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Der sSchfifche Er,ich»« Geile ». 1««» Freitag, den 26. Januar 1666, Barm. 16 Uhr, sollen in Bischofswerda (Versammlungsort: König!. Amtsgericht daselbst) I Spiegel, t I 8e»pl>», I H^vrtlv» »uÄ L gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den 22. Januar 1900. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts daselbst. Wachtmstr. Gaupe Die Geheimnisse des Burenkrieges. Wenn nicht über Nacht der Telegraph neue sichere Kunde über den Stand der Dinge im südafrikanischen Kriege bringt, so muß nunmehr erklärt werden, daß in Folge der englischen Lügenbrrichte und Verschleierungsversuche seit zwei Wochen kein Körnchen Wahrheit über den Krieg zwischen den Buren und Engländern bekannt geworden ist. Man bedenke doch nur, daß England den ganzen Nachrichtendienst mit Südafrika allein in den Händen hat, und daß die englische Censurbehörde alle ihr unbequemen Nachrichten vom Kriegsschauplätze unterdrückt, während die Regierungen der Transvaal-Republik und des Oranje-FreistaateS vom direkten Verkehre mit Europa in Folge deS Kriegszustandes ab geschnitten sind. Dabei zeigt die Kunst der Engländer, Lügenberichte auszustreuen und ver logene Ränke anzuzetteln, doch auch ihre schänd lichen Lücken. So wird jetzt von London aus die Fabel zum dritten Male verbreitet, daß die Buren deS OranjefreistaateS wegen der Schwierig keiten der Verpflegung nur noch bis zum 17. Januar kämpfen wollten, gleichzeitig kommt aber die Meldung, daß General Cronje, das ist der oberste Führer der Freistaat-Buren, 5000 Mann von seinem Corps nach Süden zur Unterstützung der bei Colesberg kämpfenden Buren abgeschickt habe. General Cronje hält sich also für so stark, daß er zur Bekämpfung des Generals Lord Methuen am Modder-River seine ganze Streitmacht gar nicht für nothwendig hält. Unthätig sind nicht die Buren, sondern die un mittelbar vor den befestigten Stellungen der Buren stehenden englischen Oberansührer, die Generale Buller an der Tugela und Lord Methuen am Modder-River. AuS Furcht vor ' neuen Niederlagen greisen die genannten englischen Generale nicht energisch mehr an und unternehmen nur einige Demonstrationen, um die Buren zu beunruhigen. Auf die aus weiter Entfernung abgegebenen englischen Kanonenschüsse antworten die Buren aber überhaupt nicht, sie sparen ihre Munition für den Ernstfall. Kommen die Eng länder aus 500 Meter an die Burenstellungen heran, dann werden die Buren schon ihren Mann stellen. Bezeichnender Weise für die wirkliche Lage aus dem Kriegsschauplätze kommt auch jetzt die Nachricht aus Capstadt und London, daß die Generale Buller und Methuen im Ein verständnisse mit dem Obergeneral Roberts über haupt in nächster Zeit keine entscheidenden Schläge gegen die Buren vorhätten, sondern erst ihre Heere neu organisiren wollten. Der Versuch, neue Heere aus dem Schlachtfeld? zu organisiren, ist wenigstens etwas Neues und dürste die Kriegs- Wissenschaft um einen großen Fortschritt bereichern, wenn es den Engländern gelingt, auf dem Schlacht felde neue Heere zu organisiren. Ein gewisser „Moltke" hat gesagt, daß wirkliche Heere nur im Frieden neu geschaffen und organisirt werden können. Die Buren haben dies auch zwei Jahre lang vor dem Kriegsausbrüche gethan, und dabei sind die Buren geborene Jäger, Scharfschützen und vorzügliche Reiter, abgehärtet, an daS Klima gewöhnt und mit den bescheidensten Lebensmitteln zufrieden. Die Buren hatten auch rechtzeitig für mehr als 60 Millionen Mark sich neueste Kanonen aus Frankreich und Mauser - Repetir- gewehre aus Deutschland angeschafft. Die Eng länder sind in ihrem Dünkel aber auf veralteten Einrichtungen stehen geblieben und haben geglaubt, daß die Buren bei dem Anblicke der englischen Schottengarden und der Garde-Kavallerie aus- reißen werden. Inzwischen sind aber gegen 10,000 Engländer von den Burrn getödtet, verwundet und gefangen genommen worden und gegen 15,000 Engländer sind in Ladysmith, Kimberley und Mafeking von den Buren einge- schlossen. Außerdem berechnen jetzt die englischen Berichte die gesammten Streitmächte der Buren nebst dem Hilfskorp» der aufständischen Natal buren und der Fremdenlegionen aus 