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1»» Ler sSchfisch« «rzähter. «eire ». RrichStagSauslösung im Hintergründe herauf« beschwören könnte, und so wird man wohl er warten dürfen, daß sich auch der Reichstag seinerseits bestrebt zeigen wird, nur größte Sachlichkeiten in seinen kommenden ferneren Be- rathungen walten zu lassen. Ob die Vorgänge in Preußen, diemit der Kanalsrage Zusammenhängen, aus irgend eine Weise in die herannahenden neuen Verhandlungen des Reichsparlaments hineinspielen werden, muß noch dahin gestellt bleiben. Jeden falls kann man aber nur dringend wünschen, daß «in Hineintragrn des leidigen KanalstreiteS in Preußen in den Reichstag vermieden werde; zur Weiterführung dieser Auseinandersetzungen wird die nächste Session deS preußischen Landtages noch reichlich Gelegenheit geben, es wäre darum mindestens herzlich überflüssig, wollten sich Re gierung und Konservative nun auch im Reichs tage in dieser Sache gegenseitig verärgern. Politische Weltschall. Der Kaiser empfing am Freitag Mittag im Berliner Residenzschlosse den neuen Gesandten der Republik Haytt in feierlicher Audienz; der selben wohnten Graf Bülow als Vertreter des Auswärtigen Amtes und Baron v. d. Knesebeck als Einsührer des diplomatischen Corps bei. Die drei ältesten Kaiserlichen Prinzen sind am 14. Oktober, Abends 9 Uhr 45 Min. aui der Wildparkstation eingetroffen und von der Kaiserin empfangen worden. Der Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz vollendet an diesem Dienstag sein 80. Lebensjahr, erfreulicher Weise in verhältnißmäßiger körperlicher Rüstigkeit und in bemerkenswerther geistiger Frische. Großherzog Friedrich Wilhelm regiert seit 6. September 1860. Auch die „Nordd. Allg. Ztg." bestreitet jetzt, daß Meinungsverschiedenheiten im Schooße deS preußischen StaatS Ministeriums bestehen. Weiter dementirt das Blatt entschieden die Nach richt, Beauftragte des Finanzministers ür. von Miquel seien in der Redaktion der „Kreuzzeitung" erschienen, um daselbst gewisse Erklärung abzu geben. Letzteres Dementi mag zutreffend sein, was aber die Versicherung anbelangt, daß eS keinerlei Differenzen im preußischen Staats ministerium gäbe, so weiß bei uns ja so ziem lich alle Welt, was von dieser nun schon des Oesteren wiederholten Betheuerung der Berliner Osficiöien zu halten ist. Daß es hinter den Berliner Regierungskoulissen schon längst nicht mehr so recht „klappt", das ist doch ein offenes Geheimniß, höchstens kann man zugeben, daß augenblicklich die dort vorhandenen Gegensätze Wiederüberbrückl worden sind; von einem völligen Ausgleich wird man indessen schwerlich sprechen können. Frauenarbeit in Fabriken. Im ReichSamt des Innern ist man damit beschäftigt, eine Vorlage behufs reichsgesetzlichcr Regelung der Beschästigigung verheiratheter Frauen in Fabriken auszuarbeiten. Der Reichstag hat be kanntlich durch einen einstimmig gefaßten Beschluß eine Erweiterung des Verbots der Beschäftigung weiblicher Arbeiter in gesundheitsgesährlichen Betrieben, sowie die Ausdehnungen der Schutz vorschriften aus die Hausindustrie verlangt. Die zweite Forderung wurde damit begründet, daß durch eine strengere Fabrikgesetzgebung wahrschein lich eine große Menge von bisherigen Fabrikarbeiter innen zur Werkstätten- und Heimarbeit gedrängt werden würde. In Folge dieses