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« Bischofswerda, 13. Januar. An die König!. Superintendent»! konnten erfreulicher Weise am heutigen Tage 100 Mk. al» Ertrag der Kollekte für äußere Mission zur Verbreitung des ChristenthumS unter den Heiden aus hiesiger Parochie abgesandt werden. In der Kirche waren 70 Mark gesammelt worden. Hierzu kamen 5 Mk. v. D., 15 Mk. vom Sonntag-Verein, 3 Mk. 50 Pfg. vom JünglingSverein, 5 Mk. 35 Pfg. von den Konfirmanden, zur Erfüllung 1 Mk. 15 Pfg., zusammen 30 Mk. Dies ist die größte Kollekte, die bisher hier gesammelt worden ist. Der Ertrag sämmtlicher Kirchen kollekten im vergangenen Jahre war unter Hinzu nahme von 160 Mk. aus Missionsstunden und den Becken an den für die Mission bestimmten Sonntag 575 Mk. In alledem zeigt sich ein hocherfreuliches WachSthum des Verständnisse» für die Liebesarbeit der christlichen Kirche, für das wir Gott und allen Gebern auf s Herzlichste danken. Bischofswerda, 15. Januar. Die Kälte hat seit Sonnabend wieder ganz ansehnliche Dimensionen angenommen. Heute früh 7 Uhr verzeichnete man — 15 ° Reaumur. Alles ist mit Eis überzogen. Der Verkehr trägt die rechte Wintersignatur: Schellengeläut, Knirschen des Bodens unter den Rädern. Auf der Schlittschuh bahn herrscht wieder fröhliches Leben, die Fenster sind mit dem eisigen Hauche angeblasen, am Morgen sind sie undurchsichtig, mit wunderlichen Schnörkeln und Blumen bemalt. Die Kinder, mit ihren leichten Schlitten, sie fliegen pfeil geschwind von den Bergen herab, und unermüd lich werden die Höhen von Neuem erstiegen, um das Vergnügen abermals zu haben. Das EiS, welches den Eiskellern zugesührt wird, hat eine ganz ansehnliche Stärke und ist dabei kristallhell. Der Gesundheitszustand in unserer Stadt ist trotz des öfteren hier vorkommenden Temperatur wechsels ein befriedigender, und das Geschäfts leben ein ziemlich reges. Ein zauberhaftes Bild bot gestern der Wald in seiner winterlichen Ge stalt und war der Verkehr auf dem Baltenberge, sowie aus dem Butterberge ein ganz reger. Bischofswerda. Die Zeit der kürzesten Tage liegt hinter unS, die Sonne bleibt nach und nach immer etwas länger über unserem Gesichtskreise, und dieser Zeitraum wächst von 7 Stunden 53 Minuten am 1. auf 9 Stunden 1 Minute am 31. Januar. Der erste Licht schimmer im Osten erscheint Mitte Januar früh 6 Uhr, die letzten Spuren der Dämmerung am Westhimmel verschwinden Abends nach 6^ Uhr. — DaS zweite Turnen der sächsischen Kreisvorturner findet nach den Beschlüssen de« sächsischen KreiSturnrathes am 22. Juli (erster Sonntag in den großen Ferien) in Meißen statt. Vielfach ausgesprochenen Wünschen gemäß wird das Turnen auf einen Tag beschränkt. Der Turnplan erstreckt sich demnach nur auf Folgende«: Allgemeine Keulenübungen, Turnen der Gau- vorturnerschasten an den Geräthen und Spiele, Dreikampf in drei volkSthümlichen Uebungen und Kürturnen am Reck, Barren und Pferd. Die Keulen hat jeder Vorturner mitzubringen. Der Festbeitrag darf die Höhe von 1 Mk. nicht über schreiten. Die Anmeldung der Theilnehmer erfolgt durch die Gauleitungen. Diejenigen Vorturner, die sich erst nach der festgesetzten Meldezeit an melden, haben einen Mehrbetrag von 50 Pfg. für die Person zu entrichten. An besonderen Festlichkeiten werden von der Feststadt geboten «in BegrüßungSabend, möglichst aus