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« « »«r ««t« !«. »»»». VI» ^»NNvIckllNINK der in der Zeit vom I. Juli 93 bis 30. Juni 94 geborenen Kinder wolle man Montag, den 22. Januar zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags in der Schulexpedition bewirken. Borzulegen ist der Impfschein und von den nicht hier geborenen Kindern auch der Geburts- bez. Taufschein. vr. G. Henze, Dir. ».MZ zur See. Der am 10. Januar im Stettiner Hafen erfolgte Stapellauf des für die Hamburg-Amerika- Linie neu erbauten und von dem Staatsminister von Bülow getauften Doppelschrauben-Schnell- DampferS .Deutschland" führt die Weltmachts stellung des Deutschen Reiches zur See wiederum allen Deutschen, die da hören und sehen wollen, was Deutschland zur See geworden ist, vor Augen und zu Herzen. Mit der .Deutschland ist die gewaltige deutsche Handelsflotte um das größte, schönste und schnellsahrendste Schiff der Welt vermehrt worden, und wenn Englands Handelsflotte auch noch größer ist als diejenige Deutschlands, so steht die deutsche Handelsmarine an Leistungsfähigkeit doch unmittelbar neben der englischen. Was bedeutet dieses gewaltige, macht volle Emporwachsen der deutschen Handelsflotte? ES kann nichts anderes bedeuten, als daß Deutschlands Handel und Industrie, deutsche Thatkraft und Arbeit, deutsche Bildung und Cultur sich bereits eine Weltmachtsstellung er rungen haben, eine Weltmachtsstellung, die ihrer ganzen Natur nach ihre Grundlage auf dem alle Länder verbindenden Seehandel haben muß. Aber Eins ist und bleibt noch dringend Noth! Dieser mächtige, umfangreiche, segen spendende deutsche Seehandel muß auch einen ge nügenden Schutz haben, wenn in schweren Zeiten höchster Gefahr für Deutschlands Ehre und Macht der deutsche Seehandel nicht ein Raub beutegieriger, neidischer und gehässiger Feinde werden soll. ES wäre ein ganz müßiges Be ginnen, eS etwa erst von einer Untersuchung ab hängig machen zu wollen, ob und wie dem deutschen Handel solche Gefahren drohen. Solche Gefahren können im Interessen- und Daseins kämpfe der Völker jedes Jahr auftauchen, und dann kann ihnen nicht wirksam entgegengetreten werden, wenn die genügende Anzahl Kriegsschiffe nicht schon vorhanden und mit ausgebildete» Seesoldaten bemannt ist. Die selbst von deutschen Seeoffizieren vorgeschlagene Maßregel, im Falle der Noth Hunderte von den besten deutschen Dampfschiffen in Kreuzer- und Kaperschiffe um zuwandeln, wird zwar stets einen gewissen Werth haben und auch Anwendung finden, aber sie würde gegenüber einer großen Anzahl feindlicher Panzerschiffe und gepanzerter Kreuzer doch nur eine Verlegenheit-Maßregel, ein Nothbehelf von zweifelhaftem Werthe sein. Deutschland muß in den nächsten Jahren seine Kriegsflotte erheblich verstärken, ja verdoppeln, damit von England her nicht mehr der freche Hohnruf ertönen kann, daß die englischen Panzerschiffe jeden Tag kommen, die deutschen Häfen blokiren und den . deutschen Seehandel vernichten können. Deutsch- I land befindet sich wegen der Schaffung einer wirklich starken Kriegsflotte in derselben Noth- lage wie vor 40 Jahren bezüglich der Schöpfung eines wirklich starken KriegSheereS. Aber Gott sei Dank ist die starke Flotte verhältnißmäßig viel leichter zu schaffen als damals daS Millionen landheer, denn aus dem Aschenbrödel Deutsch land vor 40 Jahren ist jetzt ein mächtiges Reich geworden. Zu überwinden bleibt nur der Klein geist, der Parteienzank, die Knacserei in der Flottenfrage, und die nüchterne Anwendung des praktischen BerstandeS muß zur Geltung ge bracht werden. Wenn eine feindliche Macht zur See unserem Handel in vier Wochen zehn Milliarden Schaden zufügea kann, so müssen wir schon jährlich noch 10 bis 20 Millionen mehr als eS bisher der Fall war zum Bau von Kriegsschiffen aufwenden. Auf seinem Wege Großmacht zu werden, ertrug daS arme kleine Preußen mit fünf Millionen Einwohnern einst die Lasten eines stehenden Heeres von 80 Tausend Soldaten. Da muß daS große Deutsche Reich auch noch 30 große Panzerschiffe bauen und England da» Großmaul stopfen können. Politische Weltschau. Der Kaiser hielt am Freitag die erste dies jährige Hofjagd im Grünewald ab; am Morgen de» Jagdtage» war er erst von seinem AuSfluge nach Stettin und Kiel wieder in Berlin «ingrtroffrn. Die Jagd ergab reiche Beute, Namens der Deutschkonservativrn sprach, die Bedenken de» Staatssekretär» gegen eine baldige Einführung von Wittwen- und Waisrnversicherung, während die Abgeordneten Hoffmann-Dillenburg (nat.