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Ä Zur Frage der Waarenhäuser. Die Frage der großen Waarenhäliser, das heißt deren Beschränkung und Bekämpfung durch entsprechende Besteuerung zu Gunsten der Spezial« und Kleingeschäfte, zieht immer weitere Kreise, und daß daS Recht der Beschränkung dieser die mittleren und kleineren Geschäfte bedrohenden Waarenhäuser immer allgemeiner anerkannt wird, beweist die für alle Interessenten sehr beherzigens« werthe Zuschrift eines Sachkenners an daS Berliner Tageblatt. In dieser Zuschrift heißt eS: „Ich selbst war mehrere Jahre hindurch in einem ersten Waarenhause in leitender Stellung thätig und halte mich daher auch für berechtigt, ein Wort zu besagter Frage mit rinzuwerfen. Daß daS WaarrnhauS Bortheile bietet, ist zwar nicht abzuweisen, doch sind die Bortheile sehr zweifelhafter Natur. ES ist nämlich erwiesen, daß ein WaarrnhauS, daS ausschließlich erste Maaren liefert, in der That nicht billiger ist und es nicht sein kann, als ein Spezialgeschäft. Der Hauptvortheil ist wohl die Bequemlichkeit, in einem Hause verschiedene» Bedürfnissen Rechen schaft tragen zu können. Der PreiSvortheil liegt wohl nur da vor, wo e» sich um Lock- oder Reklame artikel handelt, durch die daS große Publikum veranlaßt wird, daS GeschästSlokal zu betreten, und es ist Thatsache, daß die Kunden dann auch andere Artikel kaufen, die durchaus normale Preise aufweisen. Die Nachtheile sind weit schwerwiegender, denn wir haben in den ver schiedensten Branchen durch den Druck, den die Waarenhäuser auf die Fabrikanten auSüben, viel Schundwaare auf den Markt bekommen, die die Spezialgeschäfte ohne Konkurrenz der Waaren häuser niemals kennen gelernt hätten. Dann kommt noch hinzu, daß der Käufer in einem Waarenhauie bei Weitem nicht die Auswahl in jedem einzelnen Artikel findet, wie in einem Spezialgeschäft. WaS nun die Angestellten eines solchen WaarenhauseS anbetrifft, so halte ich deren Stellung durchaus nicht durch eine Be steuerung der Waarenhäuser sür gefährdet; denn die Waarenhäuser werden trotzdem fortbestehen, und daher müssen sie auch Personal haben. Die Personal-Kopfsteuer bringt auch nicht einmal Schaden für da» Personal mit sich; die Chefs werden den Angestellten gegenüber immer nur nach demselben Systeme verfahren wie bisher, denn schon jetzt wird in einem Waarenhaus jede nur entbehrliche Person, ohne daß manchmal nur die geringste Veranlassung vorliegt, plötzlich entlassen. Woraus besteht daS heutige Personal der Waarenhäuser? Zwei Drittel der Personen in ersten Stellungen sind frühere selbständige Kaufleute, die fallirt haben und heute, um ihr Leben zu fristen, ihrer Stellung nach für ein Butterbrod arbeiten. Diese Leute sind eS auch, die dem Fortkommen jüngerer Kräfte, hindernd im Wege stehn, indem sie alle höheren Ansprüche aufgeben au» Furcht vor einer Kündigung. Dann ist auch die Ansicht de» Chefs, ich citire den ersten Chef eines großen Berliner WaarenhauseS, oft die, daß jede neue Kraft auch neue Ansichten und neue Einrichtungen, die von Nutzen sür sein Geschäft sind, mit hineinbringt und so ein häufigerer Personalwechsel der Herren in leitender Stellung geboten scheint. Direct unrichtig ist es, daß ein Herr in verschiedenen Branchen thätig ist und somit seine Kenntnisse erweitert, denn nur solche Herren machen diese „Carritzre", welche ihren Posten nicht ausfüllen können, und daher von einem Posten aus den andern geworfen werden". — Bis wann muß man zum diesjährigen Aprilquartal die Wohnung geräumt sein? Der 1. April ist diesmal der Sonnabend vor Ostern. Vorher geht am 31. März der Charfreitag und der 2. und 3. April sind wieder die Ostersrkertage. Der Miether ist erst verpflichtet, nach Beendigung de» Vertrages die MiethSlokalitäten zurückzugeben. Also erst, nachdem der letzte März verstrichen ist. Trotzdem wird der 31. März al» RäumungStag mit benutzt, und r» entsteht dies mal in der That dadurch eine Kalamität, daß der Quartalletzte aus einen Freitag fällt. Wenn nun auch daS sächsische Recht keine besondere Auszugsfrist, ResprktStage wie daS preußische Recht kennt, so wird diesmal doch die Nothwendigkeit einer solchen Auszugsfrist eintreten. An Sonn« und Festtagen darf nach 8 4 Absatz 8 des die