dem Burghof, Musik auf dem Festplatze, Turnfahrten. — In einer Eingabe der deutschen Bäckerinnungen an den BundeSrath wird die Bitte um Befreiung der Bäckerläden von der geplanten Vorschrift eines obligatorischen Laden schlusses mit dem Hinweise auf die eigenartigsten Verhältnisse des Bäckergewerbes begründet. Die Festlegung einer ununterbrochenen elsstündigen Ruhezeit sei ebenfalls für die Angestellten in Bäckerläden undurchführbar, da der Bedarf an frischer Backwaare für den Marktverkehr, für Arbeiter, VerkehrSangeftellte usw. bereit» gegen drei Uhr Morgens eine Thätigkeit der Ange stellten in Bäckerläden erfordert. Der BundeS rath wird deshalb ersucht, den Beschlüssen de» Reichstage» bezüglich de» obligatorischen Laden schlüsse» seine Zustimmung zu versagen, oder mindesten» Ausnahmebestimmungen für da» lväckrrgewerbe zu treffen. E» ergiebt sich auch au» dieser Eingabe, wie verfehlt e» ist, diese ver schiedenartige« Verhältnisse nach einer Schablone ordnen zu wollen. —* I« allen deutschen Echützen-esellschaften regt mau sich im Hinblick auf die große Beran- stültung, da» XM. deutfche vuude»schießen Wer sächsische GrzShler. Sette 4 in Dresden, ganz gewaltig, gilt«» doch, sich zur Theilnahme an diesem deutschen Schützen feste nach vielen Richtungen hin vorzubereiten und wohl ausgerüstet in den Wettstreit der Schützen zu treten. Der Festausschuß hat zu- nächst alle deutschen Schützen ausgefordert, der großen festlichen Veranstaltung beizuwohnen. Der an Tausende von deutschen Schützengesell schaften gerichtete Aufruf, dem auch die von der Schießordnungskommission am 16. und 17. November festgestellte Schießordnung angefügt war, wird nicht verfehlen, allseitig einen zündenden Eindruck zu machen und in allen Schützenkreisen für da« Fest Begeisterung zu erwecken. Der vom Ehrenvorsitzenden Oberbürgermeister Ge heimen Finanzrath Beutler und vom Vorsitzenden Rechtsanwalt Di- Alfred Lehmann unterzeichnete Aufruf des Festausschusses hat folgenden Wort laut: „Deutsche Schützen! An der Wende unseres Jahrhundert« ruft Euch zur Feier des XIII. deutschen BundeSschießenS die Einwohnerschaft Dresdens, des Sachsenlandes schön gelegene Haupt- und Residenzstadt auf den 8. bis 15. Juli 1900 zusammen. Seit mehr denn einem Menschenalter treffen deutsche Schützen sich auf ihren Bundesfesten in den Städten des nunmehr geeinten Deutschen Reiche«, nicht nur, um in der edlen Schießkunst ihr Bestes zu leisten, um mit einander zu wetteifern und zu ringen um Lob und ausgesetzte Preise, sondern auch, um mit einander einträchtig über die Vervollkommnung ihres Sportes zu berathe» und insbesondere, um im vereinten Auftreten dem deutschen Einheits gedanken erneuten und kräftigen Ausdruck zu verleihen. War eS doch kein Geringerer, als des Reiches Heimgegangener großer Kanzler, der daraus hinwies, daß, wie den deutschen Sänger- und Turnerfesten, so auch und nicht zuletzt den deutschen Schützenfesten ein DankeStheil gebühre für die Mitarbeit an der Einigung der deutschen Stämme!! Ja, deutsch seid Ihr immer gewesen, Ihr Schützen, und werdet es auch bleiben, mögt Ihr nun innerhalb oder außerhalb der Grenzen des Reiches wohnen! So kommt denn herbei aus allen Theilen der Erde, wo deutsche Zunge klingt, kommt nach Dresden, das gastlich sich bereitet hat, Euch bestens zu empfangen, das frohen WillkommenSgruß