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Amts- und AWgcklltt für den Nt»»«ems«k viertel;. 1 M. 2b Pf. etnschließl. de» »Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage »Seifen« blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwai Dienstag, Donnerstag u. Sonn« abend. InsertionSpreiS: die Neinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespalten» Zeile 30 Pf. Lelegr.-A-ressr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprccher Nr. 210. 18. -n bk. Jahrgang. —- Donnerstag, den 11. Februar Freitag, den 12. dss. Mon., von mittags 12 Uhr ab sollen zu Schönheide im Hause Brdkat.-Nr. 438 1 Pult, 1 Kopterpresse, große Posten Kleider», Möbel», Haar», Hut-, Nacken-, Scheuer- und Zahnbürsten, Kardätschen, Ptusel, Borste», Aiber u. s. w. an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 9. Februar 1909. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Der englische Königsveluch in Werkin. Sonnenhelles, gelindes Frostwetter hatte der Fe bruar zum Einzüge des englischen Königspaares in Berlin bescheert, die Fahnen und Fähnchen, die Ban ner und Flaggen, die bunten Girlanden, die reichen Dekorationen der Häuser Unter den Linden leuchteten Deutsch-französische Verständigung über Marokko. Am 9. Februar ist von dem Staatssekretär von Schön und dem Botschafter Cambon ein deutsch-fran zösisches Abkommen, in der Form einer Deklaration der beiderseitigen marokkanischen Interessen und zur Ausführung der Algesirasakte, unterzeichnet worden. Die Zeit war reif für eine solche Verständigung; denn die fortgesetzten Reibungen und lokalen Streitigkeiten brachten keiner Seite Vorteile und hemmten beide Län der, in wichtigeren Fragen, wie der orientalischen, ge meinsam ihre gleichartigen Interessen wahrzunehmen. Die Formel, auf die man sich geeinigt hat, ist sehr einfach: die deutsche Regierung erkennt, was sie schon bisher getan hat, die besonderen politischen Interessen Frankreichs in Marokko, namentlich an der Wiederher teilung von Ruhe und Ordnung, an und verspricht, Uesen Interessen nicht entgegenzuwirken; die franzö- ! ische Regierung bekennt 'sich von neuem zu den Grund ätzen der Unabhängigkeit des scherifischen Reiches und >er offenen Tür-und verspricht, französisch-deutsche Ko operationen bei der wirtschaftlichen Erschließung des Landes zu fördern. In der Tat haben sich auch schon in der Stille deutsch-französische Syndikate, so für die Ausbeutung von Minen, gebildet. Der größere praktische Vorteil liegt, wie wir glau ben, auf deutscher Seite; die Chikanen gegen deu deut schen Handel und die deutsche Beteiligung an öffent lichen Arbeiten sollen aufhören; Deutschland soll wirt schaftlich an der Penetration paeikique, friedlichen Vor dringen, in Marokko teilnehmen, die Tunifikation, d. h. die ausschließlich französische Ausbeutung des Lan des, die grundsätzlich schon durch die Konferenz in Al- gesiras beseitigt wurde, ist nun auch praktisch beseitigt. Hierbei wird man sich daran erinnern, daß die Basis der deutschen Marokkopolitik von Anfang an die Ma drider Konvention, die darin vereinbarte Handelsfrei heit, war, und daß Deutschland niemals eigene poli tische Ansprüche, abgesehen von der Unabhängigkeit des Sultans, geltend gemacht hat. Frankreich gewinnt durch das Abkommen die Befreiung von der Sorge, daß Deutschland mit Rat und Tat den Sultan gegen Frankreich beeinflusse und ihn zu kriegerischen Plänen gegen seinen französischen Grenznachbar ermuntere. Aus dieser Sorge erklärte sich auch der übertriebene Eifer, den Marokkanern bei jedem Anlaß, so nament lich bei der Sühneaktion gegen die Ermordung fran zösischer Untertanen in Casablanca, die militärische Macht Frankreichs möglichst drastisch vor Augen zu führen. Da sich inzwischen auch der neue Sultan Mu- ley Hafid in der Macht befestigt hat, wird man nun eine ruhigere Entwickelung des Landes erwarten dür fen, wie sie die deutschen Kaufleute in Marokko schon lange wünschen. Es ist ein äußerliches Zusammentreffen, daß die Deklaration am Tage des Empfangs des englischen Königspaares in Berlin unterzeichnet worden ist. Die deutsch-französische Verständigung ist aber auch für die deutsch-englischen Beziehungen keineswegs bedeutungs los. Man darf sogar behaupten, daß der Mangel einer solchen Verständigung bisher England gehindert Hai, politische