Sonn«, Fest« und BußtagSkeier betreffende Ge setzes vom 10. September 1870 eine Räumung nicht erfolgen. Wer also den 1. April mit der Räumung nicht zurecht kommt, der muß sie am 4. April fortsetzen und beenden. Er muß aller dings, um seiner Pflicht zu genügen, am 1. April mit der Räumung, dem Einpacken und Räumen der Möbelstücke rc., soweit es möglich ist, beginnen, aber der HauSwirth muß eS sich gefallen lassen, daß diese Räumung erst am 4. April vollendet wird, wenn eS infolge der aus Quartalsschluß folgenden Feiertage an Transport mitteln fehlt und der Miether am 1. April seine Habe nicht mehr befördert bekommt. In diesem Falle liegt ein Verschulden des MietherS nicht vor und eS kann also auch nicht von Schaden ersatzansprüchen die Rede sein. — Zum nächsten deutschen Turntag in Naumburg a. S. sind im Ganzen 256 Abge ordnete zu wählen. Die höchste Zahl (46) ent sendet dazu unser Königreich Sachsen und zwar die Allgemeinen Turnvereine Dresden und Leipzig und der Turnverein Chemnitz je einen, während die übrigen 43 von den verschiedenen vater ländischen Turugauen (auf je 2000 steuerzahlende Mitglieder einen) gewählt werden. — Gesuche um Unterstützung aus der Stiftung zur Er richtung deutscher Turnstätten sind bis zum 1 Mai unter den üblichen Bedingungen, die aus dem Handbuche der deutschen Turnerschaft er sichtlich sind, bei Prof. Rühl-Stettin einzureichen. K Neustadt, 6. März. Die am letzten Bußtag von der hiesigen Kantorei veranstaltete geistliche Musikausführung kann als eine in allen ihren Theilen trefflich gelungene bezeichnet werden. Für die Ausführung derselben war die Mitwirkung des Orgelvirtuosen Herrn Maul und der Konzert sängerin Fräulein Margarete Bruck, beide aus Dresden, gewonnen worden. Die Darbietungen setzten sich aus drei Orgelvorträgen, LiSzt'S Fantasie und Fuge über B-a-c-h, Schumann'» Fuge über daS gleiche Thema und Rheinberger'» „Vision", gespielt von Herrn Maul, aus zwei gemischten Chören Hauptmann'S „Gott, heilige du selbst mein Herz" und „Ich weiß eS, Herr", sowie dem Quartett „Bethania" von Lassen, gesungen von der hiesigen Kantorei, einem Solo gesänge, Mendelssohn'« „Sei stille dem Herrn", dargeboten von Fräulein Bruck und dem größeren Musikwerke „Der Jüngling zu Nain" von R. Schwalm, vorgetragen von Herrn Maul, Fräulein Bruck und der Kantorei zusammen. Die Orgel vorträge zeichneten sich durch große Gewandtheit und peinliche Sauberkeit im Spiele aus. Die Darbietungen der hiesigen Kantorei erfreuten die Zuhörer durch ihre reine Intonation, ihre korrekte Textaussprache und ihre gefühlsinnige Vortrags weise und dse Vorträge von Fräulein Bruck ließen die bedeutenden Stimmmittel, gepaart mit trefflicher Schulung, zur vollen Entfaltung kommen. Der Reinertrag dieser Aufführung fließt der hiesigen Gemeindrdeakonie zu. — Gestern Sonntag fand im hiesigen SchützenhauSsaale rin Kinderkonzert statt, dessen Reingewinn für die Beschaffung einer Schulorgel verwendet werden soll. — Wie un» au» dem benachbarten LangburkerSdorf mitgethrilt wird, wurde dem dortigen dirigirenden Lehrer, Herrn Göllnitz, vom Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterricht» der Titel Oberlehrer verliehen und ihm die hierüber ausgefertigte Urkunde am heutigen Tage durch Herrn Bezirk»« schulinsptktor Schulrath Lehmann-Pirna im Beisein de» OrtSschulauSschuffe» überreicht. Königswartha. Am Donnerstag verschied auf seinem Schloff« hier der frühere LandrSälteste und KrriStagSabgeordnete Johann Ferdinand von Rabenau. Mit ihm scheidet ein Original Sachsen. Bischofswerda, 8. März 1898. — (Für Eltern und Vormünder.) Die Ostrrzrit naht und mit ihr der Zeitpunkt, zu welchem Tausende von jungen Leuten aus der Schule entlassen werden und in die Lehre treten. Au» diesem Anlasse erinnern wir daran, daß r» sich sowohl im Interesse der Eltern, al» auch der Lehrhrrren empfiehlt, den Lehrvertrag schriftlich zu schließen, da beide vertragschließende Thrile nur dann die in den 88 130 und 132 der Reichsgewerbeordnung gedachten Rechte und Ansprüche, al» -. B. die zwangsweise Zurück führung eine» der Lehre entlaufenen Lehrling» oder dir Gewährung einer Entschädigung für den Fall einseitiger Aushebung de» Lehrvertrage», feiten» de» Lehrherrn oder de» Lehrling» nur