schon jetzt in alle Ferne Euch entbietet! Sachsens inniggeliebter Herrscher, unter den Schützen selbst der Besten Einer, und Eurer guten Sache wohl gewogen, hat in könig licher Huld über des Festes Ausrichtung das Protektorat übernommen. Die Bevölkerung, von tiefster Liebe zum deutschen Vaterlande be seelt, jubelt den kommenden Gästen entgegen. Darum eilt herbei, Ihr Schützen, von nah und fern, mit warmen Herzen sollt ihr hier empfangen werden, also, daß Ihr Euch wohl fühlen werdet bei unS!" Umschau in der sächs.-preuß.Lausitz und dem Meißner Hochland, 14. Januar. Durch Feuer wurde vernichtet: Die Scheune des Arbeiters Paulick in Laubusch. — Der 24jähr. Wagenrücker Lachmann in Zittau ist schwer verletzt worden. — Die 17jähr. Gühler aus WeigSdorf ist infolge starken Schnürens durch Herzschlag getödtet worden. Der 69jähr. Michael Wock aus Schweinerden stürzte beim Reisiglegen mit 2 Gebund eine 18stufige Treppe hinab und hat glücklicherweise nur leichte Ver letzungen erlitten. — Bei dem entstandenen Feuer in der Kohlengrube „Amalie Wilhelmine" zu Duplitz suchte der Obersteiger Borschmann mit 14 Grubenarbeitern das Feuer zu dämpfen. Durch Einathmung von Kohlendämpfen fand er und rin Grubenarbeiter den Tod. — Der Fleischer Günther in Weihwasser wurde wegen Fabrikation „appetitlicher Würstchen" und Ver kauf von sehr zweifelhaften Fleisches in Görlitz zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. — Der Arbeiter Sauer in Mühlrose (vorbestraft) erhielt 6 Monate, weil er Gänse einseitig ohne Geld erworben. — Für die Heidenmisston hat die Parochie Hochkirch im vergangenen Jahre nicht weniger al» 2120,24 Mk. und für innere Mission außerdem 362 Mk. zusammengebracht. — Der Gesangverein zu Ralbitz, der auch an erster Stelle dem wendischen BolkSgesange ge bührende Beachtung zuwendrt, hat al» Mit- ergrbniß seiner Jahresaufführungen 30 Mk. al» Beitrag für da» wendische Gesellschaft»-«»» in Bautzen abgeliefert. — Der lOjähr. Sohn de» Gut-bes. Zschoppe in KuunerSdorf bei Reichen berg hat ein lyjähr. Schulmädchen, da» auf dem Schöpsflusse eingebrochen und schon unter da» Ei» -eratheu war, vom Tode de» Ertrinken» gerettet. Er war der Einzige, der Nicht schreieud davonlief, wie di« Anderen, sondern sofort zu Hilfe «Ute. » 1KGG ? Bautzen, 13. Januar. In den beiden Kirchen der hiesigen Pctrigemeinde, der Petri- und Marien-Marthenkirche, betrug die Kollekte für die Heidenmisston am Epiphaniasfeste 424,44 Mark, in der Michaeliskirche 203,50 Mk., zu sammen also 627,94 Mark. — Die städtischen Kollegien haben in ihren letzten Sitzungen beschlossen, an Stelle de» Ostern in den Ruhestand tretenden Stadtbaudirektors einen erfahrenen Techniker, der in Sachsen die Staatsprüfung al- Regierungs baumeister bestanden hat, oder in seiner Vorbildung den sächsischen Regierungsbaumeistern mindesten» gleichsteht, als Stadtbaurath und vollberechtigte» RathSmitglied mit einem AnsangSgehalt von 4800 Mk., welches in sechs dreijährigen Zulagen von je 300 Mk. bis zu einem Höchstgehalt von 6600 Mk. steigt, anzustellen. Desgleichen ist eine Vermehrung der unbesoldeten Stadträthe beschlossen worden. — An Stelle deS in den Staatsdienst übertretenden Rathsoberförster« ist der gräfliche Oberförster in Gaußig, Herr Bluhm, zum hiesigen RathSobersörster gewählt worden. — Wie enorm der Milchversand