Beschlusses veranlaßte der Reichskanzler vor nunmehr einem Jahre die verbündeten Regierungen, ihre Fabrik- und Gewerbeinspetoren zu beauftragen, den Umfang, die Gründe und die Gefahren der er heblichen Zunahme der in den Fabriken und Gewerbebetrieben beschäftigten verheiratheten Frauen, sowie die Möglichkeit, Zweckmäßigkeit, dann Art und Weise der Beschränkung u. s. w. in den Jahresberichten für 1898 an der Hand der bisher gemachten Erfahrungen im Zusammen hang zu erörtern. Diese Erhebungen bilden die Grundlage für die in Angriff genommenen Vor arbeiten für die reichsgesetzliche Regelung dieser Frauenarbeit. In der Verhandlung gegen die Vorstände deS „KlubS der Harmlosen" am Donners tag wurde ein Schreiben des Generalkommandos deS GardecorpS mitgetheilt, worin erklärt wird, daß daS Generalkommando Anstand nehmen müsse, auS den Personalakten des GardecorpS Mittheilung zu machen. Es bezieht sich dies auf die Frage, aus welchem Grunde der Ange klagte v. Krücher aus dem aktiven Dienst ge schieden ist. Ein ehemaliger Offizier hat seinerzeit 100,000 Mk. geerbt und bestätigt auf eine Frage des Vorsitzenden, daß der größte Theil des Gelbe» aus den Spieltischen geblieben sei. Bei seinem Spiel mit dem Angeklagten habe er aber nicht da» Geringste gemerkt, wa» unfair gewesen wäre. Es wurde festgestellt, daß da» Spiel ost die ganze Nacht hindurch nicht nur bis zum nächsten Morgen, sondern auch bis weilen bi» zum nächsten Mittag, manchmal so gar bis zum nächsten Abend angedauert hat. v. Kayser führte einen Fall an, in welchem ein Rittergutsbesitzer über 24 Stunden das Spiel lokal nicht verlassen hat. Der Kandidat der Medizin v. Janta sagte mehrfach belastend gegen Kayser aus. Er hob einen Vorfall hervor, bei dem der Angeklagte von Kayser beim Spielen mit dem Rittergutsbesitzer v. Wrede nicht ehrlich vorgegangen sein soll, indem er als Bankhalter seine PointS thatjächlich falsch angegeben und dann die Karten schnell weggeworfen haben soll. Zeuge hat den Eindruck gehabt, daß eS sich dabei um einen Jrrthum nicht gehandelt haben könne. Bon dem Sachverständigen Grasen Reventlow wurde angeführt, daß nur bei einem sofortigen Eingreifen eine Klarstellung der Sach lage möglich gewesen wäre. Durch Demon strationen an dem Zeugentisch wurde versucht, die Sachlage nachträglich sestzustellen, was je doch nicht gelang. Der erneuerte sächsische Landtag ist auf den 7. November einberusen worden. Der sozialdemokratische Parteitag in Hannover genehmigte im Verlaufe seiner Verhandlungen u. A. die von Lebel beantragte Resolution, wonach für die Partei keine Ver anlassung besteht, ihre Grundanschauungen auf zugeben oder abzuändern, mit der großen Mehr heit von 216 gegen 21 Stimmen. Das bedeutet einen glänzenden Sieg der „Alten" über die „Jungen" in der deutschen Sozialdemokratie und besagt klipp und klar, daß dieselbe nicht gesonnen ist, ihren revolutionären Charakter aufzugeben. Mit dieser Thatsache mögen sich jene Optimisten im Lager der bürgerlichen Parteien, welche immer von einer sich vollziehenden politischen „Mauser ung" der Sozialdemokratie, von einer zu ge wärtigenden Umwandlung der Umsturzpartei in eine radikale bürgerliche Partei reden, abfinden, so gut sie cs vermögen. Im Uebrigen können die bairischen „Genossen" «inen Erfolg auf dem hannoverschen Parteitage