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Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Cronberg, 20. Aug. Se. Majestät der Kaiser besuchte mit Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich heute die alte Burgruine Lronberg. Später fuhren Se. Majestät der Kaiser und Ihre KSnigl. Hoheit die Kronprinzessin von Griechenland mit dem Kommandirenden General v. Lindequist nach der Saalburg und kehrten von dort um 6 Uhr nach Friedrich-Hof zurück. Zürich, 20. August. DaS Organisation»- komitöe des deutschen Schriftsteller« und Journalistentages in Zürich beschloß, von dem 5500 FrcS. betragenden Ueberschuß der allge meinen Rechnung 3000 FrcS. der Pensionskasse des deutschen Schriftsteller- und Journalisten verbandes zu überweisen. Paris, 21. August. Wie eine Depesche aus dem Sudan meldet, wurde der Oberstleutnant Klubb, der den Befehl über die von den Haupt leuten Boulet und Chanoine geführten Abtheilungen übernehmen sollte, ermordet; auch der ihn be gleitende Leutnant Meunier wurde getödtrt. Paris, 20. August. Als die Truppe der Sozialisten und Anarchisten von der Place de la RSpublique vertrieben war, wollten sie sich mit Sebastian Faure an der Spitze nach der Place du Tröne begeben. Polizei trat ihnen jedoch entgegen, und e» kam zu einem hrftigm Zusammenstöße, wobei Revolverschüsse abgegeben wurden. Der die Polizei befehligende Kommissar wurde durch zwei Messerstiche verwundet. Die Menge setzte sodann den Marsch fort, wurde aber durch die Polizei aufgehalten, ehe sie nach der Place du TrSne gelangte. ES kam zu einem neuerlichen Zusammenstöße. ES wurde wieder mit Revolvern geschossen und drei Poli zisten wurden verletzt. Sebastian Faure bestieg nunmehr mit einigen Freunden einen Straßen bahnwagen, der nach der Place de la Rüpublique fuhr; hier wurde er mit seinen Freunden ver haftet und nach dem CHLteau d' Eaux-Kaserne gebracht. Die Menge theilte sich nunmehr in zwei Gruppen. Die «ne ging die Rue Maux entlang, die gerade unbewacht war, und gelangte, ohne angehalten zu werden, nach der Kirche Saint Joseph. Einige an der Spitze marschierende Individuen betraten die Kirche, rissen mehrere Bilder herunter, ergriffen einige Sessel, trugen sie auf die Straße, zerschlugen sie und zündeten ein Freudenfeuer vor der Kirche an. Die Polizei, von Passanten von diesem Vorfall unterrichtet, eilte hinzu und zerstreute die Menge. Ein anderer Haufe von etwa 200 Personen mit einer rothen Fahne zog die Rue des BouttS entlang. Ein Polizeikommiffar und ein Polizei-Inspektor traten der Menge entgegen, wurden jedoch gestoßen, geschlagen und nieder getreten. Der Kommissar erlitt ernste Contustonen. Der Polizei-Jnspektor und zwei verletzte Polizisten eilten zu Hülfe und es kam zu einem heftigen Zusammenstoß, in dessen Verlauf 4 Polizisten leicht verletzt wurden und die Menge aus einander getrieben wurde. 32 Personen wurden verhaftet. Paris, 21. August. Nach Feststellung der Polizeipräfectur sind bei den gestrigen Straßen- Unruhen im Ganzen 380 Personen verwundet, von denen 361 in Krankenhäuser gebracht wurden. Die Zahl der verwundeten Polizeiagenten beträgt 59. Ueber 150 Verhaftungen wurden vorge nommen, von denen 80 aufrecht erhalten wurden. Jetzt herrscht in der Rue Chabrol und deren Umgebung vollständige Ruhe. Paris, 21. August. Seit gestern Abend 8 Uhr wurden die Theilnehmer an den Kund gebungen, die sich bi» zum Ostbahnhofe ausdehnten, beständig durch die Polizei zurückgedrängt. Die Menge brachte Hochrufe auf die Armee und die Republik au». Die Polizei trieb eine Anzahl junger Burschen, die ZeitunaSpackete verbrannten, auseinander. Gegen 10 Uhr fanden auf dem Boulevard Magusta und dem Boulevard Straßbourg Ruhestörungen statt, bei denen Rrvolverschüffe abgegeben wurden, die aber Niemand verletzten. Mehrere Personen wurden verhaftet. Zwei Zeitungskiosk« wurden in Brand gesetzt. — In der Rue Chabrol dauerten die Kundgebungen bis Mitternacht fort. Bis dahin wurden 50 Personen verwundet, darunter mehrere Polizeiagenten. Di« Theilnehmer au den Hmd- gedungen, die sich auf den Ostbahnhof «Flüchtet hatten, wurde« von dort vertrieben. 