aus der hiesigen Gegend ist, erhellt an« einer Zusammenstellung desselben für das Jahr 1898 der Stationen Kubschütz, Bautzen, Seitschen und Demitz. Danach weist den bei weitem größten Versand Seitschen mit 71,W1 Krügen mit 1,847,340 kx Gewicht auf; eS folgen Demitz mit 21,236 Krügen von 582,110 Kubschütz mit 12,214 Krügen von 320,150 und Bautzen mit 9597 Krügen von 252,300 Der gesammte Milch versand auS hiesiger Gegend betrug also 114,078 volle Krüge mit einem Gewicht von 3,000,900 Icx oder 60,018 Zentnern. Ebersbach, 11. Januar. Durch den Tod abberufen wurde der pensionierte Gendarmerie- Brigadier Herr Herig. Er erreichte ein Alter von 71 Jahren. L- Neustadt, 12. Januar. Der am letzten Dienstag stattgefundenen Stadtverordnetensitzung, der ersten dieses JahreS, ging die Einweisung der neu« bez. wiedergewählten Stadtverordneten und die Verpflichtung der sämmtlich wieder- gewählten Bezirksvorsteher und deren Stellver treter voraus. Die Sitzung selbst erledigte zu nächst die benöthigten Wahlen und bestimmte zum Vorsitzenden Herrn Emaillierwerksbesitzer Oskar Richter, zum stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Leinwandfabrikant Bernhard Donath, zum 1. Schriftführer Herrn Kaufmann Edgar Voogt und zum 2. Schriftführer Herrn Kaufmann Otto Scheithauer. Hieraus schritt man zur Kon- stituirung der verschiedenen Ausschüsse. Nach Beendigung der Versammlung vereinigte man sich im Restaurant des Mineralbades zu einem gemeinschaftlichen Mahle. — Der für den letzt verflossenen Monat zur Ausgabe gelangte städtische Polizeibericht zählt 4 Verhaftungen und 14 An zeigen. Die Zahl der polizeilich angemeldeten Nachtfremden beziffert sich aus 456 Personen, von denen 192 in den hiesigen Hotels und Gast höfen und 164 in der Herberge zur Heimath übernachteten. — Eine auf Anordnung deS hiesigen Stadtrathe« hier vorgenommene HauSsammlung für die deutsche Heilstätte für Lungenkranke in Davos ergab 135 Mk. 75 Pf. — Der am ver- gangenen Mittwoch im hiesigen SchützenhauS stattgefundene Maskenball deS Kasinos junger Landwirthe für Neustadt und Umgegend wurde von ca. 500 Personen besucht, von denen jedoch nur ein Bruchtheil maskiert war. — Am 22. Januar folgt diesem Maskenball« ein zweiter, veranstaltet vom hiesigen Turnverein. — Nächste Mittwoch hält der hiesige Gewerbeverein einen Vortragsabend ab, für den Herr Recitator Salzer aus Wien gewonnen wurde. Dresden, 13. Januar. Die üble Gewohn heit, während der Fahrt auf die Wagen der Straßenbahn auszuspringen, verursachte am Sonn abend Abend auf der MaximilianS-Allee den Unfall eines Mannes, der den in voller Fahrt befindlichen elektrischen Wagen noch mit benutzen wollte. Er hielt sich, ohne daß e» ihm gelang, auf den Wagen zu kommen, eine Strecke an demselben fest, kam aber schließlich zu Fall und zwar mit solcher Wucht, daß er regungslos am Boden liegen blieb. Seine Verletzungen scheinen glücklicher Weise keine bedeutenden gewesen zu sein. * Dresden, 14. Januar. Die Krankheit de» Geheimrathe» Prof. vr. Fiedler gilt al- gehoben. I, Schandau, 14. Januar. Im Höhen gasthause auf de« Brand trug e» sich am Frei tag zur späten Sbendstuud« zu, daß der junge Witth-sohn, Herr Uhlich, in Anwesenheit «ine» Bekannten sich mit Schießwaffen zu thun «acht«, wobei unglücklicher Weise ein Schuß plötzlH lo» ging und den Bekannten, der «n Bi« !