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18VA Sachsen. Dresden, 18. August. Die Söhne Sr. König!. Hoheit de» Prinzen Friedrich August, die jungen Prinzen Georg, Friedrich Christian und Ernst Heinrich, sind, begleitet von dem per sönlichen Adjutanten Rittmeister v. Tümpling und ihrer Gouvernante, gestern Abend nach Bad Münster am Stein alMreist, woselbst die Prinz- lichrn Kinder einen etwa vierwöchigen Aufenthalt nehmen »erden. Ihre Kaiser!, und Kgl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August gedeukt Anfang September ebenfalls dort rinzutreffen. vischosöwerda. Wir wir in Erfahrung gebracht haben, unternimmt am Sonntag, den 27. d-, der Hauptbezirk Dresden de» großen „Deutschen Radfahrerbund««- «ine Propaganda ausfahrt in unsere Stadt. Die einzelnen Bezirke und Ortschaften de« Hauptbezirks sind ange wiesen, ihre Fahrten nach hier so einzurichten, daß um 9 Uhr gemeinsa« der Baltenberg besucht werden kann. Bischofswerda, 21.August. Beleuchtet die Treppen! Mit dem früheren Eintritt der Dunkelheit macht sich jetzt wieder die Ve- leuchtuog von Haurflureu und Treppen noth« wendig. Wie unsicher und gefährlich ein Gang in einem unbeleuchteten Hause ist, wird wohl schon Jeder erfahren habe», girbt «S doch mit unter Häuser, in denen selbst am hellsten Tage die Treppen vollständig in tiefe» Dunkel gehüllt sind. Die HauSwirthe haben die Pflicht, mit dem Eintritt der Dunkelheit Hausflur und Treppen zu beleuchten, und ein etwaiger Unglücks fall kann unter Umständen für sie die größten Unannehmlichkeiten zur Folge haben. — Nachdem nunmehr die Ernte im Gange ist, empfiehlt e» sich für alle Landwirthe, den gewonnenen Erntesegen gegen FeuerSgrfahr zu versichern. Die Erfahrung hat gelehrt, daß nach der Ernte die Brände sich unheimlich mehren. Mancher kleine Gutsbesitzer ist schon durch Brand schaden an den Bettelstab gekommen, weil er nicht versichert oder die abgeloufene Versicherung nicht rechtzeitig erneuert hatte. — Nach Falb haben wir für die nächste Zeit trockenes Wetter zu erwarten. Der 21. ist ein kritischer Termin erster Ordnung, der jedoch wegen der vorausgehenden Trockenheits-Tendenz erst vom 23. an durch zahlreiche Gewitter mit bedeutenden Niederschlägen zur Geltung kommen dürfte. In Folge der Gewitter geht dann die Temperatur wieder zurück. Darauf ist bi« zum 10. Sept. Trockenheit wahrscheinlich, so daß sich der kritische Termin de« 5. Sept, (zweiter Ord nung) nur schwach markiren dürfte. < — Allen kommenden Herbst zur Einstellung' gelangenden R< k ruten dürste die Mittheiluna der Einstellungstermine willkommen sein, wob« gleichzeitig wiederholt darauf aufmerksam gemacht sei, daß sie — wie schon erwähnt — in diesem Jahre zum ersten Male direkt bei ihren Truppen« theilen einzutreffen haben. Der Einstellungs termin ist für die der Kavallerie zugetheilten Mannschaften der 7. Oktober, während Infanterie, Grenadiere, Jäger, Pioniere, Train und Feld artillerie am 14. Oktober eintreffen müssen. Die zur Fußartillerie Ausgehobenen haben am 11. Oktober in Metz, die zum 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 Ausgehobenen am 12. Oktober in Straßburg einzutreffen. Gestellungsbefehle werden Ende diese« oder Anfang nächsten Monats aus« gegeben. — Die 