87,000 Mann. DaS bedeutet dir vollste Aufopferung eines Volkes für seine Freiheit und seine Scholle, und Gott mag geben, daß dir Buren, da» edelste Gut, um da» ein Volk ringen kann, ihre Freiheit erkämpfen! Politische Welischm. Die Kaiserin Auguste Viktoria ist am Spät abend de» 19. Januar au» Dresden, wo die hohe Frau abermals am Krankenbette ihrer Mutter, der Herzogin Wittwe Friedrich von Schleswig-Holstein, geweilt hatte, wieder in Berlin eingetroffen, da zu genanntem Zeitpunkte eine kleine Besserung im Befinden der erlauchten Kranken eingetreten war. Doch giebt der Zu stand derselben noch immer zu einiger Besorgniß Anlaß, wie auch aus dem am Sonnabend früh ausgegebenen Bulletin über das Befinden der Frau Herzogin hervorgeht. DaS Bulletin lautet: „Die Nacht verlies unruhig; wenig Schlaf; viel Athemnoth, etwas Erbrechen; Puls 86, leidlich kräftig; Nahrungsaufnahme sehr gemindert. In folge der Erkrankung ihrer Mutter hat die Kaiserin auch die geplante Reise nach Kiel zum Besuche der Frau Prinzessin Heinrich von Preußen verschoben. Die am Freitag im Reichstag zunächst er ledigte JnterpellationSangelegenheit in Sachen der jüngsten deutsch-englischen Zwischenfälle ist auSgegangen wie das berühmte Hornberger Schießen, obwohl man doch fast allseitig geglaubt hatte, sie werde sich zu einer parlamentarischen Haupt- und Staatsaktion entwickeln. Aber daS Haus erachtete die Erklärungen, welche Staats sekretär Gras Bülow auf die vom national liberalen Abgeordneten Möller in überaus fach licher, eigentlich zu wenig temperamentvoller Weise begründete Interpellation wegen den er folgten Beschlagnahmen deutscher Schiffe feiten» englischer Kreuzer abgab, offenbar als genügend und sah deshalb von einer förmlichen Besprechung der Interpellation ab, nur einige wenige Abge ordnete waren für eine solche Erörterung. ES hätte aber vielleicht nichts geschadet, wenn trotz der im Ganzen befriedigenden Auskunft des Staatssekretärs deS Aeußeren die deutsch-eng lischen See-Zwischenfälle vom Reichstage einer würdigen Besprechung unterzogen worden wären, eine derartige parlamentarische Beleuchtung deS inzwischen ja wieder beigelegten Konfliktes hätte vermuthlich der englischen Regierung und dem englischen Volke am deutlichsten die Erbitterung der öffentlichen Meinung Deutschlands wegen der stattgesundenen Nebergriffe Englands zum Bewußtsein gebracht. Was im Uebrigen die erwähnten Erklärungen deS Grafen Bülow an belangt, so geht auS ihnen Folgendes hervor: Die stattgefundene Beschlagnahme der ReichSpost- dampfer „BundeSrath", „General" und „Herzog" durch die Engländer hat sich als ungerechtfertigt herausgrstellt; von der deutschen Regierung ist sofort ernste Verwahrung gegen dieses Vorgehen der englischen Seebehörden eingelegt worden, und die englische Regierung hat denn auch die be schlagnahmten Schiffe endlich wieder freigegeben. Weiter ist englischerseits im Prinzip die von der deutschen Regierung geforderte Entschädigung und jede berechtigte Genugthuung zugesagt worden, desgleichen die Erfüllung des ferneren Verlangens deS Berliner Kabinetts, daß die englischen SchiffSkommandantcn Anweisung erhalten sollten, deutsche Schiffe künftig nicht mehr ohne dringen, den Verdacht zu behelligen. Dann hat die eng lische Regierung die Mittheilung nach Berlin gelangen lassen, daß die englischen Schiffs kommandanten bereits Instruktion erhalten hätten, die deutschen Postdampfer auf einen bloßen Ver dacht hin nicht mehr anzuhalten. Endlich hat die englische Regierung ihre Geneigtheit ausge sprochen, die Frage der Bemessung der deutschen Schadenersatzansprüche durch ein Schiedsgericht regeln zu lassen, wenn die» nöthig «erden sollte, und schließlich offiziell ihr Bedauern über da» Borgefallene auSgedrückt. Graf Bülow schloß mit dem Wunsche, daß sich derartige Vorkomm nisse nicht mehr ereignen möchten, da sie die Aufrechterhaltung der alten freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und England nur erschweren würden. Dann gab Staats sekretär v. PodbielSky eine kurze Auskunft über die von ihm in Hinblick auf den südafrikanischen Krieg getroffenen postalischen Maßnahmen, worauf mit der Ablehnung de» vom Abgeordneten