dann geltend machen können, wenn der Lehrver trag schriftlich geschloffen ist. Anlage zu Ar. 28 des sächsischen Lrzählers V Bischof-Werda, de« S. MSrz 18VV. au» der Welt, da» früher viel von sich reden M machte. Herr von Rabenau war einer der reich- M sten Grundherren in Sachsen und besaß auch in W Preußen viele Rittergüter, die er hauptsächlich W zur Fischzucht benutzte, denn er bewirthschastrtt W ungefähr 300 Teiche. In früheren Jahren war H er sächsischer Kammerherr, doch lud man ihn H nicht mehr zu Hofe, al» seine Liebesabenteuer W Aergerniß erregten. Bekannt ist, daß er einen i seiner Bediensteten dazu bewog, sich von seiner 1 Frau scheiden zu lassen, um sie zu seiner Gr« 5 liebten zu machen. Ein Sohn, der diesem zarte« 4 Berhältniß entsproß, sollte später legitimirt werden, starb aber vor seinem Vater. Wem nun H die reiche Erbschaft, die elf Rittergüter umfaßt, D zufallen wird, ist noch ungewiß. Dresden. Hochbetagt sind zwei Männer gestorben, deren Namen in Sachsen eine« gute« Klang haben. Sanft entschlief im Alter von 76 Jahren Rechtsanwalt Stadtrath Kretzfchmar. Er war am 8. MSrz 1823 hier geboren. Unter seinen Kollegen war er hochgeschätzt, bei dem rechtsuchenden Publikum allgemein beliebt. Der Dresdner Anwaltverein ernannte ihn zu seinem Ehrrnmitgliede. Als er 1888 auS dem Rath»- kollegium schied, widmeten „Dem treuen Anwalt der Dresdner Lehrerschaft" die Direktoren, Lehrer und Lehrerinnen der städtischen Volks« schulen eine kunstvolle Adresse in Würdigung L seiner Verdienste um die Hebung der Dresdener < Lehrerschaft. In der Zweiten Ständekammrr § gehörte er von 1868 bis 1874 dem sächsischen Kammersortschritt an. Von seinen beiden Söhnen ist der ältere Bergamt»dirrktor in Frei berg und der jüngere Mitglied des hiesigen RathSkollegiumS. — In demselben Alter wie Rechtsanwalt Kretzschmar starb Oekonomierath Eulitz, Gutsbesitzer in Pulsitz. Derselbe war 1823 geboren. 1897 feierte er sein 50jährige» . WirthschaftSjubiläum, bei welcher Gelegenheit er den Titel eine» OekonomierathrS erhielt. Al» junger Landwirth unternahm er Reisen nach England, um im Interesse der heimischen Land- wirthschaft englische Verhältnisse kennen zu lernen. Mit dem bekannten Geheimrath Reuning gab er eine Schrift über die Kalkgewinnung im Königreiche Sachsen heraus. Dem Erbländischrn ritterschaftlichen Kreditverein, den er mitbegründet hatte, gehörte er bis an sein Lebensende al» Vorstand an. In der Zweiten Ständekammer war er 12 Jahre als Mitglied der konservativen Fraktion thätig. Bei den letzten Wahlen lehnte er eine Kandidatur ab. Er war in der Kammer der Nachfolger des verstorbenen Abgeordneten Güther-Saalhausen. Eulitz starb nach kurzer Krankheit, betrauert von der Gattin und zahl reichen Sühnen, die sich sämmtlich in hoch geachteten Lebensstellungen befinden. Dresden, 6. März. Der vom hiesigen Friedrichstädter Bahnhofe früh gegen 3 Uhr ab gehende Güterzug nach Elsterwerda ist heute auf der freien Strecke zwischen Böhla und Großen hain zerrissen. Der abgetrennte Hintere ZugS- theil ist im Lausen geblieben und einmal durch die große Last, dann auch infolge des Gefälle» dieser Strecke begünstigt, so rasch vorwärt» gegangen, daß er in nächster Nähe des Bahn hofes Großenhain auf den voraufgefahrenen vorderen ZugStheil auffuhr. Leider ist der Anprall so stark gewesen, daß dabei 15 Güter wagen «ehr oder weniger beschädigt worden sind. Glücklicherweise sind Personen nicht ver- letzt worden, auch ist eS möglich gewesen, den Verkehr in vollem Umfange aufrecht zu erhalten. Der Materialschaden beläuft sich auf 70,000 bis 100,000 Mark. In der Gemrinderath«sitzung zu Lockwitz 1 wurde ein Antrag ringebracht und einstimmig ge« . ! nehmigt, daß bei dem Straßenbaue Niedersedlitz- ! Lockwitz keine Czechrn zu beschäftigen und die . Unternehmer vorkommenden Falles mit ent sprechender Geldstrafe zu belegen sind. Leipzig, 6. MSrz. Im Fremdenzimmer de» Gasthofes zur goldenen Krone im Stadt- theil Lindenau geriethen gestern Abend der 4 Arbeiter Michael Wolf und der Fleischer Boy H »egen «ine» Stück Brote» in Streit, in dessen M Verlauf der Fleischer dem Arbeiter eine Ohrfeig« H gab. „Dir Lump will ich ein» ««»wischen!" Z war die Antwort de» letzteren und mit dem al»- H