25 Personen auch theil» auf den Wegen durch da» Auswahlen s de» Erdreichs Schaden verursacht. Außerdem mußte «ine Anzahl Hasen ihr Leben laffen. Einem dieser Thiere hatte «in Granatsplitter den ganzen Leib aufgefchlitzt. Großenhain, 19. August. Sehr interessant dürfte sich die Uebersetzung der Kavallerie- Division über die Elbe, die vom Nachmittag de» 21. d. M. bi» zum 22. früh stattfinden loll, gestalten. Der Divisionsbesichtigung, die auf Freitag, den 25. d. M. festgesetzt ist, wird Prinz Georg beiwohnen. Nossen, 19. August. In der gestrigen Macht brannten von den an der Freiberger Straße stehenden vier Scheunen drei derselben nieder. Im Teiche de» Friedensrichters Polster in Frankenau bet Mittweida wurde eine Schild kröte aufgefunden, die vom Kopfe bi» zur Schwanzspitze 18 om mißt. Ein Eisenbahnunglück ereignete sich am Freitag Vormittag unweit des Chemnitzer Bahnhofes. Als der um 9 Uhr 20 Min. fällige Personen zug nach Leipzig mit einigen Minuten Verspätung den Bahnhof Chemnitz verlassen hatte und sich noch auf der Strecke innerhalb de» letzteren und der letzten Ueberbrückung befand, fuhr eine leere Maschine, welche probiert wurde, anscheinend in folge falscher Weichenstellung, in den Leipziger Zug hinein. Beide Lokomotiven, sowie mehrere Wagen des Leipziger Zuge» erlitten schwere Be schädigungen; ein Wagen 4. Klasse wurde sogar demolirt. Menschenleben sind dem Unglücke nicht zum Opfer gefallen. Der Materialschaden ist sehr bedeutend. Neben dem Zwickauer soll nun auch der Ehemnitzer Schulinspektionsbezirk I getheilt werden; derselbe umfaßte bei der Volkszählung Don 1895 242,598 Einwohner. Der abzuzweigende Theil soll die Kgl. Amtshauptmannschaft Flöha umfassen. Falken stein, 18. Aug. Dem Bahnarbeiter Trommer, der am Mittwoch Vormittag auf der Station Muldenberg überfahren worden ist, ist im Kreiskrankenstift ein Arm abgenommen worden. — Am Dienstag gegen Abend ist am Neu bau des Thorey'schen Stallgebäudes ein Gerüst niedergegangen. Dabei ist eine böhmische Hand langerin am Kopf schwer verletzt worden, daß sie in ihre Wohnung gefahren werden mußte. — Herr Wilhelm Schaff, der vor zwei Jahren mit der „Deutschland" die Reise nach Kiautschu ge macht hat, ist vor einigen Tagen wohlbehalten in seiner Heimath eingetroffen. Wilsdruff. Für die hiesige Stadt- und Sparkasse wird ein Kopist, der bereits in Kassen sachen gearbeitet haben muß, sofort bei einem Gehalt von 400 Mark jährlich gesucht. Zschopau, 19. August. Während von anderwärts geschrieben wird, daß sich die Kreuz ottern in diesem Jahre vermindert haben sollen, ist hier gerade das Gegentheil wahrzunehmen gewesen, denn bis jetzt sind 360 Stück dieser Reptile auf hiesigem Rathhause gegen die übliche Fanggebühr abgeliefert worden: davon sind allein von dem sogenannten „Otternkönig" Find eisen hier 307 solcher Thiere eingebracht worden. Voriges Jahr wurden im Ganzen 137 Kreuz ottern abgeliefert. Der süddeutsche Zitherbund hält seine 17. Hauptversammlung vom 26. bis 28. d. in Straubing ab. — In Markliffa wurde vor einigen Tagen Abends ein ausnehmend großes Meteor mit langem Schweif beobachtet, das in verschiedenen Farben glänzte. — E» hat Jemand neuerdings ein Rechenexempel ausgestellt, nach welchem die Sächs. Lehrer überhaupt keine Schule haben, weil der Schlaf, die Feiertage, Vie Ferien rc. die ganze Zeit de» Jahre» in Anspruch nehmen. Die französischen Lehrer sind da etwa» schlechter dran und müssen mehr arbeiten; denn sie haben nur 218 schulfreie <wirkl.) Tage und 149 Arbeitstage, voraus gesetzt, daß überhaupt die Kinder die Schule be suchen, da dort ein Schulzwang nicht besteht. *** Große» Aussehen erregt die Verlobung einer angesehenen Londoner Dame mit einem Zulukafferhäuptling, der in London Schau stellungen mit Zulukaffera leitet. — Der Herr Geh. Hofrath Prof. vr. Kirchner, Direktor de» landw. Institut» in Leipzig, ist zum Rektor Vieser Universität auf 1899/1S00 erwählt und ernannt worden. — Der Direktor der landwirth- fchaftlichen FeuerverstcherunaSgenossenfchatt, Herr Max Schumann in Dresden, feierte den IS. Lugsst da» 25jährige Jubiläum als Beamter dieser Genossenschaft. — Ein« Trinkanstalt in wurden verhaftet, «egen 1 Uhr war die Ruhe wieder hergestellt. Renaes, 20. August. Man glaubt, daß Labori morgen der Verhandlung de» Kriegs gerichts werde beiwohnen können. London, 21. August. Die „Time»" meldet au» Johannesburg unter dem vorgestrigen Datum: Der Commissionsbericht über die Dynomitfrage hat eine Spannung in den Be ziehungen zwischen dem Oranje-Freistaat und der südafrikanischen Republik hervorgerusen. Der Frei staat ist fürveseitigung de» Vertrage» mit derDyna- mitgesellschast und betrachtet den Commission»- bericht al» einen Bruch der früheren Versprechungen. Namen« de» Freistaate» hat Fischer energisch Protest erhoben. Wolmarau» ist von Pretoria nach Bloemfontein abgereist, um mit dem OranjS- Freistaat in der Angelegenheit zu unterhandeln. In Transvaal rechnet «an mit Sicherheit darauf, daß die Mehrheit de» BolkSraad» sich gegen die Aufhebung de» Vertrage» mit der Dynamit gesellschaft aussprechen «erde. Petersburg, 20. Aug. Die „Nowosti" berichten über die Rede Seiner Majestät de» Kaiser» bei St. Privat, führen die den beiden Heeren geltenden Worte an und fahren dann fort: „Diese in einem so feierlichen Augenblicke von dem Kaiser gezollte Anerkennung wird ohne Zweifel in Frankreich nach Gebühr gewürdigt werden. Der Kaiser konnte auch nur von den Heldenthaten seiner Truppen sprechen, allein er verstand e», in einem lobenden Worte beide glänzende Armeen zu vereinigen und somit noch einen weiteren Schritt zur Annäherung beider großer Nationen zu thun". — Der „Herold" sagt, die schönen, versöhnlichen Worte, welche der Kaiser gesprochen habe, würden nicht wirkungslos bleiben. Kapstadt, 20. August. (Meldung de» Reuterschen Bureau».) 7*/, Schiffsladungen Kriegsmaterial wurden in Port Elisabeth ange schifft und nach Aliwal-North gesandt zu Ber- theilung im Orange-Freistaat. Der Vorgang wird hier lebhaft besprochen. Vermischtes. — Von den Kaisertagen werden folgende Anekdoten nachgeholt: Als in Remscheid auf der Sperrmauer ein Fräulein Paß dem Kaiser einen Blumenstrauß unter Vortrag eines poetischen Grußes überreichte, sagte der Kaiser: „ES war sehr schön, ich danke Ihnen, und e» thut mir nur leid, daß ich Ihnen nicht in Versen antworten kann." — Eben dort wurde dem Kaiser eins seiner vielen Pathenkinder vorgestellt, nämlich der siebente Knabe des Arbeiter» Kirschner. In schmucke Matrosenuniform gekleidet und einen Blumenstrauß in der Hand, trug der Kleine dem Kaiser ein kurzes Gedicht vor. Al» er seinen Blumenstrauß nicht gleich hergeben wollte, sagte der Kaiser: „Ja, wa» der Deutsche ein mal hat, das hält er auch fest!" Für den Kleinen wurden 50 Mk. zur Anlegung auf der Sparkasse überwiesen. — Am Sonnabend Abend trug bei der Serenade in Billa Hügel auf den speziellen Wunsch de» Kaiser» der Männergesang verein „Konkordia" da» Lied „Der Reiter und sein Lieb" von Edwin Schultz vor, in das der Kaiser selbst mit einstimmte. Als die Sänger geendet, rief der Monarch „Da oapo. Laßt eS uns noch einmal singen!" Und nun schlug der Kaiser leise den Takt dazu. Nach dem Konzert, an dem, wie mitgethrilt, da» Essener städtische Orchester und die beiden bei dem Kaiser-Gesang wettstreit in Kassel preisgekrönten Gesangvereine Konkordia und Essener Männergesangverein zu« sammrnwirkten, unterhielt sich der Kaiser längere Zeit mit dem Dirigenten. Er sagte u. A. er freue sich, daß in Essen neben der Fabrikation der Kanonen auch die Gesangskunst in so hervor ragender Weise gepflegt würde. Er interessiere sich sehr für Männergesang, mehr wie für ge mischten. Ferner rühmte der Kaiser den zum KaiserpreiSstngen in Kassel erbauten Saal, dessen Größe und vorzügliche Akustik und gab de« Wunsche Ausdruck, daß jede Stadt einen solchen Saal besitzen möge. Dann bemerkte er, daß die beiden Essener Verein« in Kassel sehr gut abge schnitten und srug, zum Vorsitzenden Korn ge wandt, ob er nicht bemerk habe, daß sie das Publikum daselbst für sich gehabt hätten. Sie hätten da» Lied „natürlich, einfach, frisch" ge sungen, wohingegen die Lehrervereine dasselbe mehr „künstlerisch" aufgefaßt hätten. - Eia schwere» Sittlichkeit-Verbrechen ist in Charlottenburg verübt worden. Die 22 Jahr, alte Arbeiterin Lina H. au» der Orangenstraße wache nach 10 Uhr in der Nähe der Schloßbrücke Ku f«h» trunkenen Männer» Baiern hat für Denjenigen, der in einem Jahre da» meiste vier vertilgt, — bez. der am besten trinken kann —, 500 Mark Prämie und ei« Diplom ausgesetzt.