Geschäfte mit Deutschland zu machen. Eng land ist verpflichtet, die französischen Interessen in Ma rokko in jeder Weise zu unterstützen, und hat dies in jedem Falle loyal getan. Ist einmal die Gefahr im mer neuer Reibungen zwischen Deutschland und Frank reich beseitigt, so braucht England auch nicht mehr zu befürchten, daß die Entente mit Frankreich durch eine englisch-deutsche Annäherung gestört werden könn te. Deshalb wird die mit der Ankunft des Königs Eduard in Berlin zusammenfallendc Unterzeichnung der Deklaration zur Marokkofrage gewiß dazu beitragen, für den Verlauf des englischen Besuchs eine günstige politische Temperatur zu unterhalten. lustig in der Wintersonne, während grüner Fichten schmuck, der dazwischen verteilt war, dem Zuviel an Buntheit wirkungsvoll steuerte. Tausende und Aber tausende von Menschen strömten nach dem Schauplatz des „historischen Ereignisses", und so haben König Edu ard und Königin Alexandra einen Empfang in der deutschen Reichshauptstadt gefunden, mit dem sie wohl zufrieden sein konnten. Auf dem Lehrter Bahnhof waren das Kaiserpaar, der Reichskanzler, zahlreiche Würdenträger und die Spitzen der Behörden zur Begrüßung anwesend, als der Extrazug mit den hohen Gästen um 11 Uhr in der Halle einlief. Der Kaiser winkte seinem Onkel und seiner Tante schon von weitem zu, die den Salonwagen, an dessen Fenstern sie gestanden hatten, schnell ver ließen. Der Kaiser und der König küßten sich herzlich auf beide Wangen, der Königin küßte und schüttelte der Kaiser die Hand, indem er ihr zugleich ein präch tiges Bukett aus roten Rosen und weißen Nelken dar bot. Der König begrüßte inzwischen die Kaiserin durch Handkuß, und sodann hießen sich die beiden fürstlichen Damen willkommen. Der König hatte die blaue Garde- Dragoner-Uniform angelegt, die Königin trug ein schwe res, dunkelviolettes Sammetkleid mit Hermelin-Ueber Wurf und einen kleinen violetten Hut. Sehr freund schaftlich war auch die Begrüßung der britischen Ma jestäten mit dem deutschen Kronprinzenpaar, nament lich der Kronprinz wurde von dem König herzlich um armt und geküßt. Dann folgte die Vorstellung der übrigen Prinzen und der sonstigen anwesenden Herr schaften. Nachdem auf dem festlich geschmückten Bahn steig die Ehren-Kompanie abgeschritten war, erfolgte der Ausgang. Die beiden Fürstinnen schritten voran, der König und der Kaiser und die übrigen Personen folgten. Zunächst dem Bahn^oss-Portal waren die Mit glieder der englischen Kolo>..e in Berlin aufgestellt, die das Könlgspaar mit lauten Zurufen begrüßten. Die Fahrt in die Stadt erfolgte in offenen Wa gen, im ersten der König und der Kaiser, dann im zweiten die Königin und die Kaiserin, die ein lichtlila Kleid mit silbergrauem Mantel und einen lilafarbi gen Hut mit hellgrauen Federn trug. Der König und die Königin sahen recht gut aus und dankten für die Hochrufe nach allen Seiten. Durch das Spalier von Vereinen, Innungen erfolgte die Fahrt zum Branden burger Tor, wo der Oberbürgermeister Kirschner an der Spitze der Stadtbehörden den hohen Besuch will kommen hieß. Er wies hin auf die Stammes Verwandt schaft des englischen und deutschen Volkes, auf die freundschaftlichen Beziehungen vieler Angehöriger bei der Nationen und die enge Verwandtschaft der Fürsten Häuser. Biele gemeinsame Interessen in Handel und Wandel, Wissenschaft und Kunst verbinden die Völker, die sich hoffentlich auch in Zukunft in dein Streben nach Erhaltung des Friedens und Förderung der Zivilisa tiou begegnen werden. Zum Schluß wünschte der Red ncr den britischen Majestäten frohe Stunden in Berlin und reichen Segen ihnen und dem deutschen Kaiserhause, beiden Völkern, der gesamten Menschheit. Der König reichte dem Oberbürgermeister dankend die Hand und fuhr dann fort: „Ich danke Ihnen herzlichst, Herr Oberbürgermeister, kür die freundlichen Worte und den schönen Empfang. Ich freue mich sehr, in Berlin wei len zu können, und hoffe auf ein frohes Wiedersehen morgen im Rathause". Während der ersten Worte mach te der König eine Handbewegung nach dem Kaiser hin, als wollte er sagen, diese Freude habe ich Ihrem Kai ser zu danken". Darauf setzten sich die den Zug er öffnenden Garde-Dragoner von neuem in Bewegung, die vierspännigen Hofwagen folgten, das Publikum brach abermals in stürmische Hochrufe aus. Die Wei terfahrt