3. Klasse der 136. königl. sächs. Landeslotterie wird am 4. und 5. September gezogen. — An den Ein- und AuSgängen nach und von den Bahnsteigen werden oft, selbst bei dem größten Andrange, von einer Person manch mal mehrere Fahrkarten vorgezrigt, für Mit reisende Bekannte, Familienangehörige usw., die dem Borzeiger der Karten Nachfolgen sollen. Das sollte man vermeiden. Denn nicht allein erschwert man dadurch dem Bahnsteigschaffner seinen Dienst, sondern eS entstehen dadurch auch Verzögerungen für die anderen Reisenden, Jeder mann sollte seine Karte selbst vorzeigen! —* Von Seiten deS Publikum» sind mehr fach Wünsche nach einer vereinfachten Bezeich nung für solche Telegramme laut geworden, von denen der Aufgeber wünscht, daß sie nicht während der Nachtstunden an den Empfänger auSgrhändigt werden. Die Reichs-Telegraphen verwaltung, sowie die Telegraphenverwaltungen in Baiern und Württemberg habm diesen Wünschen durch den Erlaß einer Bestimmung Rechnung getragen, wonach alle Telegramme, welche vor der Aufschrift die Bezeichnung (Tage») tragen, während der Zeit von 10 Uhr Abend bis 6 Uhr Morgen» nicht zur Bestellung gelangen. Für den Vermerk (Tage») wird die Gebühr für ein Wort erhoben. T — In Strehla (Elbe) wird am 21. August eine Stadt-Fernsprecheinrichtung in Be trieb genommen. Zum Sprechverkehr mit ihr sind sämwtliche Stadt-Fernsprecheinrichtungen de» Ober - PostdirektionSbezirk« Dresden zugelaffen. Die Sprechgebühr beträgt von Deuben (Bez. Der sächsische GrMIsr. Gei« » Pari«, 19. August. In der Rue Chabrol ist die Lage unverändert. Am Vormittag war die Absperrung aufgehoben. Bon Mittag an erging jedoch ein strenger Befehl. Die Ein schließung de« Hause«, indem Gnörin sich ver schanzt hat, »ird auf» Str«,sie durchgeführt. Die Rue Chabrol ist völlig abgesperrt. * Pari«, 20. August. Gestern Abend kam e« in der Gegend der Rne Chabrol infolge der Jnsultiruug der Polizeiageaten durch einige Individuen zu Kuudgebung«. Die gereizten Agenten drängten die Menge gewaltsam zurück. Einige zwanzig Verhaftungen wurden vor genommen, von denen indessen nur zwei aufrecht erhalten wurden. * Paris, 20. August. Die Morgenblättrr besprechen die Aussagen Cuiaaet'S vor dem Kriegsgericht in RenneS und »erlangen, daß volle Klarheit geschaffen »erde. „Petite RSpublique" meint, Oberst Schneider hab« in einem Telegramm an den Vorsitzenden de« Kriegsgericht« Jouaust sein Dementi hinsichtlich de« ihm vom General Mercier zugeschriebenen Briefe« bestätigt. Das selbe Blatt glaubt zu »ifsen, daß die Regierungen von Frankreich und Oesterreich-Nngarn geneigt seien, den Erklärungen Cuiguet'S keinerlei Be deutung beizumessen. — Da« „Echo de Paris* sagt, au« dieser Aussage geh« hervor, da« ein Aktenstück vorhanden sei, »elchr« da« Kriegs gericht nicht gekannt habe, und au« dem die Organisirung eine« umfangreichen von den au«- wärtigen Attache» geleiteten SpionagenetzrS hrrvorgeht sowie die Beweise dafür, daß zwischen mehreren französischen Persönlichkeiten und aus wärtigen Botschaftern über die DreyfuS-An gelegenheit Verhandlungen stattfanden. * Pari«, 20. August. Das „Journal osficiell" veröffentlicht rin Dekret, durch welches das Pasteur'sche Institut in Pari« zur Her stellung von Antipest-Serum ermächtigt wird. Zur Affäre Labori meldet das „Wolff'sche Tel.