Vor sitzende des Bautzner BezirkSobstbauvereinS, Herr Oberregierungsrath von Döring, hielt eine kurze aber markige Ansprache, den Zweck der Ver sammlung betreffend. Dann hielt Herr Obstbau wanderlehrer für Sachsen, Herr Schander-Bautzcn, einen Vortrag über die Rentabilität deS Obst baues, als Nebenzweig der Landwirthschaft und trug dann die Statuten deS hiesigen Obstbau- zweigvereinS vor, die alles Nöthige klar darlegten und so stand einer schon gut vorbereiteten Grün dung nichts entgegen. Es erklärten daher auch sofort gegen 50—60 Herren von hier und Um gegend ihren Beitritt. Der Jahresbeitrag wurde auf 1.50 Mk. festgesetzt und die Herren Ritter gutspachter Schuhknecht zu Großharthau und Pastor Colditz zu Pohla zu Vorsitzenden erwählt. — Der gehörte Vortrag war belehrend und höchst anregend, so daß demselben wohl der so reiche Beitritt an erster Stelle zu danken ist. ** Bischofswerda. Postdienst am 27. Januar, am Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers: Die Schalterdienststunden werden abgehalten von 8—9 V., 11 B.—1 N. und 5-7 N. Der OrtS- und Landbestelldienst findet Vormittags wie an den Werktagen statt, Nachmittag- fallen die gewöhnlichen Bestellungen aus. Die Posten verkehren wie an den Werktagen, auch die Brief kastenleerungen werben wie an diesen Tagen auSgeführt. — Der letzte Sonntag stand unter dem Zeichen eines nassen und unfreundlichen Winter tage«, wa« sich besonder« im Verkehr nach aus wärts bemerkbar machte. DaS Wetter wechselt jetzt fast stündlich zwischen Frost und Regen, selten nur dringt ein Sonnenblick durch da« düstere Gewölk. Der Sonntag Abend brachte Frost und sternenhellen Himmel, über Nacht schlug die Temperatur plötzlich wieder um, und der Morgen begrüßte un« mit einem stürmischen Regenwetter. Da heißt e» fest sein, oder man bringt dem bösen Wetter seinen Tribut. — Ein Steigen der Kohlenpreise dürste angesichts der ausgedehnten Ausstandsbewegung der Kohlenarbeiter in Oesterreich unausbleiblich sein; der Kampf nimmt immer größer«. Umfang an und wird seine Wirkung auch bei un« kühlbar machen. Gegenwärtig beträgt die Zahl der Ausständigen etwa 40,000, ein Umstand, der zu den schlimmsten Betriebsstörungen führen muß. Die Bewegung spielt auch aus da« Reichsgebiet herüber, es sind im sächsisch-thüringischen Braun kohlenrevier 5000 Bergleute in die Lohnbewegung eingetreten, sie verlangen 10 ». H. Lohnerhöhung, Verkürzung der täglichen Arbeit-zeit auf S Stunden und Einschränkung der Frauenarbeit. E« hängt von der Witterung ab, ob die drohende Kohlen- noth eintritt oder nicht; sollten wir plötzlich anhaltend strenge Kälte erhalten, dann könnte nicht nur Kohlentheuerung, sondern wirklich Kohlenmangel eintreten. — Anmeldungen zur Stammrolle haben in der Zeit vom 15. Januar bi« 1. Februar bei den betr. Behörden während der Geschäfts zeit zu erfolgen, worauf hiermit nochmal« hinge wiesen sei. — Die zweite Klaffe der 137. Königl. Sächs. LandeS-Lotterie wird am 5. und 6. Febr. 1900 gezogen. — In der Zeit vor Ostern ist sowohl die Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken, wie auch die Veranstaltung von Privatbällen und Bällen geschlossener Gesellschaften, auch wenn dieselben in Privathäusern oder in Lokalen geschloffener Gesellschaften abgeholten werden, nur bis Sonn tag Lätare, der in diesem Jahre allerdings ziem lich spät — auf den 25. März — fällt, ge stattet. Dagegen ist die Abhaltung von Konzert musiken und anderen mit Musikbegleitung ver bundenen Vergnügungen, insbesondere auch Theatervorstellungen, auch weiterhin, jedoch mit Ausnahme der Zeit vom Gründonnerstag, ein schließlich desselben, bis mit Sonnabend vor Ostern nachgelassen. — (Für Lehrer.) Die Schriftleitung der „Deutschen Schulpraxis" setzt, ohne eine be stimmte Aufgabe zu stellen, acht Preise im Be trage von 500 Mk. und zwar einmal 120 Mk., einmal 100 Mk., einmal 80 Mk., einmal 60 Mark, einmal 50 Mk., einmal 40 Mk. und zwei mal 25 Mark für die acht besten der ihr im Lause dieses Jahres zugehenden Originalaufsätze auS. Die behandelten Gegenstände müssen ver Theorie und Praxis ver BolkSschulerziehung an gehören. Bor Allem kommt e« darauf an, daß diejenigen Seiten deS betreffenden Gegenstandes besonders hervorgehoben'werden, die bisher nicht oder nur ungenügend berücksichtigt wurden. LektionSreihen, in denen ein theoretischer Grund gedanke in seinen praktischen Konsequenzen gezeigt wird, werden besonders gern gesehen. — Mit Rücksicht darauf, daß der überwiegen den Mehrheit des Publikums die Bestellung von Eilbriefen während derNach 1 zeitnicht erwünscht ist und die Bestellung während der Nacht auch vielfach unausführbar ist, hat die Reichspost behörde angeordnet, daß Eilbriefsendungen von 11 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens im Allge meinen nicht mehr ausgetragen werden sollen. Nur bei Sendungen an Reisende in Gasthöfen sollen die Postboten auch in der Nacht versuchen, die Eilbriefe den Adressaten zuzustellrn. — Das Kommando der SchiffSjungen-Ab- theilung FriedrichSort wünscht eine größere An zahl von Anmeldungen von Schiffsjungen, deren Einstellung voraussichtlich am 5. April o. erfolgen soll. Junge Leute im Alter vom vollendeten 16. Jahre — bei . großer Körper stärke ist die Einstellung bereit» im Alter vom vollendeten 15. Jahre ab gestattet —, welche eine Einstellung in diese Abtheilung wünschen und bei einer Größe von mindesten» 147 om kräftig gebaut sind, wollen sich baldigst persönlich beim Bezirks-Kommando ihre» Ausenthaltorte» melden und dabei Geburt» - Urkunde, Schul entlassung» - Zeugniß und Konfirmationsschein vorlegen. WM" Bestellungen auf de« „sächsischen Erzähler" nehmen für die Monate Februar und März alle Postanstalten und Landbriefträger, sowie alle unsere ZeitungSbotrn und Austräger entgegen. Der „sächsische Erzähler kostet monat lich 50 Pfg. -f* Demitz-Thumitz, 22. Januar. Am. gestrigen Abende hielt der hies. laadwirthschaftliche Verein bei gutem Besuche feine 196. Sitzung ab. Der Vorsitzende Herr Zickmantel meldete nach Begrüßung der Anwesenden, daß 2 um Land- wirthschast und Bienenzucht verdiente Männer an einem Tage gestorben, nämlich die Herren Pfarrer vm. Ritter rc. Räde in Bautzen und Gut«, u. Molkereibesitzer Hörnig in Goldbach und forderte die Anwesenden aus, ihnen eine stille Ehrung darzubringen, wa« dnrch Erheben