ging darauf direkt zum Schlosse; hier. Unter den Linden, bildeten die Berliner Garden Spalier, vor dem Schlosse feuerte Artillerie einen Salut von 101 Schuß ab. Nach der Begrüßung durch die Hofstaaten begaben sich die Majestäten in ihre Gemächer. Nach kurzer Unterhaltung im engsten Kreile folgte um 1 Uhr die Frühstücks-Tafel. Nachmittags erteilten der König und die Königin mehrere Audienzen, auch der Reichskanzler ward empfangen. Abends um 8 fand die große Galatafel statt, an welcher der Kaiser seine Gäste willkommen hieß, und der König für den Em pfang dankte. Heute Mittwoch vormittag besucht der König das Berliner Rathaus, verweilt in der englischen Botschaft zum Frühstück und wohnt abends dem Ballfest im Schlosse mit der Königin bei. Tagesgeschichte. Deutschland. Ein nicht programmgemäßes Nachspiel zum englischen Einzug in Berlin bil dete Dienstag mittag der Versuch einer neuen Stra ße n d e m o n st r at i o u von mehreren Tausend Ar beitslosen, die von den am Vormittag abgehaltenen 15> sozialdemokratischen Versammlungen heimkehrten. Sie versuchten, nach den Linden und diese hinabzu ziehen, wurden aber von der Polizei in die benach barten Straßen abgeleitet. Da um diese Zeit auch die Zuschauer vom Einzuge zurückkamen, gab es stellen weise ein ganz gehöriges Straßengewühl. Staatssekretär von Schön ist, wie ge meldet "wird, vom Großherzog von Hessen durch die Verleihung der Freiherrnwürdc ausgezeichnet worden Er war ursprünglich bürgerlich und wurde am 3. Juni 1851 zu Worms als Sohn des Fabrikbesitzers und Teil habers der Leder-Firma engros Cornelius Heyl, Au gust Schön, und der Maria Cornelius Heyl, einer nahen Verwandten des bekannten Großindustriellen Freiherrn von Heyl zu Herrnsheim geboren. Den hessischen Adel erhielt der damalige Legationssekretär bei der deut schen Botschaft in Paris am 18. April 1885 vom Groß Herzoge Ludwig III. von Hessen. Der frühere Reichstagsabgeordnete, Hofprediger a. D. Wolf Stöcker, Gründer der christlich-sozialen Partei, ist am Montag mittag infolge Herzschlag im 74. Lebensjahr gestorben. L uf t s chi f f ah r t. Armand Zipfel un ternahm Dienstag nachmittag auf dem Tempelhofer Felde zwei Aufstiege und erreichte bei dem ersten eine Höhe von 22 und ^ine Flugweite von 000 Meter. Bei deni zweiten Aufstieg gelang es ihm schon nach dem Anlauf, sich 60 Meter vom Boden zu erheben. - Zur Führung des „Zeppelin I" ist auch Oberleutnant Masius von der 3. Kompanie des Luftschif^er Batail lons kommandiert. Er fuhr Dienstag mit einem Kom niando von 2 Unteroffizieren und 16 Mann nach Fried richshafen. Der Kommandeur des „Zeppelin I", Haupt mann von Jena, ist vorläufig wieder von dort nach Berlin zurückgekehrt. Die lenkbaren Militärluftschiffe sollen jetzt mit Sirenen ausgerüstet werden. — Das Kavilal in unseren Kolonien. Eine Zusammenstellung der im Kolonialhandelsadreßbuch aufgeführten Kapitalien der in unseren Kolonien ar beitenden Gesellschaften ergibt die nicht unbeträchtliche Summe von 26 1 569 500 Mark. Davon entfallen auf Deutsch-Ostafrika 56 937 800 Mark (davon in einem Pflanzungsunternehmen 21 941 800 Mark), auf Kame run 38 031000 Mark davon in Pflanzungsunternehm ungen 18 230 000 Mark , auf Togo 2 300 000 Mark, da von I 240000 Mark auf Pflanzungsunternehmungen , auf Deutsch-Südwestafrika 49 571 700 Mark, auf Neu Guinea mit Jnselgebiet 16 550 0110 Mark, auf Samoa 3900000 Mark, auf Kiautschau 94 279000 Mark. Selbstverständlich sind diese Zahlen in keiner Weise erschöpfend, handelt es sich doch nur um die nominellen Kapitalien der Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung, soweit sie bekannt sind, die nicht unbedeutenden Kapitalien von Privaten und Ein- zelfirmen mußten unberücksichtigt bleiben, da sie nicht bekannt sind. Aber schon diese Zahlen zeigen, wel chen enormen Wert unsere Kolonien für die deutsche Volkswirtschaft gewonnen haben. Hamm i. Westf., 9. Februar. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheiten derKronprinz und die Kron prinzessin haben die Zechenverwaltung Radbod auf ihren Wunsch von der Verteilung der gesammelten Spende von 300 000 Mark entbunden und damit die Knappschaftskasse Bochum betraut. Das Geld ist der Sparkasse in Hamm überwiesen worden. - England. Der jüngste R ie s e n k r e u z e r der englischen Flotte „Jndefatigable", der im