-Bur." au« Renne«: Der Attentäter ist ergriffen worden. Die Festnahme erfolgte in Dol. Der Verhaftete nennt sich Glorot und girbt an, aus CStes-du-Nord za stammen. Er hat bereits seine That gestanden. Aus Pari« und Renne« liegen bi» jetzt nur wenige telegraphische Nachrichten vor, auS denen zu ersehen ist, daß dev wirkliche Verbrecher, der den MordansaU ästs deN Bertheidiger Labori verübte, noch immer nicht verhaftet wurde. Die betreffenden Meldungen lauten : RenneS, 18. August. Der unter dem Verdachte, den Mord anschlag gegen Labori begangen zu haben, ver haftete Glorot wurde vom Untersuchungsrichter einem Verhör unterworfen. Oberst Picquart, sein Schwager Gast, sowie der Gärtner Delahaye und andere, die den Thäter gesehen haben, erklärten mit Bestimmtheit, daß Glorot nicht der Mann sei, den sie verfolgt hätten. Indessen bleibt Glorot noch in Haft. Da» Signalement des Thäters ist in mehreren Tausend Exemplaren vervielfältigt worden und wird überallhin ver breitet, um die Verfolgung zu erleichtern. — Wie weiter au« RenneS gemeldet wird, ist der Gewohn- heitSsäufer und Landstreicher Glorot kürzlich zum sechsten Male aus der Irrenanstalt entlassen worden. Er hielt in einem WirthShause in Dol Reden, auS denen hervorzugehen schien, daß ihm der Attentäter bekannt sei. Vor den Gendarmen erklärte er, selber der Urheber de» Attentates auf Labori zu sein und beharrte dabei in allen folgenden Vernehmungen. Das Aeußere GlorotS stimmt aber nicht mit dem Signalement deS wirklichen Mörders überein. * RenneS, 20. August. Gestern wurde hier eine Frau verhaftet, welche um eine Ein trittskarte zu den Verhandlungen de» Kriegs gericht« nachsuchte, um, wie ste sagte, DreyfuS zu tödten. Man glaubt, daß e» sich um eine Geisteskranke handelt. — Gestern früh war hier eine Frau verhaftet worden, von der man zuerst annahm, daß sie mit dem Mordanschlag auf Labori in Verbindung stehe; nunmehr hat sich herauSgestellt, daß die» nicht der Fall ist. * Konstantinopel, 19. August. DaS armenische Patriarchat protestirte energisch gegen die fortgesetzten Verhaftungen angeblich verdäch tiger Armenier, unter denen sich selbst Kinder befinden. »7 22. früh nach dem Reuen Palat« zurückkehren. Da« Unwohlsein de« Prinzen dürste auf eine Erkältung zurückzuführe« sein. Potsdam, 18. August. Die Erbprinzrssin von Wied ist heute vormittag von einem Prinzen entbunden »orden. Berlin, IS. August. Da« preußische Ab- geordnrtenhau« lehnte bei der dritten Lesung der Kanalvorlagr den Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage mit 235 gegen 147 Stimmen und danach den Bau de» Dortmund- Rhein-Kanal«, sowie die Ergänzungsbauten am Dortmund - Em« - Kanal mit 275 gegen >134 Stimmen ab. Damit ist die Kanalvorlage endgültig gefallen. Frankfurt a. M., 19. August. Die „Frank furter Zeitung* meldet; der Kaiser habe nicht allem durch mündliche Aeußrrungen, sondern auch durch schriftliche Instruktionen festgelegt, daß er in der Ablehnung der Kanalvorlage durch die Conservativen die Opposition gegen ihn persön lich al« den König, sowie einen ihm angebotrnen Kamps um die Autorität der Krone erblickt, den aufzunehmen und durchzuführen er fest ent schlossen ist. Eine Revision de« ganzen Ver hältnisse« der Krone zu den Conservativen und dementsprechende Aenderungen innerhalb der Regierung seien unausbleiblich. Köln, 19. August. Wie die „Köln. Ztg.