Liebermann v. Sonnenberg gestellten Anträge» auf Besprechung der Interpellation Müller dieses parlamentarische Zwischenstück seine Er ledigung fand. Nach diesem kläglichen Verlaufe der Interpellation bleibt un» noch übrig, die Namen der 22 Deutschen zu nennen, die da» Herz wirklich auf dem rechten Flecke hatten und für eine Besprechung der Interpellation eintraten: v. Liebermann, Raab, Werner, Gräfe, Lotze, Gäbel, vr. Böckel, Stöcker, vr. Röstcke, vr. Hahn, Prof. Hasse, vr. Lehr, v. Dallwitz, Henning, v. Blöden, Dörkien, v. Wangenheim, vr. Orrtel (Sa.), Hilgendorff, Lucke, Harriehausen, Pauli (Potsdam). Diese 22 Deutschen unter beinahe 400 Reichsboten werden vielleicht schneller, al» v. Bülow meint, in einer neuen englischen Flegelei uns gegenüber eine gewisse Genugthuung erblicken können. Die weitere Sitzung vom Freitag wurde durch eine Debatte ziemlich allgemeinen Charakter» auSgesüllt, die sich an den Etat de» Reichs kanzlers anknüpfte. Hierbei unternahm Abg. v. Kardorff, der Führer der Freikonservativen, verschiedene scharfe Vorstöße gegen die Politik deS Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, die aber vom Letzteren selbst wie vom Staatssekretär deS Innern Grasen PosadowSky ebenso scharf zurück gewiesen wurden. Den Beschluß in der Redner reihe machten der antisemitische Abgeordnete Liebermann v. Sonnenberg und der natio nalliberale Abgeordnete Graf Oriola; ersterer sprach sich energisch gegen England anläßlich der Schiffszwischenfälle auS, letzterer drückte dem Reichskanzler daS Vertrauen desjenigen Theiles der Nationalliberalen auS, welcher zugleich im Lager des Bundes der Landwirthe steht. Am Sonnabend wurde die Etatsverhandlung fortgesetzt. Die Budgetkommission deS Reichstages erledigte am Freitag den Etat der Post- und Telegraphenverwaltung. Ueber etwaige Verhandlungen deS Bundes rat heS betreffs der ihm unterbreiteten Flotten vorlage liegt keinerlei offiziöse Mittheilung vor. Sollte diese Vorlage in der am 18. Januar ab gehaltenen Wochenplenarsitzung deS BundeSratheS noch nicht zur Erörterung gelangt sein, oder ge fällt man sich offiziöserseitS wieder einmal in der beliebten Geheimnißkrämerei? Der Reichspostdampfer „BundeSrath" wird, nachdem er von den britischen Behörden in Durban fceigegeben worden ist, voraussichtlich an diesem Montag seine Weiterreise fortsetzen. DaS neue definitive Beamten ministerium Körber in Oesterreich ist nunmehr offiziell in die Erscheinung getreten. Es weist folgende Zusammensetzung auf: vr. v. Körber, Ministerpräsident und Minister deS Innern; Graf WelferSheimb, Minister fürLandeS- verthridigung; Ritter v. Wittek Eisenbahn minister; Ritter Böhm v. Bawerk, Finanz minister; Freiherr v. SpenS-Boden, Justizminister; Ritter v. Hartl, Kultusminister; Freiherr v. Call, Handelsminister; Freiherr v. Giovanrlli, Acker bauminister; vr. Rezek, czechischer LandSmann- Minister, Hofrath vr. Pientak, polnischer LandSmann-Minister. — Der Jungczechen-Club de« ReichSrathS beschloß, dem neuen Kabinett gegenüber zunächst eine abwartende Stellung einzunehmen. Dem bisherigen Vorsitzenden de» MinisterratheS Ritter v. Wittek ist vom Kaiser in einem äußerst huldvollen Handschreiben Dank für seine patriotische Hingebung und auSgezrich. neten Dienste ausgesprochen worden; auch den übrigen Mitgliedern de» gewesenen Kabinett würde die kaiserliche Anerkennung ausgedrückt. — Der Verdacht, daß der verstorbene Assistenzarzt de» Bakteriologischen Institut» in Krakau, vr. Konstancki., der Pest erlegen sei, hat sich nach bakteriologischer Untersuchung de« Sputum» de» Verstorbenen nicht bestätigt. Die Abberufung de» bisherigen Militär attaches bei der französischen Botschaft in Berlin, de» Obersten de Foucauld, ist jetzt eben falls erfolgt, nachdem ihr di« Abberufung de» deutschen MilitärattachS» in Pari», de» Major» v. Süßkind, schon vor Wochen vorangegangen war. In der dem Obersten de Foucauld er- theilten Abschiedsaudienz soll Kaiser Wilhelm eine ganz besondere Liebenswürdigkeit gegenüber diesem französischen Militär entfaltet haben, eil beißt sogar, der Monarch habe de» Obersten schließlich in fast herzlicher Weise Lebewohl gAa ' Inwieweit die» Auftreten de» Kaiser»-*» '