verzeichnen, welchen die weitere Resolution desselben darstellt, der zufolge die Sozialdemokratie ein eventuelles Wahlbündniß mit bürgerlichen Parteien keineswegs ablehnt, Herr v. Vollmar und sein Anhang stehen also in Hinblick aus das Bündniß zwischen der Sozial demokratie und dem Centrum in Baiern bei den günstigen Landtagswahlen gerechtfertigt da. Eine gegentheilige Stellungnahme des hannoverschen Parteitages wäre freilich auch nicht gut möglich geweien, angesichts des Umstandes, daß auch bei den bevorstehenden badischen Landtagswahlen die Anfänger der Umsturzpartei mit bürgerlichen Parteien, mit Centrum, Freisinn und Demokratie, vielfach zusammengehen werden. Die deutsche Strafexpcdition, welche unter Leutnant Giese in Stärke von hundert Soldaten und einer entsprechenden Anzahl von Trägern nach dem Hinterlande von Kamerun abgesendet worden war, um dort einen Aufstand der Eingeborenen zu unterdrücken, soll von den Rebellen überfallen und bis auf den letzten Mann niedergemetzelt worden sein. An amtlicher Ber liner Stelle weiß man von einem solchen Vor gang, über welchen bis jetzt lediglich ein Bericht aus englischer Quelle vorliegt, noch nichts, die Bestätigung dieser Hiobspost bleibt also noch abzuwarten. Der gegenwärtige Besuch des russischen Ministers deS Auswärtigen, Grafen Murawiew, in Paris paßt der englischen Politik offenbar nicht in ihren Kram. Denn offenbar in Hinblick aus dieses Ereigniß ist von englischer Seite aus die Nachricht in die Welt gesetzt worden, daß daS russisch-französische Bündniß seinem Ende zugehe; infolgedessen beeilt sich „Figaro", daS Gegentheil zu versichern, wobei daS Pariser Boulevardblatt nicht mit Unrecht darauf hin weist, daß der jetzige lange Besuch deS Grafen Murawiew in Paris gerade den kräftigen Weiter bestand diese« Bündnisses beweise. In Bulgarien hat da» bisherige Kabinett Grekow einen Ministerium Jwantschow Platz ge macht; Jwantschow war früher Unterrichts minister. Ucber daS Programm deS neuen bul garischen Kabinetts ist noch nicht« bekannt. Ja Barcelona, diesem Hauptsitz der un ruhigen Elemente in Spanien, ist e» wieder einmal zu Straßenunruhen gekommen. Den An laß hierzu bildete der Schluß der Kaufläden al» ISGV. Protest gegen die neuen lokalen Steuern, worauf BolkSmaffen unter aufrührerischen Rufen durch die Straßen zogen, Steine gegen die Universität und ein ZeitungSbureou schleuderten und vor dem Rathhause die Aufhebung der Sitzung de» Gemeinderathe» erzwangen. Schließlich wurden die Tumultuanten durch Gendarmerie aus einander getrieben. Der schwedisch - norwegische Minister de» Aeußeren Graf Dougla« ist zurückgrtreten; mit der einstweiligen Leitung de» Ministerium» de» Aeußeren wurde Staatsminister Boström betraut. Der Rücktritt de» Minister» Grafen Dougla» hängt mit der Frage der „reinen norwegischen" Flagge zusammen, der Minister war ein Gegner diese« Selbständigkeitemblem» Norwegen», dessen Einführung vom norwegischen Storthing be kanntlich beschlossen worden ist. König Oscar hat jetzt allerdings diesen Beschluß in einer Resolution zugestimmt, aber nur mit Wider streben. Denn in der betreffenden Kundgebung erklärt der Monarch offen, er persönlich sei für Beibehaltung der gemeinsamen Flagge für Schweden und Norwegen, er besitze jedoch nicht daS Recht, seine Zustimmung zu der Verkündigung deS