-lib.), Molkenbuhr (soz.-dem.) und Rösicke- Dessau (wild-lib.) den Stumm'jchen Antrag be fürworteten. Der Antisemit Stölzel befürwortete die Hitze'sche Resolution, die Abgeordneten Richter (fr. VolkSp.) und vr. Hahn (Bund der Landw.) empfahlen beide Resolutionen einer Kommission zu überweisen. Bei der Abstimmung wurde die Resolution Hitze wie die beantragte Kommissionsverweisung abgelehnt, während die Resolution Stumm Genehmigung fand. Am Sonnabend nahm der Reichstag die EtatSbe- rathung wieder auf. Der konservative Abgeordnete v. Kardorff hat sich entschlossen, seinen Posten als Vorsitzen der der Budgetkommission drS Reichstages niederzulegen, da ihn dieses Amt zu sehr an oer Theilnahme an den Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses hindert. Wie eS heißt, will die Kommission den nationalliberalen Abgeordneten Möller zum Nachfolger Herrn van Kardorff'S wählen. In Sachen der geplanten Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Straßburg wird gemeldet, daß der elsaß-lothringische KleruS diesem Projekt den hartnäckigsten Widerstand entgegensetze; trotzdem gilt die Verwirklichung deS Planes al- gesichert. An amtlicher Stelle in Berlin soll noch immer keine Antwort de» Londoner Kabinetts auf die diplomatischen Beschwerden der deutschen Regierung wegen der Beschlagnahme deutscher Postdampfer eingegangen sein. Vielleicht beliebt eS der englischen Regierung, überhaupt nicht zu antworten! Das künftige definitive Beamten ministerium in Oesterreich kommt all mählich in Sicht. Bereits wird folgende muth- maßliche Zusammensetzung desselben gemeldet: vr. v. Körber Ministerpräsidium und Innert»; Ritter Böhm v. Bawerk Finanzen; Freiherr Spens von Booden Justiz; Ritter von Härtel Unterricht. Graf Goeß Handel; Ritter von Winek Eisenbahnen; Graf von Melserheimb LandeSvertheidigung; Hosrath Giovanelli Acker bau ; Ritter v. ChlendowSki polnischer, Professor Czychlary deutscher und Sektion-Hof vr. Rezeck czechischer „Landsmann-Minister". Inwieweit diese Ministerliste Anspruch darauf erheben darf, authemerisch zu sein, daS werden ja wohl die nächsten Tage zeigen. Die österreichische Delegation genehmigte am Freitag das Marinebudget unver ändert nach den RegierungSvorschlägrn. In Rom ist ein kleiner LandesverrathS- skandal im Anzuge. Ein Beamter de» KriegS- ministeriumS soll zum Militärattache einer fremden Botschaft Beziehungen unterhalten haben. Die DiSziplinarkommission hielt am Sonnabend eine Sitzung zur Erörterung dieser Angelegenheit ab. Der schuldige Beamte soll der Sohn eine» ver storbenen hervorragenden Politiker» fein. Der russische Finanzminister Witt« hat dem Czaren jetzt den Bericht über da» neue Staatsbudget Rußlands erstattet. In de« Schlußtheil de» Bericht» berührt Herr Witte auch die sich überall zeigende Geldvertheuei und wachsende Knappheit de» Geldmärkte» und betont er, daß diese Erscheinung durch die gegen wärtigen Vorgänge in Afrika und Australien nur noch verwickelter werde. Herr Witte weist dann auf die Bestehenden unbestimmten Befürchtungen erneuter politischer Verwickelungen hin und «eint schließlich, dieser allarmirende Zustand würde viel an Schärfe verlieren, wenn überall die leitenden Kreise die öffentliche Meinung de» Ausland«» bei den Ansichten über die Politik, die die Welt beherrschen müsse, von den Friedensideen, welche den Czaren beseelten, durchdringen ließen. Also da» friedliebend« Rußland in bengalischer Be leuchtung! In England gilt der baldige Rücktritt de» Kabinett» Salisbury-Chamberlain infolge de» bisherigen für die Engländer so unglücklichen Verlaufe» de» Kriege» in Südafrika al» unver. weidlich. E» wird verumthet, daß die drohend, KabinrttSkrisi» gleich beim Wiederbeginn der Par. lamentSsesston ««treten werde. — Da» erst« Kontingent der von der Stadt London Kriegsfreiwilligen ist in Stärke vpa M namentlich an Damwild; gegen 3 Uhr Nach mittags kehrte