* auS Aachen meldet, stiftete der Geh. Kommerzien- rath OSkar Ercken« au« Anlaß seiner goldenen Hochzeit 100,000 Mk. zur Unterstützung treuer, invalider Beamten seiner hiesigen Firma, ferner 35,000 Mark für verschiedene Institute und Vereine, sowie für die Arbeiter seines Etablisse ment». — Die „Köln. BolkS-Ztg.* meldet, der Weihbischof will morgen die Messe lesen. Seine Wunde ist gut geheilt. Eine Versammlung deutscher Ohrenärzte und Taubstummenlehrer findet am 16. September, zwei Tage vor der 71. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, in München statt. (Sozialdemokraten in Schul kollegien.) In der „Hilfe* wird eine amt liche Anweisung an die schleswig-holsteinischen Schulvisttatorien veröffentlicht, in der rS heißt: Die Enthebung der Sozialdemokraten von ihrer Funktion als Mitglied des Schulkollrgium« hat dann jedeS.mal zu erfolgen, wenn sie es unter lassen, dahin zu streben und dafür zu sorgen, daß die Heranwachsende Jugend nicht nur in den für daS bürgerliche Leben nöthigen allgemeinen Kenntnissen und Fertigkeiten unterwiesen, sondern auch zu gottesfürchtigen, sittlichen und vater landsliebenden Menschen erzogen wird. Der Parteitag der österreichischen Sozial demokratie findet am 24. September in Brünn statt. Hier soll die Stellung der Sozialdemo kratie zum Nationalitätenstrett in Oesterreich be sprochen und da» Festhalten an der deutschen Sprache als Verkehrssprache gefordert werden. Der Advokatenklub in Pest sandte an Labori folgende« BegrüßungStelegramm: „DaS abscheuliche Attentat hat auch uns ins Herz getroffen. Die Kugel war gegen daS heiligste Recht der Menschheit, gegen die Freiheit und den Schutz der Gerechtigkeit gerichtet. Wir zittern für Sie und die Gerechtigkeit. Wir wünschen beiden innigste Heilung.* Pari», 19. August. Ueber die Rede deS deutschen Kaisers bei der Enthüllung des Krieger denkmals bei St. Privat schreibt Cornely im „Figaro*: Der Kaiser sagte mit dem herrlichen Gedankenschwunge, der ihm eigen ist: „Wenn unsere Fahnen sich über den Gräbern neigen werden, so werden ste auch die Gräber unserer Gegner grüßen." Also nicht weniger als 30 Jahre nach dem erbitterten Kampfe grüßen und bewundern sich Sieger und Besiegle. Welche Lehren können die Franzosen, die desselben Vater landes sind, und die sich hartnäckig befehden, auS diesen Worten ziehen!" Paris, 17. August. Acht brr Gruppe der nationalen Bertheidigung angehörige Deputirte, unter ihnen Berry, Drumont, La FerronayS traten Nachmittag im Palais Bourbon zu sammen und beschlossen, sich brieflich an alle Deputirte zu wenden und sie aufzufordern, die vorzritige Einberufung des Parlaments zu fordern. Paris, 19. August. Wie verlautet, hat daS Kriegsgericht in RenneS beschlossen, da von Oberst Schneider für gefälscht erklärte Schriftstück in einer geheimen Sitzung zu prüfen. — Der antisemitische Agitator RögiS, der be fürchtete, verhaftet zu werben, ist nach Brüssel geflohen. — In der Rue Chabrol werden jetzt die Mündungen der Kloaken bewacht, um einen etwaigen versuch GuörinS, durch die Kloaken zu entfliehen, zu verhindern.