Gesetze» über die reine norwegische Flagge zu verweigern. Auf dem südafrikanischen Kriegs schauplatz haben bereit« die ersten Kämpfe stattgesunben. Nach einer Depesche des „Daily Telegraph" ist eS zwischen den vom Rcenen-Paß aus nach Natal vordringenden Oranje-Boern, die 12,000 Mann stark sein sollen, und den bei Ladysmith stehenden Streitkräften des Generals White zu einem Zusammenstoß gekommen. Ueber den Verlauf desselben besagt die betreffende Depesche nichts, nur theilt sie noch mit, daß der englische General mit Bestimmtheit auf einen Erfolg rechne; die Boern hätten elf, die Engländer zwölf Geschütze. Ferner liegt nach einem Telegramm des „Daily Mail" aus Capstadt vom 13. Oktober dort eine Nachricht vor, der zufolge die Boern zum Angriff auf Mafeking, der nächsten befestigten englischen Stellung westlich von Transvaal, geschritten seien, aber schon mehrere Niederlagen erlitten hätten. Selbstverständlich hat man solche englische SiegeS- nachrichten mit Mißtrauen auszunchmen, eben weil sie aus englischer Quelle stammen. Dagegen muß englischerseits selber zugegeben werden, daß es den Boern gelungen ist, einen von Capstadt nach Mafeking fahrenden gepanzerten Militärzug mit zwei Siebenpsünder-Geschützen bei der Station Kraai Pan aufzuheben; die auf dem Zuge befind lichen Personen wurden mit Ausnahme deS Lokomotivführers gefangen genommen. Demnach erweist sich die ursprüngliche Nachricht, die Boern hätten den betreffenden Zug in die Lust gesprengt, wobei viele englische Soldaten umgekommen seien, als unbegründet, es sei denn, die Boern hätten die einzelnen gepanzerten Wagen de» ZngcS nach dessen Wegnahme in die Luft gesprengt. Wie eS heißt, hätten die Boern deS Oranjefreistaates versucht, die BasutoS gegen England auszuwiegeln, der Hauptchef der BasutoS soll aber erklärt haben, dieselben würden sich nicht gegen England erheben. Die angekündigte neue Expedition der Engländer gegen den Cholifen Abdullahi wird allen Ernstes inS Werk gesetzt. Lord Kitchener wird hierbei wiederum den Oberbefehl führen, die Vorbereitungen zu dem Zuge werden eifrigst betrieben; gegen Ende Oktober sollen die Expeditionstruppen in einer Stärke von 6000 Mann sich in Kaka am Weißen Nil, 300 englische Meilen südlich von Omdurman, vereinigen und dann von dort aus auf die Festung Zeb-el-Gebir, wo man den Chalisen und seine Getreuen ver- muthet, marschiren. Wie eS heißt, verfügt der Chalif im, Ganzen über ungefähr 8000 Mann, mit denen das weit besser bewaffnete und gut disciplinirte englische ExpeditionScorpS wohl bald fertig werden dürste. * Berlin, 15. Oktober. Die streikenden Berliner Steinmetzen beschlossen in der heutigen Versammlung ihre Forderungen auf Abschaffung der Akkordarbeit und Einführung deS Minimal lohne« fallen zu lassen und die BerglrichSbe- dingungen der Meister aui theilweise Erhöhung deS Tarifs und Verkürzung der Arbeitszeit an zunehmen. * Wiesbaden, 14. Oktober. Der Groß herzog von Mecklenburg-Strelitz ist heute hier eingetroffen, woselbst schon die Großherzogin weilt. Der König von Griechenland stattete dem großherzoglichen Paare einen Besuch ab. Oberst Schiel, der Kommandeur de» deutschen Korps in Transvaal, theilt in einem, den Dresdner „Reuest. Nachrichten* unterm 14. Oktober zur Verfügung gestellten Schreiben die überraschende Thatsache mit, daß.