der Kaiser au» dem Grünewald in daS Berliner Residenzschloß zurück. Unter dem Protektorat deS ErbgroßherzogS von Oldenburg hat sich nunmehr der deutsche Schulschiff.Verein konstituier. Die Frage, ob die Weltfirma Krupp in Essen den Engländern Kriegsmaterial liefere, wird in der öffentlichen Meinung Deutsch lands lebhaft erörtert. Ziemlich allgemein nimmt man an, daß, wenn auch noch keine thatsächliche Lieferung von Kriegsmaterial feiten» der ge nannten Firma an die englische Regierung erfolgt sei, erstere doch wenigsten« einen bezüglichen Auftrag entgegengenommen habe und gegenwärtig mit dessen Ausführung beschäftigt sei; speziell heißt e», man fertige auf den Krupp'jchen Werken eine bestimmte Menge Stahlgranaten für England an, nur sei hierbei eine Privatfirma al« fingirter Auftraggeber vorgeschoben worden. Bei der Gereiztheit, die überall in Deutschland gegen die Engländer im Zusammenhang mit dem ungerechten Burenkrieg herrscht und welche durch die frechen Uebergriffe englischer Kreuzer gegen deutsche Schiffe nur neue Nahrung erhalten hat, erscheint es begreiflich, wenn dies behauptete Verhalten der Firma Krupp allseitig sehr ab fällig verurtheilt wird und daß man vielfach ein Einschreiten der Reichsregierung in dieser An gelegenheit fordert. Wirklich scheint man jetzt in den Berliner Regierungskrisen derselben näher treten zu wollen. Die „Rordd. Allg. Ztg." nimmt in hochosfiziöser Form von den die Firma Krupp betreffenden Gerüchten Notiz und theilt mit, an zuständiger Stelle werde die Frage, ob die Lieferung von Kriegsmaterial an eine der in Afrika kriegführenden Parteien aus Deutsch land mit den Pflichten strenger Neutralität deS deutschen Reiches gegenüber dem Burenkriege vereinbar sei, verneint. ES sei deshalb alsbald nach dem Auftauchen jener Gerüchte die Firma Krupp von Berlin auS ersucht worden, eine etwa beabsichtigte Absendung von Waffen, Ge schützen, Munition ober anderweitigem Kriegs material an eine der beiden kriegführenden Parteien einzustelle». Inzwischen tauchen weitere Gerüchte auf; ihnen zufolge soll die englische Regierung mit Krupp wegen Herstellung von 240 Schnellfeuerfeldgeschützen für England unter handeln. Zunächst bleibt allerdings noch abzu warten, ob die Firma Krupp wirklich überhaupt bereit ist, derartige LieserungSgeschäfte mit Eng- land abzuschließen; sollte dem aber doch so sein, dann wird hoffentlich die deutsche Regierung nicht säumen, rechtzeitig einzujchreiten und die Versendung etwaigen für England bestimmten Kriegsmaterials der Krupp'jchen Werke energisch zu verhindern, man würde einen solchen Schritt der Regierung in weiten Kreisen des deutschen Volkes sicher nur mit hoher Genugthuungbegrüßen. Der Reichstag unterbrach am Freitag die weitere Spezialberathung des Etats zu Gunsten der Eröterung verschiedener Resolutionen, die zu dem am 1. Januar in Kraft getretenen neuen Jnvaliditätsversicherungsgesetz eingebracht worden ist. ES handelte sich einerseits um eine vom Abgeordneten von Stumm beantragte Resolution, anderseits um eine Resolution des CentrumSab- geordneten vr. Hitze. Beide Beschlußanträge enthalten da« Ersuchen an die Regierung, die Wittwen- und Waisrnversicherung im Anschlüsse an die Invalidenversicherung einzuführen, wäh rend jedoch der Stumm'jche Antrag sämmtliche unter die Invalidenversicherung fallende Personen der Wittwen. und WaisenvrrsicherungSpflicht unterstellen will, schlägt der Hitze'sche Antrag die Beschränkung dieser geplanten sozialpolitischen Neuerung auf die Fabrikarbeiter vor. Nachdem die genannten Abgeordneten die von ihnen einge brachten Resolutionen begründet hatten, erläutert« der Staatssekretär de» Reichsamtes de» Inneren Graf Posadowsky den Standpunkt der Reichs regierung gegenüber der Einführung einer Wittwen- und Waisenvrrsichrrung dahin, daß die Regierung diesem Projekt im Prinzip nicht unfreund lich gegenüberstehe, daß aber erst näher liegende sozialpolitische Aufgaben, wie die Erweiterung der Unfall- und Krankenversicherung, gelöst werden müßten; außerdem sei e» erforderlich, die finanziellen Konsequenzen einer Wittwen- und Waisrnversicherung gründlich zu prüfen. Ja der weiteren Debatte theilte Abg. v. Richthosen, der